Pflerscher Tribulaun, 3096m
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Nachdem ich den Sommer zu früh abgeschrieben hatte, meldete sich der Goldene Oktober mit aller Macht, um mich noch einmal in die Berge zu locken. Nun sollte es zum Abschluss der Saison etwas Besonderes sein, und wer sich auf einem Berg in der Nähe des Brenners umschaut, der weiss, warum der Tribulaun die meisten Bergsteiger faszinieren muss: Dieser Kalkkegel stellt wohl einen der eindrucksvollsten Felskolosse der Alpen dar.
Ausgangspunkt ist ein Parkplatz oberhalb Pflersch-Stein auf ca. 1450m, der im Herbst angefahren werden darf. Von hier sind es gut 2 Stunden auf einem gemütlichen Steig bis zur Südtiroler Tribulaun-Hütte. Leider konnte mir in Pflersch keiner definitiv sagen, ob ein Winterraum in der bereits nicht mehr bewirtschafteten Hütte vorhanden sei. Daher ging es gegen 6 Uhr morgens nach einem kalten Auto-Biwak bei wenigen Grad über Null mit Stirnlampe los. Der Nordwind blies nicht nur den Nebel über den Brennerpass, sondern auch recht kalte Luft über das Sandesjöchl; da habe ich mich sehr über ein kleines Feuerchen gefreut, das ich mir in dem doch zugänglichen Ofen machte.
Als dann gegen 9 die ersten Sonnenstrahlen mein Refugium erreichten, machte ich mich auf dem vom Hüttenzustieg deutlich sichtbaren Weglein auf der anderen Seite des kleinen Hochtales auf den Weg zur Einstiegsschlucht. Der Geröllkegel am Beginn und die glattgewaschenen Felsen am Grund lassen mich vermuten, dass man bei einsetzendem Regen an dieser Stelle echte Probleme bekommen wird. Wahrscheinlich nicht nur deswegen zweigt die Route recht bald nach links in die unangenehm brüchigen Felsen ab, um ein kleines aber etwas ausgesetztes Gratstück zu gewinnen. Dieses wird direkt unschwer überklettert, um zum unteren Geröllfeld zu gelangen. Verwundert über die Vielfalt der Gesteinstrümmer mühte ich mich erst nach links haltend und dann gegen die obere Fortsetzung der Schlucht nach rechts empor, um zu Beginn der Rinne wiederum die linken Begrenzungsfelsen zu erklettern. Nach einigen Höhenmetern erschien es mir einfacher, am Grunde der Schlucht weiter zu machen, dann mal wieder links. Eigentlich kommt man überall vorwärts bis zu einer Wand, unter der man nach rechts auf glatten Platten zu einem Band ausweicht, dass weiter nach rechts horizontal in die steile Flanke hinaus zieht. Am Ende geht es über ein paar Felsstufen auf ein höher gelegenes und deutlich ausgesetzteres (!) Band, das zurück nach links zum oberen kleineren Geröllfeld führt. Wieder auf einem richtigen Pfad stieg ich so rasch zu einer Art Joch empor, von dem sich der Blick nach Österreich auftut.
Zeit für eine Pause! Auch wenn ich an dieser Stelle bereits die meisten Höhenmeter hinter, d.h. unter mir gelassen hatte, schien der Gipfel immer noch sehr fern - der Tribulaun präsentiert hier seine unnahbare Nordwestflanke. Im Norden locken der Habicht und die Serles, den Horizont bilden Wetterstein-Mieminger und Karwendel. Viel zum Schauen also, doch weiter: auf der österreichischen Seite - nach Norden ausgerichtet und zum Glück trotz der Jahreszeit fast völlig schneefrei - stieg ich anfangs auf einem recht breiten Rücken, meist mit Vorteil auf dem Grat zu einer schönen Aussichtskanzel und weiter mit etwas Auf und Ab vorbei an bizarren Felstürmen in Richtung Südostflanke des Tribulauns. Hier wurde es unterhalb des ersten großen Turmes wegen eines gefrorenen Altschneefeldes etwas unangenehm. Hinterher taten mir die Zehen vom Stufen-Treten weh... Ich wusste aber, dass nach dieser Stelle Schnee kein Problem mehr darstellen würde: auf einem weiteren Band gelangte ich in die sonnenbeschienene Südseite. Dafür ging es nun jedoch allmählich felstechnisch zur Sache.
