Djebel Toubkal - 5-tägiges Trekking zum höchsten Berg Nordafrikas
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25 Jahre ist es her, als ich zum ersten Mal auf dem Gipfel des Djebel Toubkal stand. Es ist dies bereits meine dritte Reise in den Hohen Atlas, und der eigentliche Grund, der Ighil Mgoun , ragt gut 130 km weiter östlich in den Maghrebhimmel. Nichtdestotrotz, nach einer so langen Zeitspanne und die Möglichkeit, uns diesmal dem Berg über eine alternative Trekkingroute zu nähern, machten den Toubkal auch für mich nochmal begehrlich, ganz zu Schweigen von Tourenpartner Vladi, der heuer zum ersten Mal nach Marokko reiste.
07.06.2025
In Imi Oughlad (ca. 1500 m), einem unscheinbaren Berberdorf im Mizzanetal, beginnen wir unsere Tour. Weiter talaufwärts, auf 1740 m, befindet sich am Straßenende die Ortschaft Imlil, bekannter Dreh- und Angelpunkt für Besteigungen und Trekingtouren im Toubkalgebiet. Von dort aus war ich damals zum Berg aufgestiegen, um die Tour anschließend mit der beliebten Toukal-Umrundung via Lac d´Ifni – Tizi n´Likemt – Tacheddirt bis hinaus nach Setti Fatma im Ourikatal fortzusetzen.
Unser jetziges Trekking soll uns durch ruhige und bislang eher zaghaft frequentierte Nebentäler westlich des Toubkal führen, wo uns neben zwei Gîtes d´Etappe in urchigen Beberdörfern auch zwei Berghütten, Tamsoult und das kolossale Refuge du Toubkal zu Nächtigungen dienen werden.
Die Fahrzeit von Marrakesch her betrug gerade mal 1 ½ Stunden, inclusive eines kleinen Frühstücks bei Arganöl anpreisenden älteren Berberdamen. In Asni steigt Chalid zu, unser fließend englisch sprechender Guide, und bei ein paar unscheinbaren Häusern an der Straße unterhalb von Imi Ouglad machen wir Bekanntschaft mit unserem Koch Abdul und seiner Katrina, der treuen Mauleselin, die sogleich gehörig etwas aufgebrummt bekommt, denn trotz fester Unterkünfte wird es Abdul sein, der auch in den Gîtes und in den Hütten für uns am Herd stehen wird. Wir selbst werden unter diesen Umständen mit deutlich reduziertem Rucksackgewicht unterwegs sein – Luxustrekking, im Vergleich zu meiner ersten Toubkal-Tour, bei der ich autark unterwegs war. Inzwischen besteht Führerpflicht für das gesamte Toubkalgebiet.
Nun also los, es ist jetzt fast schon Mittagszeit, und die Sonne brutzelt. Ein kräftiger Wind sorgt glücklicherweise für etwas Milderung, schüttere Wacholderbaumbestände bringen etwas Schatten. Wir steigen aufwärts durchs Dorf und sind über die vielen Neubauten etwas verwundert. Lehmhäuser gibt es hier in Imi Oughlad praktisch gar keine mehr. Die Ursache war das Erdbeben von 2023, mit dem Epizentrum in etwa in dieser Gegend. Mag sein, dass somit ein Stück Tradition untergegangen ist, andererseits ist es nur verständlich, dass posthum stabilere Materialien für den Hausbau verwendet werden. Ein landestypischer Baustil lässt sich auch an den neuen Häusern erkennen, und wenn die aschgrauen Betonmauern mal mit Farbe überstrichen sind, entsteht wiederum ein durchaus ansehnliches Ortsbild.
Die Atlasberge sind hier noch ausschließlich sanft geschwungene, abgerundete Bergkuppen, mit karger und steiniger Oberfläche. Büsche und Bäume verteilen sich im Geröll wie Tupfer, viele Wacholderbäume gedeihen hier. Angekommen auf dem ersten Pass (Tizi), dem Tizi n´Techt (1998 m) bekommen wir im Schatten eines Wacholderhaines unser erstes Mittagsmahl serviert. Dazu breiten uns unsere beiden fürsorglichen Begleiter eine Matte aus, allerlei leckere Sachen finden aufs ausgebreitete Tischtuch, einschließlich des obligatorischen Thé à la Menthe. Ein Schäfer mit seiner Herde kommt vorbei, eine typische Begegnung im Hohen Atlas.
