360° Arnensee
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Die Idee einer Grattour rund um den Arnensee trage ich schon eine Weile mit mir rum, dem famosen Bericht von lorenzo sei Dank. Diesen Winter hat es immerhin zu einer Interpretation auf Skiern gereicht - und ich war begeistert. Bis zum Witteberghore ist die Routenführung in etwa vergleichbar und die Herausforderung primär konditioneller Natur. Das abschliessende Herzstück über Furggespitz und Staldehörner bleibt hingegen dem ambitionierten Alpinwanderer vorbehalten. Eines steht fest: Läge der Arnensee nicht zuhinterst im Saanenland, bekäme die Rundtour ihre verdiente Aufmerksamkeit.
Die ebenso obligate wie mühselige Bettflucht vor grossen Touren lässt mich bereits um 5:15 von der Grundbrügg kurz vor Feutersoey (1131m) loslaufen. Gut, angesichts von Pensum und erhöhter Gewittergefahr im Tagesverlauf sicher nicht verkehrt. Noch friere ich in meinem dünnen Wanderhemd. Später werden mich milde, angenehme Temperaturen begleiten, ideale Bedingungen also für diese Konditour. Die drei Liter Flüssigkeit werde ich nicht ausschöpfen.
Nach 15-minütiger Aufwärmrunde der Hauptstrasse und dem Tschärzisbach entlang beginnt der Erstaufstieg zum Walighüreli (2050m). Der Wanderweg über Vordere Walig vollzieht einen ineffizienten Schlenker, schneller geht's nordseitig via Hindere Walig, zuletzt frei über Weidegelände. Und so wird's den ganzen Tag weitergehen: Wanderwege werden mehrmals gekreuzt, aber nicht verfolgt. Der Übergang via Blattistand (2019m) zum Stuedelistand (2028m) durch locker bewaldetes Gelände ist schnell geschafft. Auch der Unbill im anschliessenden Abstieg über den verwachsenen SW-Grat hält sich dank Wildspuren in Grenzen. Das gilt natürlich nur im Sommer, mit den Skiern sollte man unbedingt die Finger davon lassen.
Der Abstieg vom Seeberghore (2071m) - ebenfalls kein Skigelände - erfordert einen ersten, schüchternen Einsatz der Hände. Gleiches gilt für den Wiederaufstieg vom Col de Voré (1918m) zum namenlosen Felskopf P. 2058 sowie den Schlussaufschwung an La Palette (2170m), kurze Stellen T4. Der Gipfel markiert den südlichen Kulminationspunkt der Rundtour, doch vor Ort wird jedem klar sein, dass man noch nirgends ist. Also ohne Pause weiter - ausnahmsweise kurz dem Wanderweg entlang - in den Col des Andérets (2030m) und über den breiten Grasrücken zur Floriette (2199m) hoch. Die folgende Passage über den felsigen First des Arnehorns (2211m) übersteigt kaum gehobenes Gehgelände, weshalb ich ihn auch im Winter problemlos begehen konnte. Der Bohrhaken auf der Nordseite wirkt da eher dekorativ. Zeit für eine 20-minütige (leicht verfrühte) Halbzeitpause; dabei immer wieder der aufmerksame Blick nach Westen zu den "Trois T" - ist vorgemerkt, danke Zaza.
Zügiger Abstieg über Schneefelder ins Fenêtre d'Arnon (1885m) und einer steilen, verwachsenen Spur folgend in direkter Linie zur Tête de Clé (2015m) hoch. Im Winter hatte ich diesen Abschnitt weit charmanter und angenehmer erlebt. Höchste Zeit für einen ersten alpinistischen Höhepunkt also: der SW-Grat am Arnätschistand (2097m). Der markante Pfeiler lässt sich direkt erklettern (II), ist aber brüchig und recht ausgesetzt. Wer hier bereits an seine Grenzen stösst, hat immerhin die Gewissheit, ob er den Staldenflüe gewachsen ist. Bei mir besteht diesbezüglich noch Hoffnung... Der Südgrat am Witteberghore (2350m) wiederum präsentiert sich überraschend harmlos, das ginge auch im Winter. Der Gipfel markiert einen weiteren Richtungswechsel sowie den höchsten Punkt der Tour. Vor allem aber läutet er das alpinistische Herzstück ein. Einen kurzen, themenfremden Abstecher Richtung Rots Hore breche ich in der Hälfte ab, der Zeitverlust scheint mir doch zu gross.
