Kurzbericht 

Maischüpfe, Schopfe & Combi im Kombi


Publiziert von lorenzo , 27. Februar 2021 um 17:24.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum:17 Februar 2021
Ski Schwierigkeit: SS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR 
Zeitbedarf: 8:15
Aufstieg: 2305 m
Abstieg: 2305 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz 985 zuunterst an der Oberbergstrasse oder cff logo Im Fang, Zur Eich
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel de la Cascade, Jaun
Kartennummer:LK 1226 Boltigen, 1225 Gruyères; Skirouten Swisstopo; D. Anker, R. Schnegg, Skitouren Freiburger und Waadtländer Alpen, SAC 2008

Diesen Winter war mir auf Skitouren im Simmental beim Blick nach Westen wiederholt das stolze Skitourendreigestirn Maischüpfen, Schopfen und Combi mit ihren schwindelerregenden SE-Flanken hoch über Jaun aufgefallen. Inspirierend wirkt auch der anschauliche Bericht von Bergamotte. Als wir letztes Wochenende den Garte besuchten, winkten die Drei unwiderstehlich hinüber, und ich beschloss, der luftigen Angelegenheit endlich einmal ins Auge zu sehen. Einziger Haken an der Sache: nach einer bei beissender Bise frostigen "Gartentemperatur" von -10 Grad würde das Thermometer bis zum nächsten freien Mittwoch um rund 20 Grad ansteigen, zudem würde der nächtliche Durchzug einer Kaltfront eine genügende Abstrahlung erschweren, so dass in den von früh bis spät von der Sonne beschienenen Flanken mit Nassschneerutschen oder. sogar Grundlawinen zu rechnen war. Villeicht gingen diese ja aber schon in der Zwischenzeit ab, so dass die Hänge schon entladen wären? Jedenfalls warnte das SLF für den betreffenden Tag nur vor vereinzelten Gleitschneerutschen an sehr steilen und sonnenexponierten Hängen. Und bei der Anfahrt schwankte das Thermometer dann zwischen 2 und 7 Grad und blieb am Ausgangspunkt an der Jaunpassstrasse auf relativ tiefen 2 Grad stehen, zudem blinkten zwischen den Restwolken, die der Südwestwind auflockerte, immer wieder Sterne hervor, so dass ich zuversichtlich losschritt.

Die zum Einlaufen wie gemachte Alpstrasse führte wie eine präparierten Langlaufloipe durch die bereits weitherum grünen Matten hinauf zur Alp Schoresberg, und erst die kurze Waldpassage oberhalb holte mich wegen sperrigem Unterholz kurz etwas aus der Reserve. Über Vorder Maischüpfen erhoben sich unerbittlich die ersten beiden, von Wolken- und Nebelschwaden umspielten Tagesziele Maischüpfen- und Schopfenspitz, und mir wurde sofort klar, dass weder bei dem einen noch dem anderen Pardon gegeben werden würde...So machte ich mich auf der zum Glück weiterhin angefrorenen, tragenden und griffigen Schneedecke unverzüglich an die Arbeit. Der Aufstieg über die östliche SE-Flanke des Maischüpfenspitz wurde mir zwar durch eine gute, immer wieder ältere Lawinenkegel kreuzende und Felsen umgehende Skispur erleichtert, trotzdem war ich - obwohl ich Harscheisen montiert hatte - froh, bei zunehmender Steilheit und Ausgesetztheit am Beginn des letzten Flankendrittels endlich auf Steigeisen und Pickel wechseln zu können. Die folgenden Fussspuren hörten schon bald auf, dank gutem Trittschnee erreichte ich aber entlang dem oberen SE-Grat und über eine Sekundärrippe schon kurze Zeit später den Gipfel des teilweise noch umnebelten Maischüpfenspitz. Für eine Pause waren sowohl der unbarmherzige Südwestwind wie auch mein Herzklopfen zu stark, und so fuhr ich nach dem Materialwechsel gleich los. Nach einigen vorsichtigen Probeschwüngen auf Presspulver mit bestem Grip, rockte ich durch das Gipfelcouloir hinunter, bis mich eine ausgesetzte Querung nach Westen zwang, vorübergehend in den ersten Gang zurückzuschalten. Dann war die Bahn 
wieder frei, und nach einem anregenden "Felsenslalom" rollte ich in schönem Sulz hinunter zur Alpstrasse, die mich hinüber zum nächsten Streich führte. 

