Überschreitung Guschagrat vom Mittlerspitz (1899 m) zum Rotspitz (2127 m)


Publiziert von marmotta , 5. Februar 2011 um 14:01.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum: 4 Februar 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   FL 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:Fläsch - St. Luzisteig - Steigwiesen - Guschaturm - Guscha - Birch - Matan - Guschner Gir - Mittlerspitz - Guschagrat (P. 2064) - Rotspitz - Mazorahöhi/Guschasattel - Ober Mera - Unter Meren - Stafel - Guscha - St. Luzisteig - Fläsch
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Fläsch, Dorf
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Fläsch, Dorf

Die spezielle Wetterlage beschert uns nun schon seit Jahresbeginn einen aussergewöhnlich sonnigen und trockenen Winter. Ski- und Schneeschuhtouren sind somit angesichts sehr zweifelhafter Schneequalität und Abfahrtsfreuden -zumindest in den Voralpen- für mich nicht das Mittel der Wahl. Zeit für Winterbegehungen!
 
Nachdem ich vorletzten Herbst einmal den SW-Grat des Falknis, welcher am Gir (2164 m) in einer eindrücklichen, dreieckigen Felswand zur Bündner Herrschaft und dem Rheintal hin abbricht, komplett überschritten hatte (s. hier), wollte ich nun auch mal den von dort nach NW ziehenden Grat kennenlernen, dessen höchster Punkt der wenig markante Rotspitz (2127 m) ist. Dank der exponierten Lage apern die steilen Südwestflanken schnell aus und sind damit bestens für eine Begehung im Winter ohne Schneesportgeräte geeignet.
 
Mangels besserer öV-Anbindung startete ich in Fläsch (528 m), einem kleinen Weindorf in der Bündner Herrschaft, 2010 übrigens mit dem Wakker-Preis ausgezeichnet. Zunächst auf asphaltierten Strassen via St. Luzisteig zu P. 775 (Parkplatz, bis hierhin kann also auch mit PW zugefahren werden). Von dort der Forststrasse folgend, hinauf zur idyllisch gelegenen ehemaligen Walsersiedlung Guscha (1112 m). Die auf einer Höhe von ca. 870 m und auf ca. 1000 m nach links abzweigenden Pfade können gut als Abkürzung benutzt werden, momentan sind sie –zumindest im Aufstieg bei gefrorenem, schneebedecktem Untergrund- etwas mühsam zu begehen. Mit der bevorstehenden Erwärmung dürfte sich aber der Schnee in diesen Höhenlagen schnell ganz verabschieden und der Pfad dann besser begehbar sein.
 
Von Guscha auf markiertem Bergweg durch schönen Föhrenwald zur Alp Matan (1581 m). Dass in den schattigen Waldpartien noch Schnee liegt, stört trotz der stellenweise vereisten Fusspuren kaum – die Weganlage ist gut und breit genug, um auch einen allfälligen Rutscher zu verzeihen. Aufmerksam sollte man natürlich –wie immer- dennoch sein.
 
Von der Alp Matan stieg ich auf nun völlig aperen Grasmatten weglos hinauf zum Guschner Gir (1713 m), der kalte Westwind macht sich auf der freien Fläche langsam unangenehm bemerkbar. Entlang der Abbruchkante gegen Norden (schöne Tiefblicke auf Balzers und das Rheintal!) gelangte ich in kurzer Zeit auf den Gipfel des Mittlerspitz (1899 m). Planmässig startete ich von dort zu einem Abstecher über den schmalen und auf beide Seiten steil abbrechenden Grat Richtung Mittagspitze. Den Rucksack (und damit auch die Steigeisen) liess ich auf dem Gipfel des Mittlerspitzes zurück. Als ich vorsichtig ca. 50 Hm nach Norden (ostseitig der Gratkante) abgestiegen war (einige Bäumchen bieten etwas Schutz bwz. Griffmöglichkeiten), brach ich die Aktion ab, nachdem es hier fast senkrecht "s´Loch abegoht" und mir eine weitere Erkundung in der gefrorenen und mit lockerem Schnee bedeckten Steilflanke eindeutig zu gefährlich erschien. Dieses Projekt muss ich wohl auf den Sommer bzw. die schneefreie Zeit verschieben – mal sehen, ob man dem Mittagspitz überhaupt von dieser Seite in direkter Gratbegehung zu Leibe rücken kann oder nicht doch allenfalls ein weiter Umweg über die Lawena in Kauf genommen werden muss.
 
