Berchtesgaden (bis 2.651 m) - Mein erster Urlaub in den Bergen.


Publiziert von Gemse , 17. Januar 2011 um 14:30.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:27 Juli 1956
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6 Tage
Strecke:Gotzenalm - Jenner - Kehlstein - Hocheck (Watzmann) (alles zusammen 68,7 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Berchtesgaden

"Herr, wen du lieb hast, den lässest du fallen in dies Land!" 
 
Auf dem Obersalzberg erinnert eine Tafel an den Jäger und Romanschriftsteller Ludwig Ganghofer, der hier einige Zeit lebte. Auf dieser Tafel ist zu lesen: "Herr, wen du lieb hast, den lässest du fallen in dies Land!" Ganghofer hat diese Worte einer seiner Berchtesgadener Romanfiguren in den Mund gelegt, ohne damals zu ahnen, was sich am Obersalzberg noch alles tun würde - doch ist Wahrheit in diesen Worten, und ich glaube, Ganghofer keinen Abbruch zu tun, wenn ich sage: "Wen der Herr lieb hat, den lässt er wandern in diesem Land !"
(Auszug aus "Bergwandern - aber wie? " von Willi Wechs)
 
Ich bin nicht in dieses Land gefallen. Im Rahmen eines Programms für allein erziehende berufstätige Mütter durften meine Mutter und ich eine 14-tägige Urlaubsreise nach Berchtesgaden unternehmen. Mit dem Sonderzug ging es von Würzburg ohne Zwischenstopp direkt nach Berchtesgaden.

Hier wurde damals meine Liebe zu den Bergen geboren, die mich bis heute nicht mehr losgelassen hat. Da wir auch damals schon viele Wanderungen rund um Würzburg unternommen hatten, wurden natürlich auch hier mehrere Touren unternommen. Einen Fotoapparat hatte ich damals noch nicht. Unsere Zimmerwirtin lieh mir ihren Foto, sodass ich während unserer Wanderungen einige Bilder machen konnte.  Die Qualität der Bilder lässt teilweise sehr zu wünschen übrig, aber es sind meine ersten Dokomentationen meiner Bergtouren. Nach einigen Wanderungen im Tal ging es dann auch auf die Berge.
 
1. Tour am 24.07.1956 auf die Gotzenalm:
Wir fuhren mit dem Königseeboot zum ersten Anleger. Von hier ging’s dann anfänglich steil hoch durch den Wald über dem Königsee. Anschließend wird der Anstieg flacher und führt über Almgelände, das immer wieder mit Wald durchsetzt ist. Nach etwa 2 Std. erreichten wir die wellige Hochfläche der Gotzenalm. Hier machten wir eine längere Pause. Ich war offensichtlich damals schon ein Gipfelsammler und so ging ich noch aufs Klausbergl (1704m) Gotzenbergl (1704m) und das Bärenköpfl (1702m). Dies sind leichte Anhöhen, die von der Almfläche in 1/4 bis 1/2 Std. jeweils leicht zu erreichen sind.
Am Nachmittag stiegen wir wieder ab in Richtung Königsee und zwar diesmal direkt bis zum Ort selbst (Zeit für den Abstieg 2 1/2 Std.). Von dort fuhren wir nach Berchtesgaden zurück.
 
2. Tour am 26.07.1956 auf den Jenner:
Wir fuhren heute mit dem Bus zur Talstation Jennerbahn. Von hier nicht mit der Seilbahn zum Gipfel, sondern südwärts zur Königsbachalm und weiter hoch zum Gipfel des Jenners, den wir nach etwa 3 Std. erreichen. Die Aussicht zum Göll im Osten und zum Königsee und Watzmann sind einmalig. Nach einer längeren Gipfelpause stiegen wir nach Norden erst steil hinab und dann flacher hinab wieder zurück zur Talstation der Jenner-Seilbahn. Auch für den Abstieg benötigten wir etwa 3 Std.
 
