Sail & Hike von Sardinien nach Mallorca


Published by rhenus , 9 May 2025, 11h53.

Region: World » Spanien » Balearische Inseln
Date of the hike:19 April 2025
Hiking grading: T1 - Valley hike
Waypoints:
Geo-Tags: E   I 
Time: 7 days
Route:757 km

Ab und zu gibt es Touren oder gar Ferien, die man unter dem Titel "Pleiten, Pech und Pannen" abschreiben muss. Bei uns war dies beim Segeltörn von Sizilien nach Sardinien im Jahre 2024 der Fall, bei dem überdies sowohl der Ätna als auch der Stromboli Feuer speihten und keine Besteigung zuliessen, siehe hier. Grosszügigerweise bekamen wir für unsere Umtriebe von der Schweizer Segelfirma von Jürg Ambühl aus Meilen (www.segeln.ch) einen Gratis-Segeltörn auf der Segelyacht "Lumumba" geschenkt, den wir diesen Frühling einlösten. Der Ostern-Törn von Sardinien nach Mallorca über rund 400 Seemeilen (SM) erwies sich als Volltreffer und führte uns mit dem Segelschiff auch an Orte hin, die man ansonsten um diese Jahreszeit nur schwer erreichen würde.

Während auf Hikr die Kategorie "Bike & Hike" ziemlich verbreitet ist, finden sich auf dieser Plattform nur wenige Touren in Form von "Sail & Hike". Bei unserem mittelschweren Segeltörn hatten wir natürlich nicht so ambitionierte Ziele wie etwa der Schweizer Bergführer Dario Schwörer aus Sargans. Dieser lebt nämlich mit seiner nunmehr 8-köpfigen Familie seit über 25 Jahren auf einem Segelschiff, hat in dieser Zeit auf seiner "Global Climate Expedition" über 120'000 SM (222'000 km) zurückgelegt (unter anderem die äusserst anspruchsvolle arktische Nordwestpassage zwischen dem Atlantik und dem Pazifik) und möchte dabei auch alle "Seven Summits" besteigen (www.toptotop.org).  

19.4.2025: Cagliari
Nach einem sehr frühen Flug mit Edelweiss Air erreichten wir am Samstagmorgen Cagliari, die quirilige Hauptstadt von Sardinien. Bei der Gepäckausgabe lernten wir unsere Crewmitglieder kennen: Dennis, Daniel, Markus und David, mit dem ich anreiste. Dominik war bereits am Vortag angekommen und stiess wenig später zu uns. Ausser mir wollen alle den Hochseeschein machen und benötigen dafür 1'000 SM. Bei strahlend schönem Wetter machten wir noch eine kurze Besichtigung des Stadtzentrums von Cagliari (147'000 Einwohner), das uns ziemlich beeindruckte. Cagliari's Stadtbild ist geprägt von prachtvollen Kirchen und Palazzi der auf einem Hügel gelegenen Altstadt sowie einem eleganten Hafenviertel. Am Vortag hatte Dominik noch das Colosseo besucht, für dessen Besichtigung uns die Zeit aber nicht mehr reichte.

Nach dem Mittagessen fuhren wir mit einem Taxi nach Marina di Capitana, wo die "Lumumba" ankerte. Hier trafen wir den erfahrenen Skipper Jürg und erfuhren, dass wir auf unserem Törn von einer zweiten Crew auf der etwas aufgerüsteten, erneut gecharteten "Maladroxia" unter Leitung des Skippers Gerry (Freelancer aus Graz) begleitet würden.

Die "Lumumba" ist eine Jeaunneau Sun Odyssey 49, eine tolle Yacht mit einer Länge von 15 m, 13'000 kg Verdrängung und Platz für 10 Personen mit 4 Doppelkabinen (Flaggenstaat Frankreich, Zulassung Kategorie A). Die Segelfläche beträgt 114m2, für Vorwindkurse gibts ein Gennaker mit 130m2 Segelfläche. Moderne Navigationsgeräte (4 G Breitband Radar, AIS, GPS, Echolot, EPIRB-Seenotbake) sorgen für die erforderliche Sicherheit.

