Kraxeln mit guten Freunden im Dahner Felsenland


Published by Nik Brückner , 10 June 2025, 13h12. Text and phots by the participants

Region: World » Germany » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Date of the hike:19 April 2025
Hiking grading: T5 - Challenging High-level Alpine hike
Climbing grading: II (UIAA Grading System)
Waypoints:
Geo-Tags: D 
Time: 5:00
Height gain: 700 m 2296 ft.
Height loss: 700 m 2296 ft.
Route:15 Km
Accommodation:In und um Dahn

Stellt euch mal folgendes vor: Ostern 2025. Gute Freunde sind im Pfälzerwald. Allesamt Hikr: Faxe, Wimpy, Nyn, Schubi und WoPo1961. Allesamt Meister ihres Fachs: Der eine ist schon die Heiligkreuzwand hinaufgeschlendert, der andere lässt sich regelmäßig im Schwarzwald von Brombeerranken blutig reißen, der Gendarm kennt im Wallis jeden Gendarm und die beiden Schweizer sind, naja, Schweizer, und somit schon genetisch im Senkrechten zuhause.

Was bietet man solchen Leuten? Im deutschen Mittelgebirge?!?

Ich musste meine gesamten Ortskenntnisse mobilisieren, das sage ich euch. Um nicht mit der Frage "hat's euch gefallen" mildes Lächeln und gelangweiltes Gähnen zu ernten! Aber hey - die sind ja alle nett. Und höflich. Jedenpfalz waren sie von der Gegend begeistert! Und das kam so:



Magic Pies "Maestro" eingelegt, die Freunde eingesammelt und los! Start war in Dahn (210 m), auf dem großen Parkplatz am Haus des Gastes. Von dort aus fädelten wir erst einmal in den richtigen Weg ein, dann wanderten wir, der Beschilderung "Dahner Rundwanderweg" folgend, hinauf zum Ehrenfriedhof.
 
Der Friedhof wurde 1952 eingerichtet. Auf ihm fanden 2412 Kriegstote des 2. Welt­krieges ihre letzte Ruhe.
 

Dort steht auch die Michaelskapelle (270 m).

Die St. Michaelskapelle wurde wahrscheinlich im 15. Jahrhundert errichtet. Sie wur­de 1794 geschlossen, da sie stark beschädigt war. 1806 wurde die Kapelle wiederer­öffnet und anschließend mehrmals umgebaut. 1853 erhielt sie ihre heutige Form.


Nun aber ran an den Fels! Wir wanderten die letzten Meter hinauf zu dem riesigen Felsmassiv des Hochsteins, das wir an der spektakulären Hochsteinnadel erreichten.

Der Hochstein ist das zweitgrößte zusammenhängende Felsmassiv der Pfalz. Es hat eine Länge von etwa 500 Meter und eine maximale Höhe von 50 Metern. 


Wir wechselten auf die Südseite und folgten der Felswand nach Osten. Bald hatten wir den Einstieg in den Durchgangsweg erreicht.

Der Durchgangsweg ist eine der einfachsten Klettereien hier, und doch eine recht spektakuläre Kraxelroute: Er beginnt mit einer kurzen, steilen Blockklamm, aus der man auf großen Tritten durch eine ansonsten glatte Felswand rechts hinaussteigt. Dann steht man schon in spürbarer Höhe auf einem breiten Band. Von diesem aus geht es nun ziemlich direkt in das große Felsenfenster hinaufsenkrecht, aber aufgrund guter, fester Tritte und Griffe unproblematischEin gehackter Griff hilft schließlich ins Fenster, durch das man nun das Felsenriff durchquertAuf der anderen Seite helfen schließlich zahlreiche Griffe und stufenartige Tritte hinunter auf den Waldboden

Links und rechts dieser einfachen Kletterei führen unzählige weitere Routen durch die Süd- wie durch die (deutlich weniger frequentierte) Nordwand. Allein in dem Wandteil, durch den ich gestiegen bin, hat es mehrere Routen bis VII+. Dementsprechend haben Kletterer hier mit hohem Andrang und großflächiger Topropeabdeckung zu rechnen, gewürzt mit bisweiligen Kletterkursen. Je weiter östlich, desto ruhiger geht es dann zu. 