Gegen 17 Uhr setzen wir unseren Weg fort, das Klima ist nun weitaus erträglicher. Ein schöner Pfad traversiert die Bergflanke, Auf dieser Seite des Passes stehen auffallend mehr Bäume, die Landschaft erscheint schroffer und felsiger. Unter uns sind weltabgelegen scheinende Dörfer in den Talgrund versenkt, oder an die Berghänge geklammert, inmitten von sattgrünen Paradiesgärten, denn überall in den Talschaften des Atlas wird das eher rare Wasser gesammelt und mittels ausgeklügelter Bewässerungssysteme in die Anbauterrassen geleitet, wodurch ein bezaubernder Kontrast zu den kargen Gipfeln und Bergzügen entsteht.
Um 19 Uhr erreichen wir unser Tagesziel, ein in der Karte nicht benanntes Dorf nahe Tiziane. Die Terrasse unseres Gîtes entzückt mit Aussichten zu Dörfern mit bunten Häuschen und Minaretten, darüber ockerfarbene Bergketten, mit von durchziehenden Wolken verursachten ständig wechselnden Licht- Schatteneffekten – einfach fantastisch. Nur wenige Fahrzeuge rütteln ab und an über die zuletzt von uns zum Abstieg benutzte Piste ins Tal hinunter, ansonsten dominieren Maultiergebrüll, kreischende Kinder, quakende Frösche, das Zirpen von Zikaden. Gelebtz und gefeiert wird aber auch hier, so bekundet eine Gruppe von Jugendlichen mit wildem Gehupe auf ihren Mopeds den eben errungenen Sieg auf dem nahen Fußballplatz, und das Trommeln und die Gesänge einer Hochzeitsgesellschaft im Nachbarort zieht sich gar bis weit in die Nacht hinein. Wenn der Gebetsruf des Muezzin von den Bergflanken wiederhallt, ist die Atmosphäre perfekt. Dieser erschallt hier gleich von drei verschiedenen Mnaretten, denn jedes Dorf hat seine eigene Moschee. Hundegebell vernehmen wir übrigens nur vereinzelt. Diese finden im Hohen Atlas kaum Verbreitung, allenfalls als Herdenhunde bei den Schäfern, aber auch dort nur sporadisch.
08.06.2025
Ebenso stimmungsvoll wie zuvor der Abend, lässt sich auch der frühe Morgen auf der Terrasse erleben. Ein paar Hähne krähen, das Wasser des nahen Assif n`Ouissadene rauscht, die Luft ist noch angenehm kühl. Abdul lässt es auch beim Frühstück an nichts fehlen. Auch Chalid, hat von Beginn an mit seiner sympathischen und humorvollen Art seine Qualitäten als ein zuverlässiger Guide mit umfangreichem Wissen unter Beweis gestellt.
Die heutige Wegstrecke ist von beiden meiner Karten abgeschnitten. Online-Karten, wie etwa Outdoor Active, lassen für diese Gegend nahezu jegliche Landmarken missen.
Dass trockengefallene Schluchten im Hohen Atlas als Auf- und Abstiegswege dienen, ist mir bereits von vergangenen Touren bestens bekannt. So steigen wir an diesem Morgen südwestlich eine Schucht hinauf, die nach oben hin immer tiefer einschneidet. Unterhalb des Passes treffen wir auf die Lehmhäuschen eines Azib (Sennerei) Der Azib gehört zum Hohen Atlas wie die Alm oder Alpe zu den Alpen. Zum Schluß nehmen wir eine etwas ruppige Abkürzung zum Pass hinauf (ca. 2350 m), während Abdul mit seiner Kathrina dem Schluchtenweg treu bleibt. Hinab geht es dann durch schütteren Wacholderwald. An einem Wadi (meist trockengefallenes Bachbett)auf ca. 2030 m mit Quelle halten wir unter schattigen Walnussbäumen unsere Mittagsrast. Teils sehr kräftige Windböen sorgen heute für etwas Abkühlung, dafür tut man gut daran, seine Siebensachen stets zusammenzuhalten.
Nach ausgedehnter Mittagsrast steigen wir abermals bergan zu einem kleineren Sattel. Die Landschaft auf der anderen Seite zeigt sich karger, mit weniger und kleineren Bäumen. Wir folgen erneut einer felsigen Schlucht, die sich weiter unten mit einem größeren, besiedelten Tal trifft. Unterwegs passieren wir inmitten der Trockenheit einen grünen Hain mit Mandelbäumen. Zwei Dörfer im Talgrund haben Straßenanbindung. Wir gehen jedoch, in der Bergflanke verbleibend, sozusagen um´s Eck und erreichen mit N´Knt (1870 m) ein unglaublich malerisches Bergdorf mit noch vielen intakten traditionellen Lehmhäusern. Es ist lebhaft hier, und im Ort gibt es sogar einen Modefriseur. Abends tanzt der Bär, oder in diesem Falle der Berber. Bis spät in die Nacht hinein wird gesungen und musiziert.
