Grepon - Mer de Glace
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Die Aiguille du Grepon ist mit ihren 3482 der höchste Gipfel der Envers des Aiguilles in Chamonix. Der Gipfel wurde 1881 vom legendären britischen Bergsteiger Albert Mummery, er verschwand später am Nanga Parbat, erstbestiegen. Die Schlüsselstelle der Tour lag damals in der letzten Seillänge der über 1000 Meter hohen Wand. Der von Mummery damals mit Hilfe eines Eispickels erkletterte Riss wurde rasch zum Mythos und als schwerste Seillänge in ganz Chamonix bezeichnet. Die Seillänge wird heute mit dem oberen 5. oder unteren 6. Schwierigkeitsgrad bewertet, damals war das eine Sensation. Fast 140 Jahre nach der ersten Besteigung hat die Aiguille du Grepon nichts von ihrem Mythos eingebüßt, Aspiranten werden auf der Envers des Aiguilles-Hütte daher beim Abendessen von den anderen Bergsteigern ganz besonders gemustert.
Wir stellten uns im August der Herausforderung und versuchten die Besteigung des legendären Gipfels. Kurz vor Anbruch des Tages ging es los, der Zustieg zur Route ist kurz aber hat es in sich: Oft ist die Randkluft im Herbst schwierig oder kaum zu Überwinden. Dank einer Erkundung einer Schweizer Seilschaft vom Vortag waren wir aber bestens informiert und folgten der Anleitung der Schweizer, welche sich bei deren Erzählung ziemlich unglaublich anhörte: Am höchsten Punkt des Gletschers seilt man, gesichert am über eine Schneezunge geworfenen Seils einige Meter in das Innere des Gletschers ab. Dort klettert man nun an den Felsen unterhalb des Eises etwa 40 Meter hinab und erreicht so eine große Höhle im Eis, welche waagrecht durchquert wird. Durch einen schmalen Spalt im Eis schlüpft man wieder ins freie und kommt so zum Einstieg. Und tatsächlich erreichten wir so den Einstieg der Tour. Die ersten Seillängen der Tour „Mer de Glace“ sind technisch nicht allzu schwierig und wir kamen gut voran. Aber mit zunehmender Höhe stiegen auch die Schwierigkeiten und bald wechselten wir von den Bergschuhen auf die Kletterschuhe. In unzähligen Seillängen ging es von nun an deutlich langsamer nach oben. Immerhin sind weit mehr als 1000 Meter zu klettern, fast alle davon sind schwieriger als der 4. Grad. Auch sind in der Wand praktisch keine Haken oder Schlingen zu finden, von Bohrhaken gar keine Rede. Und so waren wir umso erfreuter, also wir die oft als „Punkt des Scheiterns“ bezeichnete Abseilstelle im Wandmitte fanden, welche den weiteren Weg nach oben eröffnete. Spätestens in den senkrechten Rissen oberhalb der „Nische der Freunde“, einem guten Biwakplatz, wurde es richtig schwer. Um den Vorsteiger von der Last des Rucksacks zu befreien, kletterten wir die gesamte Tour mit nur zwei Rucksäcken, diese waren mit Steigeisen, Pickel, Bergschuhen und Notfallausrüstung voll gefüllt und entsprechend schwer. Dennoch erreichten wir am späten Nachmittag, mittlerweile lag die Wand bereits im Schatten und es wurde bitterkalt, die letzten beiden Seillängen, welche sich im 6. Grad ansiedeln und abdrängende, äußerst kräftige Riss- und Piazkletterei aufwiesen. Wenig später, knapp vor 18 Uhr abends standen wir dann tatsächlich gesichert um die berühmte eiserne Madonna auf einem der exklusivsten Gipfel der Alpen!
Aber damit war erst die Hälfte geschafft, der Abstieg durch die Westwand erforderte zwölfmaliges Abseilen durch die zum Teil kräftig vereiste Wand, zum Glück wärmten uns die letzten Sonnenstrahlen. Am Nantillons-Gletscher ging dann die Sonne unter und es wurde stockdunkel. Umso schwieriger stellte sich daher das Abseilen über den mitten im Gletscher liegenden Felsen Rognon dar. Nur mit viel Glück gelang es, die Abseilstellen in der Nacht zu finden und so den unteren Teil des wild zerrissenen Gletschers zu erreichen. Umso beängstigender war es hier nun also in völliger Dunkelheit während rund um uns die Gletscherbrüche ächzten und krachten und in undefinierbarer Ferne wieder und wieder Eistrümmer in die Tiefe stürzten. Doch bald war der letzte Gletscher überwunden und vor uns standen „nur mehr“ 1600 Höhenmeter Abstieg nach Chamonix. Um 3 Uhr früh fielen wir todmüde aber überglücklich ins Bett.