Ich wollte meinen Gästen aber noch mehr bieten. Links vom Ausstieg des Durchgangswegs ist über eine Felsstufe ein Band zu erreichen, auf dem man durch die Nordseite des Riffs ganz nach vorn laufen kann. Dabei passiert man weitere Felsenfenster, durch zwei ist sogar nochmal ein Durchstieg auf die Südseite möglich. Weiter vorn dann springt man dann (ausgerechnet) an der schmalsten Stelle über einen Spalt (keinesfalls bei Nässe!) hinüber zum vordersten Teil des Hochsteinmassivs. Das Band setzt sich hier in der Südseite als breites Sims fort. Durch ein weiteres Fenster kann man nach Dahn hinunterschauen, und wer sich ganz nach vorne wagt, kann der Hochsteinnadel auf die Spitze schauen.

Eine spannende und lange Erstbegehungsgeschichte hat die glatte Hochsteinnadel: Sehr wahrscheinlich versuchte bereits um 1885 herum ein Student aus Dahn, den Gipfel mittels Sprung vom Massiv zu erreichen. Der Überlieferung nach glückte ihm dies auch. Allerdings konnte er seinen Ruhm nicht lange genießen, denn beim Sprung zurück stürzte er zu Tode. 1908 wurde die Nadel dann von einer siebenköpfigen Mannschaft um Heinrich Holder, Albert Grimmeisen und Friedrich Jung über einen angelehnten Baumstamm erturnt. Drei Jahre später seilten sich Jacob Otto und Georg Weinacht in die Scharte ab und kletterten über die ausgesetzte Kante zum Gipfel.


Zurück am nordseitigen Weg wanderten wir schließlich hinauf zum Hochstein (345 m). Dort befindet sich ein hübscher Aussichtspunkt, von dem aus wir die vielen Felsen, die wir an diesem Tag noch besuchen wollten, vorab aus der Ferne bestaunen konnten.

Der Punkt ist mit einem Geländer versehen, das das Toprope-Klettern ermöglicht.


Es ging dann über das Massiv Richtung Osten weiter.

Etwa 100 Meter östlich des Aussichtspunkts befindet sich eine Felsenkammer, die "Soldatenhütte". Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fanden viele Einwohner von Dahn an den überhängenden Felsen und in der Soldatenhütte Schutz.
 
Wir folgten dem markierten Weg weiter nach Osten, wechselten bald auf die Nordseite des Felsenriffs, und liefen schließlich hinunter zum Parkplatz der drei Dahner Burgen. Und zu diesen hinauf.
 
Auf und in den nächsten fünf Felsklötzen stehen die Burgruinen Altdahn, Grafendahn und Tannstein. Wer noch nie hier war, sollte sich unbedingt die Zeit nehmen, diese Burgen zu besichtigen, es gibt wenig Vergleichbares. Die drei Burgen wurden direkt nebeneinander, aber nicht gleichzeitig, unter Ausnutzung von fünf frei nebeneinanderstehenden Felsen errichtet. Mehrere Generationen des Dahner Rittergeschlechtes waren mit der Errichtung der Burgen befasst: Tanstein stammt vom Anfang des 12. Jahrhunderts, Altdahn vom Anfang und Grafendahn vom Ende des 13. Jahrhunderts.


Altdahn ist die östlichste der drei Burgen. Sie nimmt die beiden größten Felsen ein, die insgesamt eine Länge von etwa hundert Meter haben. Die Anlage wurde vermutlich Anfang des 13. Jahrhunderts im Auftrag des Bischofs von Speyer, damals Konrad IV. von Dahn, erbaut.

