Viertägige Gemeinschaftstour der Sektion Otterfing des Deutschen Alpenvereins in ein vielseitiges Tourengebiet, das außerhalb der Schweiz wenig bekannt ist. Aufgrund der sehr heiklen Lawinensituation beschränken wir uns bewusst auf möglichst flache und ungefährliche Anstiege und Abfahrten.
Freitag, 19. Februar: Am Abend treffen wir uns im Turrahus, wo wir übernachten.
Samstag, 20. Februar: Vom Turrahus steigen wir zu den nahe gelegenen Guwhütta. Es hat am Vorabend und in der Nacht ca. 30 cm geschneit. Vom Wind wurde viel Schnee in Mulden verblasen, und es herrschen diffuse Sichtverhältnisse. Vorsicht ist also angesagt, als wir die erste Spur hinauf Richtung Piz Guw anlegen. Etwa 200 m unterhalb des Gipfels lösen sich in unserer unmittelbaren Nähe plötzlich zwei kleinere Schneebretter, so dass wir uns zur Umkehr entschließen. Im schönsten Pulverschnee fahren wir zu den Guwhütta zurück, wo wir Mittagspause machen. Als sich dort Wetter und Sichtverhältnisse deutlich bessern, steigt ein Teil der Gruppe nochmals auf und kann unter Umgehung der beiden kleinen Schneebretter auf einem flachen Geländerücken den Piz Guw problemlos erreichen. Den ganzen Nachmittag über hören wir Hubschrauber in unserer Nähe. Als wir zum Turrahus zurückkommen, erfahren wir die schreckliche Nachricht: Eine Lawine verschüttete neun Tourengänger, die vom Turrahus zum Strätscherhorn aufsteigen wollten. Sechs konnten sich selbst befreien und blieben unverletzt. Ein Tourengänger musste ausgegraben werden und befindet sich mit Verletzungen im Krankenhaus. Für zwei Tourengänger kam jedoch jede Hilfe zu spät. Stark betroffen merken wir, wie schmal der "Grat " zwischen Freude und Tragödie beim (Ski-)Bergsteigen machmal sein kann und verbingen den Abend sehr nachdenklich.
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Sonntag, 21. Februar: Noch geschockt von den Geschehnissen des Vortages wollen wir aufs Wissensteinhorn/Piz Tomül, das sich über Geländeterrassen, Rücken und einen langen Gipfelgrat relativ lawinensicher besteigen lässt. Von unserem Aufstieg blicken wir schweigend hinunter zur Unglückslawine des Vortages, die sich unterhalb des Tomülpasses etwas westlich von P. 2263 befindet. Unsere Gedanken sind bei den verunglückten Tourengängern. Je höher wir steigen, umso stärker und kälter bläst der Föhn. Am extrem windexponierten Grat beschließen wir auf ca. 2650 m wieder abzufahren. An einigen Stellen finden wir noch schönen Pulverschnee, doch der starke Wind bläst diesen deutlich spürbar weg. Schon kurz vor Mittag sind wir zurück am Turrahus, wo uns ein aus München angereister "Sensationsreporter" vom RTL erfolglos interviewen will. Nach einer längeren Pause steigt ein Teil der Gruppe erneut auf - diesmal geht es an den Guwhütta vorbei Richtung Tällihorn. Leider ist nun der allerletzte Pulver zwischenzeitlich vollständig "vom Winde verweht".
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Montag, 22. Februar: Der Föhn bläst immer noch, doch von der Hüttenwirtin bekommen wir den Tipp, dass es auf den talauswärts gelegenen Touren weniger Wind habe. Zu spät bemerken wir an der Bushaltestelle vor dem Turrahus, dass diese nur auf Vorbestellung bedient wird. So laufen wir teils zu Fuß, teils auf Ski knappe 5 km die Straße entlang. Erst bei der Straßenabzweigung Bir Saga beginnen wir den Aufstieg hinauf zum Camaner Grat, den wir bei P. 2454 erreichen. Tatsächlich ist es hier wesentlich weniger windig als am Vortag. In einer langen Schrägfahrt über herrlich freie Hänge fahren wir im Bruchharsch sämtliche Steilstellen umgehend nach Safien Platz. Im netten Z'Cafi mit Blick auf zwei Kamele (kein Witz) warten wir auf den Postbus, der uns zurück nach Safien Thalkirch bringt. Die letzten 1,5 km zum Turrahus gehen wir zu Fuß.
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Dienstag, 23. Februar: Wir verlassen das Turrahus und fahren mit den Autos nach Safien Platz. Direkt am Dorfladen beginnt unser Anstieg. An den Bruschgaläschger Hütta vorbei steigen wir bei frühlingshaften Temperaturen und herrlichem Wetter aufs Plangghorn/Piz Radun. Nach einer Abfahrt im teilweise schon sulzigen Schnee lassen wir im Gasthaus Rathaus in Safien Platz die nicht immer unbeschwerten Tage Revue passieren. Anschließend Heimreise.
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Vielen Dank an Andreas, Georg und Maik fürs Fotografieren!
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