Ganz oben im Schwarzwald - Feldberg, Herzogenhorn, Spießhorn


Published by Frankman , 5 December 2020, 19h09.

Region: World » Germany » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Date of the hike:18 November 2020
Hiking grading: T2 - Mountain hike
Waypoints:
Geo-Tags: D 
Time: 7:15
Height gain: 1100 m 3608 ft.
Height loss: 1100 m 3608 ft.
Route:Menzenschwand, Feldberg, Herzogenhorn, Spießhorn, 26km
Access to start point:St Blasien, Menzenschwand, Parkplatz am Skilift
Maps:outdooractive.com

Hochgefühle im Hochschwarzwald
Bereits am Morgen bei der Anfahrt übers Ibacher Hochtal wurde die grandiose Fernsicht des Tages deutlich. Wunderbar, wenn unter der Woche ein freier Tag liegt und das Wetter stimmt.
Ausgangspunkt und Ziel der Tageswanderung ist der Parkplatz am Skilift in Menzenschwand. Es sollte eine Runde über die höchsten Erhebungen des Schwarzwaldes werden. Am Parklatz selbst befindet sich ein Infopavillon zum Menzenschwander Geißenpfad.
Bis zu den Menzenschwander Wasserfällen folge ich der kaum befahrenen Fahrstraße. Ein Blick durchs Krunkelbachtal aufwärts führt zum Herzogenhorn, wo ich am Nachmittag ankommen sollte. Bei den Wasserfällen wird erstmals deutlich, dass heute ständig Spuren der Eiszeit Begleiter sein werden. Hier hat die Menzenschwander Alb auf dem Weg hinab ins Trogtal eine bis zu 30m tiefe Schlucht gegraben. Die Wasserfälle sind ein beliebtes Ausflugsziel im Schwarzwald und im Sommer nachts teilweise beleuchtet.
Talaufwärts führt nun ein breiter Forstweb. Die quer im Tal liegenden Endmoräne des Albgletschers muss wohl in einer längeren Stagnationsphase beim Rückzug des Eises entstanden sein. Die St. Blasier Mönche nutzten die Engstelle an der Klus in der Moräne, um Wasser für die Flößerei zu stauen. Hier gibt eine Hinweistafel ausführlich Auskunft. Nach der Moräne steigt der Fahrweg kräftig an. Bei etwa 1100m zweigt dann rechts der Fußweg Richtung Caritas-Heim ab und überquert die Alb. Das Caritas-Heim ist mit seinem türkisfarbenen Dach aus vielen Richtungen ein Blickfang. Beim Caritas-heim quere ich die B 317, die aufgrund von Fortsarbeiten für Fahrzeuge gesperrt ist. Ungewohnte Ruhe herrscht deshalb auf der Bundesstraße, auf der sich ganzjährig der Schwerverkehr Richtung Passhöhe quält.  Ich folge nun dem Köpfleweg in Richtung Feldbergerhof, Haus der Natur und Talstation Seebuck. Auch hier herrscht enorme Stille, diesmal den Corona-Einschränkungen geschuldet.
Der Fußweg hinauf zum Seebuck beginnt an der Talstation des alten Sessellifts. Nach einigen Metern führt der Weg am Wasserbassin für die Schneekanonen entlang, bevor rechts der Felsenweg abzweigt. Der Felsenweg führt durch die steile Nordflanke des Seebuck hoch über dem FeldseeEs werden mehrere deutliche Lawinenzüge gequert. Seit der Schließung des alpinen Pfads im Wilhelmertal, ist das vielleicht der interessanteste Wegabschnitt am Feldberg. Auch hier erkennt man Spuren der Eiszeit. Hier hatte der Gletscher der Feldbergdonau seinen Anfang. Übrig ist der steile Bergschrund und der Feldsee als Karsee. Auch die Feldbergdonau ist Geschichte. Die Gutach fließt als Wutach dem Rhein zu und mündet bei Tiengen in den Hochrhein.
Vor dem Anstieg zum Grüblesattel gehe ich noch einige Minuten abwärts zum Aussichtspunkt überm Feldsee. Anschließend folge ich bis zum Gipfel  der bekannten roten Raute des Westwegs. Nach Verlassen des Walds führt der Wanderweg mit schöner Aussicht über die offene Landschaft Richtung Seebuck. Am Grüblesattel sind dann doch einige Wanderer und Spaziergänger unterwegs, trotz Mittwoch und Corona. Die Wanderautobahn ist aber bei weitem nicht so voll wie sonst an schönen Herbsttagen.   
