Einsamer Sonntag auf dem Weissenstein
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Ich starte meine Tour beim Bahnhof Oberdorf. Der Weg führt zuerst dem Fuss des Vorgbers entlang. Bei Punkt 620, beim Chesselbach beginnt der der Anstieg. Im Zickzack führt er angenehm steil nach oben. Der ganze Weg ist gelb markiert. Im aktuellen Zustand - es liegt ab ca. 950 Metern durchgehend zum Teil stark vereister Schnee – ist es für mich aber momentan eher ein T3 als ein T2. Wanderstöcke sind sicher von Vorteil. Ich lasse meine aber aufgeschnallt und schule meinen Gleichgewichtssinn. Die Sonne blinzelt zwischen den kahlen Bäumen hindurch und ich verstaue schon bald meine Winterjacke und gehe in der Faserpelzjacke weiter. Der Weg ist gespickt mit Zeichen von Freizeitaktivitäten: es gibt Steinmänner, andere Kunstobjekte, improvisierte Feuerstellen, Wegweiser u.ä. Die Gegend scheint rege genutzt zu werden. Bei Pt. 1182 auf dem Grat angekommen, empfängt mich ein kräftiger Westwind. Ich folge dem Weg Richtung Balmfluehchöpfli. Auf dem Weg dorthin gibt es einen kleinen namenlosen Gipfel, der eine tolle Rundsicht bietet. Der Weg zum Balmfluehchöpfli ist auch stark vereist. Es gibt aber genügend Ausweichmöglichkeiten, so dass der Aufstieg problemlos möglich ist. Oben angekommen ist der Wind mittlerweile ziemlich kräftig und entsprechend ist der Windchill-Faktor. Einige Fotos schiessen, einige Worte mit zwei anderen Gipfelstürmern ausgetauscht und los geht’s Richtung Röti. In der Senke zwischen Balmfluechöpfli und Röti lieg etwas mehr Schnee. Ich verzichte aber trotzdem darauf, die Schneeschuhe anzuziehen, da ich damit nur Zeit verlieren würde. Im Aufstieg bemerke ich in der Wegspur Kolonien von de.wikipedia.org/wiki/Schneeflöhen. Die lustigen Hüpfer ernähren sich von Algen, die im Schnee gedeihen.
Wie vermutet ist das Gipfelplateau des Röti beinahe total abgeblasen. Ich entdecke einen unentwegten Skifahrer! Er macht sich gerade bereit, auf der Westseite Richtung Balmberg abzufahren. Wir besprechen kurz die Wettersituation. Aus Westen ist ein Schneesturm im Anzug. Ich nehme die verbleibende Gnadenfrist wahr und erstelle Sturmbereitschaft. Wieder einmal wird uns die Macht der Natur vorgeführt. Binnen 6 – 7 Minuten ist der Sturm herangebraust und peitscht den Schnee waagrecht über das Weissenstein-Plateau. Ich kann gerade noch das GPS in der Hand erkennen und bin so sicher, auf dem richtigen Weg zu sein, obwohl ich natürlich die Strecke im Kopf schon gespeichert habe. Weitere 8 Minuten später, beim Kurshaus Weissenstein, ist der Spuk vorbei. Der Himmel bleibt bedeckt, aber der Schneefall setzt noch einmal für eine halbe Stunde aus.
Ich nehme den direkten Weg über Nesselboden und Gartenmatt nach Oberdorf, da mich der Abstieg in der Flanke bei Stigelos diesem Wetter nicht reizt. In gut einer halben Stunde erreiche ich den Bahnhof Oberdorf. Mittlerweile hat starker Schneefall eingesetzt. Grosse Flocken segeln gemächlich darnieder und hüllen die Welt in dämpfendes Watte-Weiss. So wirkt der ausgestorbene Bahnhof mit der verlassenen Seilbahnstation noch surrealer.
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