3. Tour am 29.07.1956 auf den Kehlstein
Mit dem Bus fuhren wir von Berchtesgaden die Roßfeldstraße hinauf. An der Haltestelle „Purtschellerhaus“ stiegen wir aus. Von hier aus gingen wir über die alte Kehlsteinstraße (sie wurde gebaut für die Bauten oben am Kehlstein, damit kein Gegenverkehr auf der schmalen Straße erfolgte) hoch. Im Nordhang lag teilweise noch Altschnee. Die Straße schlängelt sich teilweise sehr steil hoch zum Buswendeplatz am Kehlstein-Aufzug. Bis hierher waren wir 2 1/2 Std. unterwegs. Für die letzten 60 Höhenmeter benutzten wir nicht den Aufzug, sondern gingen die letzten Meter zum Gipfel des Kehlsteins auf dem breiten Wanderweg hoch. Der Blick von hier oben ist noch überwältigender als vom Jenner. Die früheren Mächtigen wussten schon wo man die beste Aussicht hatte.
Nach einer ausgiebigen Rast stiegen wir wieder ab. Wir benutzten nicht den Aufstiegsweg sondern stiegen am Anfang sehr steil nach Nordosten ab. Der Weg war aber gut begehbar und in etwa 2 1/2 Std. erreichten wir wieder die Bushaltestelle an der Roßfeldstraße.
Von dort ging’s wieder zurück nach Berchtesgaden.
 
4. Tour am 01.08.1956 auf den Watzmann:
Heute sollte es hoch hinausgehen. Mit dem Sohn Hans (26 Jahre alt) unserer Vermieterin wollten wir in Richtung Watzmann gehen.
Das Wetter war zwar nicht besonders, viele Wolken am Himmel, aber das beeindruckte uns nicht. Mit dem Bus fuhren wir in Richtung Ramsau zur Haltestelle Wimbachbrücke. Hier stiegen wir aus. Nach rechts geht es in die Wimbachklamm. Wir gingen gerade aus über die Brücke in Richtung Watzmannhaus. Der Weg ist gut ausgeschildert. Langsam ansteigend geht der Weg immer durch gemischtes Gelände. An der Stubenalm vorbei wird der Weg nun steiler. Ab der Mitterkaseralm wird’s nun richtig steil. In mal großen und mal kurzen Serpentinen geht’s steil hoch zum Falzkopf auf 1914 m. In einer großen Mulde steht hier das Watzmannhaus. Von der Wimbachbrücke bis hierher brauchten wir 3 Std.
Nach einer kurzen Rast meinte Hans, unser Begleiter, dass wir auch noch den Weiterweg zum Hocheck wagen können. Also stiegen wir weiter hoch In großen Serpentinen ging’s jetzt durch Fels immer hoch in Richtung dem Grat, er zum Watzmann herabkommt. Am Grat geht es jetzt weiter, teilweise mit Stahlseilsicherung bis etwa 20 m vor dem Gipfel des Hochecks. Seit dem Watzmannhaus zogen ständig Wolken am Grat entlang, die uns auch teilweise einhüllten. Meine Mutter wollte nicht mehr weiter, da es ihr zu unsicher war. Also wartete sie hier und ich ging mit Hans, jetzt mit einem Seil gesichert die letzten 20 m bis zum Gipfel. Mein erster 2.000-ter.
Schnell gingen wir wieder zurück, denn man konnte in den rasch ziehenden Wolken erkennen, dass etwas vom Königsee heranzog. Mit meiner Mutter stiegen wir rasch wieder hinab in Richtung Watzmannhaus. Die Wolken senkten sich jetzt und über uns kam fast blauer Himmel heraus. Für den Aufstieg vom Watzmannhaus zum Hocheck benötigten wir knapp 1 1/2 Std. und den Abstieg bewältigten wir in knapp einer Std.
An der Hütte angekommen, waren wir doch ein wenig geschafft. Die Wolken waren noch tiefer gefallen. Die Wolkenobergrenze lag jetzt auf etwa 1800m, also unter uns. Jetzt zog unter uns ein heftiges Gewitter auf. Es war ein fantastisches Schauspiel zuzuschauen wie die Blitze unter uns ins Tal schossen. An einen Abstieg ins Tal war vorerst nicht zu denken.
Also warteten wir an der Hütte bis sich das Wetter in Richtung Salzburg verzogen hatte. Um 1/2 4 Uhr gingen wir dann doch von der Hütte los und stiegen den Aufstiegsweg wieder hinunter ins Tal zur Haltestelle Wimbachbrücke. Der Weg war erstaunlich gut begehbar, obwohl es doch hier unten geregnet hatte. Wohlbehalten erreichten wir todmüde die Bushaltestelle nach etwa 2 1/2 Std.
Wir sanken in die Sitze des Busses und wollten am liebsten nicht mehr aufstehen.
Um 1/2 8 Uhr erreichten wir wieder unsere Unterkunft und hauten uns sofort in die Betten. Für heute war mit uns nichts mehr anzufangen.
Unser Urlaub ging dann 3 Tage später auch zu Ende. Mit tiefen Eindrücken von diesen 2 Wochen fuhren wieder heim nach Würzburg.

