Winterbegehung Watzmann Ostwand Berchtesgadener Weg
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Der Winter zog sich quälend lang ohne Möglichkeiten im geliebten heimischen Sandstein klettern zu können und auch in den Alpen wollten sich keine Möglichkeiten ergeben. Eine Coronainfektion ereilte mich auch noch. Kurz: Tristesse.
Überraschend klingelt am Dienstag mein Telefon. Ludwig ist dran und erzählt mir im ersten Moment unglaubliche Dinge - die Ostwand des Watzmann hätte gute Bedingungen und das Wetter sei stabil. Ob ich denn am Wochenende schon was vor hätte? Was für eine Frage... Leider lud mein Bruder am Sonntag zum Geburtstag. Also musste es schnell gehen. Den Freitag befreite ich auf der Arbeit von Terminen und meine Freundin brauchte ich nicht lange um Erlaubnis bitten. Sie sah meinen Blick und spürte meinen Tatendrang. So oft sind ja keine guten Bedingungen in der Wand und so oft wird man sicherlich nicht danach gefragt.
Am Donnerstag nachmittag war dann alles gepackt, ich fuhr zu Ludwig und wir starteten nach Berchtesgaden. Ein Freund von der Bergwacht ließ uns im Boulderraum schlafen. Spät am Abend kamen wir dort an, tranken noch ein Bier und holten uns die letzten Ratschläge ab. Leider wird man am Morgen des ersten Wandtages jäh ausgebremst. 10:45 fährt das erste Schiff nach St. Bartholomä und auch mental muss man Einiges erdulden. An der "Echowand" wollte eine einzelne Passagierin unbedingt dem wiederhallenden Trompetenspiel lauschen, wozu das Schiff stoppen muss. Wertvolle Minuten verstreichen... Auch der Touristenführer auf dem Schiff nimmt sich raus, zu erwähnen wie gefährlich denn die Ostwand im Sommer sei und wie sicher suizidal eine Begehung im Winter wäre. Hat man all das überstanden, darf man 11:15 endlich an der Kapelle starten. Das Gepäck kann übrigens reduziert werden. Entgegen meinen Erfahrungen in den Westalpen ist das Biwak mit Isomatten und Schlafsäcken ausgestattet!
Auf dem Schiff trafen wir Peter, der sich mutig allein durch die Ostwand trauen will - ein zäher Bursche! Wir gehen gemeinsam bis zur Eiskapelle, dann zieht er davon. Mir macht hier schon meine überstandene Coronainfektion zu schaffen. Die volle Leistungsfähigkeit ist noch nicht wieder da. So geht es ziemlich zäh die ersten verschneiten Rampen hoch. Dazu wählen wir nicht die Sommervariante links der Eiskapelle sondern überqueren das Schneefeld der Kapelle und steigen dann eine offensichtliche Rampe erst nach rechts an um eine weitere große Rampe zu erreichen die nach links oben bis zur Wasserfallwand zieht. Mein Begleiter spricht mich etwas enttäuscht und verwundert auf mein Leistungsniveau an. Was soll ich aber tun? Natürlich müsste da mehr gehen und natürlich erwartet er das von mir und ja, ich bin erschrocken über mich selbst. So steigen wir weiter an und Peter entfernt sich immer mehr von uns.
Bald kommen wir zur Wasserfallwand und halten uns nun rechts an einen felsendurchsetzten Aufschwung. Als der Schnee endet, sehen wir links eine Standplatzschlinge, wollen dort aber nicht hinqueren. Es sieht nicht einladend aus. So legen wir einen Keil und steigen über brüchige Felsen ziemlich heikel gerade nach oben. Ich probieren rechts, dann links, nochmal rechts. Nirgends wollen die Eisgeräte im Fels halten. Bange Minuten...
