Hasenmatt über Südgrat und Stallflue mit Häxewägli-Variante sowie Stadtrundgang Bern


Publiziert von Schubi , 3. Juni 2023 um 11:30. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Solothurn
Tour Datum:28 Mai 2023
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO   CH-BE 
Aufstieg: 915 m
Abstieg: 915 m
Strecke:14,2 km (ohne Stadtrundgang Bern)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Für die Tour: Parkplatz Schützenhaus Grenchen - Bettlach. Für Stadtrundgänge in Bern ist die Tiefgarage Rathaus ein guter Ausgangspunkt.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Auf Einladung Wimpys ging es neulich mit Amelie mal in den Solothurner Jura. Und zwar auf den Kantons-Höhepunkt Hasenmatt, mit der speziellen Aufstiegs-Variante über den Südgrat, Weiterweg über die Stallflue und rustikalem Abstieg auf dem Häxewägli, von dem weg wir eine weglose Schlenker-Variante mit kleinem Felsgrat gemacht haben. Abends gab es dann einen gemütlich-lustigen Fondue-Abend bei Wimpy und Faxe. Am Tag drauf haben Amelie und ich noch einen Stadtrundgang durch Bern gemacht.

Für den an der Stallflue unter uns kreisenden Bussard und für diesen Bericht als Soundtrack haben die Fruit Bats Eagles Below Us geschrieben.


Wir sind gespannt, was für eine Route Wimpy (Rüedu) für uns ausgetüftelt hat, im Jura kennt er offenbar jeden Fels und Baum beim Vornamen ;-) Für die heutige Runde jedoch hat er sich von *diesem Bericht von Felix inspirieren lassen. Anders als er starten wir jedoch am Schützenhaus Bettlach-Lauacker. Nordostwärts über Forstwege, einen Pfad oberhalb des Brügglibach-Grabens sowie die Brügglistraße. Von ihr ein interessanter Blick zu den Brüggli-Graten, an denen Rüedu schon häufig klettern war. Bei Unters Brüggli rechts gen Schauenburg. Hier wäre eine erste Einkehrmöglichkeit, wir aber wollen so früh in der Tour erstmal Strecke machen. Kurz hinter der Beiz schwenkt die Straße links hoch. Wir treten an dieser Stelle jedoch geradeaus über ein Bächle und folgen ab da weglos zarten Trittspuren den Wiesenhang herauf. Hier befinden wir uns auf dem unteren Ende des Hasenatt-Südgrats, der hier eher gen Südwest ausgerichtet ist und noch keine Gratform aufweist. Trittspuren sind meist da, ansonsten folge man einfach der Kammlinie des Gratbuckels weiter herauf, bald in einen wilden Bergwald eintauchend. Mit dem würzigen Duft von Kiefernharz in der Nase und dem frischgrünen Leuchten des Buchenlaubs in den Augen stapfen wir steil herauf. Blockschutt unter altem Laub nervt abschnittsweise, aber größtenteils ist das Terrain gut zu machen und herrlich rustikal, Windwurf und Totholz will natürlich auch unter- oder überstiegen werden. Hinter uns haben wir an einigen Stellen Baumfenster mit Weitblick ins Aare-Tal. Vor uns wird das Terrain zunehmend felsiger: wir treffen auf eine niedrige Gratschneide, die schnell (I) erkraxelt ist. Oben auf ihr weiter herauf, zwischendurch Veschper mit Fernblick. Wir gelangen an das erste von zwei tief eingeschnittenen Couloirs, die wir beide an ihrem oberen Rand umgehen können, kurz ist es hier mal ausgesetzt, aber Dank Baumstämmen-Griffen easy. Eindrücklich jedenfalls die Felswände der beiden Rinnen und der Blick durch sie herab zum Sattel zwischen Hasenmatt und Stallflue, den wir später noch durchgehen werden. Zwischen den Rinnen passiert man eine Hütte, bzw. steigt links an ihrer Stützmauer vorbei herauf. Schliesslich treten wir heraus aus dem Wald auf die nur noch von einzelnen Gehölzen bestandene Hochfläche der Hasenmatt (1445 m). Der offizielle Wanderpfad ist bald erreicht und zusammen mit vielen anderen Besuchern genießen wir an ihrem Gipfelkreuz den prächtigen Fern- und Tiefblick in die weiten Talauen der Aare sowie das Mittelland. Leider bleiben die Alpen heute jedoch hinter einem Dunstschleier veborgen. Nach dem Veschper folgt ein kurzer Abstecher zum östlichen Ende des Hasenmatt-Buckels, dort zeigt mir Wimpy den schönen Blick zum Dilitschchopf (1330 m), an dem ja das letzte *Hikr-Treffen stattfand.