Da ich ohnehin noch den Grat zwischen Mittlerspitz und Mazorahöhi begehen wollte, startete ich nun eben direkt zu dieser Überschreitung. Ging es anfangs noch sehr gemütlich dem fast aperen Kamm entlang, zwang mich ein erster felsiger Aufschwung dazu, die Steigeisen anzulegen. Eine sehr weiträumige Umgehung in der Westflanke mit grossem Höhenverlust wäre zwar u.U. auch möglich, doch ich wollte ja den Grat überschreiten. Der Grataufschwung kann entweder direkt überstiegen werden, was etwas mühsam ist (Felsstufen, Gehölz). Oder man nutzt einen guten, aber sehr abschüssigen Gamswechsel (ist das vielleicht auch der Sommer-Wanderweg?). Ausrutschen ist hier verboten, aufgrund des derzeit pickelhart gefrorenen Schnees sind daher m.E. zumindest Steigeisen zwingend, besser wäre zusätzlich ein Pickel, den ich allerdings auch nicht dabei hatte. Danach wieder einfacher in der allerdings noch immer steilen Flanke bis zu den nächsten beiden felsigen Aufschwüngen – Wildwechsel erleichtern die Begehung hier. Der erste felsige Aufschwung kann leicht überstiegen werden, der zweite erfordert ein Ausweichen in die
Südwestflanke 20 m unterhalb der Gratfelsen. Ich probierte es erst auf der Schneide und landete in einem "dead end" – hätte ich doch nur genauer auf die Gämsen geschaut, die vor mir den Grat überquert und vorgemacht hatten, wo´s am besten durchgeht!
 
Hat man diesen Grataufschwung hinter sich, sind praktisch alle Schwierigkeiten überwunden und es geht in anregender Gratwanderung (die letzten Meter über einfache Felsen) bis hinauf zum Gipfel des Rotspitz (2127 m). Ein herrlicher Blick zum dominierenden Falknismassiv begleitete mich die ganze Zeit – nun habe ich auch Zeit und Musse, meine Blicke in die Ferne schweifen zu lassen, hinüber zum Taminagebirge mit dem Pizol (wo ich mit dem Fernglas die Skifahrer über die Pisten flitzen sehen kann), dem Ringelgebirge und weit in die Bündner Alpen hinein. Und im Norden natürlich auf die "Altbekannten" (Alvierkette, Alpstein usw.)
 
Nach ausgiebiger Rast an der einsamen Hütte oberhalb der Mazorahöhi/Guschasattel (2045 m) mache ich mich an den Abstieg, zunächst ein paar Meter dem Sommerweg Richtung Guscha folgend, dann in direkter Linie steil durch den oberen Teil des Guschatobels hinunter bis auf eine Höhe von ca. 1600 m, wo ich wieder auf den Wanderweg treffe.
 
Auf dem teils schneebedeckten, aber gut begehbaren Bergweg erreichte ich via Meren und Stafel wieder die kleine Siedlung Guscha – nun bei fast frühlingshaften Temperaturen und herrlichem Sonnenschein.
 
Nach kurzer Überlegung entscheide ich mich, nicht nach Balzers, sondern wieder zurück nach Fläsch hinunterzulaufen, in der Hoffnung, dass ich per Autostopp die langweilige Fahrstrasse ab St. Luzisteig übergehen kann. Diese Hoffnung erfüllt sich leider nicht, da kein Autofahrer auf mein Winken hin anhält, die Rekruten wollen wohl alle so schnell wie möglich nach Hause…
 
Etwas müde erreichte ich Fläsch, wo das planmässige Postauto eigentlich erst 20 min später abfahren sollte. Glücklicherweise ist aber ein Postauto unterwegs auf einer Extrafahrt (Skiausflug einer Schulklasse) und der freundliche Chauffeur fährt mich auf dem Weg zum Betriebshof noch bis fast vor den Bahnhof in Bad Ragaz. Merci vielmal!   

Tourengänger: marmotta


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Kommentare (2)


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Rhenus Alpinus hat gesagt: Prättigau?
Gesendet am 5. Februar 2011 um 22:38
Soll das wirklich Prättigau sein? Ich wäre mir da nicht so sicher...

MunggaLoch hat gesagt: RE:Prättigau?
Gesendet am 6. Februar 2011 um 10:15
Geografisch sicher nicht. Aber bei "Regionen" gibt es halt keine "Bündner Herrschaft".
Und "St. Gallen" ist es ja auch nicht. "Liechtenstein"? Hm, eher auch nicht wirklich... ;-)


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