Skihochtour vom Rifugio V°Alpini zum Monte Zebrù mit ungeplanter Routenänderung unterwegs


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 18. Mai 2022 um 07:16.

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum:10 Mai 2022
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Bormio ins Val Zebrù
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugion V°Alpini (Ofen nicht benutzbar)

Anmerkung:
nachdem ich noch einmal die Tabacco-Karte angeschaut hatte, stellte ich fest, dass die Skihochtour darauf an der Biwakschachtel endet, denn die blauen Punkte zeigen den Sommerweg an! Desweiteren ist neben dem Kotierungspunkt des Gipfels noch eine Höhenangabe von 3740m angegeben! Sie betrifft vielleicht einen einstigen, inzwischen abgeschmolzenen Firngrat. Ich denke, dass die östliche Erhebung am Gipfelgrat nur etwa 2m höher sein dürfte.
Im Internet fand ich keine Beschreibung dieser Skihochtour!

Bericht:
Am Morgen brach ich um etwa 07.00Uhr auf. Zunächst muss man von der Hütte ca. 100hm im steilen Hang unterhalb von Felsen aufsteigen. Links gibt es einen Durchlass zum Bergrücken, hinter dem ein sehr steiler, Hang mit ein paar Felsen ca.50hm abfällt. So ist es besser, den Hang unterhalb der Felsen des Rückens zu queren, um mit ca.30hm Höhenverlust im großen Bogen  zum Gletschervorfeld zu gelangen. Unterwegs sah ich einige Steinmännchen, denen man eher im Sommer folgt. Zwischen großen Felsen ging es zuletzt zum Gletscher. Bald geht es über einen steileren Gletscherhang führt hinauf. Dabei hielt ich großen Abstand zu einem links gelegenen spaltigen Gletscherbruch. Rechts liegt ein kleiner Gletscherbruch, der keine Gefahr darstellt.

An diesem Morgen ging es mir nicht besonders gut, immer wieder verspürte ich ein leichtes Übelkeitsgefühl. So war ich auch nur langsam unterwegs, blieb immer wieder kurz stehen. Bald war die rote Biwakschachtel in 3535m Höhe zu sehen. Ich näherte mich ihr nur sehr langsam. Unterhalb von ihr macht man nach rechts einen großen Bogen. Über mir war eine etwa 40° steile Eis-/Firnflanke, die man aufsteigen könnte. Àllerdings sieht man waagrechte Linien, die ich als schneebedeckte Spalten ansah. Die mit blauen Punkten markierte Route auf der Tabacco-Karte weist jedoch nach rechts zum Aufschwung zum Westgrat des Monte Zebrù. So querte ich den steilen Hang unter der Flanke dieses Berges zu den ersten Felsen. Dort ließ ich die Skier zurück u. stieg sehr steil, d.h. bis ca. 45° über ein paar Felsen u Schnee hinauf. Kurz davor könnte man auch einen ca. 40m hohen, bis über 40° steilen Schneehang aufsteigen, was etwas einfacher, aber mühsamer wäre. Der Grat beginnt einfach, dann wird er teils abweisend u .ausgesetzt. Eine felsige Stelle ist zu überschreiten, hat aber nur die Kletterschwierigkeit I. Das letzte Gratstück zum Gipfel ist sehr ausgesetzt: links fällt eine Felswand ab, rechts eine sehr steile Flanke mit Felsstufen. Ich machte den Fehler, sie mir nicht aus der Nähe anzusehen, sondern drehte um. Allein in anspruchsvollem Gelände unterwegs zu sein, ist auch nicht ideal! Ich konnte erkennen, dass man unterhalb die mehr als 40° steile Flanke queren kann. Ich geriet beim kurzen Abstieg dann aber in bröseligen Untergrund an kleinen Felsen, der nur von ein paar cm Schnee bedeckt war. Aus Bequemlichkeit hatte ich abgekürzt u. meinte eben, diese heikle Stelle unbedingt überwinden zu müssen! Ich fand einen guten Griff an einem Felsen, hinter dem das felsfreie Gelände einfacher zu begehen war u. ließ mich an ihm etwas mehr als einen Meter hinab. Ich dachte in diesem Moment nicht an die Steigeisen im Rucksack! Dann begann die Querung im nun felsfreien Bereich: erst ein paar Meter seitwärts, wobei die Schuhspitzen guten Halt im hartern Firn unterhalb der dünnen Schneedecke boten. Der Pickel half zum Sichern. Schließlich erreichte ich eine Gletschermulde unterhalb von Felsen. Ich querte an ihrem unteren, nach SO führenden Rand zur steilen Flanke, die ich von unten gesehen hatte. Dabei musste ich eine in der Mitte mit Firn und Schnee zugedeckte Spalte überschreiten. Ich sondierte sorgfältig mit dem Pickel diesen Bereich. Etwas oberhalb davon bemerkte ich unter ca. 15cm Neuschnee Blankeis. So legte ich die Steigeisen an, um hinaufsteigen zu können. Eine zeitlang war das Eis mit nur ca. 8-10cm Schnee bedeckt, dann wird der Hang etwas flacher u. wies dabei guten Trittschnee auf. Ich erreichte den Grat an einer Scharte, die von zwei Erhebungen beiderseits nur um ca. 15m überragt wird. Ich wusste nicht, welche der beiden höher ist u. stieg erst auf die westliche. Dort schaute eine Stange aus Holz aus dem Schnee, an der ein Teil zum Sichern angebracht ist. Die östliche Spitze sieht von dort aus etwas höher aus. So ging ich noch zu dieser hinüber.

