Holterdipolter – neben dem Berg durch


Publiziert von rojosuiza , 9. September 2021 um 07:49.

Region: Welt » Niederlande
Tour Datum: 4 September 2021
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: NL 
Aufstieg: 30 m
Abstieg: 50 m
Strecke:20 km


 
 
Das verstehe einer, neben dem Berg durch? – Das kann wohl kaum passieren, jeder sieht doch, wo der berühmte Berg ist… Auf Wanderung mit rojosuiza ist ‚neben dem Berg durch‘ aber gut und gerne möglich.
 
Vorab ist kurz anzuschneiden, dass rojosuiza seit zig Jahren im holländischen Flachland lebt, sodass er fast schon selber zum Holländer geworden ist. Wer kennt die Landschaft von Nord-Holland? – Flach wie ‘ne Flunder, flach wie ‘ne Bratpfanne, flach wie flach, ganz und gar flach halt. Am Rand gibt’s die Dünen, das sind dann des Holländers Berge, nicht wahr? – Aber sonst Berge?
 
Nach Wochen der Bergabstinenz sucht der Bergnarr aus Holland daher das Weite. Dann kommt es dazu, dass er schliesslich am Anfang des Weges zum berühmten ‚Holterberg‘ im Sallander Nationalpark steht, und wohlgemut und schlecht vorbereitet loszieht, immer unterwegs zu seinem Holterberg. Die Firma Google wird schon im richtigen Moment zu Hilfe eilen… Das tut sie aber nicht, und so rennt der Berg-Esel friedlich und wohlgemut an seinem Berggipfel vorbei.
 
Das kränkt jetzt etwas, das Gemunkel und Gelache dort hinten. Der Holterberg ist ein BERG, wie schon der Name schon sagt. Er ist von Normalnull ganze 58,5m entfernt. Das Gelände um ihn herum ist eine Endmoräne aus der vorletzten Eiszeit, hat rojosuiza gerade von Google gelernt, und ‚stuwwal‘ nennt sich das auf Holländisch, bitteschön. Sand und Geschiebe von voreiszeitlichen Flüssen hat der Gletscher hier vor sich her getrieben und aufgetürmt, man sieht es dem Wort geradezu an. Also onduliert es jetzt hier ganz kräftig, geht auf und ab wie auf den Wogen des Meeres.
 
Wie rojosuiza plötzlich allein läuft, wo vorher viel Volk gewesen ist, ahnt er noch nicht, dass er just in dem Moment den Höhepunkt verpasst, die 58,5m stehen etwas neben ihm. Wegen all der Bäume kann er die grinsenden Mitwanderer nicht sehen, wie sie ihn oben auf dem Berg alle auslachen…
 
Die Bäume enden, die Heide beginnt. Auch hier geht rojosuiza stur geradeaus, allen Wegeschildern zum Trotz. Vielleicht verpasst er dadurch einen weiteren Berg, den aller-, allerhöchsten hier. Denn unweit von hier im Wellengewoge erhebt sich der ‚Grote Koningsbelt‘, mit der weithin alles überragenden Höhe von 75,5 Metern!
 
Dem Tor gefällt seine Wanderung, ondulierend auf und ab, immer geradeaus,  blühende Heide allüberall, auch so sehr gut. Nach ein paar Kilometerchen ist der Motor wieder einmal richtig auf Temperatur gekommen. Es steigt und steigt, und wo kommt der Bergheld schliesslich an? – Es scheint ein Pass, mit Tafel gekennzeichnet, es ist aber kein Pass. Es ist – richtig! – ein weiterer Berg, der ‚Noetselenberg‘ eben, und der ist genau 58,5 m hoch. –
 
Was zeigt das? – Wer einen Berg von 58,5 m besteigen will, er kommt immer ans Ziel. Ob er alles richtig macht, ob er alles falsch macht. Ob der Berg am Schluss Holterberg heisst, oder Noetselenberg, wen schert’s ?
 
Weiter geht’s durch Heideland, ondulierend auf und ab. Jetzt kommt kein Berg mehr in der Geschichte vor, dafür ein Loch. – Ja, hier ist plötzlich ein Loch im Sand, ein ziemliches Loch, und weiter vorn läuft das aus in ein kleines und immer kleiner werdendes Bachtälchen. Es muss von Menschen gemacht sein, aber wozu in Gottes Namen? – Alles ist Sand, überall Sand, wer hat dies gemacht? – Na ja, Google weiss es wieder einmal genau. In der letzten Eiszeit, also eine Eiszeit später, hat es zur Vereisung hier nicht gereicht. Die Gletscher sind nicht bis zum Nationalpark Salland vorgestossen. Aber das Gebiet lag in einer Zone von Permafrost. Darum gibt es hier dieses Sandloch, mit einer Art Flussflanke, und weiter den Rest eines Bachtälchens. Wie gesagt, heute ist alles nur Sand. Alles Wasser versinkt sofort an Ort und Stelle, nichts fliesst, ausser vielleicht auf den angetrampelten Pfaden.
 
So kommt der Reine Tor von Wunder zu Wunder, bis er schliesslich das Wunder in der Hand hält, weswegen er doch erst einmal losgezottelt ist. -  Berge sind nicht alles, das aber keinem erzählen!
(Siehe hierzu letztes Foto)
 
Ende gut, alles gut. – Une belle journée ce fut..

Tourengänger: rojosuiza


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Kommentare (1)


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Runner hat gesagt: Flaches Land...
Gesendet am 19. September 2021 um 12:20
...es müssen auch nicht immer Berge sein. Mir scheint, die verkommen auf Hikr ohnehin immer mehr zum Objekt der reinen Begierde und der überhöhten Selbstdarstellung.


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