Zum Münchner Haus (2959 ) + Zugspitze (2.962 m) vom Kreuzeck über das Reintal.


Publiziert von Gemse , 27. Januar 2011 um 00:45.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:19 August 1964
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1829 m
Abstieg: 578 m
Strecke:Kreuzeck - Bockhütte - Reintalangerhütte - Knorrhütte - Zugspitze (19,3km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Auto oder cff logo Garmisch und zu Fuß oder mit der Seilbahn auf das Kreuzeck
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit Auto oder cff logo Garmisch und mit der Seilbahn oder Zahnradbahn zum Zugspitzgipfel
Unterkunftmöglichkeiten:Kreuzeckhaus, Reintalangerhütte, Münchner Haus und (Schneefernerhaus - heute keine Unterkunft mehr, nur noch Forschungsstation)
Kartennummer:AV 4/2 Wetterstein Mitte

2. Etappe
 
Heute sollte der Abstieg ins Reintal anstehen und von dort der lange Aufstieg zur Zugspitze über das Zugspitzplatt. Hierbei geht es zuerst rund 600 Hm hinab und anschließend wieder 1800 Hm hoch zum Münchner Haus. Diese laut Führer ca. 15-stündige Tour hatte ich 3 Wochen vorher alleine in 8 1/2 Std. bewältigt.
Wir verliesen um 7 Uhr das Kreuzeckhaus (1650 m) und gingen südwärts auf dem Bernadeinsteig in Richtung Bockhütte. Der Weg weist keinerlei Schwierigkeiten auf. Er geht unter den Bernadeinwänden vorbei und umrundet die Stuibenspitze. Immer am Hang entlang geht es mäßig abwärts. Kurz vor der Bockhütte schlängelt sich der Steig in Serpentinen hinunter in Reintal. Nach 1 1/2 Stunden erreichten wir den tiefsten Punkt unseres heutigen Tages – die Bockhütte (1052m).
Wir halten uns hier nicht lange auf. Wir biegen nicht nach links ab, denn da ginge es der Partnach entlang durch die Klamm zurück nach Garmisch.
Also nach rechts und immer flussaufwärts an der Partnach auf dem breiten Weg. Nach etwa 3/4 Std. erreichen wir die Blaue Gumpe in 1200m. Diese entstand durch einen Felssturz, der die Partnach aufstaute. Sie ist idyllisch gelegen. Ganz Mutige baden sogar ihn ihr, ich aber nicht, sie ist mir zu kalt. Im Sommer 2005 wurde die Gumpe nach einem gewaltigen Regen, durch das Geschiebe der Partnach und einer Mure wieder zugeschüttet. Nachdem der Damm gebrochen war, wurde talabwärts die Partnachklamm schwer beschädigt. Heute gibt es die Blaue Gumpe nicht mehr.
Der Weg führt jetzt weiter ansteigend teilweise über altes Bergsturzgelände. Wir nähern uns nun immer mehr dem Talschluss. Das Tal wird wieder breiter und wir erreichen die Reintalangerhütte in 1370 m Höhe. Für die etwa 6 km von der Bockhütte brauchten wir etwa 2 Stunden, mit diversen Pausen zum Schauen. An der Hütte legten wir eine längere Essenspause ein.
Über dem Oberen Anger näherten wir uns jetzt dem Talschluss. Bevor es nun hoch geht zur Knorrhütte befand sich unten am Beginn der breiten Aufstiegsrinne, unter einem einfachen Dach, ein Stapel Holz. Ein Schild stand daneben, auf dem stand:
Lieber Wanderer, nimm einige Scheite Holz mit hoch zur Knorrhütte.
Wir danken Dir“.

Der Hüttenwirt.
Da ich nicht unhöflich sein wollte, nahm ich auch 6 Stücke Holz mit und band sie auf den Rucksack.
Der Steig ist gut markiert und weist an einigen schmalen Stellen sogar Stahlseile auf. Sie schauten aber nicht recht vertrauenserweckend aus. Mäßig steil geht es jetzt mal in längeren Serpentinen und auch manchmal in kurzen Serpentinen hoch. Auf der Steigspur lag viel loses Geröll, das das Gehen doch behinderte. Wir wollten ja nichts zu Tal befördern, was Nachkommenden bestimmt nicht gefallen hätte.
Nach etwa 2 Stunden wurde jetzt die breite Rinne flacher. Wir hatten den unteren Rand des Zugspitzplattes erreicht. Eine trostlose Steinwüste tat sich vor uns auf.
Rechts oben thronte die Knorrhütte in 2052 m Höhe, die wir nach einer weiteren halben Stunde erreichten.
Meine Mutter meinte, dass für heute Schluss sei. Sie wollte nicht mehr den etwa 4,5 km langen und die 900 Hm Aufstieg zum Münchner Haus gehen. Also quartierten wir uns in der Knorrhütte ein und genossen den schönen Nachmittag und Abend vor der Hütte.
 
