Mittagplatte 1370 m - Medli 1496 m - Einsame Grattour über dem Churer Rheintal


Publiziert von Ivo66 , 3. April 2011 um 19:50.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum: 3 April 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1030 m
Abstieg: 1030 m
Strecke:Igis - P. 605 - P. 871 - Tritt - Mittagplatte - Medli - Schlund - Igis
Kartennummer:1:25'000 Schiers

Wer während der Fahrt durch das Churer Rheintal in der Gegend zwischen Landquart und Chur die Felswände auf der östlichen Talseite betrachtet, der wird sofort den grossen Sendermast auf einem der Felsköpfe entdecken. Nie haben wir uns bisher Gedanken über eine Begehung dieser Gratschneide gemacht, doch für heute kam uns keine Alternative in den Sinn. Etwas im Ungewissen in bezug auf die Verhältnisse zogen wir von Igis aus los und bereuten die ausgewählte Tour in keiner Minute. Erstaunlicherweise waren wir trotz der schnellen Erreichbarkeit fast und im Abschnitt zwischen Mittagplatte und Medli sogar ganz alleine unterwegs.

Der Aufstieg von Igis durch den steilen Trittwald bis auf die Gratschneide ist als alpine Route ausgeschildert und dementsprechend weiss-blau-weiss markiert. Ebenso trifft dies auf die folgende Gratüberschreitung bis zum Medli zu. Aus Zeitgründen mussten wir auf eine Fortsetzung zum Schiterberg verzichten; man darf die Länge der Tour nicht unterschätzen: Was auf der Landkarte nach einem kurzen Spaziergang aussieht, entpuppt sich in Wirklichkeit als ein ständiges Auf und Ab bei stetiger voller Konzentration, denn einen Fehltritt kann man sich auf dem schmalen Grat nicht erlauben. Heute kam etwas erschwerend hinzu, dass im Aufstieg von Igis viel, viel Laub auf dem schmalen Pfad lag und den Aufstieg nicht erleichterte.

Die Ausblicke auf der ganzen Tour sind sehr attraktiv, wie wohl bei den meisten Touren im Bereich des Rheintals. Dass man diese Alpinwanderung an einem 3. April bereits bewältigen kann, ist wohl aussergewöhnlich. Ein einziges Schneefeld in der steilen Ostflanke im Bereich des Medli, und wir wären zur Umkehr gezwungen gewesen. Die Route war heute aber vollständig schneefrei und weitgehend trocken. Bei Nässe muss hingegen von einer Begehung dringend abgeraten werden, denn die Pfade sind sehr schmal und zwar oft, aber natürlich bei weitem nicht durchgehend mit Drahtseilen oder Ketten versichert.

Schon fast südlich mutete der Abstieg durch den Schlund an; ein betörender Duft von Föhren lag in der Luft und immer wieder huschten Eidechsen durch das Laub und verschwanden flink in einer Felsspalte.

Routenbeschreibung (durchgehend gut markiert und ausgeschildert)

Igis - Tritt (T3)

Von Igis (einige gebührendpflichtige Parkplätze über das ganze Dorf verstreut) folgten wir den blauen Wegweisern Richtung Valzeina. In weiten Kehren ohne nennenswerten Höhengewinn geht es dann bei P. 871 endlich los mit dem alpinen Steig. Das Gelände ist sehr steil und der Pfad schmal. Im unteren Teil ist er weitgehend mit Ketten versichert, gegen oben wird das Gelände dann etwas weniger abschüssig. Fast der ganze Pfad ist zur Zeit unter einer ca. 20 cm dicken Laubschicht bedeckt und der Aufstieg (aber noch viel mehr ein allfälliger Abstieg) verlangt deshalb die volle Aufmerksamkeit; vorsichtiges Gehen ist angesagt.

Tritt - Mittagplatte (T2)

In einfachem Gehgelände geht es mehr oder weniger entlang der Gratschneide, zuletzt über einen gut gestuften Hang zum von weitem sichtbaren Sender.

Mittagplatte - Medli (T4)

Der Weiterweg ist nun wieder (zu Recht) weiss-blau-weiss markiert. An einigen Stellen weicht der sehr schmale Pfad in die steile Ostflanke aus. Der Grat ist zwar einigermassen exponiert, doch an keiner Stelle schmaler als ca. 40 cm. Der Umstand, dass das Gelände bewaldet ist, mindert etwas das luftige Feeling. Die Bäume erfüllen hier also auch einen beruhigenden Auftrag im psychologischen Sinne.

Der Schlussaufstieg auf das Medli führt dann durch eine sehr steile Bergflanke, ist aber hervorragend mit Ketten abgesichert, die man hier auch gerne mal benützt. Die letzten Meter zum höchsten Punkt erfolgen dann weglos in gut gestuftem Gelände.

Abstieg nach Igis durch den Schlund (T1-T2)

Nach der Rückkehr vom Medli über den Grat stiegen wir auf dem nicht zu verfehlenden guten und breiten Bergweg hinunter durch den Schlund nach Igis (Wegweiser am tiefsten Punkt auf dem Grat vor der Mittagplatte Richtung "Zizers"). Der Weg geht bald in ein breites Fahrsträsschen über.

Tourengänger: Ivo66


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt: Kleines kann so gross(artig) sein
Gesendet am 3. April 2011 um 20:44
super, dein Bericht und die Fotos zu diesem Kleinod!

Dank und lg

Felix

Ivo66 hat gesagt: RE:Kleines kann so gross(artig) sein
Gesendet am 3. April 2011 um 21:44
Danke Felix!

Immer wieder im Frühling stosse ich auf der Suche nach "Not-Touren" auf herrliche Bergerlebnisse.

Gruss Ivo


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