20. - 22.4.2025: Cagliari - Mao (Menorca) 280 SM
Nach einer gründlichen Einführung zur Yacht und rund um die Sicherheit legten wir bereits am Sonntagmorgen um 6 Uhr in Cagliari ab. Es sollte eine lange erste Etappe von 280 SM werden. Aufgrund der prognostizierten Windverhältnisse wurde unterwegs beschlossen, ohne Zwischenstop direkt die östlichste Baleareninsel Menorca anzupeilen, wozu zwei Nachtschläge notwendig waren. Wir liessen die sardischen Inseln La Vacca, Sant'Antioco und San Pietro rechts liegen und nahmen dann direkten Kurs auf Mao (Mahon) auf Menorca. Sonntags Nachmittag um 15 Uhr hissten wir erstmals die Segel und segelten in flottem Tempo von 6 bis 10 Knoten (11 bis 19 km/h) bei Windstärke 3 bis 4 Beaufort (15 - 30 km/h) mit Wind aus Nordwest. Die erste Nacht war sehr kühl und es regnete überdies einige Stunden. Am Montag den 21.4. besserte sich das Wetter. Zur Bereicherung unseres Menüplans legten wir eine Fischerrute aus. Nach wenigen Stunden biss ein Prachtskerl von einem Thunfisch (Schwarzflossen-Thun?) mit einer Länge von ca. 60cm und einem Gewicht von geschätzten 3 bis 4 kg an. Dennis filetierte den Fisch unverzüglich und fachgerecht, und am Abend verspeisten dessen erste Hälfte. Skipper Jürg bekochte uns den ganzen Törn über und zauberte jeweils in kürzester Zeit sehr schmackhafte und abwechslungsreiche Menüs auf den Tisch. Sogar eine Nespresso-Maschine fand sich in der Bordküche!  

22.4.2025: Mao (Menorca)
Nach rund 51 Stunden auf See legten wir am Dienstag den 22.4. um 9 Uhr morgens im Hafen von Mao (auch Mahon) auf Menorca an. Menorca ist die östlichste der 5 Baleareninseln, von denen wir deren 3 besuchen sollten (Menorca, Mallorca und Cabrera; Ibiza und Formentera betraten wir nicht). Mao im Osten der Insel wird über einen Fjord erreicht und kann damit bei jedem Wetter und auch bei Nacht angelaufen werden. Zum Mittagessen verspeisten wir aus der Bordküche die zweite Hälfte des am Vortag gefangenen Thunfisches. Anschliessend bummelten wir an diesem freien Tag durch Mao, die Hauptstadt von Menorca (30'000 Einwohner). Neben dem Naturhafen, wo ein Viermaster anlegte, beeindruckt die Altstadt mit schönen Jugendstilbauten, einem Kloster, engen Gassen und wohnlichen Fussgängerzonen. Am Abend machten wir Bekanntschaft mit der Crew der Maladroxia und assen in einem Restaurant am Hafen eine Paella.

23.4.2025: Mao (Menorca) - Cala Millor (Mallorca) 52 SM
An diesem Morgen überraschte uns der sehr initiative Dennis mit einem wunderbaren Zopf, den er auf dem Gas-Backofen selbst gebacken hatte. Leider hatte der Wind inzwischen abgeflaut, sodass wir an diesem Tag mehrheitlich mit dem Motor unterwegs waren. Am Nachmittag hissten wir für einige nautische Meilen das Gennaker. Zum Mittagessen servierte uns Skipper und Bordkoch Jürg einen super "Lumumba-Burger". Die Begegnung mit einem Delfin-Paar, das uns während fast einer Minute begleitete, war ein wunderbarer Moment auf der Fahrt nach Cala Millor. Auf dem Weg übten wir mehrfach das Rettungsmanöver "Mensch über Bord". In Cala Millor gingen wir nicht von Bord, sondern ankerten etwas nördlich des Pt. de Amer, einem sehr schönen und ruhigen Ankerplatz. Einige von uns nutzten die idyllische Bucht am Abend für eine Erfrischung im erst ca. 17° C warmen Meer.

