Rudlhorn 2448m - Millionen von Anemonen

Bevor wir den Muttertag feiern, suchen wir uns eine Wanderung in der Umgebung, spontan fällt mir das Rudlhorn ein. Während auf den Nordseiten der Berge noch hochwinterliche Verhältnisse herrschen, hat sich die sonnenbeschienene Südflanke des Rudlhorns schon weitestgehend vom Schnee befreit.
Ich sage alle Skitourenverlockungen ab, dafür schnüren wir die niedrigen Sommerwanderschuhe und schultern den Leichtrucksack, was für ein Genuss. Statt vor Tagesanbruch frierend die Ski und Zubehör durch den Schnee zu tragen, schlendern wir bequem in der Morgensonne durch die Taistner Wälder.
Es herrscht eine herrliche Ruhe, wahrscheinlich sind die meisten Ausflügler heute Richtung Süden oder auf den Gletschern unterwegs, nur Mona Lisa hüpft mit Frauchen an uns vorbei. Über der Waldgrenze leuchten die Wiesen und neben den Krokussen tauchen gewaltige Mengen an Frühlingkuhschellen auf, Millionen von Anemonen, wir sind überwältigt.
Die grüne Südseite des Rudlhorns lacht mich an und ich quere sie auf dem Dolomitenblicksteig. Ein paar Schneereste verstecken sich noch im Schatten und ein paar Zirben haben sich dazu quergelegt. Trotzdem komme ich recht gut zum Südgrat und jetzt stört rein gar nichts mehr, nur die Anemonen verzögern auch hier meine Schritte.
Erstaunlicherweise sichte ich keinerlei sonstige Lebewesen, sie dösen entweder gut versteckt oder sitzen schon zum Mittagessen bei Muttern. Auch mir ist langsam nach Stärkung und gemütlichem Beisammensein, ich schleiche mich dem Westgrat entgegen und prüfe den Steig.
Ich komme erstaunlich gut voran, meist verläuft die Markierung auf der Sonnenseite und die wenigen Schneepassagen sind trittfest. Bald stehen wir wieder inmitten der Millionen von Anemonen und die Kamera läuft heiß. Auch wir sind gut aufgewärmt, zum erstenmal kommt ein Hauch von Sommer auf. Wir reißen uns los, denn Mama wartet schon mit allerlei Köstlichkeiten und Millionen von Kalorien ;-)