Die untere SE-Flanke des Schopfenspitz, wo ebenfalls schon grössere Nassschneelawinenkegel lagen, war erwartungsgemäss schon aufgesulzt, trug aber noch gut, und sogar das breite Couloir im westlichen Drittel des Felsriegels liess sich problemlos mit Ski bewältigen. Auf zunehmend angefrorenem Schnee und Presspulver stieg ich über die obere SE-Flanke Richtung SSW-Grat auf, wobei mir zwei Gemsen voranhuschten, mit deren 200Hm/min ich natürlich nicht mithalten konnte...Oben am Grat fand ich alte Aufstiegsspuren, die mir bei wiederum zunehmender Ausgesetztheit willkommenen Halt gaben. Von der obersten Gratschulter, die einen schwindelerregenden Tiefblick hinunter nach Maischüpfen und neblige Ausblicke zu Les Dents Vertes gewährte, war es dann entlang dem Schafzaun nur noch ein luftiger Katzensprung bis zum Gipfel des Schopfenspitz, wo sich das vertraute, von Nord bis Süd inzwischen fast nebelfreie fantastische Panorama öffnete. Das Herzklopfen war diesmal zwar weniger laut, aber der böige Südwestwind lud immer noch nicht zu einer Pause ein. Felle und Harscheisen waren rasch verstaut, und schon tauchte ich schwingend ins Gipfelcouloir ein, dass mir nach dem stotzigen Maischüpf schon fast schopflich vorkam. In gerader Falllinie ging es auf festem und drehfreudigem Mischschnee zum erstbesten durchgängigen Couloir und durch dieses hinunter, wonach ein entspannendes Ausschwinget auf wiederum schönem Sulz bis zur Alpstrasse  westlich von Obere Jansegg hinunter folgte. Ich blickte befriedigt zurück zu den ersten beiden Streichen und hinauf zum letzten und klebte zum dritten Mal die Felle auf.


In angenehmer "Mittagshitze" zog ich zwischen alten Spuren auf auch hier tragendem Sulz schwerelos meine eigene Spur über die unterste Weide und das im Sommer geröllübersäte und mühselige Kar zwischen Schopfenspitz und Combiflue hinauf, und oberhalb eines abgegangenen älteren Schneebretts weiter über die schwachausgeprägte SW-Rippe zum Combi. Die bereits vielfach zerfahrene SE-Flanke führte mich zum SW-Gipfel, zu dem über den oberen Breccaschlund frisch verschneit und unberührt Schwarze Flue und Pointe de Balachaux herüberwinkten. Auf grösstenteils vorhandener Spur entlang dem SW-Grat gelangte ich schliesslich zum Gipfel der Combiflue, von der ich den nahen Chörblispitz und dahinter die Kaiseregg und den Schafberg begrüsste. Auf griffigem Mischschnee segelte ich über die SE-Flanke hinunter zu den beiden Dolinen und von der vorgelagerten SE-Kuppe auf butterweichem Sulz über Ritz hinunter zur Obere Jansegg, wo ich mir auf der grosszügigen Sonnen- und Aussichtsterrasse endlich eine richtige Pause gönnte und die prächtige Sicht auf die überzuckerten Felszinnen der Gastlosen vis-à-vis und zu Spillgerte, Gsür und Albristhore über dem Jaunpass genoss. Dieses war der letzte Streich, doch der Ausklang folgte sogleich...zuerst nochmals in Form eines federleichten Sulzderbys bis zur Untere Jansegg, dann bei noch akzeptablen Fahrverhältnissen dem Wanderweg entlang bis zur Abzweigung, weiter zu Fuss durch Wald und über Weide zurück zur Oberbergstrasse, wo ich in körnigem Schnee und Eis die erd- und lehmverschmierten Schuhe und Stöcke putzte, und schliesslich mit sanftem Ausgleiten über die aufgeweichte "Aufstiegsloipe" zurück zu dem, den Parkplatz wie ein Talisman behütenden Hinkelstein...

