Alpgundkopf (2.176 m) & Roßgundkopf (2.127 m)


Publiziert von Manu81 , 5. Dezember 2020 um 17:37.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:15 November 2020
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Strecke:20,5
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parken am derzeit kostenlosen Parkplatz an der Fellhornbahn.

Wie war das: die einsamste Ecke des Allgäu? Allein am Gipfel des Alpgundkopfes treffen wir mindestens 3 Gruppen mit insgesamt locker 15 Personen. Und am Grat vom Rossgundkopf her sind mindestens nochmal 10 Bergsteiger unterwegs. Im Corona-Jahr 2020 ist wirklich das gesamte Allgäu überlaufen. Wirklich das Gesamte? JA, das Gesamte!

Aber auch wir sind ja Mitte November, an einem der letzten schönen und schneefreien Wochenenden auf der Suche nach einer moderat schwierigen und "einsamen" Tour. Südseitig. Möglichst ohne Grenzübertritt. Möglichst mit etwas Kraxeln oben rum. Und schöne Fotomotive am Wegesrand. Tja, und da ist die Auswahl nunmal nicht besonders groß im Allgäu...

Der Plan war, von der Birgsau aus zum Guggersee zu gehen und dann via Kühgund auf die Gundköpfe zu steigen. Gegen dreiviertel 7 laufen wir in stockdunkler Finsternis am Fellhornparkplatz (904 m) los die paar Kilometer Richtung Birgsau. Kurz bevor wir die Birgsau (953 m) erreichen, gehen wir rechts einem Wegweiser folgend ("Guggersee") einem Wiesenpfad nach. An einer Alm vorbei geht es gemütlich über einen kleinen Tobel. Dann zieht die Steigung des Weges etwas an. Der Steig schlängelt sich geschickt durch die Ostflanke des Griesgundkopfes. Es geht durch Latschenfelder und steile Wiesen, bis wir dann weiter oben auf den Panoramaweg treffen. In mäßiger Steigung laufen wir Richtung Guggersee (1.717 m). Als wir diesen erreichen, genießen wir zunächst mal die herrlichen Spiegelungen des gegenüberliegenden Hauptkammes im Guggersee. Ein wirklich toller Ort! Eine halbe Stunde gönnen wir uns dann zum Fotografieren, bevor es weiter geht. Bald schafft es dann auch die Sonne über die Hochfrottspitze drüber, und wir können uns endlich etwas aufwärmen.

Auf Höhe der Vorderen Taufersbergalpe (1.728 m) verlassen wir den Weg und steigen zunächst weglos rechts den Hang in Richtung Roßgundkopf hoch. Immer wieder treffen wir auf auch teils recht deutliche Wegspuren. Alles in allem kann man sich auf dem Weg in den Kühgund eigentlich nicht verlaufen. Man sollte sich nur rechtszeitig im Klaren sein, welche der 3 Gundköpfe man in welcher Reihenfolge besteigen möchte. Und wiederum im Anschluss an diese Entscheidung steht dann die Frage: welcher der Zacken ist überhaupt welcher Berg (siehe auch die Diskussion unter den Fotos...)?

Steigt man etwas höher in das Kar des Kühgund, dann sieht man am nordwestlichen Abschluss des Kars insgesamt 5 deutliche und mehrere etwas untergeordnete Zacken. Wir können den rechten Zacken/Rücken als Alpkopf und den ganz linken als den auf www.gipfelsuechtig.de als "Unbenannter Gratkopf 2.072 m" identifizieren. Wir sind uns einig, dass der zweite von rechts der Alpgundkopf ist. Nun stellt sich nur die Frage, welcher denn nun der Roßgundkopf ist. Der linke, trapezförmige Gipfel (--> mittlerweile ist klar, das ist der Hauptgipfel Roßgundkopf), oder der rechts davon befindliche, etwas steilere Zacken (--> Neben-/Vor-gipfel). Wir sind uns etwas unsicher und beschließen, nach einer ersten Frühstückspause den steilen Grashang in Richtung der Scharte zwischen diesen beiden Gipfel hochzusteigen.

