Hoher Kasten (1'791m) - ein prächtiger Aussichtsbalkon


Publiziert von AlpinHero , 23. November 2009 um 22:29.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 1 November 2009
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:Plona - Furnis - Schwendiwald - PP Alp Rohr - Chobelwand - Alp Rohr - Baritsch (Pt 1'590) - Kastensattel - Hoher Kasten - Kastensattel - Küeschte - Treier - Stofel - Fall - Stöfeli - Furnis - Plona
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PW: von St.Gallen her kommend => Ausfahrt Oberriet - Rüthi - Plona / oder von Sargans her => Ausfahrt Sennwald - Lienz - Plona / Mit den ÖV stellt alleine die Anreise bereits eine Expedition dar....
Unterkunftmöglichkeiten:Schlössli Sax: Edel und Wohlfeil / oder andernfalls bei uns zu Hause.....(gegen eine Gebühr in Form einer exquisiten Flasche Rotwein) :-)
Kartennummer:LK 1115 Säntis

Einem spontanen Entschluss folgend, nutzen wir das sagenhafte Herbstwetter und erweisen unserem Hausberg die Ehre eines Besuches. Da wir am Morgen wieder mal nicht beizeiten aus den Federn gekommen sind - ist es bereits 11.00Uhr als wir unserem treuen Blues-Mobil den Rücken kehren und zügig von dannen Schreiten....

Kurz bevor wir die anfangs eingeschlagene Forstrasse verlasssen; begegnen wir bereits einer kapitalen Gemse. Dies mitten im Wald und auf einer Höhe von ca. 700M.ü.M. Ein untrügliches Zeichen, dass wir langsam aber sicher unsere Feigenbäume ins Winterquartiert schaffen sollten. Leider haben wir weder Kochtopf noch Armbrust dabei - und so lassen wir den frech fauchenden Besucher unversehrt von dannen ziehn....

Vergnügt steigen wir nun den wunderschönen Wanderweg durch den Schwendi-Wald unter der Kastenwand hoch - und geniessen das Farbenspiel der Herbstsonne in den sich verfärbenden Baumkronen.
Dieses Wegstück über der Littenwand ist - auch für mich, wirklich überaschend hübsch; schade treffen wir auf ca. 900m wieder eine Forststrasse, welcher wir dann Südwestwärts folgen.

"Wieder und wieder versuche ich meine Frau für die Kastenwand zu begeistern => wenn der Alpin Rise mir schon die Hikr-Erstbegehung weggeschnappt hat; so könnten wir wenigstens als Nachzügler unsere Spuren hinterlassen....oder? Sowohl während des gestrigen Augenscheins vor Ort, als auch beim nachträglichen Studium der schrifltichen Quellen, lodert das Feuer der Begeisterung noch nicht einhellig durch unser beider Körper; mal sehen welche Argumente mir noch einfallen, um einen gemeinsamen Begehungsversuch nicht bereits vor den Startlöchern versanden zu lassen...... :-)"

Kathrin mit Ihren Jägeraugen erspäht plötzlich einen Adler, welcher hoch über unseren Köpfen majestätisch seine Kreise zieht. Ein wunderschönes Tier - und ein weiteres Glanzlicht unseres heutigen Ausfluges!
Nachdem wir ausreichend Fotos mit kleinen schwarzen Klecksen vor blauem Hintergrund geknipst haben; geht's weiter der Forststrasse entlang - wo wir sogleich feststellen dass - wo Licht - auch Schatten ist. Die Waldstrasse beliebt nämlich wieder talwärts zu führen - wir schätzen es ausserordentlich, dass wir vor dem nächsten Anstieg erst 70Hm talwärts latschen dürfen (...hätten eben doch durch die Kastenwand hochsollen, gelle?!).

Nach einigen Minuten gelangen wir an die Kreuzung, bei welcher die Strasse von Sennwald her hochführt; und wo auf den wenigen Parkplätzen meist die Einheimischen parkieren, welche nur hinauf zur Alp Rohr wollen um dort einzukehren. Kathrin scheint vom Schild auf welchem die Öffnungszeiten der Alpwirtschaft Rohr aufgeführt sind; dermassen fasziniert und abgelenkt - dass Sie prompt auf einem kleinen Steinchen ausrutscht und der Länge nach auf die Schnauze fliegt! Nun ja - die meisten Unfälle passieren entweder im Haushalt oder auf asphaltierten Parkplätzen => braucht man nur in die Statistiken gucken. :-)
Zum Glück geht das Malheur mit einigen Prellungen und Schürfungen glimpflich aus - und ich kann später gewohnt trocken feststellen, dass nun in der Kategorie "peinliche Stürze" Gleichstand herrscht; hatte es doch den Autor vor einigen Jahren auf dem "Panoramica" vor Soglio ebenso hingestreckt....!

