Hintere Grubenwand (Flankenvariante)


Publiziert von Plauscher , 25. August 2022 um 21:09.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:23 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:45
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Kaum leere Streckenkilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ausfahrt Zirl-Ost und weiter bis nach Gries im Sellrain. Hier links weg nach Lüsens (Parkgebühr € 5,00).
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Umgekehrt wie Anfahrt.
Unterkunftmöglichkeiten:Westfalenhaus (sehr nettes Personal).

Die Hintere Grubenwand gehört für mich zu den schönsten und auffälligsten Berggestalten im Sellrain. Angesichts meines hochambitionierten und auf Jahrzehnte ausgerichteten Großprojektes, einen Großteil der wesentlichen Dreitausender im zentralen Sellrain zu besteigen (versuchen), komme ich früher oder später um die Hintere Grubenwand nicht herum.

Ein rund zehn Jahre zurückliegender Felssturz am Ostnordostgrat der vorgelagerten Vorderen Grubenwand hat den (vorherigen sommerlichen) Normalweg erschwert.

Die Nordnordostflanke der Vorderen Grubenwand lässt sich jedoch auch etwas weiter westlich durch eine seichte Rinne durchsteigen, sodass man den Ostnordostgrat OBERHALB jenes Bereiches, wo der (größte) Felssturz stattgefunden hat, erreichen kann. Bloß vorsorglich möchte ich darauf hinweisen, dass ich die Nordnordostflanke der Vorderen Grubenwand (objektiv) für nicht ganz ungefährlich halte.

Den Zischgenferner unterhalb der besagten Nordnordostflanke erreiche ich von Lüsens über Westfalenhaus und Zischgenscharte. Sodann steige ich über den weitgehend blockübersäten Zischgenferner - selbstverständlich ohne Steigeisen, die ich aufgrund meiner Fehleinschätzung wieder umsonst mit hochgeschleppt hatte - zum (Fels-)Einstieg etwas links der seichten Rinne, die nach unten mit einer Felswand abschließt (Vorsicht Randkluft).

Zunächst rund 25 Meter über nicht allzu steile - jedoch glattgeschliffene und weitgehend nach unten strukturierte - Felsen empor (ca. SG II/II+). Auf diesen ersten Metern stieß ich auf Wassereis, welches mir beim Aufstieg nicht allzu große Probleme bereitete.

Beim Abstieg hätte ich die Steigeisen gerne verwendet, wenn ich sie nicht - wiederum aufgrund meiner Fehleinschätzung, das Wassereis werde sich bis zum Abstieg verflüchtigen - beim Felseinstieg zurückgelassen hätte.

Nach diesen ersten rund 25 heiklen Metern, leichte Querung nach rechts in Schuttgelände, welches sich nicht übermäßig unangenehm begehen lässt. Das über dem besagten Schuttgelände aufsteilende Plattengelände lässt sich auf einer von rechts unten nach links oben führenden Bandstruktur gut überwinden (max. SG II). Ebenjene Bandstruktur lässt sich entweder von links über eine splittrige Rippe (SG II, mein Aufstieg), oder von rechts durch eine Schuttschrofenrinne (SG I+, mein Abstieg) erreichen.

Nach der Bandstruktur ist bald der (obere) Ostnordostgrat der Vorderen Grubenwand erreicht, den ich gleich wieder in die dahinter liegende Südostflanke der Vorderen Grubenwand verlasse und - etwa die Höhe haltend (Stelle SG II) - zu einer kleinen (Rippen-)Scharte quere, wo die weitere Querung zur Hinteren Grubenwand sichtbar wird.

Teilweise etwas luftig - jedoch leichter als gedacht - lässt sich die Südostflanke der Vorderen Grubenwand Richtung Hinterer Grubenwand auf schrofigen Grasbändern queren, die überwiegend 30 bis 50 cm breit sind (viel Gehgelände mit gelegentlichen Kletterstellen bis maximal SG II auf meiner Route). Vermutlich sind hier mehrere Varianten möglich ... selbst bin ich zunächst von der Rippenscharte tendenziell etwas angestiegen, bis ich mich etwa in Falllinie des tiefsten Punktes des Verbindungsgrates zwischen Vorderer und Hinterer Grubenwand befunden habe. Ab hier wieder leicht absteigende Querung zur Gipfelostflanke der Hinteren Grubenwand, wobei im Nahbereich der Hinteren Grubenwand sowohl die Ausgesetztheit als auch die Felsqualität tendenziell abnehmen. 

Zuletzt über die blockübersäte Gipfelostflanke zum Gipfel mit überwältigender Rundsicht (Stellen SG I).

Retour auf derselben Route mit Einkehr beim sehr empfehlenswerten Westfalenhaus (die abgeschnittene Vordere Grubenwand spare ich mir als Snowboardtour auf).

Trockenheit ist sowohl für die plattige Nordnordostflanke als auch für die grasige Südostflanke der Vorderen Grubenwand enorm wichtig. Die Fotos stammen infolge besserer Routenkenntnis vom Abstieg.

Tourengänger: Plauscher


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Kommentare (5)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 26. August 2022 um 10:20
Gratulation zur Hinteren Grubenwand! Ganz schön verwegen, diesen Gipfel solo anzugehen. Hut ab. Gab es ein Gipfelbuch?

Gruß Nico

Plauscher hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. August 2022 um 18:12
Hoi Nico,

herzlichen Dank für deinen Kommentar!

Bin mit der Einstellung ran, es mir einfach mal aus der Nähe anzuschauen, und dann ging's leichter als erwartet :)

Hab kein Gipfelbuch gesehen. Nur ein offenes Gipfelbuchbehältnis mit einem totalitären Gruß aus finstersten Zeiten.

LG Plauscher

Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 19. November 2022 um 16:54
Gratulation zur Besteigung der Hinteren Grubenwand! Das Gelände dort ist alles andere als einladend!
Ich hatte sie Anfang März von der Vorderen Grubenwand aus gesehen, war aber spät dran. Mir kam es damals jedenfalls so vor, als ob ein Übergang auch bei Schnee möglich wäre.

Plauscher hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 19. November 2022 um 19:26
Danke dir, lieber Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II.

Ja, an einigen Stellen ist Umsicht, Vorsicht und Behutsamkeit durchaus notwendig.

Kann mir gut vorstellen, dass jemand wie du auch bei spätwinterlicher Schneelage locker rüberstapfen kann ... mir wär's im Winter - zumindest ungesichert - wohl zu scharf ;)

LG Plauscher

Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 21. November 2022 um 16:54
Im festen Schnee hat man mit Unterstützung eines Pickels besseren Halt als im Bruch! So gelang mir auch die Winterbesteigung der Kalkwand in den Tuxer Alpen.


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