Zweite gedeckte Holzbrücke im Tessin – Ponte Curtina im Val Colla

Auf meiner Tour auf den Monte Bar  entdeckte ich  „ganz im Loch onne“ so etwas wie eine Gedeckte Holzbrücke. Sensibilisiert durch mein Hobby als Brücken-Detektiv habe ich sie das erste Mal gesehen, obwohl ich schon manchmal diese Strasse im tiefen Graben der Cassarate entlang gefahren bin.
Und heute ist es so weit: Regentag (immer noch besser wie Schnee im Norden), Zeit und Lust. Zurück auf Platz 1. Da stehe ich vor meiner wieder gefundenen Brücke. Zuerst schaue ich mir das riesen Teil aus der Nähe an. Wow! Sie ist aus Holz! 50 Meter lang. rund gute 3 Meter breit. Dann kraxle ich zum Fluss hinunter, welcher ganz friedlich dahin plätschert. Aber dem war nicht immer so: Diese Holzbrücke ist der Ersatz einer weggespülten alten. Seinerzeit noch mit zwei hölzernen Auflager– jetzt zwei Eisenkonstruktionen massiv in Betonriegeln eingegossen. Und schon etwas angeknabbert. Auf der alten LK ist sie noch als gedeckte Holzbrücke eingetragen. Auf der neuen nur noch als Brücke. Doch die imposante Brücke mit Eternitdach ist durchwegs eine Holzkonstruktion. Ständerbau mit Eisenschrauben zusammengehalten. Sogar der Gehsteg mit Holzbrettern belegt. Schwere Holzbalken sind von Auflage zu Auflage gespannt und die Oberkonstruktion ähnelt der How’schen Technik, welche durch gekreuzte Balken das Gewicht gegen oben ableiten. Ganz ähnlich wie ihre Vorgängerin. Demzufolge mag die alte so um 1850 eine noch ältere abgelöst haben.
Die Brücke kann mit landwirtschaftlichen Maschinen befahren werden, ist jedoch vor allem als Fussgängerbrücke die direkteste Verbindung von der Bushaltestelle ins Dorf Curtina hinüber konzipiert. Nachts beleuchtet. Eine Zufahrtsstrasse, welche fünfhundert Meter flussabwärts abzweigt, hat die alte Brücke abgelöst. Umso beachtenswerter der nachgebaute Ersatz.
Wenige Meter flussaufwärts auf der orographisch rechten Seite der Cassarate entdecke ich einen Holzsteg, welcher in der LK nicht eingetragen ist. Dieser scheint immer in Bewegung zu sein. Auch ohne Besuch. Mit einer massiven Gewindestange ist sie horizontal im Felsen verankert und morsche Tragbalken sind mit Zangen verstärkt. So oder so: Meiner Belastungsprobe (mulmiges Gefühl) hat sie standgehalten.
Ein kurzer Exkurs durchs fast menschenleere Curtina lohnt sich nicht nur wegen der anhänglichen Katze (Vierbeiner). Mich fasziniert die erhaltene alte Bausubstanz mit den Coppi-Dächern und vielen Naturstein-Häusern.
Val Malvaglia: Einzige Gedeckte Holzbrücke im Tessin rief ich seinerzeit stolz in die HIKR-Runde! Nun sind es schon zwei.
Wann entdecke ich eine dritte? 
Werner Minder von www.swiss-timber-bridges.ch  wirds freuen. Es wird wahrscheinlich seine Nr. 1276 (!!!)