..... statt der Gesichts- die Morgenröte ins Antlitz steigt!


Publiziert von Henrik , 29. August 2010 um 13:53.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:15 Dezember 2006
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL 
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:Niederurnen - Bodenberg (Restaurant)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV / PW
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV / PW

 .... aus den Agglos begaben wir uns nach Ziegelbrücke: Cyrill fuhr mit dem Auto her, ich nahm den Zug. Angesetzt war eine Schnuppertour – kannten wir uns aus dem hikr schon einige Zeit, doch zusammen auf eine kleine Tour, das stand noch aus. Cyrill’s Hunger nach Stöcken und Graten ist immens – ich klärte auch gleich zu Beginn unseres Unterfangens, dass ich sobald ich nicht mithalten könnte, wir uns trennen würden und ggf. später in einer Beiz wieder auf einander stossen oder dann am Ausgangspunkt auf einander warteten ...
 
 ... da ich die Region gar nicht kannte, war ich erleichtert, dass Cyrill sich bestens auskannte. In Ziegelbrücke lag Eis am Boden, schon hier war Vorsicht geboten. Die Luft war zugig, der helle Tag versprach weite Sichten und der PP an der Talstation der Seilbahn Niederurnen leer.
 
 ... es lag Raureif am Boden, am Reservoir vorbei, später in ansprechenden Serpentinen an der Höll vorbei zur Bergstation, wo Schnee lag und in den Fahrrinnen Wasser zu regelrechten Eisbahnen gefror – die Szene wirkte abweisend, da unbedient.
 
 ... es zeichnete sich ab: Cyrill bat um „Entlassung“ und stürmte weiter. Dem Hirzli und Planggenstock entgegen. Statt dem Weg nun zu folgen, war ich daran einen eigenen Weg hinauf auf das Hirzli zu suchen – was misslang. Ich stand im knietiefen, teilweise hartgefrorenen Schnee, mein eigener Hauch stieg wie aus einem Kamin in den eiskalten Schattenmorgen, einige Häuser am Hang gewahrend, peilte ich nun an. Ich kam mir etwas ungelenk vor und nahm mir Zeit. Diese brachte mir eine Begegnung mit einem Einheimischen ein, an dessen Haus ich vorbei kam, weil ich mich trotz Karte nicht ganz zurecht fand. Ich rief aussen vor, ob denn jemand hier wohnte oder in der Nähe sei – ein schlanker Mann trat vors Haus, bat mich einzutreten in seine Stube, fragte mich, ob ich Hunger hätte und ob ich mit ihm einen Kaffee trinken möchte? Und ob! Ich fragte ihn, ob ich meine schwedischen Wanderstiefel auszuziehen hätte, da viel Schnee an ihnen haftete, was er nicht für nötig hielt. In der Küche, dessen Decke mir an den Kopf herunterreichte, nahm ich auf der Sitzbank Platz – ich sah mich um, und fühlte mich sogleich wie aufgenommen, ich war irgendwie angekommen, obwohl in einer Fremde! Der Mann fragte erneut, ob ich Hunger hätte – wie sollte ich sein Angebot ausschlagen, gerne. Ich folgte ihm hinaus in den Vorraum, aus Neugier, er zeigte mir den Einstieg in die versenkte Vorratskammer, die er mit einer Klappe öffnete und hinunterstieg....er kam mit einer kleinen weissen Kunststofftonne aus der Tiefe zurück, stellte diese in der Küche auf die Anrichte und schöpfte mit einem grossen Löffel für mich noch undefinierbar eine Masse aus dem Topf: es waren dunkle Kirschen, er reichte mir Milch und Zucker und bat mich erneut, es mir gemütlich zu machen. Aus zwei Muchelis stieg Kaffeeduft auf....
 
 
 ... Mein Gastgeber setzte sich auch an den Tisch, wir kamen ins Gespräch über das Wohin und Woher – er erzählte aus seinem Leben, plötzlich zeitlos sass ich in der warmen Stube, am Fenster innen Spinnweben, aussen kleine Eiskristalle – wo war Cyrill jetzt wohl unterwegs?
 