Schließlich kommt Ludwig nach und berichtet mir, dass der Keil nicht gehalten hat. Puh. Gedanklich beschäftige ich mich nicht weiter damit. Irgendwie geht es mir jetzt langsam besser und so steigen wir die untere Rampe wieder nach rechts oben. Ab und an überklettern wir Felsriegel, finden seltener Stände, aber es geht gefällig voran. Ein teilweise enges felsiges Couloir steigen wir an, die Schwierigkeiten überschreiten die II nur selten. Auf Bruch sollte man achten, aber eigentlich geht es gut von Hand. Wir wechseln uns in der Führung ab und gelangen später zu einer verfirnten Kanzel mit einem guten Stand. Über uns droht eine glatte Wand, aber das zeigt uns nur, dass hier die Querung nach rechts ansetzt an deren Ende dann der obere Abschnitt der Rampe ansetzt. Die Querung geht gut und schon holt mich Ludwig nach. Jetzt gilt es einen cleveren Weg durch die Felspassage zu finden. Das ist gar nicht so trivial. In einem Bogen soll es rechts ausholen nach links oben gehen. Ob ich hier die optimale Routen gefunden habe? An einem etwas windigen Zacken hole ich Ludwig nach und der steigt sogleich weiter. Souverän meistert er den nächsten Felsaufschwung und wir steigen weiter über Schnee, der immer mal von Felsriegeln unterbrochen wird. Langsam dämmert es und wir versuchen uns zu beeilen. Noch ein Felsaufschwung scheint den Weg zur verschneiten oberen Gipfelschlucht zu versperren. An einem Stand steigt Ludwig in schwierigen Fels an, legt bald eine Schlinge und tritt beim Weitersteigen einen Stein los. Ich kann ihm nicht ausweichen und bekomme den Brocken an die Schulter. Kaputt ist nichts, aber unter mir höre ich ein Scheppern wie Metall auf Fels. Wo ist eigentlich mein zweites Eisgerät? Oh Nein! Der Stein hat es mir von der Schulter geschlagen. Um meine Nerven zu schonen hatte ich die Leashes im Tal gelassen. Das hat man nun davon... Ich darf also alles weitere mit einem Eisgerät steigen. Na super!
Um die erschwerte Fortbewegung gleich mal zu üben, beginnt nun die komplett verschneite Gipfelschlucht. Ludwig steigt zur Biwakhöhle, aber nur um mich zu sichern. Weiter geht es nun mit Stirnlampen und ohne Seil über die lange Firnrinne. Der Schnee ist hier meinst gut, Peters Spur ist gut zu finden. Nun selten ist es eisig und so finde ich schnell meinen Rhythmus - 50 Schritte, kurze Pause, Blick nach oben, weiter. Ich kann Ludwig überholen und spule so in meinem Tempo stetig bis zu einer Art Schulter. Der Mond scheint voll und hell grob aus Richtung des Südgipfels. Ich bin verwirrt. In der Wand leuchten Flächen wie Fenster hinter denen Licht brennt. Ich weiß, dass das Biwak keine Fenster hat, werde aber dennoch den Gedanken nicht los, dass evtl. eins davon das Biwak ist. Meinem Höhenmesser kann ich gerade nicht sehr vertrauen. Ich versuche den Gedanken zu verdrängen, da mir das gerade alles zu wirr ist. Viel später fällt mir ein, dass das wohl Eisflächen sind die im Mondlicht reflektieren. Bis heute meine realistischste Erklärung.
An der Schulter - hier mündet wieder die Sommervariante ein, die die Gipfelschlucht rechts umgeht - wird das Gelände flacher. Ich warte auf Ludwig und wenige Minuten später erreichen wir das hinter einer mächtigen Schneewehe versteckte Biwak. Die Eingangstür musste ausgegraben werden, aber das war zum Glück schon vor diesem Wochenende erledigt. Peter ist sehr erfreut, dass wir eintreffen. So wird es noch eine gesellige Stunde bis wir satt und zufrieden in die Schlafsäcke kriechen und uns gegeseitig beim Schnarchen zuhören...
Der Wecker klingelt 7:00. 400Hm sind es noch bis zum Gipfel und das sollte gut bei Tageslicht gehen. Nach ein paar Fotos geht es los. Frei steigen wir über die Schneewehe und dann recht steile Schneeflanken weiter nach oben. Wir halten auf eine felsige Kanzel zu. Mir ist das alles nicht ganz geheuer. Der Schnee hat sich zu Grieseln umgeformt und ist kaum noch gebunden. Schnee rutscht in Größenordnungen ab - sehr heikel. Peter und Ludwig erklettern die Felskanzel. Ich stehe noch am Stand und bekomme gefühlt unendliche Mengen Schnee ab. Alles was ich bei den Beiden lößt, kanalisiert sich über meinem Stand und prasselt auf meinen Helm. Ich kann sie nicht verstehen, interpretiere aber nach einer Ewigkeit einen Ruf als das Signal zum Nachkommen. So klettere ich geschätzt die IV nach oben um zu bemerken, dass sie mich nicht wirklich sichern. Oben angekommen, wird klar, dass wir den Rückzug antreten um unten im Hang weiter nach rechts zu queren um einen Durchschlupf durch den Felsriegel zu erreichen. Also seile ich ab und versuche einen stabilen Ort zu erreichen. Als Ludwig mich fast erreicht hat, rutscht eine größere Ladung Schnee um mich herum ab und es passiert ein kleines Wunder: Vor mir zeigt sich eine Felsstufe mit einem Schlaghaken - was für ein Glück! So können wir gesichert den neuen Weg einschlagen und kommen so nach vier Seillängen an gut kletterbares ein Couloir welches uns zu einer festeren und angenehmeren Firnrinne leitet. Hier steigen wir erleichtert zur Schulter unter dem "8m-Wandl". An ihr gilt es nochmal zu klettern (III) bevor wir durch die Wand zum Grat zwischen Süd- und Mittelgipfel queren. Schnell darauf erreichen wir den Südgipfel - GESCHAFFT!!!
