Ein Schuss vor den Bug - Gefährlicher Steinschlag in der Grand Garde Südflanke


Publiziert von 360 Pro , 16. Mai 2010 um 13:42.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum:12 Mai 2010
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Mazembroz
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Saillon

Lange musste ich suchen, bis ich in den Wetterprognosen für diesen Mittwoch einen Funken Hoffung auf Sonne fand. Im Regionaljournal  Bern/Freiburg/Wallis des Schweizer Radio DRS1 hörte ich dann aber, dass im Rhonetal unter Umständen ein paar Aufhellungen erwartet werden können. Also nichts wie los ins Wallis, denn die Hoffnung stribt bekanntlich zuletzt. Da Zaza, Omega3 und Fenek vergangene Woche mit diesem Bericht gefällig vorgelegt haben, fällt meine Wahl dann ohne grosses Zögern auf die ungefähre Wiederholung ihrer Tour ("selbstverständlich" ohne Käseschnitte ;-)

Beim Umsteigen in Visp ist das Wetter zwar noch nicht sehr überzeugend, je weiter ich ins Unterwallis komme, desto freundlicher wird die Sache jedoch. Beim Umsteigen auf den Bus in Sion gestaltet sich das Wetter erfreulich und als ich in Mazembroz aussteige, kann ich schon fast frohlocken. Ich wandere dem markierten Weg entlang hoch nach Beudon. Dieser Weg ist tatsächlich sehr interessant und wäre wohl für nicht Schwindelfreie unter Umständen ganz happig. Alle ausgesetzen Stellen sind aber sehr gut mit Stahlseilen abgesichert.

Bei den Häusern von Beudon, begrüsst mich die Besitzerin des Bio-Weinguts sehr freundlich und wir schwatzen ein ganze Weile über dies und das. Anschliessend mache ich mich auf den Weiterweg Richtung Chiboz d'en Haut. Da ich keine Käseschnitte mit den Berg hoch tragen, sondern wenn möglich den Bus um 15:06h in Ovronnaz nehmen möchte, mache ich keinen Umweg über das Restaurant Le Relais du Chasseur, sondern schlage den direkten Weg nach Randonne ein.

Von Randonne aus bietet sich dann ein schöner Einblick in die Südwände und Flanke des Grand Garde. Die geplante Route sieht logisch und gut machbar aus und ich freue mich schon auf das Steilgras und ein paar Kraxelstellen. Kurz vor dem effektiven Einstieg auf knapp 1600m mache eine kurze Mittagsrast und verpflege mich ein wenig.

Als ich mich dann auf den Weiterweg mache, höre ich von oben auf einmal einen lauten Knall begleitet von furchteinflössenden donnernden Geräuschen. Beim Blick entlang meiner geplanten Aufstiegsroute hoch zum Grand Garde schnellt meinen Puls dann in Sekundenschnelle hoch (und mein Körper schüttet wohl haufenweise Adrenalin aus). Es kommt mir sehr viel 'Material' entgegen, bis zu fussballgrosse Felsbrocken machen sich auf dem Weg ins Tal breit, zerschellen an Felsen und rollen mir auf dem Steilgrass entgegen. Ich selbst befinde mich zwar in einer relativ sicheren Position, da ich die erste steile Rampe, welche leicht rechts hoch geht noch nicht betreten habe, der Schrecken sitzt mir aber trotzdem tief in den Knochen. Der grösste Teil des Steinschlag findet den Weg bis fast ganz unten und kommt lediglich wenige Meter von mir entfernt lautstark zum Stillstand.

Ich zögere keine Hundertstelsekunde und kehre um. Etwas unterhalb der Hütte bei Plan Lajeur setze ich mich zuerst hin und lasse meine zittrigen Knie erst einmal etwas ruhen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn ich meine Mittagsrast auf den Gipfel verschoben, oder bei Beudon keinen ausgedehnten Schwatz gehabt hätte. Aufgrund der hellen, weiss scheinenden Farbe des runterkommenden Gesteins denke ich, dass dieser Steinschlag wohl aufgrund einer abbrechenden Wächte ausgelöst wurde. Zaza hat mir aber nachträglich gesagt, dass sie bei ihrer Begehung keine Wächte gesehen hätten und dies wohl lediglich ein "ganz gewöhnlicher Steinschlag" war. Wie auch immer dieses Ereignis hat mir wieder einmal klar vor Augen geführt, dass man auf solchen alpinen Abenteuern nicht ganz ungefährlich unterwegs ist und auch Risiken eingeht, die man selber nicht beeinflussen kann! 

Nach diesem klaren Schuss vor den Bug habe ich dann Null Bock auf weitere Abenteuer und mache mich deshalb auf den Weg zurück ins Tal. Ich wandere zu Alp Sinlio und von dort direkt hinuter zur Mayen à l'Aïeul. Dort folge ich dem Weg bis unter die grossen Südabbrüche oberhalb P. 777, wo wohl früher Marmor oder dergleichen abgebaut wurde und entlang dieser Abbrüche weiter zu den vielen Kehren, welche hinuter nach La Sarvaz führen. Von dort gehe ich dann weiter nach Saillon. Die Altstadt ist sehr schmuck und ein Abstecher auf die Runine lohnt sich auf jeden Fall. Der Blick rauf und runter ins Rhonetal lässt erahnen, weshalb man im Mittelalter diesen Standort für den Bau dieser Burg gewählt hat und zu meiner Freude scheint die Sonne noch immer. Ich schlendere noch etwas herum, bevor ich mich schlussendlich mit Bus und der Bahn via Martigny und Lausanne wieder auf in die verregnete Nordostschweiz mache.


cff logo Mazemboz - Beudon - Chiboz d'en Haut - Randonne - ca. 1600 - Plan Lajeur - Sinlio - Mayen à l'Aïeul - La Sarvaz - Saillon - cff logo Saillon, les Moilles

Tourengänger: 360


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Kommentare (1)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 16. Mai 2010 um 17:41
Da fährt einem selbst beim Lesen der Schreck in die Glieder. Gut, dass Dir nichts passiert ist.

Grüße
Hp


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