Im Verlauf einer Fehde der Dahner mit den Fleckensteinern wurde Altdahn 1363 zum ersten Mal zerstört. Nach einer notdürftigen Wiederherrichtung wurde sie 1372 erneut niedergelegt. 1406, im Verlauf des Vierherrenkrieges, erfolgte eine weitere Zerstörung. 1426 und 1438 brannte die Burg ab, diesmal ohne dass eine kriegerische Einwirkung nötig gewesen wäre. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt die Anlage dann wieder Kriegsschäden. Zu Beginn des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurde die Burg 1689 durch die französischen Truppen unter der Führung von General Mélac dann endgültig zerstört. Am 11. Mai 1820 ereignete sich ein Felssturz, der große Teile der verbliebenen Ruine einstürzen ließ. Und die Natur lässt der Burg keine Ruhe: 2007 wurden an einem 1100 Tonnen schweren Sandsteinblock auf der Burg Risse festgestellt. Sollte dieser zerbrechen, könnte ein Drittel der Burg zerstört werden. Geologen beobachten seither den Stein.

Vom Bergfried aus hat man eine tolle Rundumsicht, auf die Gegend rund um Dahn, im Westen wie im Osten, auf Erfweiler mit seinen Felsen, und auf die felsige Gegend rund um Schindhard.



Grafendahn ist die kleinste der drei Burgen, und befindet sich auf dem mittleren der fünf Burgfelsen. Sie wurde 1287 durch Konrad von Mursel erbaut, der Lehnsmann der Bischöfe von Speyer und ein Enkel des Friedrich von Dahn war. Die Burg war von Beginn an als Ganerbenburg konzipiert, bei der sich mehrere Personen bzw. Familiensippen den Grundbesitz teilten: Bereits 1288 gab es neben Konrad Mursel fünf weitere Ganerben, darunter auch die Grafen von Sponheim. 1339 erwarb Graf Johann II. von Sponheim sämtliche Anteile an der Anlage und wurde so zum alleinigen Eigentümer.

Nach einem Ausbau 1425 ging die Burg 1437 durch Erbvertrag in den Besitz der Markgrafen von Baden über. Doch die Befestigungen waren nicht stark genug, um einer Belagerung durch Kurfürst Friedrich den Siegreichen zu widerstehen: 1462 nahm er die Burg ein und zerstörte sie. Ein Neuaufbau erfolgte offenbar nicht.



Tanstein ist die älteste der drei Burgen: Die auf den beiden westlichen Felsen errichtete Anlage wird bereits 1127 in einer Urkunde genannt. 1512 erwarb dann Friedrich von Dahn die Burg. Weil er ein Verbündeter des Ritters Franz von Sickingen war, wurde er in dessen Kämpfe mit südwestdeutschen Reichsfürsten verwickelt. Nach Franz von Sickingens Niederlage und Tod 1523 fiel auch Tanstein in die Hand der Sieger. Eine Besetzung durch Truppen des Erzbischofs von Trier dauerte bis 1544 und führte wohl zu irreparablen Schäden an der Bausubstanz: 1585 wurde die Burg endgültig verlassen. 1689, im Pfälzischen Erbfolgekrieg, zerstörten die Franzosen die Ruine vollends.


Leider waren die Burgen geschlossen. Enttäuscht (naja, nicht alle) wanderten wir weiter zum Löchelfelsen - Zimmerplatzfels (292 m).

Der bis zu 27 Meter hohe Fels bietet Kletterrouten zwischen IV- und VII.


Dann hat man die Wahl zwischen vier Wegen: der rechte führt hinunter zu einem Sportplatz, die beiden linken weiter durch den Wald. Der vierte ist der interessanteste: Es geht hinunter zu einer Höhle (262 m) und drüben wieder hinauf zum Zimmerfels.

Geklettert wird hier wenig. Der Fels ist maximal 23 Meter hoch und bietet einige wenige Routen von III+ bis VII-.

Gleiches gilt für den benachbarten 
Kleinen Zimmerfels (287 m).

18 Meter hoch, bröselig und schmutzig, Routen von III+ bis VIII-, Sprünge inbegriffen.


Nach dem Kleinen Zimmmerfels traten wir aus dem Wald hinaus, folgten dem Waldrand ein Stück nach rechts und liefen noch vor der K 39 parallel zu ihr über offenes Gelände hinüber zu einem Parkplatz, an dem wir die Straße überquerten. Am Waldeck ginge es rechts nach Erfweiler, wir dagegen nahmen den Weg, der Richtung Nordwesten am Waldrand entlang führt. Dort, wo dieser sich nach rechts in den Wald wendet, bogen wir halbrechts ab, auf einen Pfad, der uns zu einem breiten Weg brachte, der und in der Folge nach links, Westen, zurück nach Dahn brachte.