Bei einem großen Steinmann steigt man gerade empor und weiter oben entweder über die glatte Platte nach rechts oder weiter über brüchige Felsen etwas linkshaltend, bevor man dann nach rechts unter der senkrechten Wand zu einer Felsnadel gelangt. Wo diese sich an die Wand lehnt, konnte ich mich zu dem in die Südwand eingelagerten Geröllfeld vorarbeiten, wo man vorsichtig über abschüssiges und mit feinem Schotter ausgestattetem Gelände heikel zu einer weiteren Abfluss-Rinne in der Wand quert. Links davon hängt ein Drahtseil, mit dem eine überhängende Passage bewältigt wird.
Spätestens hier ist nun Schluss mit Kindergeburtstag! Nach zuerst noch einfachen Felsen werden mit einer kleingriffigen und sehr steilen Wand die Nerven erstmals gehörig auf die Probe gestellt. Man befindet sich auf dem richtigen Weg, wenn hin und wieder ein Haken in Sicht kommt.
Endlich in Gipfelreichweite erreichte ich so die von unten nicht sichtbare "Mulde", in der man entweder über Schnee oder über die linken sehr steinschlägigen Felsen zur letzten Prüfung aufsteigt. Ungefähr auf zwei Dritteln der Strecke zum Einschnitt, der einen Felsturm vom Gipfelaufbau trennt, befindet sich eine kleine Wand mit sehr schmalen Tritten, auf der ich zu einem zweiten Drahtseil hinaufturnte, das ebenfalls eine in meinen Augen sonst wirklich schwer zu meisternde Felspartie überbrückt. Nun ging es durch eine kaminartige Verschneidung nach rechts hinauf, bevor ich mit einem Absatz wieder leichteres Gelände erreichte. Von hier waren es nur mehr wenige Minuten in unterhaltsamer Kletterei auf den Grat und schließlich zum Gipfel mit einer atemberaubenden Aussicht.
Abschließende Bemerkungen und persönliche Einschätzung:
Obwohl der gesamte Aufstieg kaum ernsthafte Schwierigkeiten im klettertechnischen Bereich aufweist, stellt die Besteigung des Pflerscher Tribulauns ein ernstes Unternehmen dar. Auch wenn man nur an einigen Stellen den dritten Grad berührt, sollten nur routinierte Kletterer diesen Berg auf ihre Tourenliste setzen. Die Brüchigkeit des Fels (zum Glück ist die Qualität in den wirklich wichtigen Bereichen deutlich besser) und die Länge der Kletterpassagen zusammen genommen lassen den Vergleich zu den großen Dolomitenführen zu (Sorapiss, Cristallo oder Pelmo - wobei diese eher weniger schwierig sind). Von Vorteil ist der wenig abgegriffene Fels, die zumeist deutliche Markierung mit Steinmännern (nun sind es ein gutes Dutzend mehr) und dass die Route meist nach Süden exponiert verläuft. Ich stand am frühen Nachmittag, also nach gut 3 Stunden ab Hütte auf dem Gipfel - für eine Seilschaft würde ich daher mindestens 4 Stunden ab Hütte veranschlagen, wobei ich damit nicht ausdrücken möchte, ein besonders schneller Bergsteiger zu sein; wieder mal solo unterwegs brauchte ich lediglich keine Zeit für das Sichern aufzubringen.