Maischüpfenspitz (Vanil d'Arpille, Petit Brun)

Aufstieg: von P. 985 auf der Oberbergstrasse bis zur Abzweigung 1186 und auf der Alpstrasse bis Schoresberg (1249m). Über Weide am Waldrand und durch den Wald (ruppig) nach Vorder Maischüpfen (1498m) und über die SE-Flanke am E Rand z.T. zwischen Felsbändern hindurch bis ca. 1800m (bis 40 Grad). Zu Fuss dem SE-Grat entlang bis ca. 1980m, über eine Sekundärrippe W davon (bis 45 Grad) zum Gipfelfirst und auf diesem nach W zum Gipfel (2084m, Kreuz), 3h, S+.

Abfahrt: direkt durch das Gipfelcouloir (45 Grad) bis ca. 1990m, ausgesetzte Querung nach SW und  weiter über die SE-Flanke, SE ausholend um die Felsbänke zwischen 1930m und 1700m herum und zwischen kleineren Felsbändern hindurch (bis 40 Grad), zurück nach Vorder Maischüpfen (1498m). Auf der Alpstrasse an einer Seilbahnstation (1475m) vorbei zur Abzweigung 1451, 30min, SS-. 

Schopfenspitz (Gros Brun)
Aufstieg: über die untere SE-Flanke im W Drittel (bis 40 Grad) bis zum Felsriegel bei ca. 1800m. Durch das breiteste Couloir (45 Grad) hinauf, weiter über die obere SE-Flanke zum SSW-Grat (bis 40 Grad) und diesem entlang auf den Gipfel (2104m, Kreuz), 1h 30min, S.

Abfahrt: direkt durch das Gipfelcouloir (45 Grad) und die obere SE-Flanke (bis 40 Grad zum Felsriegel bei ca. 1850m, durch ein geeignetes Couloir in dessen Mitte oder E Drittel hinunter (45 Grad) und über die untere SE-Flanke im E Drittel zur Alpstrasse bei ca. 1500m, 30min, S+.

Combiflue
Aufstieg: von ca. 1500m auf der Alpstrasse nach Obere Jansegg (1506m) Richtung N durch das Kar bis ca. 1800m, nach NE über die schwach ausgeprägte SW-Rippe zum Combi, und über die SE-Flanke (bis 35 Grad) zum SW-Gipfel (ca. 2045m). Auf dem Grat über die Senke ca. 2035m nach NE zum Hauptgipfel (2055m), 1h, WS-.

Abfahrt: direkt durch die SE-Flanke (bis 35 Grad zurück zum Combi und weiter bis ca. 1880m. Querung nach E an 2 tiefen Dolinen vorbei (Vorsicht) zur Kuppe ca. 1865m und über die S-Flanke (ca. 30 Grad) über Ritz nach Obere (1506m) und Untere Jansegg (1366m). Dem Wanderweg entlang nach WSW bis zur Abzweigung ca. 1230m, dem eingezeichneten Pfad folgend an der Hütte von Leimli vorbei zur Oberbergstrasse bei P. 1115, und auf dieser zurück, 1h 30min, WS-.

Insgesamt 7h 45 min bis 8.15min.

Verhältnisse: nach Auflösung von Restwolken und Nebel zunehmend sonnig und mild. Kammnah böiger SW-Wind. Unten 20-30cm, oben 50cn-1m Schnee von nächtlichen Flocken hauchdünn überzuckert, morgens angefroren, im Tagesverlauf zunehmend aufgesulzt. SE-Flanken oben angefroren oder Presspulver mit gutem Grip, unten schöner Sulz. Im Zustiegs- und Ausfahrtsbereich, am Maischüpfenspitz bis und ab ca. 1800m, am Schopfenspitz und an der Combiflue bis und ab Gipfel Aufstiegs- und Abfahrtsspuren. Zustiegstrasse stellenweise aper, zwischen Wanderweg und Strasse P. 1115 Ski getragen.

Material: Helm, Pickel und Steigeisen zusätzlich zu üblicher Skitourenausrüstung.

Fahrplan: 6.45 Start, 9.45 Maischüpfenspitz, 11.45 Schopfenspitz, 13.30 Combiflue, 15 Uhr retour.

Bemerkung: nur bei sicheren Lawinenverhältnissen! Am besten bei genug und genügend gesetztem Schnee und kalten Temperaturen.

Tourengänger: lorenzo


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen