Dreitägige Osterskitour ganz nach dem Motto: der Weg ist das Ziel. Während die drei Kollegen am dritten Tag weiter zur Gaulihütte und dann aufs Rosenhorn gingen, genoss ich eine Firnschnee-Abfahrt am Golegghorn.
Tag 1: Juchlistock und Bächlitalhütte SAC
Nach der Anreise mit ÖV und Grimseltaxi starteten wir am Karfreitag um 9.15 Uhr zu viert bei Räterichsboden. Die Strasse öffnete erst vor wenigen Tagen. Ansonsten ist es möglich mit der Gersteneggbahn (20 Franken) hochzugondeln. Statt direkt zur Bächlitalhütte aufzusteigen, wollten wir dem Juchlistock einen Besuch abstatten. Aufgrund des nordseitigen Aufstiegs schien uns auch ein Aufstieg zu etwas späterer Stunde vertretbar. Zunächst folgt man der Route Richtung Bächlitalhütte, bevor man ungefähr auf der Höhe Bächlisee abzweigt. Bis zum Gipfelgrat ist Skitour zwar teilweise recht steil, aber unschwierig (WS+). Der Gipfelgrat (SE-Grat) ist relativ kurz, weist aber Kletterstellen im zweiten Grad auf. Die festen Granitplatten sind eher griffarm und mit Skischuhen manchmal etwas mühsam zu klettern. Dafür ist der Grat nur wenig ausgesetzt. Nach kurzer Gipfelpause folgte die Abfahrt – wie erwartet – auf Hartschnee. Um so weicher war er dafür beim Aufstieg zur Bächlitalhütte: die Sonne brannte erbarmungslos auf uns nieder. Das (alkoholfreie) Bier auf der Terrasse war dann sowas wie die Erlösung (wenn wir uns dem Oster-Vokabular bedienen wollen). Die Bächlitalhütte war heute ziemlich ausgebucht, was uns kaum überraschte. Trotz vielen Gästen und dementsprechend viel Arbeit: Das Hüttenpersonal war absolut zuvorkommend.
Tag 2: Fellenberglicken, Undri Bächlilicken und Gruebenhütte
Nach dem Frühstück starteten wir um 7.00 Uhr Richtung Bächligletscher. Während wir zu Beginn befürchteten, dass die Schneedecke womöglich schon frühmorgens weich sein könnte, wurden wir bald eines besseren belehrt. Auf dem Gletscher ging zudem ein bissiger Wind, so dass der hitzige Hüttenaufstieg von gestern in weite Ferne rückte. Um die heutige Tour noch etwas zu erweitern, peilten wir die Fellenberglicken (WS-) zwischen Bächlistock und Brandlammhoren an. Da ein Übergang mit Ski im Gegensatz zu den beiden Bächlilücken für Normalsterbliche nicht möglich ist, wird sie seltener besucht. Nimmt man noch eine kurze Kraxelpassage (l) in Kauf, wird man aber mit einer hervorragenden Aussicht auf die Berner 4000er belohnt. Es folgte eine kurze Abfahrt, bevor wir wieder anfellten und zur Undri Bächlilicken aufstiegen. An dieser Stelle gebe ich zu: Diesen Übergang habe ich unterschätzt. Während der Aufstieg vom Bächlital her problemlos mit Ski zu bewältigen war, schien die andere Seite von ganz anderem Kaliber. Eine Skiabfahrt kam für uns sowieso nicht in Frage. Wir sattelten die Bretter auf den Rücken, montierten die Steigeisen und begannen mit dem Abstieg. Im Nachhinein hätte wir von Anfang an abseilen sollen, denn der Schnee war nicht überall griffig. Nebst der Steilheit des Geländes sorgten die vielen herausragenden Felsen auch nicht gerade für Wohlbefinden. Wir mussten improvisieren und begannen etwas umständlich inmitten des Abstiegs ein Abseil- respektive Ablassmanöver. Das klappte zwar gut, war aber definitiv nicht die eleganteste Variante. Es folgte eine erneute kurze Abfahrt, dann ein letzter Aufstieg zur Gruebenhütte. Die Selbstversorgerhütte des AAC Basel ist grundsätzlich sehr empfehlenswert, mal abgesehen davon, dass man beim Einfeuern mit der Hütte voll Rauch rechnen muss.
Tag 3: Golegghorn und Abfahrt nach Handegg
Am letzten Tag stand das Golegghorn auf dem Programm. Wir starteten um 7.30 Uhr und die beiden anderen Gruppen, die in der Gruebenhütte übernachtet hatten, ebenfalls. Der Aufstieg an der Sonne war für mich heute purer Genuss. Nach rund 1,5 Stunden erreichten wir das rund 40 Grad steile Gipfelcouloir. Während meine Kollegen die Ski auf den Rücken banden, weil sie auf der anderen Seite runter mussten, wollte ich das Couloir abfahren. Der Aufstieg ging mit Steigeisen problemlos, der Gipfelgrat erfordert kaum Handeinsatz. Wenn das Golegghorn auch etwas im Schatten anderer Berge steht: Der Berg ist aus meiner Sicht wirklich empfehlenswert, das aussichts- und abwechslungsreich. An der Einfahrt zum Couloir verabschiedete ich mich dann von den, die sich weiter auf den Weg zur Gaulihütte machten. Am Ostermontag wollten sie zu dritt das Rosenhorn besteigen (was sie auch schafften!). Ich musste leider wieder nach Hause und fuhr deshalb runter nach Handegg. Das Gipfelcouloir ist zwar steil, aber auch recht breit und bei guten Schneeverhältnissen wie heute gut zu fahren (S). Die anschliessenden Schwünge auf dem Golegg-Gletscher waren dann von der ganz feinen Sorte. Je weiter unten desto weicher wurde der Schnee: das hat der Frühling halt so an sich. Immerhin konnte man noch ohne Skitragen bis Handegg fahren. Etwas Vorsicht ist beim Überqueren der Geleise zwischen Ärlen und Handegg geboten. Liegt zu wenig Schnee drauf (wie heute), besteht akute Sturzgefahr!
Vielen Dank an dieser Stelle noch an das sympathische Grüppchen, das mich mit dem Auto nach Meiringen mitnahm!
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