„Bahnwandern“: MS-Linie Teil I
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Von Mulda nach Dorfchemnitz
Nachdem sich der Winter nun endgültig geschlagen gibt, starte ich im Erzgebirge ein neues Projekt. Heute will ich mit der Erkundung der Trasse der einstigen schmalspurigen Chemnitzbachbahn Mulda - Sayda (sä. MS-Linie) beginnen.
Ihren Ausgangspunkt hatte diese im Bahnhof Mulda an der normalspurigen Bahnlinie Nossen - Moldau (sä. NM-Linie). Sie erlangte nie die ihr zugedachte Bedeutung, ein industrieller Aufschwung im Chemnitzbachtal blieb aus. Die Deutsche Reichsbahn bot die Strecke nach dem II. Weltkrieg daher von sich aus zum Abbau als Reparationsleistung an. Die Sowjets hatten aber andere Pläne. Aufgrund ihrer überall im Erzgebirge laufenden Suche nach Uran wollten sie die Transportmöglichkeit erhalten. Mangels Fündigkeit in diesem Bereich wurde sie aber nie in Anspruch genommen. So erfolgte dann 1966 der Verkehrsträgerwechsel der Transportaufgaben auf den Kraftverkehr und eine Einstellung der Bahnstrecke. Trotzdem haben sich bis heute viele Spuren der Bahn erhalten.
Die Anreise zum Startpunkt ist aus meiner Reiserichtung auf Grund von langandauernden Straßensperrungen erschwert. Ich erreiche Mulda (Sachs) und parke am Bahnhof (Schmalspurbahn-km 0,0). Die Schmalspurbahn nahm ihren Ausgang auf der Straßenseite des Empfangsgebäudes. Unmittelbar hinter der Station querte sie auf einer elffeldrigen Stahlbrücke das Muldental. Von dieser Brücke sind fünf Pfeiler und die zwei Widerlager erhalten. Anschließend ist die Trasse heute überbaut. Zur Umgehung nehme ich Anliegerstraßen. Am Ortsende quert die Trasse den Chemnitzbach. Ich benutze hier ein Brücklein hinüber zu einer Garagenanlage. Wenig später ist die Bahntrasse als Flurweg umgenutzt. Nach einiger Zeit endet dieser. Durch Überweidung ist die Bahntrasse in der Folge weitgehend unbewachsen und gut begehbar. Das Areal des einstigen Haltepunktes Wolfsgrund (Bahn-km 4,9) ist heute überformt. Es gab nur das durchgehende Streckengleis. Die Wartehalle wurde nach dem Ende des Bahnbetriebes als Buswartehaus an die Talstraße umgesetzt. Nur wenig oberhalb ist die Bahntrasse verbuscht, kann jedoch zumindest im Frühjahr bis zum Chemnitzbach begangen werden. An der abgebauten Brücke schlage ich einen Haken nach rechts und lege dann am Sportplatz eine erste Pause ein. Im anschließenden Ortsgebiet von Dorfchemnitz ist die Trasse weitgehend in Grundstücke einbezogen und teilweise überbaut und kann daher meist nur aus der Entfernung begutachtet werden. Über Anliegerstraßen komme ich zum Areal der einstigen Haltestelle Dorfchemnitz (b Sayda) (Bahn-km 7,0). Diese hatte ein Ausweich- bzw. Ladegleis, den Anschluss Jäckel, später BHG Dorfchemnitz sowie einen weiteren Gleisstumpen. Bis heute haben sich Reste der gepflasterten Ladestraße, das Gebäude der BHG und das Gebäude des einstigen Bahnhofsrestaurants erhalten. Hier lege ich den Übergabepunkt für eine zweite Begehung fest.