Flugs nehmen wir den Weiterweg in Angriff und werden sogleich von einem mit Stöcke bewaffneten Nordic-Walking Päärchen überholt - auch wenn wir die Beiden ziehen lassen müssen; schaut's einfach bescheuert aus, mit Skistöcken in der Gegend herumzuklappern.
Als wir kurze Zeit später auf den Tunnel treffen, welcher die "Chobelwand" durchstösst, richten wir (also eigentlich nur der Autor...), unsere Aufmerksamkeit auf dieses hübsche Bauwerk - und insbesondere auf den "alten Weg" der gut erkennbar vor dem Tunnel links weg führt.
Ich beschliesse mal gucken zu gehen - und noch ehe Kathrin sich's versieht, bin ich bereits linker Hand entschwunden. Der zu Beginn gute Weg ist aber kurz darauf zu Ende - ein schwacher Pfad zieht nun nach rechts hoch. Auch gut - dann geht's halt einige Meter oben rum - denke ich und steige bergwärts.
Wiederum einige Schritte später ist dann der Pfad im Gelände nicht mehr zu erkennen - offenbar haben an dieser Stelle bereits andere umgedreht. Ich krabble noch einige Meter weiter in der Horizontale den mittlerweile steilen Hang entlang bis zu einer Kante - wo auch ich dann einsehen muss, dass der frühere Weg sicher nicht hier oben durchgeführt hat; auf der anderen Seite der Kante geht's nämlich senkrecht runter - eine Felswand "steht im Weg". Der gescheiterte Forscher nimmt's nicht tragisch und stellt beim vorsichtig absolvierten Rückweg fest; dass die alte Strasse wohl abwärts und unterhalb der Felswand durchgeführt haben muss (wobei dass auch nicht schlüssig ist), da aber die historische Wegführung nach Alp Rohr dann doch nicht so wichtig ist (historisch gesehen), breche ich meine Forschungen ab, kehre auf die Strasse zurück und schreite zügig durch den Tunnel sowie die nachfolgende hübsche Felsengalerie; um den Voraustrupp wieder einzuholen.

Nach Überqueren des Rohrbaches geht's zügig weiter das Strässchen hoch - die letzten paar Hundert Meter vor der Alp sind etwas zäh und langweilig; dusterer Tannenwald vermochte mich noch nie zu faszinieren. Kurz vor der Alp werden wir nochmals von zwei "bestockten" Gehern gebodigt - so wächst das Konto "unsymphatische Sauchoge" nochmals um einige Antiphatiepunkte an...

Der sich nun öffnende Kessel vom "Rohr" vermag mit seinen weissen Kalkfelsen und den steilen Grasflanken, welche in den blauen Herbsthimmel hineinragen, sehr zu Gefallen; leider ist grad heute Austrinkete in der Alpwirtschaft - und die Volksmusik (ab Band) über den Tischen draussen, wird von penetrantem Gekicher drinnen überlagert.
So kommen wir gar nicht erst in Versuchung einzukehren, passieren an Backbord und steigen auf einem nun hübschen Wanderweg, weiter gegen den Grat hoch. Obwohl heute nur noch als Wanderweg benutzt und dementsprechend unterhalten - kann man immer wieder erkennen, dass dieser Weg früher einmal deutlich breiter und besser ausgebaut war. Wahrscheinlich wurde diese Verbindung vom Appenzellerland ins Rheintal auch zum Säumen von einigen Gebrauchsgütern benutzt - liegen doch die nächsten Übergänge ein ganzes Stück weit weg (südlich die Saxerlücke, nördlich der Respass).
Das Höhersteigen wird je länger - je genussvoller....die Gratkante vor dem blauen Hintergrund rückt kontinuierlich näher; das Panorama gewinnt laufend an Grosszügigkeit und lässt uns immer wieder innehalten.
Als wir die letzten steilen Stufen erklommen haben - eröffnet sich uns ein grossartiger Ausblick ins Appenzellerland, ein geologischer Einblick in den Alpstein und ein herrlicher Weitblick ins Rheintal sowie das Montafon. Einfach nur zum Träumen schön....
Kurz nach uns erreicht uns eine schnatternde Schar Kinder mitsamt Ihrer Mutter. Ihnen war es an der Austrinkete zu langweilig und so haben sie sich aufgemacht, den Hohen Kasten zu erkunden.....eine tolle Idee und süss zum Beobachten; für bergsteigerischen Nachwuchs ist also gesorgt.
Wir machen uns an den letzten Wegteil; die Umrundung des Hohen Kasten auf der Nord-Westseite und den Schlussaufstieg ins Gipfelrestaurant. In der Querung unter der Felswand liegt bereit's etwas Schnee, welcher allerdings gut zu überqueren ist. Die letzten Höhenmeter absolvieren wir direkt über die Gratkante, welche vom Kastensattel aus hochführt. Einige Stahlseile - sowie ein sehr gut ausgebauter Pfad helfen über die etwas schwierigeren Stellen (T3) hinweg, welche ebenfalls etwas gefrorenen Schnee aufweisen.
Nach einigen letzten Metern über eine Wiese hoch - stehen wir dann unvermittelt vor den Gebäuden auf dem Gipfelplateau - und somit auch mitten im Touristenrummel....