 
 .... ich versuchte in den Erzählungen mitzuhalten, aus seinen Schilderungen wurde deutlich, dass er z. Z. alleine hier wohnte, sie ... war weit weg unterwegs. Er ist Landwirt und produziert IP, er deutete an, mir später seinen Betrieb zu zeigen, ein paar Schritte oberhalb seines Wohnhauses. Ob ich noch eine Schale mit Kirschen haben möchte, ich sagte nicht nein. Es musste gegen Mittag sein, draussen war es nach wie vor sehr kalt – wir traten vor das Haus, stiegen die Anhöhe hinan, und betraten den Stall – die Temperaturdifferenz war gewaltig, meine Brille bescherte mir Null Sicht. Die Sauberkeit war sprichwörtlich, die Kühe und Rinder neugierig, die nassen Nasen wittrig. Ich wollte etwas über IP wissen, wir standen im Eingang des Stalles und er holte aus einer Ecke einen grossen Ordner hervor, den er mir reichte ....
 
 ... ich versuchte schon gar nicht einen weitern Versuch zu machen, Cyrill entgegen zu eilen. Ich bedankte mich für die warme Stube und die Begegnung im Schattenmorgen, und trat hinaus in die Kälte. Stieg hinunter zur Strasse und folgte ihr bis zum Bodenberg. Hier setzte ich mich sogleich wieder in die Wärme, obwohl ich keine halbe Stunde unterwegs war, nicht mal 15 Minuten! Ich war der einzigste Gast! Ich sass an einem Tisch mit obligater Tischdecke – rot/weiss kariert. Hier war Warten angesagt, ich versuchte Cyrill zu erreichen, was misslang – das Handy war zwar zu gebrauchen, es blieb still. Dafür erreichten mich andere Gespräche – von denen ich eher nichts wissen wollte (Anwalt und andere!). Ich nahm einen kleinen Imbiss und füllte mich mit warmen Tee – trat hinaus auf den Vorplatz, gleissender Sonnenschein und all die herrlichen, unerreichbaren Kreten und hinüber zu den Churfirsten!
 
 ... der Strasse folgte ich hinunter zur Bergstation, passte nicht auf, denn die Fahrrinnen war gefroren und schon lag ich, nicht zum ersten Mal heute auf dem Hintern. Es lag nicht an meinen Lundhags – ich war ganz offensichtlich nicht alert genug. Die Bergstation der Seilbahn lag bereits im Schatten. Der Stichstrasse hierher hinauf folgte ich nach unten, ab etwa 800 Meter dann ohne Schnee und Eis, dafür mit beeindruckenden Verbauungen, damit die Strasse hier hält und in Steigerungen vielfältiger Art die gigantische Sicht auf den Walensee und seinen steilen Berghänge. Im Rank bei Gfell hielt ich eine Weile inne und sog die überwältigende Szenerie in mich auf .... wo steckte wohl der Cyrill, dieser Hexenmeister?
 
 ... die Talstation der Seilbahn lag auch im Schatten, ein kalter See, sozusagen. Schatten erlebte ich in ihren verschiedenen Elementformen, nicht als Enttäuschung, als Bereicherung.
 
 ... ich tippte die Nummer des Cyrill’s ein und erwischte ihn – er sei zu mir unterwegs und es ginge noch eine Weile, er sei in der Nähe von Reichenburg und hoffe auf einen Lift nach Niederurnen zurück.
 
 ... als er eintraf, mit roten Wangen, enorm in Schwung, wie so oft, fuhren wir zusammen zum Einkaufscenter, „Futternachschub“ und hernach brachte er mich zum Bahnhof in Ziegelbrücke...
 
 ... seine Eindrücke sind hier oder da nachzulesen – und auch die unterschiedlichen Optiken. Danke für eine der vielen Morgenröte(n) der Begegnungen!

Tourengänger: Cyrill , Henrik


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