Nun geht es auf den Rückweg. Dazu gehe ich zur Hauptstraße und verlasse auf der Anliegerstraße „Am Berg“ das Siedlungsgebiet. Über einen Feldweg komme ich nach Blockhausen. Dies ist eine Art Freizeitpark, in dem sich alles um Holz dreht. Hauptattraktion sind mit der Motorsäge hergestellte Holzskulpturen des „Sauensägers“. Zusätzlich gab es bisher regelmäßige Wettbewerbe, deren Ergebnisse im Gelände aufgestellt sind. Während viele Sachen sehenswert sind, hinterlässt der eine oder andere Bereich ein eher fragwürdiges Gefühl. Im Bereich Bergbau sind beispielsweise ausschließlich Bergleute im Parade-Habit bei allen möglichen Tätigkeiten, nur nicht bei Paraden zu sehen. Da muss man vielleicht zugute halten, dass die Künstler meist von auswärts kommen…
Der Veranstalter sollte es aber besser wissen. Dann gibt es einen Bereich mit erotischen Sternzeichendarstellungen und gleich daneben mittelalterliches Gemetzel mit durchbohrten Kriegern, abgeschlagenen Köpfen und vergewaltigten Frauen. So etwas könnte man auf einer Burg oder in einem Museum erwarten aber hier wirkt es deplatziert. Ein Warnschild rät, keine Kinder mit hineinzunehmen. Ich durchmesse das Areal und gehe auf einem Waldweg bis zur „Geleitstraße“. Auf dieser laufe ich nach Mulda hinunter. Unten überquere ich Mulde und Bahnstrecke und gehe auf dem Anton-Günther-Steig zum Bahnhof. Dort schließt sich eine Besichtigung der erhalten Spuren an. Nach meiner Mittagsrast trete ich die Heimfahrt an.
Fakten zur Bahnstrecke Mulda - Sayda
Spurweite: 750 mm
Länge: 15,5 km
Inbetriebnahme: 01.07.1897
Einstellung des Güterverkehrs: 01.01.1966
Einstellung des Personenverkehrs: 18.07.1966
Die Gehzeit betrug pausenbereinigt 4 h. Verbuschte Trassenabschnitte und Böschungsbegehungen sind mit T2 zu bewerten, die übrige Strecke als T1.
Nachdem sich der Winter nun endgültig geschlagen gibt, starte ich im Erzgebirge ein neues Projekt. Heute will ich mit der Erkundung der Trasse der einstigen schmalspurigen Chemnitzbachbahn Mulda - Sayda (sä. MS-Linie) beginnen.
Ihren Ausgangspunkt hatte diese im Bahnhof Mulda an der normalspurigen Bahnlinie Nossen - Moldau (sä. NM-Linie). Sie erlangte nie die ihr zugedachte Bedeutung, ein industrieller Aufschwung im Chemnitzbachtal blieb aus. Die Deutsche Reichsbahn bot die Strecke nach dem II. Weltkrieg daher von sich aus zum Abbau als Reparationsleistung an. Die Sowjets hatten aber andere Pläne. Aufgrund ihrer überall im Erzgebirge laufenden Suche nach Uran wollten sie die Transportmöglichkeit erhalten. Mangels Fündigkeit in diesem Bereich wurde sie aber nie in Anspruch genommen. So erfolgte dann 1966 der Verkehrsträgerwechsel der Transportaufgaben auf den Kraftverkehr und eine Einstellung der Bahnstrecke. Trotzdem haben sich bis heute viele Spuren der Bahn erhalten.