09.06.2025
Wecken in der üblichen Reiehnfolge: zuerst, noch lange vor Sonnenaufgang, der Muezzin. Mit dem Tagesanbruch melden sich dann Hähne, Hühner, Maultiere, Kühe, Ziegen.
Zunächst geht es hinauf zum Tizi n´ Tagdalte (ca. 2700 m). Die Umgebung ist hier nochmals einen Tick schroffer und felsiger geworden, gleichzeitig können wir auf ein sattgrünes Tal zurückblicken, schütteres Gras wogt am Weg im Wind. Generell wird man im Hohen Atlas einen regen Farbwechsel in Erde und Felsen feststellen. Normalerweise sandgelb oder grau, sind sie oft auch rot, können aber beispielsweise auch mal grün schimmern. Dies ist ein Hinweis auf den Mineralienreichtum des Gebirges. In den Tiefen der von uns jetzt durchwanderten Gegend sollen beträchtliche Bodenschätze schlummern, was die Begierde gewisser Unternehmen geweckt haben soll, doch wehren sich die Dorfbewohner bislang vehement gegen eine Ausbeutung.
Der Abstieg vom Pass erfolgt zunächst durch eine offene Bergflanke, um später in eine wunderschöne Schlucht überzugehen. Das Bachbett im Schluchtgrund zeigt sich meist trockengefallen, führt ab und an aber auch mal Wasser. Ein paar Erdhörnchen hüpfen herum. Ein wunderbar schattiges Plätzchen nahe eines Bachlaufs auf etwa 1900 m dient uns zur Mittagsrast. Erst beim Wiederaufbruch wird uns gewahr, dass wir hier schon ganz nah am Ortseingang von Tizi Oussem sind.
In Tizi Ouissem wird wieder das Haupttal mit dem Assif Ouissadene erreicht. Weiter unten im selben Tal hatten wir vorgestern unsere erste Übernachtung. Genau genommen treffen unterhalb des Dorfes zwei Täler zusammen: die von uns zuvor durchwanderte Schlucht mit dem Assif Ourhou und das Tal des Assif Ouarzane. Ab dem Zusammenfluss ist es dann das Tal des Assif Ouissadene.
Wir aber wollen weiter hinaufsteigen und folgen somit dem Talarm des Asif Ouarzane. Erst hier treffen wir andere Touristen. Ein Fassungsbecken für die Felderbewässerung am Weg dient uns zum erfrischenden Bade.
Ab sofort befinden wir uns im Toubkal-Nationalpark. Vor uns erheben sich jetzt gewaltige Berggestalten, der Schnee ist an diesen inzwischen allerdings nahezu gänzlich abgeschmolzen. Die auf 3000 m gelegene Lepineyhütte kann vom Weg aus erspäht werden.
Letztere soll aber nicht unser Ziel sein. Das Refuge Azib Tamsoult befindet sich auf 2250 m. Die geschmackvolle Einrichtung mit orientalischem Touch erinnert mich an das Refuge des Moufflons unterm Toubkal, in dem ich vor 13 Jahren schon mal genächtigt hatte. Nur drei kleinere Gruppen haben sich hier eingefunden, es bleibt gemütlich. Neben der Berghütte bleibt der eigentliche Azib Tamsoult weiterhin bestehen, die urchigen Lehmhütten umgeben von grünen Feldern. Die Aussichten von der weitläufigen Terrasse des Refuge sind herrrlich: der Blick geht hinauf zu schroffen Gipfeln, die fast schon an der 4000er-Grenze kratzen und schweift übers lange Tal des Assif Ouissadene hinweg. Nur wenig weiter oben befindet sich übrigens eine weitere ehemalige Berghütte, die seit dem Erdbeben 2023 allerdings wegen Einsturzgefahr nicht mehr betrieben werden kann. Dafür wurde das neue Refuge nochmals baulich erweitert.
Beim abendlichen Sternegucken auf der Terrasse führe ich ein wenig philopsphische Konversation mit Chalid. Wo kann man dies besser, als unter dem nächtlichen Firmament inmitten der Berge?