Das Datum stimmt übrigens: Diese Tour habe ich vor nunmehr fast 4 Jahren gemacht. Ich gehe aber davon aus, dass sich an diesem wenig besuchten Gipfel kaum etwas verändert hat, und da dieser Berg hier bei hikr.org noch fehlte, habe ich meinen Bericht von damals aus dem DAV-Community-Forum kopiert.
Ausgangspunkt ist ein Parkplatz oberhalb Pflersch-Stein auf ca. 1450m, der im Herbst angefahren werden darf. Von hier sind es gut 2 Stunden auf einem gemütlichen Steig bis zur Südtiroler Tribulaun-Hütte. Leider konnte mir in Pflersch keiner definitiv sagen, ob ein Winterraum in der bereits nicht mehr bewirtschafteten Hütte vorhanden sei. Daher ging es gegen 6 Uhr morgens nach einem kalten Auto-Biwak bei wenigen Grad über Null mit Stirnlampe los. Der Nordwind blies nicht nur den Nebel über den Brennerpass, sondern auch recht kalte Luft über das Sandesjöchl; da habe ich mich sehr über ein kleines Feuerchen gefreut, das ich mir in dem doch zugänglichen Ofen machte.
Als dann gegen 9 die ersten Sonnenstrahlen mein Refugium erreichten, machte ich mich auf dem vom Hüttenzustieg deutlich sichtbaren Weglein auf der anderen Seite des kleinen Hochtales auf den Weg zur Einstiegsschlucht. Der Geröllkegel am Beginn und die glattgewaschenen Felsen am Grund lassen mich vermuten, dass man bei einsetzendem Regen an dieser Stelle echte Probleme bekommen wird. Wahrscheinlich nicht nur deswegen zweigt die Route recht bald nach links in die unangenehm brüchigen Felsen ab, um ein kleines aber etwas ausgesetztes Gratstück zu gewinnen. Dieses wird direkt unschwer überklettert, um zum unteren Geröllfeld zu gelangen. Verwundert über die Vielfalt der Gesteinstrümmer mühte ich mich erst nach links haltend und dann gegen die obere Fortsetzung der Schlucht nach rechts empor, um zu Beginn der Rinne wiederum die linken Begrenzungsfelsen zu erklettern. Nach einigen Höhenmetern erschien es mir einfacher, am Grunde der Schlucht weiter zu machen, dann mal wieder links. Eigentlich kommt man überall vorwärts bis zu einer Wand, unter der man nach rechts auf glatten Platten zu einem Band ausweicht, dass weiter nach rechts horizontal in die steile Flanke hinaus zieht. Am Ende geht es über ein paar Felsstufen auf ein höher gelegenes und deutlich ausgesetzteres (!) Band, das zurück nach links zum oberen kleineren Geröllfeld führt. Wieder auf einem richtigen Pfad stieg ich so rasch zu einer Art Joch empor, von dem sich der Blick nach Österreich auftut.
Zeit für eine Pause! Auch wenn ich an dieser Stelle bereits die meisten Höhenmeter hinter, d.h. unter mir gelassen hatte, schien der Gipfel immer noch sehr fern - der Tribulaun präsentiert hier seine unnahbare Nordwestflanke. Im Norden locken der Habicht und die Serles, den Horizont bilden Wetterstein-Mieminger und Karwendel. Viel zum Schauen also, doch weiter: auf der österreichischen Seite - nach Norden ausgerichtet und zum Glück trotz der Jahreszeit fast völlig schneefrei - stieg ich anfangs auf einem recht breiten Rücken, meist mit Vorteil auf dem Grat zu einer schönen Aussichtskanzel und weiter mit etwas Auf und Ab vorbei an bizarren Felstürmen in Richtung Südostflanke des Tribulauns. Hier wurde es unterhalb des ersten großen Turmes wegen eines gefrorenen Altschneefeldes etwas unangenehm. Hinterher taten mir die Zehen vom Stufen-Treten weh... Ich wusste aber, dass nach dieser Stelle Schnee kein Problem mehr darstellen würde: auf einem weiteren Band gelangte ich in die sonnenbeschienene Südseite. Dafür ging es nun jedoch allmählich felstechnisch zur Sache.
