Zwischen Himmel und Erde


Publiziert von marmotta , 22. Januar 2010 um 21:33. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:17 Januar 2010
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Ski Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:Saint-Luc - Fôret de Lâche - Hôtel Weisshorn - Pointes de Nava (P. 2466) retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW von Sierre via Vissoie - Val d´Annivier nach Saint-Luc, Le Prilett (Parkplatz beim Restaurant) / wenige Postautokurse von cff logo Sierre nach cff logo Vissoie, poste und von dort nach cff logo St-Luc, poste
Unterkunftmöglichkeiten:diverse in Saint-Luc oder Hôtel Weisshorn (www.weisshorn.ch)

Das Wallis gehört zweifellos zu den schönsten Gebieten der Schweiz - jedoch ist der Weg aus der Ostschweiz weit und für einen Tag war mir die Anreise immer zu lang und mühsam gewesen. Mit der Fertigstellung des NEAT-Basistunnels durch den Lötschberg hat sich die Fahrtzeit mit dem Zug nun erheblich verkürzt und das Wallis ist plötzlich auch für mich für einen Tages- oder Wochenendtrip in greifbare Nähe gerückt! Und nachdem nadirazur sich netterweise bereit erklärt hatte, für mich den "Guide" in ihrer erweiterten (Wahl-)Heimat zu spielen, war die Sache klar: Die Reise ging in´s Val d´Anniviers, jenes abgeschiedene Tal, das nach Rainer Maria Rilke "zwischen Himmel und Erde hängt" - und ganz nebenbei auch noch zum geographischen Mittelpunkt des Wallis...

Nachdem das Wetter am frühen Morgen noch etwas zweifelhaft war, starteten wir recht spät am Parkplatz des Restaurants "Gîte de Prilet" mit angegliedertem Après-Ski-Zirkus, dessen Wirt sich erst besänftigen und uns dort parkieren liess, als wir ihm hoch und heilig versprachen, nach unserer Tour bei ihm etwas zu konsumieren. Von P. 1697 folgten wir dem von Swiss Snowshoe ausgeschilderten Schneeschuh-Trail zum Hôtel Weisshorn. Die Route wird gleichzeitig als Ski-Aufstiegsspur benutzt und ermöglichte ein zügiges Steigen durch wunderschönen (Lärchen-)Wald. Interessanterweise passiert man auf einer Höhe von ca. 2000 m den mit einem Holzpfahl mit Walliser Fahne gekennzeichneten geographischen Mittelpunkt des Kantons Wallis (Koordinaten für "Kantonsmittelpunkt-Sammler: 612813/117582). Nach ca. 1,5 h war das Hotel Weisshorn (2337 m) auch schon erreicht - es ist eines dieser mondänen Hotels aus den Anfangszeiten des Tourismus, das noch immer einen Hauch Nostalgie und die (zugegebenermassen etwas verblichene) Noblesse des "Fin de siècle" ausstrahlt. 1889 einst hauptsächlich für wohlhabende englische Touristen erbaut, steht der massive Steinbau erhaben auf einer Aussichtskanzel hoch über dem Val d´Anniviers inmitten einer hochalpinen Bergwelt. "Wie auf alten Postkarten", denke ich und gerate ins Träumen...

Ein eigentliches Gipfelziel liegt angesichts der vorgerückten Stunde nicht mehr drin - man müsste vom Hotel Weisshorn erst in eine Senke nach Südosten absteigen, um dann auf einer weiten Hochebene in Richtung der 3000er zu steigen, von deren Besteigung ich vor der Tour insgeheim geträumt hatte und die mir den direkten und eindrücklichen Blick auf all die berühmten Walliser Bergriesen eröffnen sollten, die ich bislang nur von Fotos kenne. Doch der Weg dorthin ist zu weit - zudem hüllt eine Nebel- und Wolkenbank die Berggipfel ein, so dass die Tour mehr der Rekognostizierung künftiger Gipfelziele dient. 

Um nicht ganz ohne "Gipfelerfolg" dazustehen, erklomm ich dann bei zeitweise ziemlich widrigen Bedingungen (abwechselnd Sonne und Nebel mit eisigem Wind) noch den kotierten Punkt P. 2466 am nördlichen Ausläufer der Pointes de Nava, einem ca. 2 km langen Bergkamm, der sich von P. 2364 oberhalb des Hotels Weisshorns in südliche Richtung zieht und dessen Überschreitung im Sommer sicher ein lohnendes Alpinwander- bzw. Kletterprojekt darstellt. Die Besteigung des steilen Gratzackens sah leichter aus als es war, da aufgrund von viel Triebschnee und der beträchtlichen Steilheit eine vorsichtige Routenwahl geboten war. Wegen der Aussicht hat sich die mühsame Wühlerei kaum gelohnt, die war zum einen durch immer wieder alles verhüllende Nebelschwaden, zum anderen durch die wesentlich höheren Gratzacken dahinter doch ziemlich eingeschränkt.