10.06.2025
Heute wird bereits um 5 Uhr geweckt, noch im Dunkeln. Anschließend lässt es sich aber gemächlich an, wir kommen erst um 6.30 Uhr von der Hütte weg. Nach kurzer Wegstrecke, vorbei an der beschädigten alten Hütte, betreten wir eine prächtige Schlucht, in welche weiter oben eindrucksvoll ein Wasserfall hineinstürzt. Kurz vor der Lepineyhütte, auf ca. 2850 m, erfolgt dann die Abzweigung. Der Pfad durch einen Schutthang hinauf zum Aguelzim scheint aus der Ferne besehen heftig steil, doch relativiert sich dies mit der Annäherung. Der Pfad ist sogar maultiertauglich. In Serpentinen schlängelt er sich zwischen Lavatürmen und -türmchen hindurch. Zwar ist der Hohe Atlas ein Faltengebirge, der Djebel Toubkal hingegen ist vulkanischen Ursprungs, und von Ebendiesem sind wir inzwischen gar nicht mehr weit entfernt.
Die Aussicht geht übers gesamte Ouissademe-Tal hinweg, bis vor zu unserem ersten Übernachtungsort. Die uns einkesselnden Berge sind jetzt richtig hoch, schlussendlich ist die Lepineyhütte neben der Toubkalhütte der Stützpunkt zu den höchsten Gipfeln des Hohen Atlas. Es sind die mehrgipfeligen Massive des Tazagârt und der Clochetons, die hier in die Lüfte ragen. Beide gehen ans bzw. bereits übers 4000er-Limit. Der lange Bergrücken des Aguelzim wird dann auf etwa 3550 m überquert, was laut Karten der eigentlichen Gipfelhöhe entspricht. Der bestens angelegte Pfad ist in meinen beiden Karten jedoch nicht eingezeichnet, in einer wohl aber die Route zum höheren Tizi n´Tadat (3740 m), welcher allerdings von den einheimischen Führern aufgrund von Steinschlaggefährdung und des technisch höheren Anspruchs nicht goutiert wird.
Der Pfad schlängelt sich in diagonaler Richtung hinab zu den beiden Großhütten Moufflons und Toubkal (ehemals Neltner). Dabei eröffnen sich eindrucksvolle Ansichten des jetzt wuchtig gegenüber aufragenden Djebel Toubkal. Da die schönere Moufflons bereits voll belegt ist, kommen wir im Refuge du Toubkal unter, welches sich im Laufe des Nachmittags ebenfalls restlos füllen wird. Die Besteigung des Djebel Toubkal über die Normalroute ist ein Massenerlebnis, darüber muss man sich im Klaren sein.
Nach unserer Ankunft lassen wir die schroffe und karge Hochgebirgswelt um die Hütten herum auf uns einwirken, und genießen weiterhin das leckere Essen von Abdul, der auch bei den Hüttenaufenthalten seinen Dienst als unser "Expeditionskoch" versieht.
Die heutige Etappe war häufig durch stürmischen Wind geprägt, ein suspektes Omen für die morgige Besteigung des Djebel Toubkal. Schneekontakt ist hingegen ausgeschlossen, da von diesem nur noch bescheidene Reste in besonders schattigen Couloirs überiggeblieben ist.
11.06.2025
Nach einer typisch unruhigen Großhüttennacht, mit Plastiktütengeraschel, zuschlagenden Türen,flackernden Lampen und Geflüster und Gemurmel zu allen Tag- und Nachtzeiten, werden wir um 3 Uhr bereits geweckt, Standardzeit für alle Gipfelanwärter. Wer schon mal an einem der Alpenklassiker, wie etwa dem Montblanc unterwegs war, dem wird diese Art von Gewusel zu eigentlich nachtschlafener Zeit bestens bekannt sein ...
Kurzum, wir Drei kommen um 4.15 von der Hütte weg und reihen uns in die schon weit oben in den sternenklaren Nachthimmel ziehende Lampenprozession ein. Wie erwartet, pfeift von Beginn an ein stürmischer Wind. Wir kommen recht zügig voran und inzwischen ziemlich weit oben, können wir den anbrechenden Tag mit einer bereits beträchtlichen Aussicht genießen. Als wir die Bergschulter erreichen, haut uns der Wind schier um. Schon weiter unten hatten Böen mehrfach unsere Standhaftigkeit getestet. Glücklicherweise ist die Normalroute via Südcouloir nirgends ausgesetzt, weshalb wir auch unter solchen Umständen unseren Aufstieg fortsetzen können. Es bleibt aber zu sagen, dass dies beileibe nicht alle tun, und ich vermute eine hohe Anzahl an Abbrechern.