Am nächsten Morgen hatten wir es nicht eilig. Wir mussten ja nur bis zum Gipfel der Zuspitze gehen. Also ein gemütliches Frühstück und um 9 Uhr marschierten wir los. Der gut erkennbare Weg zog sich westlich hoch in Richtung Zugspitzeck. Mal ging es über Schuttkegel und manchmal darum herum. Der Weg ist nicht steil aber sehr steinig, eine Mondlandschaft kann nicht anders ausschauen. Nach etwa 1 1/2 Stunden hatten wir die riesige Reiße erreicht, an deren oberen Ende das Schneefernerhaus thront.
Unter der Reiße geht es weiter vom Schneeferner, der damals noch größer war als heute. Wo heute Sonnalpin steht, war damals das Ende des Gletschers. Leider habe ich keine Aufnahme von oben,  vom Münchner Haus herunter auf den Gletscher.
Nun geht es ein Stück am Gletscher entlang bis kurz vor der Einsattelung beim Zugspitzeck. Der Steig schwenkt nun nach rechts und über Serpentinen geht es jetzt steil hoch im Fels. Jetzt ist Trittsicherheit oberstes Gebot. Teilweise sind jetzt Stahlseile und Eisenklammern vorhanden. Kurz unter der Bergstation der Österreichischen Zugspitzseilbahn schwenkt der Steig nochmals nach rechts. Weiter geht es an Stahlseilen gesichert hoch zum Grat unmittelbar vor dem Münchner Haus. Und jetzt wird es vornehm. Ein Geländer und ein Tor versperren den Weiterweg, es ist die Umzäunung der Terrasse des Münchner Hauses. Ein Schild war am Tor angebracht:
                                                       Halt!
                                      Türe nicht öffnen!
                                     Hochalpines Gelände!
                                         Absturzgefahr!
                       Weiterweg nur für geübte Bergsteiger!
 
Meine Mutter und ich schauten uns verwundert an und meinten: Seit wann ist eine Terrasse ein hochalpines Gelände. Als wir durch die Türe gegangen waren, stellten wir fest, auf der anderen Seite war das gleiche Schild, jetzt waren wir beruhigt.
Auf der Terrasse des Münchner Hauses ging es zu wie immer. Am Marienplatz in München ist auch nicht schlimmer. Einige Halbschuhtouristen schauten uns an, als kämen wir vom anderen Stern.
Da wir uns Zeit gelassen hatten beim Aufstieg, war es zwischenzeitlich 12 Uhr Mittags.
Der junge Amseln Barth kam gerade aus der Hütte und begrüßte erstaunt: „Schon wieder hier oben?“ „Ja“, sagte ich, „ich habe Urlaub und wir wollen die Gegend zu Fuß ein wenig unsicher machen.“ Nach der Frage, ob wir heute hier übernachten könnten, meinte er: „Es gibt keine Vorbestellung für heute und über dem Jubiläumsgrat ist niemand sichtbar. Auch übers Höllental sind nur etwa 10 Bergsteiger unterwegs hoch zur Hütte.“
Ein Übergang zum Gipfel war im Augenblick uninteressant. Ich stelle mich nicht eine halbe Stunde an, um auf den Gipfel zu kommen. Gegen Nachmittag lichteten sich die Reihen und um 1/2 5 Uhr war es nun leer hier oben. Jetzt konnte man auf den menschenleeren Gipfel gehen. Von der Terrasse geht es hinüber in die Felsen und über eine Leiter hoch in eine kleine Einschartung. Hier kommt der Höllentalanstieg von der anderen Seite hoch. Am Stahlseil gut gesichert geht es jetzt rechts über einige Stufen leicht zum Gipfel der Zugspitze auf 2964 m, dem höchsten Punkt Deutschlands. Wir brauchten um diese Uhrzeit keine Viertelstunde bis auf den Gipfel. Inzwischen ist der Gipfel aufgrund neuerer Messungen um   2 m geschrumpft.
Nach ausgiebiger und genussreicher Gipfelrast stiegen wir wieder zurück zum Münchner Haus und genossen den Abend hier oben mit einigen Männern von der Wetterstation und der Seilbahn-Gipfelstation.
In dieser Nacht waren wir im Schlafraum alleine. Es wurde jedoch eine unruhige Nacht, da ein Wind aufgekommen war und die Stahlseile der Wetterstation im Wind pfiffen und gegen irgendwelche Gegenstände schlugen.

Bergsteiger: Monika und Karl

*1. Etappe - Alpspitze
*2. Etappe - Zugspitze - Anstieg
*3. Etappe - Zugspitze - Abstieg
*4. Etappe - Partenkirchen - Schachen
*5. Etappe - Schachen - Tillfußalm
*6. Etappe - Tillfußalm - Coburger Hütte
*7. Etappe - Vorderer Drachenkopf
*8. Etappe - Hinterer Tajakopf
*9. Etappe - Abstieg über den Gohen Gang und Heimfahrt

Tour 31 <--- Tour 32 ---> Tour 33   (Tournummern nach Einstellungsdatum der Touren)

Tourengänger: Gemse


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Geodaten
 4826.kmz Zugspitze - Aufstieg 1964

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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt: wieder gut gelungen ...
Gesendet am 28. Januar 2011 um 19:46
und von beinahe historischer Bedeutung; gratuliere Karl!

lg Felix


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