Kurzbericht 

Follies Brenleire hivernale...


Publiziert von lorenzo , 28. Oktober 2020 um 20:34.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum:18 Oktober 2020
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1215 m
Abstieg: 1215 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Im Fang, Praz-Jean oder mit dem Auto bis zum Parkplatz Haut du Mont]. Zu Fuss von und zurück nach Praz-Jean je ca. 1h länger.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Cabane Les Marindes
Kartennummer:LK 1245 Château d'Oex; M. Brandt, Guide des Préalpes Fribourgeoises, CAS 1991

Nach Schnee bis unter 1500m hinunter wollte ich zum Herbstferienanfang eigentlich eine gemütliche Rekotour im Simmental machen, beim nordseitigen Zustieg und am Grat, der auch aper schwierig genug aussah, war der Schnee aber wohl liegen geblieben. Statt mich jetzt auf einige aussichtslos scheinende Runden Schattenboxens einzulassen, würde ich deshalb besser nächsten Sommer gleich richtig loslegen. Auch auf eine bequeme Herbstwanderung hatte ich wenig Lust, zumal wie am Vortag, als wir im Jura unterwegs waren, wieder Hochnebel angesagt war, nur diesmal mit noch höherer Obergrenze. Dann am besten etwas Bekanntes, einfach unter erschwerten Bedingungen, denn "ä chli bisse mues me!" Wie gerufen tauchte das Zweigestirn aus der geistigen Milchstrasse vor dem inneren Auge auf, das - auch wenn man es in- und auswendig zu kennen glaubt - immer wieder unerwartete Überraschungen bereit hält, bei Nebel und Schnee wohl erst recht.

E
in erster Augenschein auf Gros Mont am nächsten Tag weckte gemischte Gefühle: so war die Savigny NW-Flanke zwar bis zum Kar noch weiss, dafür lichtete sich die Hochnebeldecke stellenweise bläulich auf. Bis Morteys de Folliéran lief denn auch alles rund, und die Folliéran SSW-Flanke sah von weitem fast aper aus. Vor Ort waren Gras und Felsschrofen dann aber von einer zwar optisch ansprechenden, bewegungstechnisch aber delikaten Rauhreifschicht belegt, und stellenweise war sogar Wassereis vorhanden, was entsprechende Vorsicht verlangte und mein Vorwärtskommen verlangsamte - selber schuld, wenn einem der Kopf nicht zugibt, Eisgerät und Steigeisen auszupacken...Während sich die Hochnebeldecke langsam aufzulösen schien, kroch durch das Vallée des Morteys mit beängstigendem Tempo neuer Nebel auf und hüllte bald alles ein. Auch die Gemsen, die darin verschwanden, zum Glück aber keine Steine lösten. Trotzdem winkte nach einigen Rinnen, Rippen und Schneefeldern schon bald das Gipfelkreuz und darüber ein blauer Himmel. Nach einem Blick in die wenig einladende verschneite und sich im Nebel verlierende Folliéran NNW-Flanke gab mein Kopf endlich nach: ich zog die Steigeisen an, nahm das Eisgerät in die Hand und begann vorsichtig mit dem Abstieg. Obwohl ich solcherart ausgerüstet und im Trittschnee guten Halt fand, musste ich nach einigen Stufen, anders als im Sommer, oberhalb eines unüberwindlich scheinenden Abbruchs zuerst nach links, und nach einer plattigen Rinne ausgesetzt wieder nach rechts queren, wo der mir nun vertrauten NNE-Grat wieder einfacher bis zum Col d'Entre Roches führte.

Schon vorher hatte sich der Nebel wieder so weit gelichtet, dass fast der ganze Brenleire WSW-Grat sichtbar gewesen war. Er schien weniger Schnee aufzuweisen als die Folliéran N-Seite, was sich bereits nach den ersten Metern bestätigte. Ich zog deshalb und im Hinblick auf den Felsaufschwung im mittleren Gratdrittel die Steigeisen wieder aus, und schon stand ich unter der ersten Felsstufe, die ich rechts, wo sie leicht überhängt, an zwar guten, dafür aber z.T. verschneiten Griffen mit klammen Fingern überwand. Die über ein Band zu erreichende zweite Felsstufe erklomm ich etwas leichter ganz links. Danach gelangte ich im Zickzack über Bänder und über die restlichen Stufen zum oberen Gratdrittel und über dieses und den obersten SSE-Grat einfach zum Gipfel. Mein Aufatmen war nur von kurzer Dauer, denn die Normal- und Abstiegsroute über den SSE-Grat war wider Erwarten bis zu dessen unterem Ende, wo die Schwierigkeiten erst aufhören, noch grösstenteils eingeschneit. Zudem war der Schnee von der beginnenden Sonneneinstrahlung weich, so dass sich zusammen mit der nassen Erde eine recht rutschige Angelegenheit ergab. Wo sonst versierte TrailrunnerInnen leichtfüssig hinunterhüpfen, kroch ich, mich immer wieder an Felsen und Grasbüscheln haltend im Schneckentempo hinunter, bis ich nach dem Verlassen des Grats Richtung Chaux de Brenleire endlich wieder sicheren Boden unter den Füssen hatte. Nun konnte auch ich meinen Running-Gang einlegen und mit Bergschuhen, Rucksack und aufgeschnalltem Eisgerät als offensichtlicher Running Gag zurück Richtung Gros Mont hinunterflitzen...


