Siegertův mlýn a hrad Najštejn (Siegerts Mühle und Burg Neustein)


Publiziert von lainari , 11. Juni 2022 um 13:43.

Region: Welt » Tschechien » Krušné hory
Tour Datum: 5 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 3:15
Aufstieg: 385 m
Abstieg: 385 m
Strecke:11,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Flurweg bei Šerchov oder Bus bis Jirkov, Na Borku (DÚK linka 316)
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 5 Krušné hory - Chomutovsko a Mostecko

Erkundungen am Erzgebirgshang IV
 
Ein Problem mit meinem Oberschenkel lässt keine Großtaten zu, also muss es irgendetwas Halbes sein. Vielleicht eine weitere Erkundung des Erzgebirgshanges? Ich fahre über Chomutov hinauf Richtung Šerchov. In einer Straßensenke biege ich kurz vor einem Durchlass mit Geländer nach rechts auf einen Flurweg ein und parke das Auto. Nach wenigen Schritten hat irgendeine Dr…au eine Kleinlasterladung Müll mitten auf den Weg gekippt. Ich folge einem taufeuchten Wiesenweg nach rechts. Das leichte Bergablaufen mit ausgreifenden Schritten macht mir Probleme. Doch wie sagt eine alte schwedische Weisheit: „Schmerz ist, wenn die Schwäche den Köper verlässt.“ Ich komme hinunter nach Březenec (Pirken) und biege nach links ab und laufe an der Dorfstraße entlang. Nach einer Weile kreuzt ein Kanal die Straße. Es handelt sich um den Podkrušnohorský přivaděč/Přivaděč Ohře - Bílina, einem insgesamt 33,8 km langen künstlichen Wasserbauwerk zur Verbindung von Eger und Biela. Es diente zur Brauchwasserversorgung von Chomutov, der Wasserüberleitung in Trockenzeiten und der Wassersammlung der Erzgebirgswässer zum Schutz der unterhalb liegenden Kohletagebaue. Das 22,4 km lange Teilstück Přivaděč Ohře - Bílina entstand 1957-1967, der Erweiterungsbau Podkrušnohorský přivaděč 1973-1982.
Am Rand von Jirkov (Görkau) wende ich mich in das Tal der Bílina hinein und trabe bergwärts. Am Tor unterhalb der Talsperre ist eigentlich Schluss. Aber ich hatte außer dem deutschsprachigen Internet noch die Originalquellen angeschaut und herausgefunden, dass Staudamm und Uferweg von April - Oktober täglich von 6.30 - 20 Uhr für Fußgänger und Radfahrer zugänglich sind. Und siehe da, ein kleines Personentor ist geöffnet. Eine steile Rampe führt am Talrand auf den Steinschüttdamm hinauf. So stehe ich schließlich auf der vodní nádrž Jirkov (Talsperre Görkau). Die Trinkwassertalsperre wurde von 1960-1965 erbaut. Das Gelände ist Trinkwasserschutzzone 1. Ordnung und kameraüberwacht. Ich laufe auf dem Uferweg bis ans hintere Ende. Unterwegs patrouilliert ein Geländewagen des Betreibers.
 
Direkt am Talhang erkunde ich die Reste der býv. Siegertův mlýn/Siegerts Mühle, die bereits vor dem Talsperrenbau eingegangen sein sollte. Ihr Mühlgraben führt durch einen engen Felsdurchstich. Die Mühle lag auf den Fluren des Ortes Hannersdorf (Jindřišská). Hinter der Brücke über die Bílina biege ich nach links auf einen Flurweg ein, der durch ein Tälchen ruppig ansteigt. Nach kurzer Zeit biege ich abermals nach links und gewinne auf einem steilen Pfad an Höhe. Obwohl die Sonne von Wolken verschleiert ist, lässt das nach den vortägigen Schauern und Gewittern entstandene Treibhausklima Schweißbäche am Körper hinabfließen. Nun erreiche ich die Reste von hrad Najštejn (Burg Neustein). Die Burg bestand aus einem einzigen Hauptgebäude, das von einem Wallgraben umgeben war. Auf einem talseiteigen Felssporn befand sich offenbar noch eine Verteidigungsbastion. Im Wallgraben befinden sich die Reste einer Zisterne. Neben der Hauptburg liegen größere Steinhaufen und ein weiterer breiter und tiefer Graben. Diese Relikte werden als Materialgewinnung für einen geplanten Erweiterungsbau angesehen, der nie ausgeführt wurde. Die Erbauung in der 1. Hälfte des 14. Jh. wird Dietrich von Alamsdorf (Jetřich z Alamsdorf) zugeschrieben. Die erste urkundliche Nennung der Burg erfolgte 1363. 1381 erfolgte ein Verkauf an den Deutschritterorden. Gegen Ende des 14. Jh. wurde die Burg aufgegeben und spätestens zu den Hussitenkriegen geschliffen. Das Bodendenkmal wurde nach 1989 von deutschen Schatzjägern massiv beschädigt, zu einer Zeit also, wo die scharenweise herbeiströmenden westlichen Glücksritter Wildost gespielt haben.

An dieser Stelle mal ein persönliches Erleben zum Thema: Etwa im Frühjahr 1990 kroch ein fremder Mann ungefragt im Hausflur unseres privaten Hauses herum und klopfte mit einem Hämmerchen auf die historischen Fliesen. Auf die Frage was das werden solle, entgegnete er, unter dem Boden würde sich eine mittelalterliche gusseiserne Ofenplatte befinden, die er jetzt bergen werde. Es sei ja sowieso alles Volkseigentum und wir sollten einfach die Klappe halten. Noch ehe er das Wort Ärger fertig buchstabieren konnte, war sein Aufenthalt auf unserem Grundstück beendet…

Nach einer kleinen Erholungspause steige ich weglos und steil ins Tal des Baches Malá voda hinunter. Das Gewässer kann ich idealerweise auf einem Geschiebefang queren. Ich biege nach rechts und laufe auf einem Weg talaufwärts. Vor einer Brücke halte ich mich nach links und absolviere eine stärkere Steigung. Später überquere ich auf einem Höhenrücken den höchsten Punkt der Tour und komme nach Šerchov (Schergau). Nun ist es nicht mehr weit entlang der Straße zurück bis zum Ausgangspunkt an der Wegeinfahrt.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 3 h 15 min.
Die Nutzung der vorhandenen Wege und Pfade ist je nach Wegabschnitt als T1-T2 zu bewerten. Die Erkundung der hrad Najštejn und der weglose Abstieg sind abweichend als T3 einzuschätzen. Die Tour ist größtenteils unmarkiert und abschnittsweise auch weglos, gutes Orientierungsvermögen erforderlich!
 
Besuchstipp in der Region: NTM Železniční depozitář Chomutov (Eisenbahndepot des Technischen Nationalmuseums), Eintritt 150 Kč, https://www.ntm.cz

Tourengänger: lainari


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