Roter Mann (3095m) - Unbekannter Doppelgipfel im Zirknitztal


Publiziert von BigE17 , 10. November 2022 um 23:38.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Goldberggruppe
Tour Datum: 2 November 2022
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Strecke:11 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Man fährt von Lienz oder Spittal kommend ins Mölltal bis nach Großkirchheim. Dort zweigt rechts eine Asphaltstraße Richtung Zirknitz ab. Man fährt entlang dieser Straße ins Zirknitztal hinein, bis man einen großen Wanderparkplatz erreicht (ca. 1710m).
Unterkunftmöglichkeiten:Keine

Der Rote Mann liegt in der Goldberggruppe, südwestlich vom bekannten Hohen Sonnblick. Obwohl der Hauptgipfel des Roten Mannes ohne Kletterei besteigbar ist, fristet er ein einsames Dasein. Das liegt zum einen daran, dass in der Umgebung eine ganze Reihe bekannter und leicht erreichbarer Gipfel liegt. Zum anderen ist der Anstieg weglos und führt durch das ohnehin schon einsame Zirknitztal. Dabei ist sein Anblick durchaus nicht unspektakulär: Vom Sonnblick aus blickt man direkt auf seine NW-Wand, die steil ins Fleißtal abbricht.

Ich und ein Tourenpartner hatten uns erst am frühen Morgen entschlossen, diesen Berg zu besteigen. Eigentlich wollten wir 2 andere Gipfel besteigen. Da es jedoch am Vorabend ein wenig geschneit hatte, bot sich der Rote Mann wegen des südseitigen Anstieges an. Wir starteten um 6:30 im Morgengrauen am Parkplatz im Großen Zirknitztal. Wir folgten der Markierung in Richtung Hoher Sonnblick. Nach einem kurzen Stück Asphaltstraße setzte ein gut begehbarer Steig an. In angenehmer Steigung führte der Weg durch den Wald nach oben. Mit der Zeit lichtete sich der Wald und wir fanden uns auf einer schönen Wiese wieder. Auf gut 2300m erreichten wir einen kleinen Stall - das einzige Gebäude in dieser Gegend. Wir folgten dem Steig noch bis auf 2500m, dann verließen wir ihn.

Wir hatten die beiden Gipfel des Roten Mannes bereits vor Augen, daher war der Weiterweg nicht zu verfehlen. Über mäßig geneigte Grashänge gewannen wir einige Zeit lang an Höhe. Irgendwann wurde das Gelände dann doch ein wenig felsiger, und die Felsen waren ein wenig überzuckert. Das Vorankommen war aber immer noch kein Problem. Wir querten kurz flach in ein kleines Schuttkar unterhalb unserer Gipfelziele. Nach einem kurzen, flachen Aufstieg im Kar befanden wir uns in der Falllinie zu einer Scharte östlich des Westgipfel. Wir steuerten von nun an auf diese Scharte zu, da wir zuerst den Westgipfel besteigen wollten. Das Gelände steilte deutlich auf, das Gehen wurde im Schutt um einiges mühsamer. Dafür lag hier - im Gegensatz zum Kar - so gut wie kein Neuschnee mehr. Nach einem kürzeren flachen Teil steilte der Schutthang beim Schlussanstieg zur Scharte noch einmal mächtig auf (über 35 Grad).

In der Scharte wartete eine tolle Überraschung auf uns: Vor uns erblickten wir in der klaren Luft den frisch überzuckerten Großglockner mit seinen Trabanten. Kaum zu glauben, dass wir uns 10 Minuten später im Nebel befinden würden. Nachdem wir die Aussicht genossen hatten, begannen wir mit dem Aufstieg Richtung Westgipfel. Dazu folgten wir anfangs dem Grat. Gleich beim ersten Aufschwung waren einige luftigere Kletterstellen zu überwinden, die auch nicht ganz so einfach waren (II). Immerhin war der Fels fest. Danach wurde der Grat flacher, aber nicht einfacher (II). Da der Grat unterhalb des Gipfels ordentlich aufsteilt, stiegen wir bei ersten Gelegenheit in die Nordflanke ein, um den Gipfelaufbau von Norden zu erklimmen. Die Flanke war doch relativ steil (zwischen 30 und 40 Grad) und doch mit ordentlich Schnee bedeckt. Deshalb kamen dort die Schneeketten und der Eispickel zum Einsatz - trotz des weichen Schnees erwiesen sich diese als sehr nützlich. Wir querten die Flanke und erklommen den Gipfelaufbau direkt von Norden. Im Aufstieg stiegen wir ein wenig zu direkt auf, daher war auf den letzten Metern eine ziemlich anspruchsvolle Kletterstelle zu überwinden (II-III) - immerhin war sie nicht ausgesetzt.