Einen gewissen Stolz auf das Geleistete können wir nicht leugnen.
Nun geht es an den Abstieg. Da wir die Überschreitung nicht noch anhängen wollen, müssen wir über das Wimbachgries absteigen. Auch bei diesen winterlichen Bedingungen lässt es sich hier gut absteigen und wir erreichen bald flacheres Gelände, was wir für eine kleine Pause nutzen. Durch mittelsteile Rinnen geht es sodann weiter hinunter und wir halten auf einen halb verschneiten Rücken zu der sich Richtung Tal zieht. Vor dem letzten Buckel in diesem Rücken steigen wir talblickend nach rechts ab um dann wieder entlang des Hanges durch heikles, abschüssiges Gelände zu queren. Hier darf noch einmal nichts schiefgehen - es hätte fatale Folgen.
Nach einigen Flüchen und Unverständnis ob der Streckenführung hat auch das ein Ende und wir stehen in der flachen Talsohle. Nun folgt endgültig der nervtötende Teil der Tour. Durch das erstaunlich breite Bachbett geht es kaum Höhe verlierend über ca. 9km der Wimbachbrücke entgegen. Der Schnee trägt gerade nicht und so sinken wir bei jedem Schritt ein kleines Stück sein. Spaß macht das definitiv nicht und - es sei uns verziehen - ganz frisch sind wir auch nicht mehr. Nach eine Ewigkeit wechseln wir vom Bachbett wieder auf den Wanderweg und finden dort festen Boden. Trotzdem dauert es noch eine 3/4 Stunde bis wir die Brücke erreichen wo uns unser Freund von der Bergwacht abholt. Eine grandiose Tour geht zu Ende und auch der Unterhopfung kann entgegengewirkt werden. Prost!
Überraschend klingelt am Dienstag mein Telefon. Ludwig ist dran und erzählt mir im ersten Moment unglaubliche Dinge - die Ostwand des Watzmann hätte gute Bedingungen und das Wetter sei stabil. Ob ich denn am Wochenende schon was vor hätte? Was für eine Frage... Leider lud mein Bruder am Sonntag zum Geburtstag. Also musste es schnell gehen. Den Freitag befreite ich auf der Arbeit von Terminen und meine Freundin brauchte ich nicht lange um Erlaubnis bitten. Sie sah meinen Blick und spürte meinen Tatendrang. So oft sind ja keine guten Bedingungen in der Wand und so oft wird man sicherlich nicht danach gefragt.
Am Donnerstag nachmittag war dann alles gepackt, ich fuhr zu Ludwig und wir starteten nach Berchtesgaden. Ein Freund von der Bergwacht ließ uns im Boulderraum schlafen. Spät am Abend kamen wir dort an, tranken noch ein Bier und holten uns die letzten Ratschläge ab. Leider wird man am Morgen des ersten Wandtages jäh ausgebremst. 10:45 fährt das erste Schiff nach St. Bartholomä und auch mental muss man Einiges erdulden. An der "Echowand" wollte eine einzelne Passagierin unbedingt dem wiederhallenden Trompetenspiel lauschen, wozu das Schiff stoppen muss. Wertvolle Minuten verstreichen... Auch der Touristenführer auf dem Schiff nimmt sich raus, zu erwähnen wie gefährlich denn die Ostwand im Sommer sei und wie sicher suizidal eine Begehung im Winter wäre. Hat man all das überstanden, darf man 11:15 endlich an der Kapelle starten. Das Gepäck kann übrigens reduziert werden. Entgegen meinen Erfahrungen in den Westalpen ist das Biwak mit Isomatten und Schlafsäcken ausgestattet!