Wir geniessen den Ausblick trotzdem nochmals - bevor wir uns hungrig ins bediente Restaurant im 1. Stock aufmachen; schliesslich ist es mittlerweile gegen halb Drei - und wir haben noch nix im Bauch.
Das neue Restaurant, von welchem sich ein Teil um die eigene Achse dreht ist gelungen; die Bedienung freundlich und das Angebot auf der Karte gut sortiert - ein Quantensprung gegenüber dem alten Luftschutzbunker von früher - der Andrang auf dem Gipfel daher verständlich.
Für einmal bestellen wir zum kalten Plättli nur Wasser - wir haben offenbar beide noch ausreichend Restalkohol von gestern abend im Blut..... :-)
Da wir weder Öllampe noch Kerzen auf uns tragen, wird es schon bald wieder Zeit aufzubrechen und so wandern wir alsbald genüsslich Richtung Kamor. Der Abstieg über den normalen Wanderweg ist im übrigen noch immer so schlecht unterhalten und abgelatscht wie vor 20 Jahren - falls es trocken und schneefrei ist, wäre der Direkt-Abstieg in den Kastensattel vorzuziehen.
Auf der Hügelkuppe der "Küschte" angelangt (bei der letzten Ashphalt-Kurve vor der grässlichen Radarstation) stechen wir "fadegrad" runter; anstelle dem Weg über den Oberkamor zu folgen. Die Zeit drängt - die Sonne wirft eben Ihre letzten Strahlen an die Alphütten der besagten Alp. 
Mit etwas Spürsinn ist der Direktabstieg ohne Probleme zu meistern - man gelangt sogar noch zu etwas Karren-Balance-Akten - genau richtig um den Abstieg etwas kurzweiliger zu gestalten...!
Im Eilzug-Tempo vernichten wir die zuvor erwanderten Höhenmeter und gelangen alsbald, bei ca. 1'300m - (etwas unterhalb vom "Freier") wieder auf den Wanderweg, welcher Richtung Plona hinunterführt.
Bei der Alp Stofel (1'213m) angelangt, sind wir froh dass der Brunnen noch Wasser führt - das hilft den Nachbrand etwas einzudämmen - zudem waren die Pommes Frites zu Alpkäse und Salsiz wohl doch etwas salzig.... :-)
Vom Stofel geht's nachgerade lauschig über Fall (1'004m) zum Stöfeli (892m), wo wir auf eine Forststrasse treffen, welche uns geradewegs zurück zu unserem Ausgangspunkt bringt. Das Hüttli beim Stöfeli ist sehr gepflegt und man fühlt sich ein wenig wie in einem Adlerhorst; genau der richtige Ort für eine kurze Pause und um die mittlerweile müden Knie etwas zu entlasten.
Die restlichen 250Hm Abstieg sind zwar etwas steil und asphaltiert - wenigstens gelangen wir so zügig runter.
Dank einer beherzten Linie mitten durch den Wald, lange ich justament im letzten Tageslicht wieder bei unserem fahrbaren Untersatz an, fahre Kathrin entgegen und erspare Ihr somit die letzten Meter auf der Teerstrasse.

Fazit: Eine wunderbare Herbsttour auf einen herrlichen Aussichtsberg - und erst noch ganz in unserer Nähe.

Tourengänger: AlpinHero, Wichtel


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