Kurz nach der Seilrichti gelange ich zu einem ersten Felspfeiler, welchen ich direkt erklettere (II). Das folgende, dominantere Felsriff umgehe ich links (nordseitig) durch Steilgras (1 BH mit Schlinge), bei Nässe heikel. Anschliessend in anregender Kletterkraxelei in Gratnähe zum Furggespitz (2296m). Gegenabstieg in den nicht-kotierten Sattel vor dem Staldehore (2262m). Die steile Westflanke wird auf offensichtlicher Route durch eine Grasrinne gewonnen, T5, kurze Stelle T6-. Der Gipfel mit Kreuz bietet übrigens eine recht gute Sicht auf Gstaad. Aber meine Aufmerksamkeit gilt dem heutigen Pièce de Résistance, dem Staldenflüe-Westgrat. Was erwartet mich in diesem Abschnitt, der sogar einem lorenzo Respekt einflösst!? Danke übrigens für das formidable Topo. Wobei, die Routenfindung ist - auch dank verschiedenen Bohrhaken, teils mit Schlingen - recht offensichtlich. Die kurze, äusserst luftige Kletterei am oberen Gendarm wurde mittlerweile durch ein Seil entschärft. Man wird älter, vernünftiger und nimmt Hilfe mittlerweile gerne in Anspruch. Ich muss (mir) nichts mehr beweisen nach Dutzenden von T6-Husarenritten. Und ja, ich habe den Aufstieg genossen: eine saftige, ausgesetzte T6 und Kletterei bis II+ - genau mein Beuteschema. So was verlernt man nicht während einer Winterpause. Die Fortsetzung ab Staldenflüe P. 2249 zu P. 2163 bietet keine Schwierigkeiten mehr.
Wenig später treffe ich, etwas überrascht, auf einen Älpler, der Vorbereitungen für seine Schafherde trifft. Wo er die wohl hochführt? Auf jeden Fall ist mir sein Respekt gewiss, als ich seine gebrummelte Frage "oben durch?" bejahen kann... Ich bleibe dem Tagesmotto treu und folge dem Grat weiter zum (nördlichen) Staldehore (1997m): den verwachsenen, wenig markanten Felskopf muss man nicht gesehen haben. Und jetzt bitte gemütlicher Abstieg über einen Wanderweg zurück ins Tal - aber leider nein. Der verbleibende Gratabschnitt bis zum Weg auf ca. 1740m hat es in sich: stark verwachsen, rechtsseitig abbrechend, linksseitig Steilwald. Man ist versucht, sich in die Westflanke abdrängen zu lassen; vor grösseren Umgehungen sollte man jedoch absehen. Auf jeden Fall stecke ich weiterhin tief in der T5. Unten raus weitet sich der Grat allmählich und stellenweise sind schwache Spuren vorhanden.
Nach Erreichen des erwähnten Weges auf 1740m beginnt die längere Auslaufphase durch den Wangers Wald. Es geht hier sehr gemütlich zu und her... etwas mehr Gefälle wäre durchaus angebracht. So "muss" ich stellenweise weglos abkürzen, Humpelknie hin oder her. Nach ziemlich genau 8:30 und mit ersten Regentropfen erreiche ich wieder den Ausgangspunkt. Ach, wie habe ich Euch Grattouren vermisst!
