Gametzalpenkopf 2590m - Nichts bleibt unbemerkt

Unter dem Nördlichen Gametzalpenkopf versteckt sich eine Rinne und irgendwer ist irgendwann auf die Idee gekommen, mit Skiern hinaufzusteigen. Als Skitour ist sie lange kaum bekannt gewesen, aber im Winter bleibt nichts unbemerkt. Bei der Abfahrt von der Stadeltorlahne sind auch mir letzte Woche zwei Spuren aufgefallen und heute will ich die Lage genauer erkunden.
Ich schleiche mich über den See und traue meinen Augen kaum, die Rinne ist inzwischen von Spuren zerpflügt, innerhalb weniger Tage sind an die 20 Tourengeher auf die gleiche Idee wie ich gekommen. Immerhin ist der Hang jetzt gut entspannt und ich kann einer vorgegebenen Aufstiegsspur folgen. Das hat gewisse Vorteile, denn die Rinne steilt mächtig und lange auf, eine Spitzkehre folgt der anderen. In Eigenregie wäre das Schwerarbeit geworden, so spare ich viel Energie.
Die Rinne führt in stetiger, geschätzt 35º Neigung auf eine Scharte zwischen den beiden Gipfeln des Gametzalpenkopfs, bis dahin komme ich gut mit Skiern und Harscheisen. Der knapp höhere Südgipfel ist von hier schwer erreichbar, also wende mich nach links. Ein kurzes Hangerle trage ich die Ski noch auf der Ostseite weiter und die letzten abschüssigen Meter krieche ich ohne sie auf allen Vieren bis zum Nordgipfel. Es erwartet mich ein schüchternes Steinmännchen und eine gewaltige Aussicht. Sattgesehen lasse ich mich vorsichtig ab zum Skidepot und rutsche zurück in die Rinne.
Nach dem bockhart abgefahrenen, engen Anfangsstück finde ich tatsächlich noch Reste von Pulver zwischen den gepressten Abfahrtsspuren. Es ist ein Kampf in dem inhomogenen Geläuf, aber ich komme recht ordentlich abwärts, stoße bald auf die Piste von der Stadeltorlahne und skate geschmeidig über den Wildsee. Bis dahin blieb mein Ausflug unbemerkt, aber hier falle ich auf, als ich in Skiausrüstung an den flanierenden Spaziergängern vorbeischwebe.