Bergsteiger: Monika und Karl

Stolze 50 Jahre später, im Februar 2006 enden meine Touren mit meiner Mutter auf dem Hohen Kranzberg
 
                                                                PS:
                                             Eines verspreche ich allen Hikr’s
                                                                  –
                                   noch ältere Touren werde ich nicht bringen.


Tour 29 <--- Tour 30 ---> Tour 31   (Tournummern nach Einstellungsdatum der Touren)


Tourengänger: Gemse


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Geodaten
 4733.kmz Gotzenalm
 4758.kmz Jenner
 4760.kmz Kehlstein
 4762.kmz Watzmann-Hocheck

Galerie


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Kommentare (10)


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Seeger hat gesagt: 1956 war ich...
Gesendet am 17. Januar 2011 um 16:50
9 Jahre alt und auch schon im Tessin in den Ferien....
Hallo Karl
Bringst uns HIKR der Nachkriegszeit auf eine gute Idee:
Lasst uns in alten Fotos stöbern ;-)
Eigentlich Schade, dass Du keine älteren Fotos hast oder bringen willst.
Cari saluti
Andreas

Gemse hat gesagt: RE:Ältere Bilder
Gesendet am 17. Januar 2011 um 21:07
Hallo Andreas,

wie bereits in meinem Bericht erwähnt, hatte ich 1956 noch keinen Foto.
Den ersten Apparat habe ich erst 1959 gekauft, eine "Agfa Klick".
Da wir uns damals keine so weite Reise leisten konnten, sind wir viel in der Rhön und in der Würzburger Gegend gewandert. Um hier einige Touren zusammenzustellen, müsste ich erst mal versuchen Bilder zusammenzustellen, sowie Landkarten und Wanderführer besorgen.
Sei mir nicht böse, das ist in meiner derzeitigen Situation zu viel.

Trotzdem Servus
Karl

Seeger hat gesagt: RE:Ältere Bilder
Gesendet am 17. Januar 2011 um 21:49
Hallo Karl
Genau: Diese Agfa Klick mit 6x6cm Negativbilder war auch meine erste Kamera !!!
Sie hatte zwei Blendeneinstellungen: 11 und 6,3. Weisst Du noch? Und einen Stiften als Auslöser, an welchem man oben die Verlängerung aufschrauben konnte. Für Stativ-Aufnahmen.
Tempi passati - aber immer noch schöne Erinnerungen :-))
Gruss aus dem frühlingshaften Appenzellerland
Andreas

maawaa hat gesagt: 1956 war ich....
Gesendet am 17. Januar 2011 um 18:44
...noch lange nicht in Planung, da war mein Vater gerade mal 4 Jahre jung... :)

Hallo Karl,
mir gefallen diese alten Berichte sehr, vor allem die Bilder sind grosse Klasse! Mit diesem Bericht hältst Du wohl auch den Rekord für die " Tour die am längsten zurückliegt ", oder?! Wunderbar!