Wieder retour zum GK und auf dem markierten, weiterhin gut-bevölkerten Wanderpfad auf der Westseite des Bergs runter zum vorhin erwähnten Sattel P. 1319 zur Stallflue (1409 m) hin. Dank nur geringem Höhenmeter-Verlusts ist ihr Hochplateau rasch erstiegen, famos auch hier die weiten und tiefen Blicke. Etwa 200 m westlich des Gipfelkreuz halte man nun die Augen offen, um den Einstieg zum Häxewägli zu finden. Es nutzt sehr fuchsig eine Schwachstelle im südseitigen Abbruch des Stallflue-Hochplateaus. Gleich zu Beginn müssen ganz kurz die Hände ran, ein Felsmäuerchen wird überwunden und es ist leicht ausgesetzt, kurz danach folgt eine kettenversicherte Stelle. Eine wirklich schöne Steig-Führung, begleitet von den herrlichen Tiefblicken gen Aare. Fast zu früh tauchen wir wieder in den Bergwald ein. Eine markante Felsnadel kommt ins Blickfeld, nun noch ca 50 m auf dem Wägli und danach nun der nächste Weglos-Abschnitt der Tour: beim derzeitigen Vegetations-Stand fast unsichtbar führen links weg zarte Trittspuren, in leichtem Auf und Ab weiter durchs Gehülz ostsüdostwärts. Bald kommt rechterhand unterhalb felsiges Terrain ins Blickfeld und wird von uns angepeilt. Es stellt sich als ein im Wald verborgener Grat heraus, den wir an einer gut gestuften Stelle rasch erkraxeln (I) können. Oben auf ihm entlang nun herab zu einer kleinen Felskanzel. Von ihr haben wir einen tollen Blick gen Wandflue. Auch für diese Weglos-Schlenker-Inspiration Märci vielmal an Felix! Nun noch etwas Fels-Abstieg und im Zickzack durchs Gehülz steil herab, bis Weidegelände und wieder der Häxewägli erreicht sind. Er führt uns runter zur Beiz Oberes Brüggli. Dort lassen wir's uns bei einer vielfältig bestückten und sehr schmackhaftren Vesperplatte, mit Rivella und Appenzeller Bier sowie dem schönen Blick von der Terrasse gut gehen.

Auf dem Pfad oberhalb des Oberen Brügglibachs nun südwärts, dabei die Flugkünste dreier Bussarde bestaunend. Der Pfad mündet westwärts in den Wagnerbannweg und bald treffen wir unseren Aufstiegsweg, auf den wir nun rechts runter abbiegen. Hier steht ein prächtiger alter Bergahorn, der seinen Blick gen Lochbachtal und Mittelland sicherlich schon einige Jahrhunderte lang genießt. Beim Gehöft Unteres Brüggli erneut kurz die Fahrstraße benutzt, um bald danach den beschilderten Pfad links runter in den urigen Tobel des Oberen Brügglichbachs zu nehmen. Den Brügglibach queren wir natürlich auf einem Brüggli (P. 854) und am Fuß des oben schon erwähnten Brüggligrats vorbei nun noch ein ganzes Stück herab, und zwar bis ca. 720 m ü. NN: hier führen rechterhand Trittspuren runter zum Bach. Leicht ist er überhüpft, drüben stapfen wir steil wieder herauf und haben so eine perfekte Abkürzung zum Grausteinweg, welcher uns nun südwestlich runter in Richtung unseres Ausgangspunkts bringt, zunächst aber zum Waldrandweg. Auf ihm entlang haben wir über blühende Matten hinweg wieder den schönen Blick zur Aare. Über ihr ziehen Störche ihre eleganten Flug-Kreise. Und – hey! – nun endlich zeigen sich auch die Alpen hinter dem sich lichtenden Dunstschleier. Zurück an unseren Autos gondeln wir anschliessend gen Rüedus Zuhause, wo uns Faxe Esther schon erwartet. Bei einem Fondue aus drei (!) Käsesorten lassen wir diesen schönen Tag gemeinsam ausklingen. Märci euch Beiden für eure liebe Gastfreundschaft.

Am nächsten Tag schaun Amelie und ich bei weiterhin bestem Sonnenschein noch Bern an. Der fast geschlossen erhaltene historische Stadtkern, der so wunderschön von der Aare umflossen wird, hat uns sehr beeindruckt. Im Restaurant Rosengarten, nah nordwestlich oberhalb des Zentrums, nehmen wir ein Mittagessen mit tollem Blick zur Altstadt ein. Ein Spaziergang durch den Rosengarten mit den ersten erblühten Rosen rundet die Stadtbesichtigung ab.

Zusammen auf Tour: Wimpy, Schubi, Amelie

Schubis Fazit: von Einheimischen durch ein Gebiet geführt zu werden, ist halt immer am besten. Schön und lustig war's, Danke Rüedu. Der Jura wird uns auf jeden Fall wiedersehen!

Wimpys Fazit: Es war schön, ausländischen Gästen einen kleinen Einblick in die Vielfalt unserer Juraberge zu geben. Die gemütliche Tour hat Spass gemacht. Das ist das Schöne bei Hikr, sich mit Gleichgesinnten austauschen zu können. Die Krönung dabei ist, wenn neue Freundschaften daraus entstehen. Der Höhepunkt ist natürlich die gemeinsame Bergfahrt. Ein ganz grosses Dankeschön geht an Amelie und Schubi für ihre Aufwendung der langen Anreise. Ich hoffe, es folgen noch mehr solche spontane Wanderungen in Neuland. Ob dieseits oder jenseits der Landesgrenze, natürlich unter der kundigen Führung eines örtlichen Hiker.


Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen

Tourengänger: Schubi, Wimpy
Communities: Photographie


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Kommentare (3)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 20. November 2023 um 13:56
auch als (nur) halbwegs Auswärtiger - kenne ich doch diese Gegend reichlich gut, und schätze sie enorm; so kommen auch mal "stille" Wege, Geheimtipps, zusammen ...

Danke für die Blumen - und liebe Grüsse

Felix

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. November 2023 um 18:24
Gerne.
Ja, man hat auf kompakten Raum landschaftlich eine beachtliche Vielfalt.
Liebe Grüße zurück!
Frank

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. November 2023 um 18:40
genau - das ist das Reizvolle am vordergründig "harmlosen" Jura ...

lg Felix


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