Der Grashang ist obenraus ganz schön steil und auch sehr geröllig und rutschig (T4+). In der Scharte angekommen, sind wir uns einige, dass der nun links befindliche, trapezförmige Gipfel, zumindest von dieser Seite aus über einer IIer schon deutlich hinausgeht. Ein möglicher Aufstieg auf den rechts der Scharte aufragenden Zacken scheint zwar machbar, ist aber sehr abdrängend und ausgesetzt. Wir probieren ein bisschen rum (II), und beschließen dann, den Zacken von der anderen Seite zu besteigen. Die Querung direkt unterhalb der Wände und der Aufstieg in steilen, extrem rutschigen Geröllschrofen gehört sicherlich nicht mehr in den Genussbereich (T5-). Nun, auf der Nordostseite des Kopfes angekommen, steigen wir über den kurzen, zerborstenen Grat (I-II, etwas ausgesetzt) in unzuverlässigem Fels auf den höchsten Punkt (2.127 m?). Gegenüber ragt das "Trapez" auf. Doch: welcher Gipfel ist nun höher? Unserer oder das Trapez? (-->... das Trapez, ... leider). Wir waren uns unsicher..... Die Alpenvereins-App sagt, wir sind auf dem Roßgundkopf. Aber was weiß die schon, die summmiert bei der Tour zum Schluss auch wieder 2.200 HM auf, obwohl es nur 1.500 HM waren... Der Höhenmesser sagt 2.119 m. Könnte also sein...

Bei einer Entscheidung sind wir uns jedoch sicher: den steilen Geröllschrofenhang queren wir sicherlich nicht nochmal zurück... Deshalb gehts nun in die Alpgundscharte, 2.063 m (T4+) runter, und über den zahmen Rücken, nahezu ohne Kletterei hoch zum Vorgipfel des Alpgundkopfes (T4-). Von diesem aus erreichen wir in leichter Kraxelei (kaum I), zum Schluss ganz leicht ausgesetzt den Hauptgipfel des Alpgundkopfes (2.176 m). Dort genießen wir die recht ungewöhnlichen Ausblicke in Richtung Hammerspitzen und Schafalpenköpfe.

Der ursprüngliche Plan war nun noch den Griesgundkopf zu besteigen. Doch wo geht es hier runter? Wir schauen uns zunächst eine steile, felsige, geröllbeladene Rampe an die direkt vom Alpgundkopf in die Scharte zum Griesgundkopf runterführt. Eigentlich zu steil, und vor allem finden wir das Geröll auf recht glattem Untergrund irgendwie unattraktiv..... Die zweite Option scheint ein Band zu sein, das zwischen Vor- und Hauptgipfel des Alpgundkopfes, direkt an dem kurzen schmalen Gratstück ansetzt. Dieses fällt steil nach Osten ab und zieht dann in Richtung Griesgundkopf. Aber auch hier: keine Ahnung ob das machbar ist, zumal nur etwa 1/3 des Abstiegs bis in die Scharte einsehbar ist. Steinmänner oder gar Markierungen gibt es auch keine. Nachdem genug andere Leute grad am Gipfel sind, fragen wir uns noch durch, ob jemand den Abstieg kennt - aber auch hier weiß leider niemand was Genaues. Also denn, Entscheidung steht: 2 bzw. 1,5 Gipfel müssen für heute reichen und wir steigen wieder ab.

Vom Vorgipfel des Alpgundkopfes lässt sich auch über eine Geröllzunge direkt ins Kühgund absteigen (T4, etwas steiler, als der Hang von der Alpgundscharte aus). Dann laufen wir gemütlich durch´s Geröllfeld und wieder in Richtung der Vorderen Taufersbergalpe. Um dann nicht wieder den gleichen Weg in die Birgsau zurückzulaufen, gehen wir nun nach Südwesten und steigen über die Vorderberghöfe zur Breitgehrenalpe (1.155 m) ab. Der Asphalthatscher bis zum Fellhornparkplatz zieht sich dann aber doch recht in die Länge. Vor allem wenn man auf dem Weg von 100 E-Bikern überholt wird...

Alles in allem war´s eine wirklich schöne Runde in einer, nunja, mehr oder weniger einsamen Gegend. Die Schwierigkeiten bis zum Alpgundkopf halten sich in Grenzen. Der Roßgundkopf-Nebengipfel, ist definitiv eine Nummer schwieriger und nicht ganz leicht zu finden. Auch der Übergang zum Griesgundkopf geht optisch deutlich über T4 hinaus, und ist ebenso nicht eindeutig in der Wegfindung.