Dent de Folliéran
Aufstieg SSW-Flanke: von Haut du Mont (1365m) auf der gelb markierten Alpstrasse bis zur Abzweigung ca. 1395m vor Le Sori und auf dem weiss-rot markierten Bergweg über Oussana (1507m) bis zur Abzweigung ca. 1690m. Auf dem eingezeichneten Pfad (zuoberst undeutlich) über La Case (ca. 1700m) nach Morteys de Folliéran (ca. 1890m) und nach NE z.T. auf Pfadspuren zum Beginn der SW-Flanke (ca. 2030m). Ungefähr in deren Mitte durch Rinnen und über Rippen und ab ca. 2300m nahe dem SSE-Grat auf Gras und Schrofen zum Gipfel (2340m), 2h 15min-2h 45min, T5+.

Abstieg NNW-Flanke und NNE-Grat: vom Gipfel (2340m) in der NNW-Flanke W der Felsen des NNE-Grats über grasig-felsige Stufen und Bänder (I) hinunter bis vor einen felsigen Abbruch. Auf Schrofen absteigende Querung nach W zu einer felsigen Rinne, durch die abgeklettert werden kann (II), und fast horizontale Querung nach E zurück zum NNE-Grat, der über einige Felsstufen (I) zum Col d'Entre Roches (2114m) führt (verschiedene Möglichkeiten, Sommerroute z.T. rot markiert), 45min-1h 30min, T6.

Dent de Brenleire
Aufstieg WSW-Grat: vom Col d'Entre Roches (2114m) über das untere Gratdrittel auf Felsen und Gras (Pfadspuren) zum mittleren Gratdrittel, das über mehrere Felsstufen (I-III) erklettert wird, und auf dem felsig-grasigen oberen Gratdrittel und zuletzt dem obersten SSE-Grat (Pfad) zum Gipfel (2353m), 30min-1h, T5.

Abstieg SSE-Grat: vom Gipfel (2353m) dem eingezeichneten Pfad folgend entlang dem SSE-Grat z.T. ausgesetzt bis ca. 2000m, dann durch die untere SE-Flanke über Chaux de Brenleire (Ruine) nach Brenleire Dessus (1706m). Dem Fahrweg folgend bis Brenleire Dessous (1542m) und auf dem eingezeichneten Pfad (rote Markierungen) zurück nach Haut du Mont (1365m), 45min-1h 15min, T4.

Insgesamt abhängig von den Verhältnissen ca. 4h 15min-6h 30min.

Verhältnisse: bei Bise zunächst Hochnebel und Quellwolken, dann zunehmend Aufhellungen. Gras und Felsen z.T. feucht oder mit Rauhreif belegt. Schnee oberhalb ca. 2000m: Folliéran SSW-Flanke nur Reste, NNW-Flanke und NNE-Grat 10-20cm Trittschnee, Brenleire WSW-Grat z.T. 5-10cm Trittschnee, SSE-Grat z.T. 5-10cm Nassschnee (rutschig).

Material: Leichtsteigeisen und altes Eisgerät zusätzlich zu üblicher Alpinwanderausrüstung.

Fahrplan: 7.30 Start, 10.15 Dent de Folliéran, 12 Uhr Col d'Entre Roches, 13 Uhr Dent de Brenleire, 14.30 retour.

Bemerkung: in den Flanken Vorsicht wegen durch Wild ausgelösten Steinschlag. 

Tourengänger: lorenzo


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T6 II
20 Sep 18
Brenleire - Folliéran · Aendu
T6 II
5 Sep 21
Brenleire - Folliéran - Galère · Nik Brückner
T5- II
11 Sep 16
Dent de Brenleire (2353 m), NW-SE · Randwander
T6
30 Jul 19
Brenleire - Folliéran · Zaza
T6 III
12 Nov 20
Le Tour des Morteys · Bergamotte
T5+
30 Jun 12
Dent de Folliéran 2340m · Pit
T6 II