Barglen über den Alpinwanderweg


Publiziert von Bergmax , 28. September 2021 um 22:11.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum:12 September 2021
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Östliche Melchtaler Alpen   CH-OW   Westliche Melchtaler Alpen 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Melchsee-Frutt - Weg am Klettergarten entlang - Chringen - Hohmad - Barglenchäle - Barglen / Schiben - zurück zur Chringen - Tannensee - Melchsee-Frutt
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto nach Melchsee-Frutt, großer Parkplatz Bergfahrt zu den geraden Stunden xx:00 bis xx:40; Talfahrt zu den ungeraden Stunden xx:00 bis xx:40. Tagesgebühr für Straße & Parken CHF 16. Automat (auch Kartenzahlung) oben am Parkplatz.
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Eine Gratroute fast ohne Gratbegehung...

Die Barglen ist eigentlich ein supertoll geformter Gipfel, Schade nur, dass sie - ohnehin schon recht weit ab von Schuss - die Schauseite auch noch auf der falschen Seite hat. Die blau-weiß markierte Route auf den Gipfel wird in den (wenigen) Tourenberichten sehr gelobt. Um es kurz zu machen - ganz zu Recht.

Für die erste Etappe von Melchsee-Frutt (ca. 1900 m) zum Sattel Chringen östlich des Bonistocks gibt es mehrere Möglichkeiten. Wer möchte, kann auch die Seilbahn zum Bonistock nehmen und so ein paar Höhenmeter sparen.  Ich aber nehme den markierten Weg, der südlich unterhalb der Felswand direkt nach Chringen führt. Interessanterweise ist die Barglen schon von Anfang an ausgeschildert. Der Pfad schlängelt sich - immer schön in der Sonne - entlang der Einstiege zu den diversen Kletterrouten. Ich begegne hier definitv mehr Kletterern als Wanderern.

Der lange Felsriegel ist an der Chringen (2152 m) unterbrochen, die ich nach etwa einer Stunde Gehzeit erreiche. Hier treffen fünf Wanderwege zusammen und entsprechend viele Leute kommen dort vorbei.

Der gutmütige Wiesenweg hinauf zur Hohmad ist natürlich nicht blau-weiß markiert, wie auf map.geo.admin.ch eingetragen, sondern rot-weiß und wegen der tollen Aussicht auch für gemäßigte Wanderer sehr empfehlenswert. Etwas unsinnig wirken die Gipfelbezeichnungen: die "Gross Hohmad", 2307 m ist bloß eine etwas verkarstete Schulter; die "Hohmad", 2442 m, kann immerhin als Gipfel durchgehen und die "Chli Hohmad", 2493 m, ist eigentlich ein stolzes Horn, das leider kaum einmal richtig zur Geltung kommt. Ich vermute mal, dass sich "Chli" und "Gross" wohl eher auf die Fläche der Wiese beziehen.

Hinter P. 2442 wird sofort klar, warum die Route in Richtug Barglen nun blau-weiß markiert ist. Der Grat schnürt sich abrupt zusammen und man kraxelt ziemlich exponiert, aber sinnvoll gesichert im oberen T4-Bereich in die nächste Gratscharte hinunter. Danach wird das Gelände vorübergehend wieder sanft. Ein Steinmann auf ca. 2410 m zeigt die Stelle an, wo in Rictung Norden abzweigen muss, um die Chli Hohmad zu umgehen. Ich bin erstaunt, wie abwechselungsreich das Gelände ist. Erst der Grat, dann eine sanfte Wiese, jetzt ein Geröllfeld, das bald in eine karstige Felslandschaft übergeht. Nach ein paar minimalen Kraxelstellen stehe ich bald vor einem stufig-platttigen Abbruch. Die Markierungen und einige Drahtseile geben eine etwas kreative Route vor, die sich aber überraschend gut und sicher begehen lässt. Die Felsen hier sind sicher häufig nass - so auch heute und ich nehme die Sicherungen stellenweise gerne in Anspruch. Ohne wäre es definitiv T5!
Sobald es wieder bergauf in Richtung Barglenchäle geht, sind die Hauptschwierigkeiten geschafft. Jenseits der Scharte gibt es noch ein paar Kraxelmeter, die restlichen 200 Höhenmeter zum Gipfel sind dann nur noch Fleißarbeit. Ettwas merkwürdig finde ich, dass die blau-weißen Markierungen in der Barglenchäle praktisch aufhören. Bei Nebel könne die Routenfindung zum Gipfel (und zurück) durchaus problematisch sein.

Auf der Barglen (2669 m) steht ein großes Gipfelkreuz und es gibt ein sehr hochwertiges Gipfelbuch. Mit schätzungsweise 50 Einträgen im Jahr ist der Berg (dafür, dass eine offiziell markierte Route hochgeht) nicht gerade überlaufen. Die Aussicht ist hübsch, lebt aber vor allem von den umliegenden Bergen, den Tiefblicken, jedoch weniger von der Fernsicht.

Für den Abstieg ohne Seil gibt es wenig sinnvolle Alternativen. Flott geht es zurück in die Barglenchäle. Theoretisch könnte man jetzt durch den Schutt nach Nordwesten hinunterwursteln. Sieht aber nicht einladend aus und wer zurück nach Melchsee will, hätte auch noch einen fetten Gegenanstieg vor sich. Also halte ich mich lieber an die bekannte Route. Ungewöhnlicherweise sind jetzt alle Kletterstellen aufwärts zu bewältigen. Die Felsstufen sind zwar immer kurz, aber dafür steil genug, dass es den Armen nicht langweilig wird.
Nach der Passage in der Nordflanke habe ich noch Lust, der Chli Hohmad einen Besuch abzustatten. Zu P. 2492 sind es kaum 10 Minuten extra im Aufstieg. Der Übergang zum 1 m höheren Hauptgipfel bleibt mir verwehrt (was ich hätte wissen können, wenn ich die Berichte hier genauer gelesen hätte...).
Also mache ich kehrt und genieße lieber den Kraxelaufstieg am Grat zur Hohmad P. 2442, der aus der Ferne recht beeindruckend und auch etwas abschreckend aussieht.

Der Rest der Tour ist sehr entspannend. Man kann einfach ganz gemütlich nach Melchsee heruntertrollen. Um  etwas Abwechselung zu haben, nehme ich den Weg via Schnuer und Tannensee. Warum macht diese Route eigentlich so einen unnötigen Umweg nach Osten - und dann noch auf einem öden Fahrweg? Hier fehlt ein direkter Pfad über die Wiese hinunter. Der restliche Spazierweg zwischen Tannensee und Melchsee ist dafür aber recht schön zu gehen.

Schwierigkeiten & Gehzeiten

Melchsee - Klettergarten - Chringen - Hohmad P. 2442: T2, 1 h 45 min, einfach, aber lohnend
Hohmad - Barglen: T4+ / I (hart an der Grenze zu T5-), hin 1 h 15 min, zurück gleiche Zeit mit Abstecher zur Chli Hohmad
Hohmad P. 2442 - Chringen - Tannensee - Melchsee: T2, 1 h 30 min

Fazit: üngewöhnlich abwechselungsreich und erstaunlich wenig begangen - klare Empfehlung im oberen T4 / unteren T5-Bereich.

Tourengänger: Bergmax


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