Viele Grüsse, Marco

Gemse hat gesagt: RE:Alte Berichte
Gesendet am 18. Januar 2011 um 09:59
Hallo Marco,

wie Du in meinen persönlichen Angaben sehen kannst, kann ich z.Zt. keine Touren machen. Im Sept. 2010 stieß ich durch Zufall auf die Seite Hikr.org.
Ich war begeistert von dieser Seite und stellte gleich einige Berichte ein. Ein sehr anschaulicher Bericht ist der von Tef über eine Besteigung des Wiesbachhorns aus 2010 im Vergleich zu meinem Bericht aus 1969.
Du hast im übrigen Recht, mein Bericht ist offensichtlich der älteste Bericht bisher. Der älteste bisher stammte vom Aug. 1962 von BaumannEdu. Aber deshalb habe ich diesen Bericht nicht eingestellt.
Über Weihnachten habe ich wieder mal in alten Fotoalben gekramt und da sind mir die Bilder in die Hände gefallen. Sie wurden mit einem normalen Scanner (CanoScan LIDE 200) gescannt (Auflösung max. 4800 x 4800).
Die Bilder wurden nicht !! nachbeabeitet, sondern nur zugeschnitten.
Ich bin nur erstaunt, dass sich doch so viele für die alten Berichte und Bilder interessieren.

Mit vielen Berggrüßen
Karl


trainman hat gesagt:
Gesendet am 18. Januar 2011 um 01:10
Genial,solche alten Berichte.Ein Stück Geschichtsunterricht aus der Nachkriegszeit.
Grüsse trainman

alpensucht hat gesagt: Respekt dem Alter
Gesendet am 6. Februar 2011 um 01:14
Das seh ich ganz genauso trainman. Sicher gehör ich mit zu den jüngsten Hikrs und ich finde gerade unsereins können sich eine ordetliche Scheibe abschneiden von den alten Bergfexen, die ja damals sicher oft mit wesentlich weniger Ausrüstung klarkommen mussten...Ich freu mich also immer sehr über die alten Berichte, denn schon die enormen Veränderungen in den hochalpinen Regionen zu entdecken, ist sehr spannend!
Danke, liebe Hikrs der älteren Generation!! Gruß alpensucht

Gemse hat gesagt: RE:Respekt dem Alter
Gesendet am 6. Februar 2011 um 08:55
Hallo Benni,
bitte sei mir nicht böse, aber Du gehörst auch schon nicht mehr zu den Jüngsten. Bei Hikr tummeln sich noch Jüngere Jonas* mit schon netten Touren für sein Alter.

Mit einem Berg Heil
Karl

Felix hat gesagt: dieses Dokument ...
Gesendet am 15. Februar 2011 um 23:03
ist es wert, angemessen betrachtet zu werden.
Da hast du, lieber Karl, wieder Ausserordentliches eingestellt. Ich zolle dir und deiner Mutter hohen Respekt, was ihr vor Zeiten und über viele Jahre alles gemacht habt!

Ich grüsse euch beide sehr herzlich:

Felix

Gemse hat gesagt: RE:dieses Dokument ...
Gesendet am 15. Februar 2011 um 23:47
Hallo Felix,

Du hast recht, zwischen den Touren in Berchtesgaden und der Tour auf den Hohen Kranzberg im Winter liegen ziemlich genau 50 Jahre. Ich muss sagen, es waren schöne Jahre mit herrlichen Touren.

Vielen Dank von uns beiden

Monika und Karl

PS: Ich habe meiner Mutter Deinen Kommentar vorgelesen, sie freut sich darüber.


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