Mittlerweile befanden wir uns mitten im Nebel, daher blieben wir nicht lange am Gipfel. Nur ganz kurz war der Verbindungsgrat zum Hauptgipfel zu sehen. Im Abstieg folgten wir dem Grat ein paar Meter nach Osten (II) und stiegen dann über ein Band zurück zum Aufstiegsweg. Diese Variante war deutlich besser, als unser Aufstiegsweg. Wir kehrten durch die Flanke zurück zum unteren Teil des Grates und stiegen vorsichtig über diesen ab. Kaum waren wir nicht mehr am Gipfel, wurde die Sicht auch wieder besser. Wir rutschten von der Scharte nur kurz im Geröll ab, dann querten wir den Schutthang in Richtung Hauptgipfel. Wir erreichten einen Schutthang mit etwas festerem Geröll - über diesen konnten wir problemlos bis zum Gipfel des Roten Mannes aufsteigen. Wegen des Nebels war auch hier die Aussicht sehr eingeschränkt - zumindest waren der Hocharn und das Wiesbachhorn noch zu sehen.

Da auch der Wind ziemlich kalt war, begannen wir schon recht bald mit dem Abstieg. Wir stiegen über denselben Schutthang wieder ab, dann folgten wir dem Hang geradewegs weiter nach unten. Das Geröll war leider nur stellenweise zum Abrutschen geeignet. Irgendwann erreichten aber dann doch das Aufstiegskar. Mittlerweile war der Schnee auch schon wieder weggeschmolzen, daher kamen wir ab nun sehr zügig voran. Wir stiegen über die Grashänge zurück zum markierten Steig. Die letzten 800 Höhenmeter zurück zum Parkplatz waren im Nu überwunden, so erreichten wir diesen um 12:45.

Erwähnenswertes:

1. Der Hauptgipfel des Roten Mannes ist ein relativ einfacher Dreitausender (T4-). Der Anstieg verlangt keine Kletterei, und bei aperen Verhältnissen herrscht nirgends Absturzgefahr. Der Anstieg ist zwar weglos, aber er man kann sich kaum verlaufen. Denn es gibt etliche Möglichkeiten, den Gipfel durch die Süd- oder Südostflanke zu erreichen. Allerdings ist der Anstieg wegen des steilen Schuttes zum Schluss relativ anstrengend. Wenn man mit einer größeren Gruppe unterwegs ist, herrscht am Schlusshang Steinschlaggefahr.

2. Der Westgipfel ist schon ein wesentlich anspruchsvolleres Ziel. Man muss mehrere Kletterstellen im 2. Schwierigkeitsgrad überwinden, die auch ausgesetzt sind. Bei aperen Verhältnissen ist zumindest die Querung in der Nordflanke kein Problem, bei Schnee sind zumindest Schneeketten notwendig.

3. Der Verbindungsgrat vom Sandkopf zum Westgipfel erreicht zwar auch nur den 2. Schwierigkeitsgrad, soll aber äußerst unangenehm sein. Daher sollte man diesen Grat besser meiden.

4. Der Verbindungsgrat vom Hauptgipfel zur Goldbergspitze sieht sehr anspruchsvoll aus und sollte daher ebenfalls gemieden werden (allerdings befindet sich irgendwo am Grat eine Webcam).

5. Zumindest der Hauptgipfel ist auch mit Ski erreichbar. Allerdings dürfte der untere Teil im Wald im Winter ziemlich anspruchsvoll sein.

6. Der Rote Mann wird nur relativ selten bestiegen. Deshalb kann man dort mit etwas Glück auch im Hochsommer Bergeinsamkeit erleben. Selbst im unteren Teil der Tour ist im Normalfall nicht allzu los, da auch die benachbarte Goldbergspitze nicht an jedem Tag Besuch bekommt.

7. Die Ausblicke sind bei gutem Wetter während der gesamten Tour ziemlich gut. Das Highlight ist definitv der Glocknerblick, wenn man sich in der Nähe der Gipfel befindet. Bei klarer Luft hat man vor allem Richtung Südosten eine wirklich tolle Fernsicht. Deshalb, und wegen der relativ geringen Schwierigkeiten ist der Rote Mann Hauptgipfel ein echter Geheimtipp - während der Westgipfel wohl eher nur für Gipfelsammler ein Thema ist (er ist aber ein genauso schöner Berg wie der Hauptgipfel).

Tourengänger: BigE17


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