Nachdem ich mich also ausgetobt hatte, stiegen bzw. fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein wieder zum Hotel Weisshorn ab, um dort einserseits das stilechte Interieur zu bewundern und andererseits etwas Feines zu uns zu nehmen. Die legendäre tarte myrtille (Heidelbeerkuchen) ist übrigens sehr zu empfehlen!

Während sich nadirazur anschliessend dem Abfahrtsrausch über das Pistengebiet von Tignousa-Le Chiesso hingab, stieg ich -in Unkenntnis von Tiefschnee-Abstiegsmöglichkeiten im Skigebiet (auf die Piste hatte ich keine Lust)- wieder der Aufstiegsroute entlang nach Saint-Luc ab, wofür ich -incl. Foto- und anderer pausen- eine 3/4 h, und damit ca. 30 min länger als die Skifahrerin benötigte.

Fazit: Auch wenn es nur eine kleine "Schnupper-Tour" war, so hat sie doch meine Begeisterung für die wunderschöne Walliser Bergwelt geweckt und dieser erste Besuch war bestimmt nicht mein letzter. Danke Noemi für die schöne Tour! 

nadirazur: Gibt es etwas Schöneres als wenn man die Ehre eines Besuches bekommt ... no am beschtu ud dr Üsserschwiiz ... und darf dann mit versteckten Perlen spielen, die man eine nach der anderen in der Sonne spiegeln lässt ... genauso war diese Tour ...

Trotz des kurzen Zeitfensters welches einem Besucher aus dem fernen Osten ermöglicht, Walliser Bergluft zu schnuppern, wollte ich Michael einen meiner Lieblingsorte zeigen ... Das Dörfchen St.Luc habe ich erstmals im Sommer 2004 kennengelernt, als ich dort mit den Kindern das einzige verregnete Sommerwochenende verbrachte (eigentlich war Sternbeobachtung von der Sternwarte aus angesagt, die fiel dann wortwörtlich ins Wasser) ... ein ander Mal waren wir in Chandolin auf den Spuren der aussergewöhnlichen Frau Ella Maillart unterwegs ...

Jeden Morgen beim Frühstück oder wenn ich zur Arbeit fahre wird mein Blick immer wieder magisch angezogen ... auch wenn ich nicht dort wohne, so ist das Eivischtal für mich ein Flecken Erde geworden der so etwas wie Heimat verkörpert ... eine der schönsten Ecken des Wallis ...

Umso mehr freute es mich, diese Michael zeigen zu dürfen ... bei der Anfahrt noch gruusiges Wetter, im Aufstieg sich lichtende Nebelfelder geben tolle Blicke frei ... die Freude die uns dieses Wolkenkino bereitet, wo der Toûno und andere noch geheime Gipfelziele sich von der wild side zeigen ...

I han mi mitum hittu zwar nit errichbaru Gipfelziil nit trumpiert wenn I gloubu dass I marmotta's Gschmack han gitroffa ... :))

Danke Dir Michael für die Begleitung ... und auf bald wieder mal!



Tourengänger: nadirazur, marmotta


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Kommentare (2)


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Pfaelzer hat gesagt: Hotel Weisshorn
Gesendet am 22. Januar 2010 um 22:05
Das Hotel Weisshorn liegt an der Strecke des Berglaufes "Sierre-Zinal" wo wir schon öfters teilgenommen haben, aber dein Bericht macht mir richtig Gluschd da auch im Winter mal hoch zu gehen.

Viele Grüsse,

Wolfgang

akka hat gesagt: Begeisterung für Walliser Bergwelt
Gesendet am 22. Januar 2010 um 22:50
"...und dieser erste Besuch war bestimmt nicht mein letzter..."
DAS habe ich auch schon mal gesagt. Es sollte sich bewahrheiten...

Montagne- und Tsa du Touno sind ím Winter wahrliche eine zauberhafte Gegend:
http://www.hikr.org/tour/post13973.html
(P.S. wie kann man hier einen Hyperlink einfügen?)

Herzliche Grüsse
Jörg






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