Oberhalb der ersten Häuser ging es dann auf einem ausgewaschenen Weg rechts hinauf in den Sattel zwischen Wölmersberg und Lachberg. Und links auf den Lachberg (324 m) hinauf. Und über den Lachberg hinüber. Und zum Lachbergblick hinunter.

Dem felsige Kamm des Lachbergs sitzen drei kleine Türmchen auf, von denen nur das mittlere eine annehmbare Route bietet, das Lachbergtürmchen (eine moosige I). Es folgt der 12 Meter hohe Lachberg-Doppelgipfel, ein niedriger Felsgrat vor einem Wasserhaus, der auf gleich mehreren Routen leicht zu ersteigen ist. Nach dem Häuschen aber folgt mit dem Kuckucksfels ein ordentlicher Brocken, an dem Routen zwischen II und VIII zu finden sind.

Bald darauf führt der Wanderweg links hinunter zum Dahner Friedhof. Auf einem Sträßchen wanderten wir zur nächsten Einsattelung, dann ging's hinauf auf den Vogelsberg. Der östlichste Fels ist der Vogelsbergturm.

Der Fels bietet einige wenige Routen zwischen I und V-


Der Wanderweg führt dann weiter über den Vogelsberg (297 m) und seinen felsigen Kamm bis zum berühmten Jungfernsprung (280 m). Über dessen Rücken und in seiner Südwand wanderten wir auf gut gesichertem Steig vor bis zum Kreuz.

Die ausgeprägte Gestalt des 45 Meter hohen Felsens regte die Phantasie der Menschen an, und so wundert es nicht, dass eine entsprechende Sage entstand. In der Version des Heimatschriftstellers August Becker (1857):

Einst ging eine Jungfrau in den Dahner Wald, um Beeren zu pflücken. Weitab von den Häusern trat plötzlich ein Mann aus dem Dickicht. Es war angeblich der Raubritter Hans Trapp von der Burg Berwartstein, der sich anschickte, der Jungfrau die Unschuld zu rauben. Darum raffte sie die Röcke und begab sich auf die Flucht, doch der Unhold kam ihr immer näher. In ihrer Panik achtete die Verfolgte nicht auf den Weg. So stand sie mit einem Mal keuchend auf der vorspringenden Ecke des Felsens und sah tief unten die Häuser des Ortes liegen. Ohne zu überlegen, stürzte sich die Jungfrau in den Abgrund. Und nun geschah das Wunder: Weil ihre Röcke sich aufbauschten und sie langsam nach unten schweben ließen, überstand sie den Sprung völlig unverletzt. An der Stelle, wo ihr Fuß auftraf, sprudelt seither eine Quelle.

Besser so. Abklettern wäre nicht drin gewesen. Die leichteste Route hier ist ne V, es geht aber auch bis IX+...



Wir wollten jetzt auch hinunter, allerdings weder hupfend noch kletternd, und wanderten auf dem hübschen Pfad nordseitig hinunter - nicht ohne noch einen Felsspalt am Weg mitzunehmen. Ziemlich genau unterhalb des Jungfernsprungs überquerten wir die Bahnlinie, ein paar Meter weiter nördlich die Wieslauter. Nächstes Ziel: der Schillerfelsen. Auch der bietet Kraxelwanderern eine leichte Route in ein spektakuläres Felsenfenster.

Leider hatte der ortsansässige Bogenschützenverein das Gelände westlich von uns für einen Wettbewerb in Anspruch genommen. Wandern lebensgefährlich! Und so mussten wir den Schillerfelsen auslassen, ebenso den Pfaffdellfelsen, den Schwalbenfelsen und den Pfaffenfelsen. 


Egal. Es gab noch genug Highlights für uns zu entdecken! Durch die Sportplatzstraße, die Waldstraße und die Hasenbergstraße setzten wir unsere Route fort. Die Hasenbergstraße führt durch die "Klamm":

Die "Klamm" war ursprünglich ein natürlicher schmaler Felseinschnitt, durch den seit undenklichen Zeiten der Weg von Dahn in die ausgedehnten Waldungen und ins Sauertal führte. 1938 wurde die Felsenschlucht im Zuge des Westwallbaues stark erweitert und 1978 auf ihre heutige Breite gebracht.
 
