Pflanger Kopf 1199m - Fast wie in alten Zeiten

Es gab Zeiten in good old Germany, da war es Brauch am 1. Mai mit Freunden Wandern zu gehen. In anderen Ländern kennt man diesen Brauch nicht und Freunde habe ich keine mehr ;-). Trotzdem will ich die alte Gewohnheit aufleben lassen und ziehe mangels williger Begleitung alleine los zu meiner "Maiatour".
Die Gegend über St. Sigmund kenne ich schon, nur das Sigmunder Stöckl betrete ich heute zum ersten Mal, für eine kurze Andacht zu Beginn meiner Wallfahrt. Danach gewinne ich bescheiden Höhe, lasse den Schifferegger links liegen und wende mich dem Pflanger Kopf zu. Auf dem Weg dahin begegnen mir weitere Maiausflügler, wie Eichhörnchen und Schmetterlinge, nur Menschen scheinen diesem Brauch hier nichts abgewinnen zu können. Beim gleichnamigen Hof zieht eine vage Spur zum Pflanger Kopf, ich übersteige ein paar maximal ausgesetzte Moosbüschel, weiche vom Wind scharfkantig abgebrochenen Ästen aus und stehe nach einem großen Schritt auf dem Gipfelfelsen.
Für den Abstieg wähle ich die Nordostflanke, auch hier gilt es weglos eine machbare Linie durch das abweisende nahezu senkrecht abfallende Gelände zu finden. Ein Wildwechsel hilft durch die steilsten Passagen und mit sicherem Tritt gewinne ich wieder einfacheres Terrain. Eine Wiese mit gefährlich glitschigem, feuchten Gras gilt es noch vorsichtig zu queren und dann ist das schwierigste Stück geschafft ;-)
Ich atme auf, ab hier treffe ich wieder auf markierte Wege und der Adrenalinspiegel beruhigt sich langsam. Noch ist von den angesagten Niederschlägen nichts zu sehen und ich wandle in aller Seelenruhe am Eichner vorbei zurück nach St. Sigmund. Dabei lacht mich tatsächlich ein einsames Maiglöckchen an, sehr passend. Fast fühle ich mich wie in alten Zeiten, aber außer dass heute der 1.Mai ist, erinnert nichts mehr daran.