Tourengänger: Manu81


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Kommentare (7)


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Kommunist hat gesagt: Überlaufen
Gesendet am 5. Dezember 2020 um 19:21
Hi,
wenn es so ein Problem für dich ist, dass diese Berge so "überlaufen" seien und dich andere 15 Bergsteiger auf diesen "einsamen" Gipfeln stören, dann poste einfach keine Tourenberichte im Internet.
Man kann Tourenberichte über "einsame" Ziele gerne veröffentlichen oder man kann sich daran stören, dass Berge so überlaufen sind und bevorzugt einsame Ziele suchen. Aber beides zusammen kann man nicht, denn das ist ein großer Widerspruch.

Manu81 hat gesagt: RE:Überlaufen
Gesendet am 5. Dezember 2020 um 19:26
Hast du den ganzen Bericht gelesen? Ja? Ich glaube nicht. Ich beschwere mich an keiner Stelle, ich stelle nur fest. Meine Güte...

Kommunist hat gesagt: RE:Überlaufen
Gesendet am 6. Dezember 2020 um 00:32
Du könntest ein menschenfreundlicheres Vokabular verwenden, um Missverständnissen vorzubegen. Z.B. könnte man "gut besucht" anstatt "überlaufen" sagen.

Meine Meinung zur Präsentation einsam erhoffter Bergziele im Internet:
Es ist problematisch, einen vom Aussterben bedrohten Auerhahn jagen zu wollen, aber man kann es schon machen.
Es ist problematisch der ganzen Welt davon erzählen zu müssen, wo man schöne, vom Aussterben bedrohte Auerhähne beobachten kann, aber man kann es schon machen.
Es ist völlig absurd, den vom Aussterben bedrohten Auerhahn jagen zu wollen und gleichzeitig der ganzen Welt öffentlich noch erzählen zu müssen, wo genau man ihn findet und wie wunderschön das sei - und sich dann gleichzeitig zu wundern, warum es keine Auerhähne mehr gibt.

Manu81 hat gesagt: RE:Überlaufen
Gesendet am 6. Dezember 2020 um 08:52
Soso, ein „menschenfreundlicheres Vokabular“. Mal eine Frage: hast Du bei Deinen einsamen Touren im Lechtal auch Deine Goldwaage im Rucksack? ;-)

Lies doch einfach mal den ganzen Bericht. Nicht nur den ersten Absatz. Vielleicht merkst du dann, dass ich mir der Ambivalenz des Sachverhaltes durchaus bewusst bin...

Zu diesem Thema gibt es ja auch zahlreiche Forenbeiträge, im Rahmen derer Du ja auch mehrfach länglich Deine Meinung darstellst. Eine Meinung die ich inhaltlich übrigens weitestgehend teile. Die Art und Weise wie du nun hier unter meinem Bericht argumentierst und mir Unterstellungen machst, lässt mich jedoch etwas daran zweifeln, dass Du in die Kategorie „guter Gesprächspartner am Berg“ fällst...

Plauscher hat gesagt: Laessiger Bericht
Gesendet am 6. Dezember 2020 um 07:36
mit sehr schoenen Herbstimpressionen - vielen Dank.
LG Plauscher

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 6. Dezember 2020 um 12:47
Schöne Tour, offenbar auch zu dieser Jahreszeit absolut lohnend.
Aber da sieht man wieder einmal wie unterschiedlich manchmal die Eindrücke sind - für dich ist der technisch ja nicht allzu wilde Übergang zum Alpgundkopf Hauptgipfel „ganz leicht ausgesetzt“, während ich - vielleicht auch etwas zugespitzt - „brutal ausgesetzt“ notiert hatte, da das schmale Band an der einen Seite unmittelbar neben den Tritten fast senkrecht über 10 Meter tief abbricht. Aber vielleicht habe ich auch generell Eier auf den Augen, immerhin hatte ich auch nicht am S-Kamm die nahezu durchgängige Trittspur gesehen, die der Kauk dort meinte zu erkennen - wobei es dir dafür mit den „seichten Spuren“ in der Rossgundkopf O-Flanke ja ähnlich ging ;)

Manu81 hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Dezember 2020 um 13:47
Hi Sven, ich glaub das mit der Ausgesetztheit ist ein sehr individuelles Ding. Ich hab grundsätzlich immer dann ein komisches Gefühl wenn’s es zu beiden Seiten runtergeht. Selbst wenn’s garnicht allzusteil ist. Bei dem kleinen Übergang zum Hauptgipfel waren aber rechts sehr gute Griffe und Henkel, da hab ich das nicht so empfunden...


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