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in den Felsen beiderseits der Klamm mehrere, zum Teil miteinander verbundene Hohlräume geschaffen, die den Dahner Brauereien und Gastwirtschaften zur Lagerung von Bier dienten. Selbstgebrochenes mit Sägespänen vermischtes Natureis hielt das in Fässern gelagerte Bier auch in den Sommermonaten frisch. In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts machte die Herstellung von Kunsteis die Bierkeller überflüssig.
 
Im 2. Weltkrieg dienten die ehemaligen Bierkeller als Luftschutzräume. Am oberen Klammausgang sind noch die in den Fels geschroteten Reste einer Panzersperre zu erkennen. Durch die Klammerweiterung wurden die Keller angeschnitten und liegen seitdem zum Teil offen oder wurden zugemauert.
 

Kurz dahinter erheben sich die nächsten bekannten Felsgestalten: Braut und Bräutigam (240 m).

Das ist der Name eines etwa 32 Meter hohen, doppelten Felsturms. Der Kamin zwischen den beiden Türmen (II-III) ist der schönste im gesamten Pfälzerwald genannt worden. Der Normalweg (von der Bergseite) ist sogar nur eine I. Die weitaus meisten betrachten die bizarre Felsgestalt allerdings aus sicherer Entfernung von unten. Wir wollten eigentlich zwischen beiden Türmen hindurchschlupfen - eng, schmutzig, aber sehr originell - allein, hier waren Kletterer zugange und so ließen wir das sein. Auch muss man neuerdings durch den Spalt wieder zurück, da das schmale ausgesetzte Band auf der Nordseite wie durch ein Wunder verschwunden ist. Schade. Das war eine echte Attraktion.


Macht aber nichts. Denn Richtung Nordosten setzt sich das Felsmassiv mit den Türmen Kohn und Sarah fort, und dazwischen hat es, wart, zwei, drei, vier weitere Spalten, durch die man unschwierig, aber fröhlich von der einen auf die andere Seite wechseln kann. So schön wie der zwischen Braut und Bräutigam ist keiner mehr - aber fast!

Wir wanderten schließlich auf der Trasse des Dahner Felsenpfads hinüber zum Wachtfelsen (250 m). Den wir bestiegen. Auf einer Treppe. Es gibt aber auch 'ne X.

Von hier aus man nochmal eine herrliche Aussicht über die Dahner Täler. Auch die Felsenburg Drachenfels ist von hier gut zu sehen. Oh, und eine schöne Sage gibt's auch (zitiert nach dem Sagenbüchlein der Tourist-Information Dahner Felsenland):

Während des Dreißigjährigen Krieges stellten die kaiserlichen Truppen auf einem Felsen hoch überm Lautertal einen Posten, der rechtzeitig das Anrücken von Feinden melden sollte. Als nächtens die Schweden plötzlich zum Sturm ansetzten, mussten die Kaiserlichen fluchtartig abziehen und vergaßen dabei, den Wachposten einzuziehen. Der stand weiterhin draußen auf der Wacht und wartete vergebens auf seine Ablösung.

Irgendwann wurde ihm das unheimlich. Schließlich ging er hinunter ins Dorf und erzählte dem Schultheißen seine Geschichte. Weil es ihm gar nicht Unrecht war, dass ihn die Kameraden im Stich gelassen hatten, hängte er den Soldatenrock an den Nagel und schlüpfte in die Rolle eines Arbeiters im Dienste des Schultheiß. Ein Jahr später heiratete er sogar dessen Tochter.

