Vom Wageten zum Brüggler (Nordseite) bis Innerthal - Chöpfenberg muss warten


Publiziert von Wanderer82 , 20. Juli 2010 um 13:04.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:27 Juni 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV bis Niederurnen, dann Luftseilbahn bis Morgenholz
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Siebnen SZ mit Postauto nach Innerthal (Achtung, letztes Postauto um 19 Uhr ab Innerthal)
Kartennummer:1133, 1153

Auch nach den letzten Schwierigkeiten am Schafweg zum grossen Mythen konnte ich es immer noch nicht lassen, wilde Pfade zu entdecken. So beschloss ich, nach Empfehlung eines Wandergruppen-Leiters, den Chöpfenberg (und dessen Umgebung, nachdem ich hier im Hikr drauf aufmerksam wurde) anzupacken.

Also ab per ÖV nach Niederurnen und erstmal auf geteerter Strasse zur Seilbahn hoch zum Morgenholz. Da sind schon eine Hand voll Leute unterwegs, doch gehe ich mit positiver Vorahnung in den Tag, dass ich wohl streckenweise ziemlich allein sein würde. Ein nicht sonderlich freundlich gestimmter und dreinguckender Ticketausgeber vollzieht das Geschäft zur Bergfahrt und kurz darauf werde ich als Letzter gebeten, die Seilbahngesellschaft zu vervollständigen. Gegen meinen Grundsatz lasse ich mich heute einmal einige hundert Meter hochheben, denn die Morgenhitze verspricht eine glimmende Fortsetzung. Die Seilbahn sei übrigens all jenen empfohlen, die unter der Phobie schaukelnder Seilbahnen leiden... sie kommen wahrlich in einen grossen "Genuss" der Abhärtung ;-)  Ein letzter Hinweis zur Seilbahn: Oben angekommen sollte man nicht zu lange auf das automatische Öffnen der Türe warten, sie wird zu bleiben. Handarbeit der Transportierten ist gefragt.

Bis ich dann gegen 10 Uhr losmarschiere, verweile ich (genötigt durch meinen Magen, der immer noch unter dem Knoblauchbrot vom Winterthurer Albanifest litt) einen Augenblick auf der Bergstations-Toilette ohne WC-Papiernachschub (aber wozu füllt man seinen Rucksack mit Klopapier?) und creme mich gehörig ein.

Los geht's zügig auf kleinem Weglein (den breiten Fahrweg kurz verlassend), welches aber sogleich wieder in den Fahrweg mündet. Und tatsächlich: Einige Fahrzeuge passieren mit einer hinter sich nachziehenden Staubfahne (Atemmaske von Vorteil) den ersten Teil meiner Tour. Ausser einigen hübschen Hütten bietet dieser Abschnitt noch keine grandiosen Wandererlebnisse. Einen anderen / alten? Aufstieg zum Wageten (Leidrus genannt) lasse ich vorüberziehen nach kurzem Wortwechsel mit einem anscheinend ortskundigen Biker (was rieche ich denn da... Kiffer in den Bergen... mag ich nicht so). Nach kurzem Weitermarsch, hie und da durch kühlenden Wald, weist mich der Wegweiser links hoch durch eine Wiese (Weg rausgemäht) vorbei an wenigen Häuschen (Mettmen heisst dieses Örtchen), die so einladend wirken, dass man am liebsten auf den Sitzplatz steigen und sich auf ein spätes Frühstück niederlassen möchte.

Der weitere Wegverlauf ist sehr angenehm, da er einem grossteils von der schon bald mittäglichen Sonne abschirmt. Dies einerseits durch kühlen Wald und später das Schatten spendende Felsmassiv vom Wageten. So bringe ich wenig anstrengend die nächsten Höhenmeter hinter bzw. unter mich. Im oberen Bereich, wo die Steilheit zunimmt, ist der Pfad mancherorts noch recht bis extrem rutschig und sumpfig. Seile erleichtern da den Aufstieg manchmal, aber nicht überall (vorsichtig sein). Dafür darf man die im Saft stehenden Gräser und Blumen geniessen und (wenn dabei, wie bei mir der Fall) auch fotografieren.