Die Anreise zum Startpunkt ist aus meiner Reiserichtung auf Grund von langandauernden Straßensperrungen erschwert. Ich erreiche Mulda (Sachs) und parke am Bahnhof (Schmalspurbahn-km 0,0). Die Schmalspurbahn nahm ihren Ausgang auf der Straßenseite des Empfangsgebäudes. Unmittelbar hinter der Station querte sie auf einer elffeldrigen Stahlbrücke das Muldental. Von dieser Brücke sind fünf Pfeiler und die zwei Widerlager erhalten. Anschließend ist die Trasse heute überbaut. Zur Umgehung nehme ich Anliegerstraßen. Am Ortsende quert die Trasse den Chemnitzbach. Ich benutze hier ein Brücklein hinüber zu einer Garagenanlage. Wenig später ist die Bahntrasse als Flurweg umgenutzt. Nach einiger Zeit endet dieser. Durch Überweidung ist die Bahntrasse in der Folge weitgehend unbewachsen und gut begehbar. Das Areal des einstigen Haltepunktes Wolfsgrund (Bahn-km 4,9) ist heute überformt. Es gab nur das durchgehende Streckengleis. Die Wartehalle wurde nach dem Ende des Bahnbetriebes als Buswartehaus an die Talstraße umgesetzt. Nur wenig oberhalb ist die Bahntrasse verbuscht, kann jedoch zumindest im Frühjahr bis zum Chemnitzbach begangen werden. An der abgebauten Brücke schlage ich einen Haken nach rechts und lege dann am Sportplatz eine erste Pause ein. Im anschließenden Ortsgebiet von Dorfchemnitz ist die Trasse weitgehend in Grundstücke einbezogen und teilweise überbaut und kann daher meist nur aus der Entfernung begutachtet werden. Über Anliegerstraßen komme ich zum Areal der einstigen Haltestelle Dorfchemnitz (b Sayda) (Bahn-km 7,0). Diese hatte ein Ausweich- bzw. Ladegleis, den Anschluss Jäckel, später BHG Dorfchemnitz sowie einen weiteren Gleisstumpen. Bis heute haben sich Reste der gepflasterten Ladestraße, das Gebäude der BHG und das Gebäude des einstigen Bahnhofsrestaurants erhalten. Hier lege ich den Übergabepunkt für eine zweite Begehung fest.
Nun geht es auf den Rückweg. Dazu gehe ich zur Hauptstraße und verlasse auf der Anliegerstraße „Am Berg“ das Siedlungsgebiet. Über einen Feldweg komme ich nach Blockhausen. Dies ist eine Art Freizeitpark, in dem sich alles um Holz dreht. Hauptattraktion sind mit der Motorsäge hergestellte Holzskulpturen des „Sauensägers“. Zusätzlich gab es bisher regelmäßige Wettbewerbe, deren Ergebnisse im Gelände aufgestellt sind. Während viele Sachen sehenswert sind, hinterlässt der eine oder andere Bereich ein eher fragwürdiges Gefühl. Im Bereich Bergbau sind beispielsweise ausschließlich Bergleute im Parade-Habit bei allen möglichen Tätigkeiten, nur nicht bei Paraden zu sehen. Da muss man vielleicht zugute halten, dass die Künstler meist von auswärts kommen…
Der Veranstalter sollte es aber besser wissen. Dann gibt es einen Bereich mit erotischen Sternzeichendarstellungen und gleich daneben mittelalterliches Gemetzel mit durchbohrten Kriegern, abgeschlagenen Köpfen und vergewaltigten Frauen. So etwas könnte man auf einer Burg oder in einem Museum erwarten aber hier wirkt es deplatziert. Ein Warnschild rät, keine Kinder mit hineinzunehmen. Ich durchmesse das Areal und gehe auf einem Waldweg bis zur „Geleitstraße“. Auf dieser laufe ich nach Mulda hinunter. Unten überquere ich Mulde und Bahnstrecke und gehe auf dem Anton-Günther-Steig zum Bahnhof. Dort schließt sich eine Besichtigung der erhalten Spuren an. Nach meiner Mittagsrast trete ich die Heimfahrt an.
Fakten zur Bahnstrecke Mulda - Sayda
Spurweite: 750 mm
Länge: 15,5 km
Inbetriebnahme: 01.07.1897
Einstellung des Güterverkehrs: 01.01.1966
Einstellung des Personenverkehrs: 18.07.1966
Die Gehzeit betrug pausenbereinigt 4 h. Verbuschte Trassenabschnitte und Böschungsbegehungen sind mit T2 zu bewerten, die übrige Strecke als T1.
Tourengänger:
lainari
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