Auf die Alp "usser Wiggis" via Altigerrus


Publiziert von DonMiguel , 1. September 2021 um 11:22.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:25 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: V- (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Oberseegruppe 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m

Würgen, klemmen, quetschen, dreckig, stossen, krallen alles nicht reizvolle Worte die jedoch diese Tour gut charakterisieren. Das Wetter ist verhangen und ich schaue aus meinem Fenster zu der Altigerrus. Schon oft hat diese Rus meine Augen in ihren Bann gezogen, ist sie durchsteigbar? Eigentlich wollte ich mir nur eine kurze Einsicht gewähren, eine Durchsteigung schien mir nicht realistisch.

Talboden - 1. Felsriegel (T4)
Ich fahre mit dem Fahrrad unter die Altigerus, von da links der Rus auf einer Wiese hinauf. Von dort zeigt sich ein schwach ausgeprägter Weg, komplett verwuchert. Hier offenbart sich das erste mal der Charakter der Route. Durch Dornen und Gebüsch gehts in den weniger bewachsenen Wald. Nun zeigen sich immer wieder abgesägte Äste. Oben auf der brusthohen Wiese steure ich als erstes die Rus an. In dieser gibt es einen ersten Versuch das nächste Felsband zu übersteigen.

1.Felsbandriegel (T6 / IV+)
Leider zu glatt, irgend wie muss es leichter gehen. Links ausweichend finde ich eine Schwachstelle, jedoch nicht einfach. Ich schätze ein IV+ und nicht immer solid. Hier kommt das erste mal der Gedanke ans Umkehren auf, dieser wird mich heute noch ein paar mal beschäftigen. Oben auf einem langgrasigen Band mit Wildspuren quere ich nun nach links.

2. Felsbandriegel (T6)
Eine erste Übersteigungsmöglichkeit des nächsten Felsriegels habe ich entdeckt. Auch diese sieht wieder unangenehm aus, grasig, dreckig mit ein paar Stauden drin. Als ich links suchend nichts Weiteres finde, versuche ich mich an diesem Durchschlupf. Der Pickel leistet gute Dienste im Gras, immer wieder packe ich in die Büsche.

3.Felsbandriegel (T6 / IV+)
Oben unter dem nächsten Felsriegel stehe ich unter einem 4 Meter vorladenden Überhang. Ich kunde links die Gegend aus da Wildfade dort rüber führen. Leider endet das ganze in einem geschützten Unterstand. Eine ca. 12 Meter senkrechte Verschneidung steht noch zur Option. Diese verwerfe ich und suche weiter rechts nach einem Durchschlupf. Schwache Wildspuren führen mich an einen 80cm breiten Riss, ca 4 Meter hoch (IV+). Dieser ist ein Versuch wert. Mit Rucksack unmöglich, also nochmals runter um den Rucksack anschliessend nachzuziehen. Der Riss ist gerade so breit das ich mit dem ganzen Körper mich darin verklemmen kann. Quetschend stosse ich mich nach oben.

4.Felsriegel (T6+)
Das darauf folgende "flache" Wiesenstück lies mich schon fast glauben ich hätte es geschafft. Der folgende Felsriegel bot auch so einiges an Optionen, zuerst lief ich das Band nach links ab. Links am Ende dieses Felsbandes führt ein schmales und sehr ausgesetztes Gesimse links nach oben. Dieses behielt ich mir für den Notfall auf, nun wieder zurück. Bei einer dicken Eiche versuche ich mein Glück, vielleicht kann ich über den Baum die Felssperre überklettern? Als ich auf den letzten paar Ästen des Baumes stehe fehlen mit noch 3 Meter die klettertechnisch zu schwer ausschauen. Also wieder runter und rechts mein Glück versuchen. Hier zieht sich eine bewachsene Schwachstelle hinauf, dort an Sträuchern reissend, im Gras krallend hinauf.

Auf dem nächsten Band kurz links um in einem Waldstreifen rechts der markanten Grasschneise hinauf zu steigen. In diesem Wald hat es immer wieder Felsstufen die mit Hilfe von Sträuchern und Bäumchen überwunden werden. Kurz bevor der Wald an der grossen Felswand endet weiche ich links in die Grasschneise aus. In dieser angenehm unter die Felswand.

Altigerkesselquerung (T5)
Gewaltig zeigt sich der Altigerkessel mit seinen vielen kleinen Wasserfällen die hier in die Tiefe stürzen. Ein Durchstieg links der Altigerrus auf die usser Wiggis Alp scheint mir ohne Kletterausrüstung unmöglich. So entscheide ich mich rechts unter den Wasserfälle über das Band zu queren. Das Band ist zwar schön flach, da es durchgehend mit Wasser von oben gespeist wird jedoch sehr rutschig. Ich quere weiter nach rechts bis zu meinem letztmaligen Ausstieg beim Stahlseil.

Altigerkesselquerung - Alp "usser Wiggis" (T6)
Dort klettere ich dem Stahlseil entlang um dann bei der Befestigung des Stahlseils linkshaltend auf die Wiggisalp zu gelangen. Viele Schafe, zu meiner Verwunderung kein Herdenhund und kein Älpler.

Wiggisalp - Näfels (T3) - Netstal (T1)
Nun geht es rasch über den Wanderweg hinunter nach Näfels. Da ich keine Maske dabei habe lasse ich das stöppeln und mache mich auf direktem Weg nach Netstal. Nach dem langen Fussmarsch bin ich über mein Fahrrad nicht unglücklich.

Tourengänger: DonMiguel


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Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

Nyn hat gesagt:
Gesendet am 1. September 2021 um 12:56
Krasses Abenteuer!

DonMiguel hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. September 2021 um 22:20
Ja ein kleines Abenteuer vor der Haustür..:)

MarcN hat gesagt: Frage
Gesendet am 1. September 2021 um 13:04
Sehr abenteuerlich, danke für den Bericht! Und Gratulation zum Gipfel!

Wie machst Du das jeweils mit der Option umkehren? Hast Du ein Seil dabei womit du über schwierige Stellen abseilen kannst oder gehst Du immer nur soweit, dass du noch sicher abklettern kannst?

Gruss Marc

DonMiguel hat gesagt: RE:Frage
Gesendet am 2. September 2021 um 22:20
Hoi Marc,

Danke, ist zwar kein Gipfel aber auf jedenfall eine interessante Gegend..;)

Ich schreibe dir gerne eine private Nachricht.


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