Gipfel mit Klappstuhl und ein sterbender Berg


Publiziert von lainari , 23. März 2022 um 21:58.

Region: Welt » Tschechien » České středohoří
Tour Datum:20 März 2022
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 870 m
Abstieg: 870 m
Strecke:18 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus (DÚK, linka 620) bis Tlučeň oder Hlinná
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 11 České středohoří východ

Neue Erkundungen im rechtselbischen České středohoří
 
Trockenkaltes und sehr sonniges Wetter bildet auch heute den Rahmen einer neuen Unternehmung im rechtselbischen České středohoří. Aus dem Elbtal geht es auf kleinen Sträßchen hinauf in das Bergdörfchen Tlučeň (Tlutzen). Im Ort gibt es im Bereich einer kleinen Kapelle eine Parkmöglichkeit. Zu Fuß gestartet, verlasse ich den Ort auf einem unmarkierten Flurweg Richtung Südosten. Kurz nach dem Siedlungsgebiet halte ich mich an einer Verzweigung links. Später treffe ich auf die Straße und folge ihr eine Weile. Dann nutze ich eine Anliegerstraße hinauf nach Hlinná (Hlinay). Ab dem Hauptplatz leitet mich eine gelbe Wanderwegmarkierung auf den markanten Berg Hradiště (Hradischken Berg/Radischken Berg/Radiske Berg). Hier bietet sich eine fantastische Aussicht von Westen bis Süden. Der Gipfel weist zwei TPs auf. Es macht sich ein äußerst unangenehmer, scharfer Ostwind bemerkbar. Nach einer Rundumschau gehe ich zur Abzweigung am nördlichen Bergfuß zurück. Am Wegweiser sollten nach mapy.cz ein gelber und ein grüner WW sowie ein Lehrpfad ausgewiesen sein. Vom Lehrpfad findet sich keine Spur dafür sehe ich unterwegs eine rote-Punkt-Markierung, die keine Karte kennt. Im unübersichtlichen Gelände aus Wiesen, Gehölzstreifen und -inseln sowie kleinen Hügeln lasse ich den Plan fallen, als nächstes den Berg Lysá hora/Holý vrch zu besuchen. Nach geraumer Zeit komme ich zum Wegweiser Pod Homolkou, der auch die rote-Punkt-Markierung aufweist. Es handelt sich demnach um einen KČT-Reitweg. Ich nehme nun den blau markierten Weg Richtung Westen. Direkt in der Nähe des Abzweiges weidet ein großes Damwild-Rudel auf der Offenfläche. Später begegnet mir eine Gruppe junger Leute in Militäroutfit und großem Marschgepäck.
 
Nach einer Straßenquerung wechsele ich auf eine gelbe Wegmarkierung und steige auf einem holprigen Weg aufwärts. Nach kurzer Zeit erreiche ich die Gipfelfläche des bewaldeten Varhošť (Aarhorst/Warhoscht/Kuba Berg). Der Gipfel weist einen TP und einen auch als Aussichtsturm nutzbaren Telekommunikationsmasten auf. Trotz massiver Metallkonstruktion, wackelt es windbedingt auf der obersten Plattform gehörig und das Fotografieren gerät zu einer Kraftanstrengung, weil man alles gleichzeitig bewerkstelligen muss: sich selbst festhalten, Ausrüstung sichern und abdrücken. Nach kurzer Zeit flüchte ich vom Berg. Der weitere Weg führt teilweise durch Käferwald, was bei den starken Windböen die Herzfrequenz etwas beschleunigt. Im Verlauf komme ich zu den vorgelagerten Felsen der Krkavčí skála (Rabenstein). Die fantastische Aussichtskanzel weist eine Gipfelbuchröhre auf. Im (Wind-) Schattenhang steige ich dann gemütlich auf einem Pfad talwärts und lege am Talboden auf einer Wiese eine Frühstücksrast ein.
 
Gestärkt geht es danach in die Gegensteigung über Wiesen Richtung Wald. Kaum habe ich die Waldkante erreicht, brettern aus anderer Richtung kommend drei Motocross-Chaoten auf dem eben von mir begangenen Weg talwärts. Im Verlauf komme ich zum Abzweig Kostelní sedlo. Hier verlasse ich zunächst den markierten Weg und gehe auf einer Art Schneise bergwärts bis zu einer Wiese. Danach geht es über trockenen, locker erdigen und laubbedeckten Boden steil aufwärts. Das kostet viel Kraft. Schließlich erreiche den Gipfel des Deblík (Deblik Berg). Dieser weist einen TP, einen Klappstuhl und eine Gipfelbuchröhre auf. Ein kleines Sichtfenster bietet einen der schönsten Ausblicke im Böhmischen Mittelgebirge. Die zwei, den Berg dezimierenden Steinbrüche haben noch keine Auswirkungen auf die Gipfelregion. Über den Zugangsweg steige ich wieder bis zum Abzweig hinunter. Den blau markierten Weg muss ich dann nach kurzer Zeit verloren haben. Ersatzweise biege ich nach links hinein und durchquere auf einem Weg verwilderte Obsthaine. Dahinter muss ich dann links hinauf, um den Fehler mit dem Weg auszugleichen. Ab einer Kreuzung gehe ich zunächst auf einem unmarkierten Weg hinauf zur Restgipfelfläche des Berges Trabice (Drabitze/Drawitze/Trabitze/Trawitze). Ob der Berg überhaupt noch die kartierte Gipfelhöhe erreicht, ist unklar. Durch Steinbruchbetrieb ist er innen völlig ausgehöhlt, es sind quasi nur noch die Ränder übrig - der Berg stirbt! Die jährliche Förderleistung der Steinbrüche soll bei 600.000 t Gesteinsprodukten liegen. Verwundert nehme ich die völlige Abwesenheit von Zäunen oder Hinweis-/Verbotsschildern zur Kenntnis. Allzu nahe sollte man sich aus Eigeninteresse der Bruchkante jedoch nicht nähern…
Zurück an der Kreuzung geht es auf einem gelb markierten Weg in kurzer Zeit hinunter nach Tlučeň. Die heutige Tour war für hiesige Verhältnisse wieder recht anspruchsvoll und überwindet etliche Höhenmeter.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 15 min.
Die absolvierte Wegstrecke ist größtenteils als Wanderweg (oder Reitweg) markiert und ist auf den vorhandenen Flurwegen mit T1 zu bewerten. Die Bergzugänge haben abweichend die Schwierigkeit T2. Der weglose Aufstieg zum Deblík hat die Schwierigkeit T3.

Tourengänger: lainari


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