Kurz darauf stieg ich entlang meiner Aufstiegsspur wieder ab. Von der Mulde aus hätte ich absteigen, also abkürzen können, hatte aber meine Stöcke am Grat gelassen. Außerdem musste ich zu meinem Skidpot. Besser noch wäre eine Abfahrt mit Skier von dieser Stelle gewesen. Diesmal wollte ich die Flanke etwas unterhalb meiner Spur queren. Plötzlich brach ich mit einem Fuß in einem Loch ein! Es handelte sich offenbar um eine Felsspalte. Das war mir unheimlich u. so stieg ich vielleicht 20hm zu meiner Fußspur auf. Das letzte Stück zum Grat (meine vorherige Spur führte nach links steil hinauf, weshalb ich sie nach rechts verließ) war einfach zu begehen. Ich war schließlich froh, am Skidepot zurück zu sein. Ich hatte dann eine schöne Abfahrt auf dem Gletscher, wobei der Schnee im unteren Teil sulzig war. Die Querung zum Bergrücken oberhalb der Hütte war dann das letzte mühsame Stück. Der Begleiter war am Morgen schon abgefahren, da er keine Gipfelambitionen hatte u. derzeit nicht fit ist. Im Bereich der Anstiegsroute waren seit dem Vortag Nassschneelawinen abgegangen. In ca. 2450m Höhe war die Abfahrt im Nassschnee zu Ende u. so marschierte ich über den Fahrwer talwärts weiter. Einige Kehren konnte ich abkürzen. Zuletzt ärgerte ich mich, dass ich bei der Anfahrt schon mindestens 1,5km vor der Malga Campo geparkt hatte. Um diese Zeit war im Val Zebru nichts los, niemand störte ein einzelnes Auto eines Touristen. Ich hatte das Fahrverbot ohnehin schon übertreten. So kam ich erst gegen 20.00 Uhr am Auto an. 



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Kommentare (6)


Kommentar hinzufügen

Nic hat gesagt:
Gesendet am 18. Mai 2022 um 08:43
Schöne Tour. Aber hab mal eine Frage: Warum bewertet du eine Skitour mit der Wabderskala? T6? Nicht nachvollziehbar.

VG Nico

Gesendet am 19. Mai 2022 um 16:53
Ich kürzte unnötigerweise ab u. geriet in bröseliges Gestein!

ma90in94 hat gesagt:
Gesendet am 18. Mai 2022 um 14:07
Eine beachtenswerte Unternehmung die ich wegen der langen Lauferei immer gescheut habe, vor allem noch mit Ski auf dem Buckel. Bilder sind auch wie immer sehr informativ.
Gruß Günter

Gesendet am 28. Mai 2022 um 18:32
Danke! Wenn der Schnee auf dem Fahrweg geschmolzen ist, würde ich ins Val Zebrú fahren!

Plauscher hat gesagt: Lässige Tour
Gesendet am 18. Mai 2022 um 17:39
Toll beschrieben und super Fotos.
Herzliche Gratulation!
Hätte ich mich alleine nicht getraut ;)
LG Plauscher

Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II hat gesagt: RE:Lässige Tour
Gesendet am 19. Mai 2022 um 16:23
Danke Plauscher! Ich würde solche Touren auch lieber mit Gleichgesinnten machen!


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