Grenzberge-Doublette Spitzstein und Kranzhorn
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Bei der Auffahrt zum gebührenpflichtigen Parkplatz bei der Goglalm gab es die ersten beiden Überraschungen: gleich bei der Kreuzung, an der es rechts flacher zur Stoana-Alm geht und links hinauf Richtung Spitzsteinhaus stand ein neues großes Schild: PRIVATWEG Betreten und Befahren… - weiter habe ich nicht gelesen, nachdem mir ohnehin schon einige Minuten Zeit gestohlen worden waren in KU. Bei einigen Stellen war dann abgezäunt und am Asphalt gab es Sprühmarkierungen, die Ausweichen standen also mehr oder weniger nicht zur Verfügung. Es kam mir kurz nach sieben Uhr morgens ein PKW mit FFB-Kennzeichen entgegen im Bereich der Haflinger-Hengst-Alm, da zog ich dann schnell die Handbremse an, sprang aus dem Auto und meinte zum Fahrer, es wäre gleich 30, 40 m weiter die Möglichkeit für mich zum Ausweichen. So oft, wie ich da gefahren bin, kenne ich die Bergstraße wie meine Westentasche. Er fuhr dann das fast flache Stück wieder zurück und wir konnten einander passieren. Um 7:06 Uhr wurde dann losmarschiert. In der letzten Kurve vor dem Spitzsteinhaus nahm ich die Abzweigung zur Tristmahlnalm. Bei dieser aber nicht weiter auf der bekannten markierten Route links, sondern kurz ums Hauseck und dann Aufstieg weglos zum Kamm über den Hang. Beim kleinen Kreuz an einem Felsen war ich noch nie vorbeigekommen, da bei einer anderen Begehung vor Jahren dem Zaunverlauf gefolgt worden war. Das silberne Gedenktäfelchen am Kreuz gibt es sicher seit 2018. Das Urgestein der Alm kannte ich, einmal hat er mich ein Stück mit seinem schwarzen Kfz mitgenommen.
Am Kamm waren auf der steilen Seite ein paar Schneereste zu sehen, ein männliches Raufußhuhn, wohl ein Birkhahn, wollte sich nicht fotografieren lassen und flog ehebaldigst davon. Ein paar Höhenmeter waren wieder herzuschenken, bevor ich nach wenigen Metern auf den Steig traf. Knapp vier Minuten später stand ich an der Nordwandsteig-Abzweigung mit den gelben Wegweiser-Schildern. Die halbe Stunde wurde auf Grund von Schnee, Nässe und ein wenig Fotoshooting on track diesmal um 2 Minuten überschritten so wie der finale Gipfelanstieg bei anderen Bedingungen sicher auch schon zwei bis fünf Minuten weniger lang gedauert hat.
Am Gipfel stoppte ich meine Pausenzeit nicht, so zwischen 12 und 15 Minuten dürften es gewesen sein. Der Erste war ich natürlich nicht an diesem Sonntag und die Anwesenden waren vom asphaltierten Gratisparkplatz unten gekommen, wo sich auch schon sieben Autos befanden. Nach meinem Abstieg wählte ich von der Altkaseralm nicht den Weg über das Spitzsteinhaus, sondern nahm die Schleife mit der Almzufahrt. So zwischen 2:50 und 2:55 war ich auf dem ersten Teil meines Wandertags unterwegs, davon 1:45 zum Gipfelkreuz.
Nach dem Wechsel zum erstmöglichen Kranzhornparkplatz (Kapazität 40+ Kfz) konnte der Start von dort um 10:20 erfolgen. Karte war an diesem Tag keine dabei, nach etlichen Wanderungen in den letzten 15 Jahren am Erlerberg ist es gut möglich, dass alle für mich wesentlichen Routen, die T3 nicht übersteigen, schon mal gesehen wurden. Auf Markierungen bin ich in dem Gebiet nicht angewiesen, aber es freut mich immer wieder, wenn Steigspuren mit farblich gekennzeichneten Pflöcken, Stäben und Stangen vorgefunden werden – mir damit eine sinnvolle Routenwahl bestätigt wird.
Um spätestens 10:30 wäre der Parkplatz komplett voll gewesen, in vollem Gange war die Völkerwanderung zur Kranzhornalm. Nichts anderes hatte ich erwartet – das ist oft so an Samstagen, Sonn- & Feiertagen. Normalerweise meide ich die beiden Familienausflugsberge dann (wie der Teufel das Weihwasser), aber nach dem zuvor absolvierten Nordwandsteig zum SPITZSTEIN war mir beim Abstieg von dort kurz nach neun Uhr niemand im Genick, der Gegenverkehr war überschaubar und die Route zum KRANZHORN mit dem Dazwischenschalten des Kienbergs bot genug Stille.
Nachdem ich in den beiden Jahren davor mal im Jänner bzw. Februar hier war und die erste Abzweigung für heuer auf der Agenda stand, scherte ich aus der Masse aus, um dann leider feststellen zu müssen, dass der Stacheldrahtzaun an diesem Tag meine Umkehr erforderlich machte. Also nochmal einreihen in den Pilgerstrom, akustisches Inhalieren des Geplappers und noch etwas weiter auf der mittlerweile weniger attraktiver Strecke… denn nach dem Drehkreuz war bald LKW-breit grob aufgeschottert, vermutlich musste Schadholz beseitigt werden nach dem Wintereinbruch vom September 2024.