24.4.2025: Cala Millor (Mallorca) - Sa Port (Cabrera) 48 SM
Kurz nach der Tagwache erlebten wir um 7 Uhr morgens einen sehr schönen Sonnenaufgang. Wie schon am Vortag legten wir in Cala Millor nach einer ruhigen Nacht um 8 Uhr ab, nachdem wir den Anker gelichtet hatten. Bei Windstärke Beaufort 3 setzten wir um die Mittagszeit die Segel und erreichten gegen 18 Uhr die karge Insel Cabrera. Natürlich gab es erneut einen kleinen Wettstreit mit der Maladroxia, den wir diesmal für uns entschieden. Im Puerto de Cabrera legten wir an einer Boje an, die von unserem Skipper vorgängig im Internet reserviert werden musste. Mit uns waren an diesem Abend rund ein Dutzend weitere Segelboote im Port de Cabrera. Mit dem Dinghi fuhren wir an Land und stiegen vom Hafen mit Bar in etwa einer Viertelstunde vorbei an einem Friedhof hinauf zum Castell de Cabrera, ein sehr schöner Aussichtspunkt über die Insel. Unweit des Castells befindet sich ein Rangerhaus.

Die kleine Insel Cabrera (16 km2) hat nur rund 20 etwa ständige Einwohner. Die Insel und das angrenzende Meer bildet heute einen Nationalpark, wo etwa fischen oder campieren verboten ist. So idyllisch die Insel heute erscheint, so hat sie doch eine sehr bewegte Vergangenheit. Während des Spanischen Unabhängigkeitskrieges von 1807 bis 1814 wurden hier rund 12'000 Soldaten der französischen Armee (darunter auch Schweizer Söldner) gefangen gehalten. Infolge der katastrophalen Verhältnisse starben ca. 3'500 bis 5'000 von Ihnen. Es müssen gemäss dem Augenzeugen Pater Damia Estelrich damals für heute unvorstellbare Zustände geherrscht haben.

25.4.2025: Sa Port - Palma de Mallorca 29 SM
Am letzten Tag unseres Törns verliessen wir den Naturhafen von Cabrera erneut etwa um 8 Uhr morgens. Das Schwesterschiff, die Maladroxia, folgte uns nach. Bei strahlendem Wetter aber ohne jeden Wind hielten wir auf den grossen Hafen von Palma de Mallorca zu, wo mehrere grosse Kreuzfahrtsschiffe und Fähren vor Anker lagen. Nachdem wir aufgetankt hatten, wurden wir zu unserem Bootsplatz gelotst, wo wir etwa um 1 Uhr nachmittags anlegten. Auf unserem Törn legten wir insgesamt 409 SM (757 km) zurück. Wir benötigten während dieser Zeit etwa 47 Motor-Stunden bzw. 157 Liter Diesel (3.3 Liter/h).

Etwa um 4 Uhr Nachmittags checkten wir aus. Wir durften bei bester Kameradschaft, viel Wind, super Essen, einem extra Fischfang und mit einer Delfinsichtung einen fantastischen und lehrreichen Oster-Törn im Mittelmeer erleben. Mit diesem Meilentörn haben überdies David und Daniel das Soll von 1'000 SM für den Hochseeschein erfüllt. Mit dem Seglergruss "Mast- und Schotbruch" verabschiedeten wir uns von unserem Skipper Jürg und seiner "Lumumba" sowie von unsern Mitseglern David, Daniel, Dennis und Markus.

Dominik und ich hängten wie geplant nach dem Törn noch einige Wandertage in Mallorca an, um insbesondere den gebirgigen nördlichen Teil der Insel näher kennen zu lernen. Nach der Besichtigung von Palma de Mallorca fuhren wir gleichentags nach Soller in die Serra Tramuntana, siehe hier.


Hike partners: rhenus


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