Ich stehe überraschend schnell auf der grasigen Krete und bekomme Gesellschaft von zwei Jungs. Nun eröffnet sich auch die andere Seite meinem Blick und vor klarem blauen Himmel prangt ein erster namenloser, aber mit Schweizer-Fähnchen ausgestatteter Gipfel der Brüggler-Wand (Fotogelegenheit). 
Nach Durstlöschung geht's weiter auf den Wageten. Zuerst dem Grat folgend (Achtung, Stacheldraht und Weg konkurrenzieren sich, da so nah geführt), dann rasch stark ansteigend bis unter die Wageten-Südwand, anschliessend dieser entlang auf mühsamem Weg, da rutschig, teils geröllig und abfallend. Augen offen halten, dann sieht man problemlos die Abzweigung linker Hand, hinauf auf den Wageten. Dabei bewegt man sich schon eher im T4-Gelände und es geht recht steil, kraxelig und leicht ausgesetzt bergan. Am Schluss die für mich heute schwierigste Stelle: eine letzte, leicht luftig (links runter fallen täte gar nicht gut) zu erkletternde Felspassage (vielleicht eine I ?) und schon steh ich auf dem Gipfel. 

Das Mittagessen ist heute schnell erledigt, im Hinterkopf bereits der Abstieg über vorher genannte Kletterpassage, welche sich in umgekehrter Richtung als etwas schwieriger und von Nervosität begleitet darstellt. Ich steige vorwärts ab und setze mein Hinterteil ein. Einen Abstieg rückwärts lasse ich nach erfolglosem Versuch lieber bleiben. 

Auf gleichem Weg dann zurück bis dorthin, wo ich von Mettmen heraufkam. Hier soll der alte Weg auf der Nordseite des Brügglers beginnen. Zuerst folge ich einer deutlicheren Wegspur auf dem Grat durch's Grün, welche aber auf die Südseite führt. Nach Kartenstudium wieder retour zum Wegweiser. Hier sieht man den richtigen Pfad kaum, da sehr hohes Gras und keine deutlichen Trittspuren vorhanden sind. Es geht vom Wegweiser deutlich nach rechts hinunter. Hier ist der Weg noch mühsam, da man sich durch "Gestrüpp" kämpfen und auf dem abfallenden Weg Obacht geben muss. Wie weit dringe ich wohl vor, frage ich mich. Heute will ich kein Risiko eingehen. Es erwartet mich die erste und einzige Passage, die hervorragend mit langen, durchgehenden Stahlseilen abgesichert ist, da kann wirklich nichts passieren, wenn man sich festhält. Von oben ist das im hohen Gras liegende, lange Seil verdeckt, so dass man bei der umgekehrten Begehung nach dieser guten Hilfe Ausschau halten muss. Dann geht's weiter mit wenig Steigung durch üppige, in das immer deutliche und sporadisch mit Markierungen versehene Weglein hängende Vegetation. Öfter ist man gezwungen diese als Haltegriffe zu verwenden, um sich um sie herum zu hangeln und dabei das manchmal sehr exponierte und überwucherte Weglein als noch exponierter zu erleben. Wenig bewachsene Stellen sind eine alternierende Erscheinung. Etwas später steigt man in einer steileren Rinne aus zwar fein zerklüftetem, aber sehr griffigem Fels auf, wo man kurz keine Markierung und keine Spur mehr sieht. Dort bei Unsicherheit einfach leicht rechts halten und auf grasige Flächen ausweichen, bis man bald die Spur wieder sieht. Nach einem letzten kurzen, aber wieder recht exponierten Anstieg glaubt man (oder ich zumindest), keine Wegspur mehr zu sehen und ich lasse mich dazu verleiten, dem Hang entlang zu folgen (leicht absteigend). Zum Glück aber nur einige Meter, dann kehre ich um und sehe, dass der Weg (nicht schlecht sichtbar eigentlich), hier nach links oben führt, wo man sehr schnell auf dem Grat steht und es auch zum Gipfel des Brügglers nur noch eines Katzensprungs bedarf. Oben treffe ich (wie sollte man es anders erwarten), mehrere Kletterer, welche die Südwand hochgekommen sind. 