Mein zweites Adieu an der beschilderten Kreuzung (Wegspinne) wieder nach links auf der Fahrpiste führte mich dann an einem kleinen landwirtschaftlichen Gebäude mit Sickergrube vorbei, die auf 931 m gelegene Wiesegg-Alm, schön am Waldrand gelegen. Nachdem noch ein Hochstand mit kurzer Leiter (fünf Sprossen) passiert wurde, war dann recht bald mal das Ende der grasig gewordenen Piste erreicht. Ich war da irgendwann schon mal gewesen. Steil ging’s hinauf, es gab immer wieder Steigspuren zu sehen und Felsblöcke mit vermeintlichen Gassen durch – Deja Vues für mich. Am Rand einer bekannten Aufforstungszone noch wenige Höhenmeter bis zur nächsten Fahrpiste, nur noch aus Gras und auch mit Ende nach vielleicht 50 Metern. Der weitere weglose Aufstieg brachte mich dann zum höchsten Punkt auf dem kleinen Kienberg 1101 m. Mit den 465 der SPITZSTEIN-Runde und hätte ich dann knapp 750 Höhenmeter in den Beinen gehabt, aber in der Tagesbilanz wurden dann auch diejenigen des ersten Ausflugs zum Stacheldrahtzaun berücksichtigt.
Im Rahmen des erforderlichen Abstiegs mit weiteren Remineszenzen erschreckte ich mich kurz, als ich auf der Forststraße Fleecejacke liegen sah, von der ich zunächst glaubte, es wäre meine eigene, die ich unbemerkt verloren hätte. Denn sie hatte dieselbe Farbe. Beim Aufheben wurde dann aber sehr schnell klar, dass es sich um eine ganz andere handelte. Voll mit Wasser gesogen und dicker, war sie ziemlich schwer. Der Besitzer oder die Besitzerin (Größe XS, wenn es denn wahr ist) hat das Stück wohl schmerzlich vermisst am Tag des Verlusts, handelte es sich doch um ein Kleidungsstück, das vermutlich im Rahmen einer Veranstaltung erworben wurde – Bettelwurflauf 2009. Aber eine mentale Verabschiedung fand vermutlich schon statt. Die beiden Taschen mit Reißverschluss waren leer, es zeichnete sich bereits die Transformation zur Untragbarkeit der Jacke durch Schimmelbildung / Pilzbefall ab. Die wäre imho wohl nicht mehr zu retten gewesen. Nichtsdestotrotz trug ich sie eine ganze Weile bergab mit, um sie an einem vorteilhafteren Platz zu deponieren. Bei einem etwas abseits befindlichen Jagdsitz hatte ich keine Lust, das hätte Zeit und Energieaufwand bedeutet. Aber an einem kleinen Felsblock mit knallig oranger Markierung, zum Abschneiden einer Schleife, wenn man weiter nach Osten will, fand sie ihren nächsten Platz, bis sie mal vielleicht jemand mit einem Fahrzeug mitnimmt und entsorgt.
Der harte Untergrund der Fahrpiste zerrte dann schon ein wenig an den Nerven, an der T-Kreuzung, an der es nach rechts (Osten) zur Urslaualm geht, setzte ich meinen Weg nach links in westlicher Richtung fort. Die Piste weiter hinab wurde sich nur kurz bis zu einer leichten Kurve angeschaut, dann wieder bis fast zur großen roten Markierung und einer zweiten an einem Baum gegangen. Wegloser Aufstieg wieder, rot-gelbe-Markierungspflöcke für jagdlich / forstlich Tätige. Kurz vor der nächsten Fahrpistenetage den ersten herab Kommenden samt Hund erspäht und auch seinen weiteren Weg am Steig nach dem Queren des Fahrwegs gesehen. Zweimal begegneten mir noch zwei Personen, ein Einzelner überholte mich bergauf. Der markierte Weg Richtung Alm ist nicht erforderlich, der Pfad Richtung Gipfel ist gut ausgetreten. Es gibt dann eine kurze Unterbrechung von zwölf Metern vielleicht. Von oben kommend muss man eventuell ein wenig suchen.
Klar ging es zwischen Kranzhornalm und Gipfel zu wie auf einer Ameisenstraße, doch das relativ kurze Stück hinauf und gleich wieder hinunter bis zu den Sitzgelegenheiten in der Almwiese wenig neben dem Steig, nahe dem steilen Steig, den ich quasi einsam raufgekommen war, war mir ziemlich egal. Kurze Jausenpause und kurzer restlicher Abstieg zur Alm, wo sich ein kaltes Getränk geleistet wurde – Valencia mit rotem Etikett (Im Wesentlichen eine Apfel-Johannisbeer-Mischung, als Rote Früchte Schorle betitelt). Beim Zeitpunkt der Getränkekonsumation allein an einem Tisch (freilich mit vielen Almgästen generell) handelte es sich um einen Günstigen, was ebenso für die restliche Wanderung via Bubenau-Alm zum Parkplatz galt. Äußerst niedrige Personenfrequenz – summa summarum alles richtig gemacht und Glück gehabt mit dieser Tourenkombination und Routenwahl.
Bei der Nachbetrachtung (Höhenschichtlinien auf den Karten) kam ich auf 1200 Hm. Bis zum Kranzhorn war ich knapp vier Stunden unterwegs, die im Tourenkopf angegebene Bruttozeit mit allen Pausen beinhaltet auch den Transfer bzw. den Wechsel des Parkplatzes, wo gut eine Viertelstunde zu veranschlagen ist.
Seit Aufstellung des Parkautomaten bei der Goglalm vor mehr als zehn Jahren weiterhin kein neuer Tarif – immer noch zwei Euro, das ist mehr als fair.

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