Ein Dutzend Jahre waren ins Land gegangen, als der Mann eines Tages mit Schrecken vernahm, dass sein altes Regiment wieder im Anmarsch war. Er hatte Angst davor, als Fahnenflüchtiger füsiliert zu werden. In der Hoffnung, dass es ein gutes Ende nehmen werde, tat er das Nächstliegende: Er vertauschte den Bauernkittel mit dem Soldatenrock und bezog wieder seinen Posten auf dem Felsen. Als die Kaiserlichen anrückten, war der Oberst bass erstaunt von der Treue seines Untergebenen. Weil inzwischen Friede eingekehrt war, wurde der Posten in Gnaden entlassen. Der Wachtfelsen erinnert heute noch an ihn.



Auf der Südseite des Wachtfelsens ging es dann zurück zu Braut und Dings, na, Bräutigam. Dann links und wieder links, am Felsenland Badeparadies (215 m) vorbei, wo wir wieder auf die Markierungen des Dahner Felsenpfads stießen. Diese brachten uns bald rechts hinauf zum Büttelfels (265 m).

Der Büttelfels hat eine Höhe von bis zu 42 Metern und wartet mit Routen zwischen II und IX- auf. 1906 erstbestiegen, ist er einer der Gipfel, die bereits sehr früh erklettert wurden.

Spektakulär: das große, dreieckige Felsenfenster, in das man mit Hilfe einer steilen Leiter gelangen kann. Diesen Aussichtspunkt sollte man keinespfalz auslassen, er ermöglicht einen ersten spektakulären Ausblick hinüber zum Lämmerfelsen mit dem absurd schlanken Theoturm.


Der Dahner Felsenpfad führt nun durch einen Felsspalt oberhalb des Büttelfelsens hinüber zum Lämmerfelsen (Lämmerteichfelsen) (270 m). Dabei passiert man zunächst einige kleine Türmchen im Wald, dann ist eine Aussichtsbank, die Otto-Eisel-Bank, ausgeschildert (geradeaus; der Felsenpfad führt hier in die linke Flanke des Bergs hinunter).

Wir folgten hier dem Weg zur Otto-Eisel-Bank und stiegen dahinter über das Geländer hinunter in eine Scharte vor dem Felsriff, das den Namen "Himmelsleiter" trägt.

Hier kann man eines der spektakulärsten Fotos der Pfalz schießen. Dazu folgt man dem anfangs breiten, dann immer schmaler werdenden Band, das waagrecht durch die Südwand des Felsenriffs führt. Vorsicht: Das ca. 60 Meter lange Band wird zum Ende hin haarsträubend schmal, und an einigen Stellen ist der Fels abschüssig. Bei Nässe ist das Tabu (und bei Höhenangst immer). Wer sich ganz nach vorne traut, dorthin, wo das Band nur noch einen Schuh breit ist, hat einen grandiosen Blick zum unmittelbar hinter der Himmelsleiter aufragenden Theoturm.

Dieser ausnehmend schlanke, von hier aus geradezu labil wirkende, 31 Meter hohe Turm gehört zu den Anwärtern auf den Titel "Barbarine der Pfalz". Er wurde bereits 1914 erstiegen, mit Hilfe einer Kiefer. Heute (mangels Kiefer) bietet er Routen zwischen III und VIII-.


Nun vorsichtig wieder zurück zum Felsenpfad und auf diesem weiter Richtung Osten. Bald hat man den Theoturm zur Rechten. Daran an schließt sich ein schöner, langer Felsgrat

Dieser langgezogene Grat ist besteigbar: Durchs Gebüsch zum Theoturm hinauf, aus der Scharte links von ihm über den ersten Aufschwung hinauf und dann nach links in der Südseite mit Hilfe eines Baumstammes nach oben. Hat man das äußerst schmale Plateau erreicht, kann man, wenn man bei sowas nicht auspsycht, bis nach vorn zum Hirtsfels laufen. Hier öffnet sich dann auch ein schöner Blick hinüber zu dem dreieckigen Felsentor im Büttelfels. Und auf dem Rückweg sieht man den Theoturm nochmal in seiner ganzen Pracht.

 
Unser letztes Highlight! Wir verließen das Felsenriff schließlich und folgten weiter dem Felsenpfad. Kurz vor dem letzten Felsturm, dem Lämmchen, erreicht er erneut eine Scharte, dann wendet er sich nach links. Wir folgten ihm, hinunter in den Lämmerteich (den es nicht mehr gibt) und an der Kreuzung dort nach rechts. Im Tal der Wieslauter angelangt, folgten wir ihr Richtung Dahn (210 m), das wir auf der Straße Im Kaltenbächel erreichten. Die Brücke hinterm Edeka brachte uns schließlich zu selbigem, dann ging's am Kreisverkehr vorbei zum Parkplatz zurück.



Charakter:

Im Grunde eine leichte Wanderung mit meist optionalen Kraxelstellen, die, wenn sie mitgenommen werden, nicht zu unterschätzen sind: teils äußerst ausgesetzt, kratzen sie gern mal an T6/II. Wer sich auf den schmalen Sandsteinfelsen unwohl fühlt, sollte diese Stellen auslassen, die weglosen Passagen auf Wanderwegen umgehen, und einfach die Wanderung genießen. Auch ohne die Kraxelstellen bietet sie genügend Highlights. Wer dagegen die Route wie beschrieben gehen will, sollte darauf achten, dass die Felsen knochentrocken sein müssen. Nasser Sandstein ist gefährlich.


Niks Fazit: 

Faxe, Wimpy, Nyn, Schubi, WoPo1961, es war mir eine Freude, euch im Pfälzerwald willkommen zu heißen, und euch die Schönheiten dieser Landschaft zu zeigen! Herzlichen Dank für eure Abenteuerlust, eure Begeisterung, für euer Verständnis und eure Rücksicht.


Wimpys Fazit:

Ein Merci an alle Beteiligten, für das gelingen dieser unvergesslichen Tage im Wald der Pfalz.


Nyns Fazit:

Die Schönheit der pfälzerischen Landschaft mit so vielen guten Freunden bei besten Bedingungen zu erwandern ist ein wahrer Hochgenuß. Die vielseitig von Nik ausgetüftelten Pfade, Pfädlis und Kraxeleinlagen stehen der kulinarischen Güte von Speis und Trank keinen Fingerbreit nach.
Ganz herzlichen Dank an Euch alle - so muss Urlaub sein!



Schubis Fazit:

Was für ein toller Tag. Rustikales Terrain, rustikale Freunde, mehr brauch' ich nicht zum Glücklichsein. Nik kennt im Pfälzerwald offenbar jeden Fels beim Vornamen, sogar die Namenlosen. Großen Dank an ihn für's Planen und Führen! Lieben Dank an Alle für die schöne Zeit mit Euch. Pfallz wir uns mal wieder in der Pfalz treffen werden, bin ich schon gespannt, was Nik dann für uns ausdeichselt.


WoPo1961s Fazit:

Damit nicht auch mein Fazit eine Lobhudelei auf diese grandiose Nik-Tour wird, und womöglich dabei Langeweile aufkommt, hier deshalb das etwas andere Fazit:..... jo, da standen ein paar Felsen in der Landschaft herum, wir sind da irgendwie vorbei geschlendert. Zufällig schien den ganzen Tag die Sonne; nicht zufällig waren ein paar Menschen um mich herum, die leider auch noch nicht un-nett waren... mehr gibt`s dann auch nicht zu berichten.

Das der WoPo möglicherweise ziemlich begeistert auf den Bildern erscheint, ist reiner Zufall... und somit zufällig.

Nicht ganz zufällig ist aber im Pfälzer Stein irgendwo im nirgendwo gemeißelt, das DIESE wunderbaren Tage dringend wiederholt werden müssen!



...und am nächsten Tag gaben wir uns dann nicht weniger als die schwierigste Tour im Pfälzerwald!

Hike partners: WoPo1961, Nik Brückner, Schubi, Nyn, Wimpy, Faxe


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Comments (3)


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Nyn says:
Sent 10 June 2025, 14h08
Danke für die schönsten Gschichtle, Bilder und Erinnerungen..., Nochmal im Geiste zu Wandern und zu Kraxeln mit euch lieben Freunden - da geht mir das Herz ganz weit auf!

MichaelG says: Top!
Sent 10 June 2025, 22h35
Grandiose Rundtour mit ebensolchen Fotos!

Nik Brückner says: RE:Top!
Sent 11 June 2025, 10h17
Freut mich, dass Euch das gefällt!


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