Ein Foto vom Gipfelkreuz mit schweizerdeutscher Inschrift muss sein, bevor ich ohne längere Rast P. 1711 ansteuere. Die Verzweigung liegt auf einem Fels mit aufgemalten Zielangaben. Nun folgt ein kleines Gerangel zwischen Lust und Verstand, ob der Chöpfenberg noch zu machen sei. Erst mal den Weg erkunden, ist der Entscheid. Doch zu unsicher ist, ob ich den Aufstieg schaffe und südwärts absteigen könnte. Die Uhr und der Fahrplan im Kopf ab Innerthal zerschlagen meinen Plan und ich wende nach wenigen dutzend Metern mit leicht gesenktem Haupt. Es folgt also ein recht rasanter, leicht rutschiger südseitiger Abstieg mit kaum erwähnenswerten Kraxeleinlagen im oberen Bereich. Am Fuss des Felsmassivs, ob Stattboden, wo der Bergweg endet, sind immer noch Kletterer beschäftigt. In der Alp Stattboden lasse ich mich auf ein Panaché nieder, da meine Trinkreserven zur Neige gehen und erkundige mich nach einem direkten Weg nach Innerthal. Kopfschüttelnd (die deutsche Älplerin hat keine Ahnung) wird mir klar gemacht, dass ein Umweg unumgänglich ist und somit meine Zeitreserven ebenfalls erschöpft sind. Ich liebäugle noch mit Näfels, doch nach genauem Kartenstudium und dem Mehr an zu tilgenden Höhenmetern, bleibt mir nur, in den saureren Apfel zu beissen und gegen die Uhr zu marschieren.

Also hurtig den mit zwei Bahnen Rasengittersteinen allen Fahrzeugen zugänglich gemachten Fahrweg unter meinen Füssen vorbeiziehen lassen, ebenso eine Abzweiggelegenheit nach der Alp Sunnenstafel, welche mich nach Näfels führen würde. Bei Schattenstafel gelangt man in gut 5 Minuten zu einem Parkplatz (Anreisemöglichkeit per Auto für ein anderes Mal), ich hingegen wende mich der Gegenrichtung zu. Jetzt heisst es Beeilung, das letzte Postauto wartet nicht. Nach meinen Berechnungen schaffe ich es ziemlich knapp. Auf immer noch breitem, flachem Weg an der Ebene Gross Moos vorbei, kann ich gut Gas geben bis zum erneuten leichten Anstieg (ein einzelner "Autoparkplatz" im Grünen zu meiner Linken... sieht nach Abfallentsorgung aus) zur Alp Hinter Schwändi, wo es zwei elektrische Zäune auf den Knien (nicht schon wieder...) zu unterqueren gilt. Ich bin froh, die dahinter wartende Kuhherde rasch durchschritten zu haben und suche kurz den Weg. Es wird sumpfig und die Markierungen fehlen für etwa 50 Meter. Hier leicht links haltend aufsteigen und schon finden die rot-weiss-rot Symbole ihre Fortsetzung. Leider auch der Sumpf. Bis zum Sattel Scheidegg (dem letzten Anstieg für heute, noch einmal kaum markiert) versaue ich mir noch rasch meine Schuhe (unvermeidbar) und komme an einem anscheinend von einer WK-Truppe erbauten Rastplätzchen mit Holztisch und Sitzbank vorbei (siehe Foto). Im Anschluss folgt der Abstieg nach Trepsen (begleitet von einer aufdringlichen Kuh), gegen Ende wiederum schlecht markiert, bitte nicht ganz zu den Häusern absteigen, sondern im kurzen bewaldeten Stück leicht links haltend etwas in der Höhe bleiben. Dann sehr einfach den Hang auf mehr oder weniger ebenem Weg queren (zieht sich, wenn die Beine langsam müde sind) bis zur Schwarzenegghöchi, dem letzten Sattel für heute. Von da in 5 Minuten hinunter zur Alp und der Fahrstrasse ein Stück abwärts folgen. Bald geht's links in den hübschen Gwürzwald hinein, den ich auf Grund meines Tempos im Abstieg kaum wahrnehmen kann. Die Bäume rasen an mir vorbei, das direkte Waldweglein vernichtet mit meiner Hilfe zahlreiche Höhenmeter und erstaunlich schnell stehe ich auf einer geteerten Strasse, die nach Innerthal führt. Zwei hilfreichen Einwohnern bin ich dankbar über die Taxifahrt das letzte Stück hinunter und es reicht gerade noch für ein kühles Getränk (ich zahle schon im Voraus) im Restaurant direkt neben der Postautohaltestelle. Heimfahrt dann über Siebnen.

Chöpfenberg, ich komme wieder!

Tourengänger: Wanderer82


Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»