Zeiten (kum)
1:35 Walighüreli
2:40 Seeberghore
3:30 La Palette
4:00 Arnehore (+20min Pause)
4:55 Arnätschistand
5:45 Witteberghore
6:55 Staldehore (P. 2249)
7:40 Staldehore (P. 1997)
8:30 Grundbrügg
Die ebenso obligate wie mühselige Bettflucht vor grossen Touren lässt mich bereits um 5:15 von der Grundbrügg kurz vor Feutersoey (1131m) loslaufen. Gut, angesichts von Pensum und erhöhter Gewittergefahr im Tagesverlauf sicher nicht verkehrt. Noch friere ich in meinem dünnen Wanderhemd. Später werden mich milde, angenehme Temperaturen begleiten, ideale Bedingungen also für diese Konditour. Die drei Liter Flüssigkeit werde ich nicht ausschöpfen.
Nach 15-minütiger Aufwärmrunde der Hauptstrasse und dem Tschärzisbach entlang beginnt der Erstaufstieg zum Walighüreli (2050m). Der Wanderweg über Vordere Walig vollzieht einen ineffizienten Schlenker, schneller geht's nordseitig via Hindere Walig, zuletzt frei über Weidegelände. Und so wird's den ganzen Tag weitergehen: Wanderwege werden mehrmals gekreuzt, aber nicht verfolgt. Der Übergang via Blattistand (2019m) zum Stuedelistand (2028m) durch locker bewaldetes Gelände ist schnell geschafft. Auch der Unbill im anschliessenden Abstieg über den verwachsenen SW-Grat hält sich dank Wildspuren in Grenzen. Das gilt natürlich nur im Sommer, mit den Skiern sollte man unbedingt die Finger davon lassen.
Der Abstieg vom Seeberghore (2071m) - ebenfalls kein Skigelände - erfordert einen ersten, schüchternen Einsatz der Hände. Gleiches gilt für den Wiederaufstieg vom Col de Voré (1918m) zum namenlosen Felskopf P. 2058 sowie den Schlussaufschwung an La Palette (2170m), kurze Stellen T4. Der Gipfel markiert den südlichen Kulminationspunkt der Rundtour, doch vor Ort wird jedem klar sein, dass man noch nirgends ist. Also ohne Pause weiter - ausnahmsweise kurz dem Wanderweg entlang - in den Col des Andérets (2030m) und über den breiten Grasrücken zur Floriette (2199m) hoch. Die folgende Passage über den felsigen First des Arnehorns (2211m) übersteigt kaum gehobenes Gehgelände, weshalb ich ihn auch im Winter problemlos begehen konnte. Der Bohrhaken auf der Nordseite wirkt da eher dekorativ. Zeit für eine 20-minütige (leicht verfrühte) Halbzeitpause; dabei immer wieder der aufmerksame Blick nach Westen zu den "Trois T" - ist vorgemerkt, danke Zaza.
Zügiger Abstieg über Schneefelder ins Fenêtre d'Arnon (1885m) und einer steilen, verwachsenen Spur folgend in direkter Linie zur Tête de Clé (2015m) hoch. Im Winter hatte ich diesen Abschnitt weit charmanter und angenehmer erlebt. Höchste Zeit für einen ersten alpinistischen Höhepunkt also: der SW-Grat am Arnätschistand (2097m). Der markante Pfeiler lässt sich direkt erklettern (II), ist aber brüchig und recht ausgesetzt. Wer hier bereits an seine Grenzen stösst, hat immerhin die Gewissheit, ob er den Staldenflüe gewachsen ist. Bei mir besteht diesbezüglich noch Hoffnung... Der Südgrat am Witteberghore (2350m) wiederum präsentiert sich überraschend harmlos, das ginge auch im Winter. Der Gipfel markiert einen weiteren Richtungswechsel sowie den höchsten Punkt der Tour. Vor allem aber läutet er das alpinistische Herzstück ein. Einen kurzen, themenfremden Abstecher Richtung Rots Hore breche ich in der Hälfte ab, der Zeitverlust scheint mir doch zu gross.
