Pizzo Formico (1.636 m) - Vogeljagd in der Lombardei

Wer sich fragt, warum man in der Lombardei keine Singvögel hört oder wer schon immer mal wissen wollte, warum nicht alle unsere Singvögel den Zug nach Süden bzw. die Rückreise nach Norden überstehen, empfehle ich diese Rundtour. Die Lombardei - vor allem die Provinz Brescia, aber auch Bergamo - gehört zur Hochburg der Vogeljäger. Auf dieser Rundtour sieht man die riesigen aufgebauten Netze um die Bäume mit den verlockend aussehen Früchten. Darin steht ein riesiger Hochsitz, wie im Krieg mit Tarnnetzen getarnt. Oft werden lebende Lockvögel (alternativ Tonbänder) eingesetzt, um die Vögel in die Falle zu locken.
Mir hat es beim Anblick dieser Konstrukte schlicht den Magen umgedreht. Für mich ist das die maximale Perversion der menschlichen Existenz, die ich mir vorstellen kann! Daheim montiere ich Schwalbennester, nur dass ein Jagdfreund in der Lombardei diese Kreaturen aus der Luft fischt. Widerlich! Zu allem Überfluss kommt man auf dieser Runde auch noch an der Jägerkapelle (Capella delle Cacciatore) vorbei, wo diese Abart des menschlichen Daseins auch noch gesegnet wird.
ENDE STATEMENT - Aber das musste sein!
NACHTRAG: Ich bin jetzt Fördermitglied im Komitee gegen Vogelmord (https://www.komitee.de/de/)

Abgesehen von diesen schauerlichen Jagdkonstrukten ist die Runde sehr schön und aussichtsreich. Den Pizzo Formico kann man von Clusone oder auch von der anderen Seite (Casnigo) angehen, wie es cardamine beschrieben hat. Wir sind zum großen Parkplatz am Rifugio San Lucio hinaufgefahren (Parkgebühr kann über Easypark entrichtet werden - als wir dort oben waren, hat die Lokalpolizei die Parkerlaubnis kontrolliert).
Die Runde ist einfach zu laufen, einfach zu finden und auch meist ausreichend markiert (T2).

DIE TOUR
Vom Parkpltz läuft man die Fahrstraße einige Meter zurück zum höchsten OPunkt und gelangt so auf den Weg 508, der erst breit durch den Wald nach Piaone führt und bis zu einer weiteren Alm. Ab da ist der Weg schmaler und führt sehr schön sowie sanft aufsteigend durch den Wald zur Forcella Larga (1.465 m, 60-90 Minuten).
Ab hier ist es nicht mehr weit zum Gipfel: Erst umgeht man den Grat links und folgt ihm dann zum riesigen Gipfelkreuz der Pizzo Formico (1.636 m, 30 Minutan ab dem Pass). Trotz der geringen Höhe des Gipfels ist die Aussicht hervorragend.
Zurück am Pass entscheiden wir uns für die lange Runde und bleiben jetzt immer auf dem Weg 508. Wir gehen zunächst nach Südosten zur Alpe Montagnina und weiter auf einem schönen Fahrweg zu einem umzäunten See mit Schilf. Hier wird der Weg schmaler und läuft zunächst auf den Monte Fogarola zu - der Lago d'Iseo kommt ins Bild - um dann auf der Nordseite den Berg zu umgehen. So kommen wir zur Alpe Fogarolo (1.420 m), zu der wir kurz aufsteigen müssen. Hier könnte man Käse kaufen, aber nicht mehr im Frühherbst. Weiter geht es auf der Fahrstraße entlang der Konstrukte, die ich im Vorowrt beschrieb. auf ca. 1.170 m Höhe verlässt unser Weg den Fahrweg und führt abwechselnd über Lichtungen mit Anwesen und im Wald mit geringen Höhenverlusten wieder zurück nach Westen in Richtung Pianone. Vorher aber zweigt unser Weg 508 nach rechts ab, wird schmaler, führt durch Wald und muss ein Anwesen, dessen Eigentümer die Anwesenheit von Wanderern stört, umgehen, um dann schnell nach San Lucio (1.027 m, Klotser und Rifugio) zu gelangen - gute zwei Stunden ab der Forcella Larga. Auf der schlicht riesigen Hüttenterrasse kann man bei feinen Ausblicken einkehren.
In 5 Minuten sind wir zurück beim Auto sehen sehen die Polizia Locale kontrollieren. Easypark sei Dank, wir haben nichts zu befürchten!