Bei einem großen Steinmann steigt man gerade empor und weiter oben entweder über die glatte Platte nach rechts oder weiter über brüchige Felsen etwas linkshaltend, bevor man dann nach rechts unter der senkrechten Wand zu einer Felsnadel gelangt. Wo diese sich an die Wand lehnt, konnte ich mich zu dem in die Südwand eingelagerten Geröllfeld vorarbeiten, wo man vorsichtig über abschüssiges und mit feinem Schotter ausgestattetem Gelände heikel zu einer weiteren Abfluss-Rinne in der Wand quert. Links davon hängt ein Drahtseil, mit dem eine überhängende Passage bewältigt wird.
Spätestens hier ist nun Schluss mit Kindergeburtstag! Nach zuerst noch einfachen Felsen werden mit einer kleingriffigen und sehr steilen Wand die Nerven erstmals gehörig auf die Probe gestellt. Man befindet sich auf dem richtigen Weg, wenn hin und wieder ein Haken in Sicht kommt.
Endlich in Gipfelreichweite erreichte ich so die von unten nicht sichtbare "Mulde", in der man entweder über Schnee oder über die linken sehr steinschlägigen Felsen zur letzten Prüfung aufsteigt. Ungefähr auf zwei Dritteln der Strecke zum Einschnitt, der einen Felsturm vom Gipfelaufbau trennt, befindet sich eine kleine Wand mit sehr schmalen Tritten, auf der ich zu einem zweiten Drahtseil hinaufturnte, das ebenfalls eine in meinen Augen sonst wirklich schwer zu meisternde Felspartie überbrückt. Nun ging es durch eine kaminartige Verschneidung nach rechts hinauf, bevor ich mit einem Absatz wieder leichteres Gelände erreichte. Von hier waren es nur mehr wenige Minuten in unterhaltsamer Kletterei auf den Grat und schließlich zum Gipfel mit einer atemberaubenden Aussicht.
Abschließende Bemerkungen und persönliche Einschätzung:
Obwohl der gesamte Aufstieg kaum ernsthafte Schwierigkeiten im klettertechnischen Bereich aufweist, stellt die Besteigung des Pflerscher Tribulauns ein ernstes Unternehmen dar. Auch wenn man nur an einigen Stellen den dritten Grad berührt, sollten nur routinierte Kletterer diesen Berg auf ihre Tourenliste setzen. Die Brüchigkeit des Fels (zum Glück ist die Qualität in den wirklich wichtigen Bereichen deutlich besser) und die Länge der Kletterpassagen zusammen genommen lassen den Vergleich zu den großen Dolomitenführen zu (Sorapiss, Cristallo oder Pelmo - wobei diese eher weniger schwierig sind). Von Vorteil ist der wenig abgegriffene Fels, die zumeist deutliche Markierung mit Steinmännern (nun sind es ein gutes Dutzend mehr) und dass die Route meist nach Süden exponiert verläuft. Ich stand am frühen Nachmittag, also nach gut 3 Stunden ab Hütte auf dem Gipfel - für eine Seilschaft würde ich daher mindestens 4 Stunden ab Hütte veranschlagen, wobei ich damit nicht ausdrücken möchte, ein besonders schneller Bergsteiger zu sein; wieder mal solo unterwegs brauchte ich lediglich keine Zeit für das Sichern aufzubringen.
Das Datum stimmt übrigens: Diese Tour habe ich vor nunmehr fast 4 Jahren gemacht. Ich gehe aber davon aus, dass sich an diesem wenig besuchten Gipfel kaum etwas verändert hat, und da dieser Berg hier bei hikr.org noch fehlte, habe ich meinen Bericht von damals aus dem DAV-Community-Forum kopiert.
Hike partners:
Elmo
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