Auf dem Schiff trafen wir Peter, der sich mutig allein durch die Ostwand trauen will - ein zäher Bursche! Wir gehen gemeinsam bis zur Eiskapelle, dann zieht er davon. Mir macht hier schon meine überstandene Coronainfektion zu schaffen. Die volle Leistungsfähigkeit ist noch nicht wieder da. So geht es ziemlich zäh die ersten verschneiten Rampen hoch. Dazu wählen wir nicht die Sommervariante links der Eiskapelle sondern überqueren das Schneefeld der Kapelle und steigen dann eine offensichtliche Rampe erst nach rechts an um eine weitere große Rampe zu erreichen die nach links oben bis zur Wasserfallwand zieht. Mein Begleiter spricht mich etwas enttäuscht und verwundert auf mein Leistungsniveau an. Was soll ich aber tun? Natürlich müsste da mehr gehen und natürlich erwartet er das von mir und ja, ich bin erschrocken über mich selbst. So steigen wir weiter an und Peter entfernt sich immer mehr von uns.
Bald kommen wir zur Wasserfallwand und halten uns nun rechts an einen felsendurchsetzten Aufschwung. Als der Schnee endet, sehen wir links eine Standplatzschlinge, wollen dort aber nicht hinqueren. Es sieht nicht einladend aus. So legen wir einen Keil und steigen über brüchige Felsen ziemlich heikel gerade nach oben. Ich probieren rechts, dann links, nochmal rechts. Nirgends wollen die Eisgeräte im Fels halten. Bange Minuten...
Schließlich kommt Ludwig nach und berichtet mir, dass der Keil nicht gehalten hat. Puh. Gedanklich beschäftige ich mich nicht weiter damit. Irgendwie geht es mir jetzt langsam besser und so steigen wir die untere Rampe wieder nach rechts oben. Ab und an überklettern wir Felsriegel, finden seltener Stände, aber es geht gefällig voran. Ein teilweise enges felsiges Couloir steigen wir an, die Schwierigkeiten überschreiten die II nur selten. Auf Bruch sollte man achten, aber eigentlich geht es gut von Hand. Wir wechseln uns in der Führung ab und gelangen später zu einer verfirnten Kanzel mit einem guten Stand. Über uns droht eine glatte Wand, aber das zeigt uns nur, dass hier die Querung nach rechts ansetzt an deren Ende dann der obere Abschnitt der Rampe ansetzt. Die Querung geht gut und schon holt mich Ludwig nach. Jetzt gilt es einen cleveren Weg durch die Felspassage zu finden. Das ist gar nicht so trivial. In einem Bogen soll es rechts ausholen nach links oben gehen. Ob ich hier die optimale Routen gefunden habe? An einem etwas windigen Zacken hole ich Ludwig nach und der steigt sogleich weiter. Souverän meistert er den nächsten Felsaufschwung und wir steigen weiter über Schnee, der immer mal von Felsriegeln unterbrochen wird. Langsam dämmert es und wir versuchen uns zu beeilen. Noch ein Felsaufschwung scheint den Weg zur verschneiten oberen Gipfelschlucht zu versperren. An einem Stand steigt Ludwig in schwierigen Fels an, legt bald eine Schlinge und tritt beim Weitersteigen einen Stein los. Ich kann ihm nicht ausweichen und bekomme den Brocken an die Schulter. Kaputt ist nichts, aber unter mir höre ich ein Scheppern wie Metall auf Fels. Wo ist eigentlich mein zweites Eisgerät? Oh Nein! Der Stein hat es mir von der Schulter geschlagen. Um meine Nerven zu schonen hatte ich die Leashes im Tal gelassen. Das hat man nun davon... Ich darf also alles weitere mit einem Eisgerät steigen. Na super!
Um die erschwerte Fortbewegung gleich mal zu üben, beginnt nun die komplett verschneite Gipfelschlucht. Ludwig steigt zur Biwakhöhle, aber nur um mich zu sichern. Weiter geht es nun mit Stirnlampen und ohne Seil über die lange Firnrinne. Der Schnee ist hier meinst gut, Peters Spur ist gut zu finden. Nun selten ist es eisig und so finde ich schnell meinen Rhythmus - 50 Schritte, kurze Pause, Blick nach oben, weiter. Ich kann Ludwig überholen und spule so in meinem Tempo stetig bis zu einer Art Schulter. Der Mond scheint voll und hell grob aus Richtung des Südgipfels. Ich bin verwirrt. In der Wand leuchten Flächen wie Fenster hinter denen Licht brennt. Ich weiß, dass das Biwak keine Fenster hat, werde aber dennoch den Gedanken nicht los, dass evtl. eins davon das Biwak ist. Meinem Höhenmesser kann ich gerade nicht sehr vertrauen. Ich versuche den Gedanken zu verdrängen, da mir das gerade alles zu wirr ist. Viel später fällt mir ein, dass das wohl Eisflächen sind die im Mondlicht reflektieren. Bis heute meine realistischste Erklärung.