Der Gipfel ist erreicht, und wie so oft bläst es dort oben zwar immer noch aus vollen Rohren, im Vergleich zu vorhin aber in einem halbwegs erträglichen Maße. Ob es Sinn macht, für den im Sommer recht wetterstabilen Toubkal so früh aus den Federn zu springen, mag jeder für sich entscheiden. Tatsache ist, dass die Luft morgens noch am klarsten ist. Und somit erfreut uns eine atemberaubende Aussicht, im Süden etwa bis in den Dunst der Sahara. Großartig machen sich auch die ersten Sonnenstrahlen an den Gipfeln dieser kargen, doch gleichwohl faszinierenden Hochgebirgslandschaft.
Chalids Vorschlag, alternativ zur Normalroute über das N-Couloir abzusteigen, wird von uns mit Wohlgefallen angenommen. Die Route ist länger und etwas ruppiger, als der Normalweg, mit der einen oder anderen etwas ausgesetzten Stelle (T4). Dennoch scheint es mit fast unglaublich, dass von all den heutigen Gipfelstürmern nur wir drei, sowie ein Mexikaner mit seinem Bergführer hier absteigen.
Chalid hält noch einen weiteren Trumpf für uns bereit: Aus dem Sattel Tizi du Nord, unterhalb des Imouzzer (4010 m) lässt sich leicht und schnell der Ostgipfel (3880m) der Tibheirine (W-Gipfel 3887 m) erreichen. Direkt auf dem Gipfel liegt ein Teil eines Flugzeugmotors, Relikt des Absturzes einer protugiesischen Frachtmaschine in der 60er-Jahren. Im weiteren Abstieg durchs Couloir werden wir auf unzählige größere und kleinere Wrackteile jenes Unfalls stoßen, und unsere Bergführer zeigen uns auch ein Grab unter Steinplatten, in dem drei von mehreren tödlich Verunglückten ihre letzte Ruhe fanden.
Mit einer weiteren Übernachtung auf der Hütte wäre die Übeschreitung des Toubkal eine nicht allzu fordernde Hochgebirgswanderung. Wir aber wollen noch, nach Ausruhen und nochmals gut essen, heute noch bis Imlil absteigen, was uns nach knapp 1000 Aufstiegsmetern zum Gipfel, zum Ende des Tages um die 2300 Abstiegsmeter einbrocken soll. Die Route durchs oberste Mizzanetal, vorbei am Heiligtum Sidi Chamarouch, ist mir wohlbekannt, aber gleichwohl entzückend. Der meistfrequentierte Talweg des Hohen Atlas ist unzweifelhaft auch der landschaftlich schönste.
Angekommen am kleinen Wasserfall in Imlil gönnen wir uns frischgepressten Orangensaft zwischen zahlreichen hier wuselnden marokkanischen Ausflüglern. Wir haben es geschafft, nur noch ein kleines Stück ist es bis hinunter zum Ortskern, wo sich der Roadhead befindet und wo wir zur Rückfahrt nach Marrakesch abgeholt werden.
Fazit: wunderschöne und interessante Trekkingtour, mit täglicher Steigerung der landschaftlichen Dramatik. Die Übernachtungen in den Bergdörfern, sowie die vielen instruierenden Erklärungen unseres Führers Chalid brachten uns auch die lokale Berberkultur näher. Es ist dies die ruhigere und, abgesehen von der letzten Etappe, wohl auch etwas einfachere Alternative zum populären Toubkal-Circuit. Es war nicht ganz leicht, während des muslimischen Eid al-Adha einen Führer, bzw. eine Agentur zu finden, die bereit war, an diesen bedeutenden Feiertagen zu arbeiten. Wir trafen bis kurz vors Refuge Tamsoult keine weiteren Touristen. Wie stark diese Tour außerhalb dieser Feiertage frequentiert ist, können wir leider nicht genau sagen.
Verwendete Karten:
EWP Tobkal Massif 1:160.000. Aufgrund der zu dichten Höhenlinien und der nur schwachen farblichen Abstufung von Straßen und Wegen ein eher unübersichtliches Gemälde.
Djebel Toubkal 1:100.000 + 1:60.000 FH Karlsuhe, Erscheingungsjahr 1999
Diese Karte, welche ich mir anlässlich meiner ersten Toubkal-Tour besorgt hatte, hat uns weiterhin gute Dienste geleistet, wennglich der westlichste Teil unserer Tour nicht mehr auf der Karte ist.
Hike partners:
Günter Joos (gringo)

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