Heute wollte ich mir einen lang gehegten Wunsch erfüllen. Ich besuche einen Klettersteig-Grundkurs. Kursort ist die Via Ferrata Diavolo in der Schöllenenschlucht. Der Wetterbericht hat für heute leidlich schönes Wetter vorausgesagt, so dass ich mir am Morgen noch keine Sorgen mache, als ein bisschen Gewölk den Himmel überzieht.
Im Lauf der Anreise verschlechtert sich das Wetter aber zusehends und als ich in Göschenen umsteige, schüttet es wie aus Kübeln. Im Bahnhof-Bufett Andermatt beratschlagen unsere Kursleiter intensiv das weitere Vorgehen. Sie kommen zum Schluss, mit uns eine verkürzte Variante durchzuführen, und nur einen Theorieblock zu absolvieren und die Praxis an einem anderen Tag zu machen. Obwohl ich natürlich enttäuscht bin, verstehe ich den Entscheid, der sicher richtig war, da unter den Kursteilnehmern auch Kinder waren. So gewährt uns der Wirt des Restaurants Teufelsbrücke liebenswürdigerweise Gastrecht für eine kurze Theorie.
Nachdem wir Tourenplanung, Sicherheitsregeln und Knotenkunde besprochen und geübt haben, zieht es uns doch noch ins Freie. Das Wetter ist etwas besser, der Fels trocknet langsam ab. Schade, dass es nicht vor einigen Stunden so war :-(
Ganz ohne körperliche Leistung will ich aber nicht nach Hause und so nehme ich den Weg durch die Schöllenen unter die Füsse, um nach Göschenen zu gelangen. Der Wanderweg durch die Schöllenen wurde zum Teil neu angelegt und ist nun so angelegt, dass man kaum mehr der Passtrasse folgen muss. Ich staune wieder über die technischen Meisterleistungen und den Mut ,den unsere Vorfahren an den Tag gelegt haben: So hat zum Beispiel der Erbauer des Gotthardbasistunnels, Louis Favre, schriftlich eine Bauzeit von acht Jahren garantiert und für Kostenüberschreitungen die Haftung mit seinem Vermögen übernommen. Wenn ich da an gewisse Politiker und an unsere Banker denke...
Die Heimreise nach Sursee wird zur Odysse, da der Kanton Uri, obwohl bahntechnische Lebensader unseres Landes, mit dem ÖV nicht wahnsinnig toll erschlossen ist. Die Reise mit dem Bus erlaubt mir aber, mit den Locals in Verbindung zu treten und ihre Sitten und Gebräuche zu studieren. Bis Erstfeld reise ich mit einer Gruppe junger Urner auf dem Weg zum Polterabend. Der zum Heiraten auserkorene Jüngling wird kurzerhand bis Altdorf mit einer Handschelle an einen Handgriff gekettet und muss auf der Fahrt einige auserlesene Herausforderungen meistern. Dies zur Erbauung des mittlerweile voll besetzten Busses! Arme S..!
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