Kurz nach der Seilrichti gelange ich zu einem ersten Felspfeiler, welchen ich direkt erklettere (II). Das folgende, dominantere Felsriff umgehe ich links (nordseitig) durch Steilgras (1 BH mit Schlinge), bei Nässe heikel. Anschliessend in anregender Kletterkraxelei in Gratnähe zum Furggespitz (2296m). Gegenabstieg in den nicht-kotierten Sattel vor dem Staldehore (2262m). Die steile Westflanke wird auf offensichtlicher Route durch eine Grasrinne gewonnen, T5, kurze Stelle T6-. Der Gipfel mit Kreuz bietet übrigens eine recht gute Sicht auf Gstaad. Aber meine Aufmerksamkeit gilt dem heutigen Pièce de Résistance, dem Staldenflüe-Westgrat. Was erwartet mich in diesem Abschnitt, der sogar einem lorenzo Respekt einflösst!? Danke übrigens für das formidable Topo. Wobei, die Routenfindung ist - auch dank verschiedenen Bohrhaken, teils mit Schlingen - recht offensichtlich. Die kurze, äusserst luftige Kletterei am oberen Gendarm wurde mittlerweile durch ein Seil entschärft. Man wird älter, vernünftiger und nimmt Hilfe mittlerweile gerne in Anspruch. Ich muss (mir) nichts mehr beweisen nach Dutzenden von T6-Husarenritten. Und ja, ich habe den Aufstieg genossen: eine saftige, ausgesetzte T6 und Kletterei bis II+ - genau mein Beuteschema. So was verlernt man nicht während einer Winterpause. Die Fortsetzung ab Staldenflüe P. 2249 zu P. 2163 bietet keine Schwierigkeiten mehr.
Wenig später treffe ich, etwas überrascht, auf einen Älpler, der Vorbereitungen für seine Schafherde trifft. Wo er die wohl hochführt? Auf jeden Fall ist mir sein Respekt gewiss, als ich seine gebrummelte Frage "oben durch?" bejahen kann... Ich bleibe dem Tagesmotto treu und folge dem Grat weiter zum (nördlichen) Staldehore (1997m): den verwachsenen, wenig markanten Felskopf muss man nicht gesehen haben. Und jetzt bitte gemütlicher Abstieg über einen Wanderweg zurück ins Tal - aber leider nein. Der verbleibende Gratabschnitt bis zum Weg auf ca. 1740m hat es in sich: stark verwachsen, rechtsseitig abbrechend, linksseitig Steilwald. Man ist versucht, sich in die Westflanke abdrängen zu lassen; vor grösseren Umgehungen sollte man jedoch absehen. Auf jeden Fall stecke ich weiterhin tief in der T5. Unten raus weitet sich der Grat allmählich und stellenweise sind schwache Spuren vorhanden.
Nach Erreichen des erwähnten Weges auf 1740m beginnt die längere Auslaufphase durch den Wangers Wald. Es geht hier sehr gemütlich zu und her... etwas mehr Gefälle wäre durchaus angebracht. So "muss" ich stellenweise weglos abkürzen, Humpelknie hin oder her. Nach ziemlich genau 8:30 und mit ersten Regentropfen erreiche ich wieder den Ausgangspunkt. Ach, wie habe ich Euch Grattouren vermisst!
Zeiten (kum)
1:35 Walighüreli
2:40 Seeberghore
3:30 La Palette
4:00 Arnehore (+20min Pause)
4:55 Arnätschistand
5:45 Witteberghore
6:55 Staldehore (P. 2249)
7:40 Staldehore (P. 1997)
8:30 Grundbrügg
Tourengänger:
Bergamotte
Communities: T6
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