An der Schulter - hier mündet wieder die Sommervariante ein, die die Gipfelschlucht rechts umgeht - wird das Gelände flacher. Ich warte auf Ludwig und wenige Minuten später erreichen wir das hinter einer mächtigen Schneewehe versteckte Biwak. Die Eingangstür musste ausgegraben werden, aber das war zum Glück schon vor diesem Wochenende erledigt. Peter ist sehr erfreut, dass wir eintreffen. So wird es noch eine gesellige Stunde bis wir satt und zufrieden in die Schlafsäcke kriechen und uns gegeseitig beim Schnarchen zuhören...
Der Wecker klingelt 7:00. 400Hm sind es noch bis zum Gipfel und das sollte gut bei Tageslicht gehen. Nach ein paar Fotos geht es los. Frei steigen wir über die Schneewehe und dann recht steile Schneeflanken weiter nach oben. Wir halten auf eine felsige Kanzel zu. Mir ist das alles nicht ganz geheuer. Der Schnee hat sich zu Grieseln umgeformt und ist kaum noch gebunden. Schnee rutscht in Größenordnungen ab - sehr heikel. Peter und Ludwig erklettern die Felskanzel. Ich stehe noch am Stand und bekomme gefühlt unendliche Mengen Schnee ab. Alles was ich bei den Beiden lößt, kanalisiert sich über meinem Stand und prasselt auf meinen Helm. Ich kann sie nicht verstehen, interpretiere aber nach einer Ewigkeit einen Ruf als das Signal zum Nachkommen. So klettere ich geschätzt die IV nach oben um zu bemerken, dass sie mich nicht wirklich sichern. Oben angekommen, wird klar, dass wir den Rückzug antreten um unten im Hang weiter nach rechts zu queren um einen Durchschlupf durch den Felsriegel zu erreichen. Also seile ich ab und versuche einen stabilen Ort zu erreichen. Als Ludwig mich fast erreicht hat, rutscht eine größere Ladung Schnee um mich herum ab und es passiert ein kleines Wunder: Vor mir zeigt sich eine Felsstufe mit einem Schlaghaken - was für ein Glück! So können wir gesichert den neuen Weg einschlagen und kommen so nach vier Seillängen an gut kletterbares ein Couloir welches uns zu einer festeren und angenehmeren Firnrinne leitet. Hier steigen wir erleichtert zur Schulter unter dem "8m-Wandl". An ihr gilt es nochmal zu klettern (III) bevor wir durch die Wand zum Grat zwischen Süd- und Mittelgipfel queren. Schnell darauf erreichen wir den Südgipfel - GESCHAFFT!!!
Einen gewissen Stolz auf das Geleistete können wir nicht leugnen.
Nun geht es an den Abstieg. Da wir die Überschreitung nicht noch anhängen wollen, müssen wir über das Wimbachgries absteigen. Auch bei diesen winterlichen Bedingungen lässt es sich hier gut absteigen und wir erreichen bald flacheres Gelände, was wir für eine kleine Pause nutzen. Durch mittelsteile Rinnen geht es sodann weiter hinunter und wir halten auf einen halb verschneiten Rücken zu der sich Richtung Tal zieht. Vor dem letzten Buckel in diesem Rücken steigen wir talblickend nach rechts ab um dann wieder entlang des Hanges durch heikles, abschüssiges Gelände zu queren. Hier darf noch einmal nichts schiefgehen - es hätte fatale Folgen.
Nach einigen Flüchen und Unverständnis ob der Streckenführung hat auch das ein Ende und wir stehen in der flachen Talsohle. Nun folgt endgültig der nervtötende Teil der Tour. Durch das erstaunlich breite Bachbett geht es kaum Höhe verlierend über ca. 9km der Wimbachbrücke entgegen. Der Schnee trägt gerade nicht und so sinken wir bei jedem Schritt ein kleines Stück sein. Spaß macht das definitiv nicht und - es sei uns verziehen - ganz frisch sind wir auch nicht mehr. Nach eine Ewigkeit wechseln wir vom Bachbett wieder auf den Wanderweg und finden dort festen Boden. Trotzdem dauert es noch eine 3/4 Stunde bis wir die Brücke erreichen wo uns unser Freund von der Bergwacht abholt. Eine grandiose Tour geht zu Ende und auch der Unterhopfung kann entgegengewirkt werden. Prost!
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