Vom Gipfel habe ich heute eine unglaubliche 360° Aussicht. Es herrscht eine außergewöhnliche Wetterlage, die sowohl den freien Blick auf den Alpenbogen, als auch den Tiefblick ins Oberrheintal ermöglicht. Mit dem Fernglas das Panorama abzuarbeiten ist heute ein echter Genuss. Die Höhen der Schwäbischen Alb, die Hegauvulkane, Allgäuer Alpen bis zum Karwendel mit der Zugspitze, Vorarlberg und Rätikon, Säntis, der gesamte Schweizer Alpenbogen, Mont Blanc, Juraerhebungen mit dem Chasseral, Vogesen, Oberrheinebene mit der rotweißen Kronenbourg-Brauerei und dem markanten Straßburger Münster, Mittlerer und Nordschwarzwald… und weil es so schön war gleich nocheinmal und in die andere Richtung und im Mittelgrund liegt nicht viel weniger Interessantes. So ist es an diesem Mittwoch ganz oben in Baden-Württemberg. Ein Grinsen in Richtung meiner Arbeitskolleg*innen konnte ich mit nicht verkneifen.
Irgendwann ist dann aber Schluss und ich verlasse den Gipfelbereich. Hinab zur Passhöhe wähle ich den Weg via Wientalblick zum Hebelhof. An der Passhöhe überquere ich dann wieder die B 317. Schnell an den Apartmenthäusern vorbei und es beginnt der Anstieg zur Grafenmatte, dem mit 1377m fünfthöchsten und zum Herzogenhorn, mit 1415m zweithöchsten Gipfel im Schwarzwald. Beim Sport- und Leistungszentrum fallen mir die Schlagzeilen aus der Badischen Zeitung wieder ein, die 2014 von der tanzenden Seleção bei der WM 1974 berichtete. Vor 40 Jahren tanzte die Seleção im Schwarzwald. Über die Kreuzung Glockenführe erreicht man zügig den kahlen Gipfel des Herzogenhorns. Der Ausblick hier beeindruckt ebenfalls. Über das Bernauer Hochtal schweift der Blick wieder über den gesamten Alpenbogen. Vom Herzogenhorn aus überblickt man auch sehr schön den gesamten Feldberg.
Für die Etappe zur Krunkelbachhütte gehe ich zurück zur Glockenführe und nimm dem Weg durch die Nordflanke. Hier liegt ein Gebiet mit der höchsten Lawinengefahr im Schwarzwald. Erst 2015 kam hier eine mir bekannte Tourengängerin ums Leben.
Die Krunkelbachhütte hat durch die Aufnahme ins Netz der Kachelmann- Wetterstationen Berühmtheit erfahren. Oft liefert das Thermometer an der Krunkelbachhütte den Tiefstwert für ganz Baden-Württemberg bei gleichzeitigen Rekordniederschlagsmengen. Von der Hütte aus erreicht man bald den bewaldeten Gipfel des Spießhorns, mit 1351m achthöchste Erhebung im Schwarzwald. Aussicht genießt man hier vom Panoramapavillon in Richtung Albtal.
Für die restlichen Meter hinab nach Menzenschwand muss ich nun etwas improvisieren. Durch die zahlreichen Fernsicht-Genussstopps bin ich zeitlich etwas in Verzug. Den mit der gelben Raute markierten Wanderweg verlasse ich nach einigen Minuten und erreiche den Schwinbach-Skilift. Entlang der Liftspur komme ich sehr zügig hinab. Vor der Talstation geht es halblinks zum Möslelift und dann in großen Serpentinen abwärts nach Menzenwand. Die Runde über die höchsten Erhebungen des Schwarzwalds hinterlassen Hochgefühle, und das an einem Mittwoch.

Hike partners: Frankman


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Comments (2)


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Schubi says:
Sent 6 December 2020, 23h32
Hallo Frankman.
Eine schöne Tourenidee, Glückwunsch zu den herrlichen Eindrücken an solch einem Prachttag!
DIe Endmoräne im Albtal hab ich mir mal von einem Geologen erklären lassen, das hat vor drei Jahren mein Interesse für Eiszeitliches im Schwarzwald geweckt.
Die Krunkelbachhütte und das alpin anmutende Hochtal bei ihr hab ich auch in guter Erinnerung. Interessant, von ihrer meterologische Rolle zu erfahren.
Weiterhin solch gute Touren und Grüße aus der Ortenau,
Frank

Frankman says: RE:
Sent 7 December 2020, 17h40
Hallo Frank,
die Menzenschwander Moräne ist ein wunderbares Relikt aus der Eiszeit. Wenn man mit offenen Augen durch die Landschaft geht, entdeckt man tatsächlich das ein oder andere glaziale Kleinod. Manchmal brauchts aber das Expertenauge, um draufzustoßen.
Bleib wohlauf bei deiner Kraxelei im Nordschwarzwald


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