ZUSTIEG: Vom Refuge d'Envers über die Leiter aufwärts, den Weg verlassen und aufwärts in die enge Scharte 2 Minuten ober der Hütte. Jenseits (Fixseil) hinab auf den Gletscher. Diesen schräg aufwärts queren und je nach Schneelage zum Einstieg am obersten Felsband. (30-90 Minuten, je nach Randkluft)
ROUTE: Siehe Topo im Buch von Michel Piola. Das Finden der Abseilstelle stellt wirklich ein Problem dar. Da wir den im Topo beschriebenen Felskopf nicht zweifelsfrei identifizieren konnten hier unsere Beschreibung: Nachdem man den Kessel (Abzweigung Republique) erreicht, klettert man an seinem linken Rand über 3er Gelände aufwärts. Ein runder Felskopf mit rötlicher Färbung und etwa 15 Meter Breite mit dahinter liegendem Spalt wird passiert. Man klettert nun an der Kante und erreicht bald einen 1m großen markanten Block direkt am Grat (Gratzacken), guter Rastplatz und Stand. Hier sieht man bereits gut in die zu überquerende Schlucht. Nun eine Länge durch eine Platte mit Rissen aufwärts und etwas rechts ausholend bis auf Höhe eines kleinen roten Turms (ca. 1m hoch, 50cm breit), hier nach links queren in eine Seitenschlucht, dort einen Block im Schluchtgrund übersteigen, 3m schräg durch einen Riss abklettern und um eine Kante nach links. Ein Band leitet zu einem Stand an dessen Ende (ca. 50m). Dies ist in Anbetracht der Felssteilheit auf der jenseitigen Schluchtseite die logischste und einfachste Stelle um die Schlucht zu überqueren. 7m Abseilen und dann linkshaltend weiterklettern.
Weiters ist der Aufstieg zur Niche des Amis und weiter bis aufs Querband deutlich verkürzt im Piola skizziert und beschrieben (grob 8-10 SL ohne viel Material).
ABSTIEG: Vom Gipfel zurück zum letzten Stand abseilen (25m). Aus der Scharte nach Westen 2-3x 25m abseilen und queren bis zum markanten Turm (die Stände sind gut sichtbar). Vom markanten Turm entweder am Fußabstieg gerade an der Kante weiter oder Abseilweg: Vom markanten Turm in Falllinie nach Süden mit 50er Halbseilen mehrfach durch die Südwestwand abseilen, klappt sehr gut, ganz zuletzt auf den Gletscher abseilen. Am Gletscher nun steil hinab und linkshaltend auf die Felsinsel des Rognon (je nach Zustand bis 35° und viele Spalten). Am Rognon nach Westen (Steinmänner) und etwa 10 Minuten abklettern (I-II). Abseilstand an der Kante (Steigspuren, Stand 3m anklettern I+, expo!). Nun 6x 30m abseilen, von oben gesehen am Beginn 2x etwas rechtshaltend, dann ziemlich in Falllinie runter zum Gletscher. Diesen nun nach links teils steil, teils schottrig queren bis auf die Moräne. Hier hat man es geschafft, die 1300HM nach Chamonix sind dann nur mehr halb so wild!
Wir stellten uns im August der Herausforderung und versuchten die Besteigung des legendären Gipfels. Kurz vor Anbruch des Tages ging es los, der Zustieg zur Route ist kurz aber hat es in sich: Oft ist die Randkluft im Herbst schwierig oder kaum zu Überwinden. Dank einer Erkundung einer Schweizer Seilschaft vom Vortag waren wir aber bestens informiert und folgten der Anleitung der Schweizer, welche sich bei deren Erzählung ziemlich unglaublich anhörte: Am höchsten Punkt des Gletschers seilt man, gesichert am über eine Schneezunge geworfenen Seils einige Meter in das Innere des Gletschers ab. Dort klettert man nun an den Felsen unterhalb des Eises etwa 40 Meter hinab und erreicht so eine große Höhle im Eis, welche waagrecht durchquert wird. Durch einen schmalen Spalt im Eis schlüpft man wieder ins freie und kommt so zum Einstieg. Und tatsächlich erreichten wir so den Einstieg der Tour. Die ersten Seillängen der Tour „Mer de Glace“ sind technisch nicht allzu schwierig und wir kamen gut voran. Aber mit zunehmender Höhe stiegen auch die Schwierigkeiten und bald wechselten wir von den Bergschuhen auf die Kletterschuhe. In unzähligen Seillängen ging es von nun an deutlich langsamer nach oben. Immerhin sind weit mehr als 1000 Meter zu klettern, fast alle davon sind schwieriger als der 4. Grad. Auch sind in der Wand praktisch keine Haken oder Schlingen zu finden, von Bohrhaken gar keine Rede. Und so waren wir umso erfreuter, also wir die oft als „Punkt des Scheiterns“ bezeichnete Abseilstelle im Wandmitte fanden, welche den weiteren Weg nach oben eröffnete. Spätestens in den senkrechten Rissen oberhalb der „Nische der Freunde“, einem guten Biwakplatz, wurde es richtig schwer. Um den Vorsteiger von der Last des Rucksacks zu befreien, kletterten wir die gesamte Tour mit nur zwei Rucksäcken, diese waren mit Steigeisen, Pickel, Bergschuhen und Notfallausrüstung voll gefüllt und entsprechend schwer. Dennoch erreichten wir am späten Nachmittag, mittlerweile lag die Wand bereits im Schatten und es wurde bitterkalt, die letzten beiden Seillängen, welche sich im 6. Grad ansiedeln und abdrängende, äußerst kräftige Riss- und Piazkletterei aufwiesen. Wenig später, knapp vor 18 Uhr abends standen wir dann tatsächlich gesichert um die berühmte eiserne Madonna auf einem der exklusivsten Gipfel der Alpen!
Aber damit war erst die Hälfte geschafft, der Abstieg durch die Westwand erforderte zwölfmaliges Abseilen durch die zum Teil kräftig vereiste Wand, zum Glück wärmten uns die letzten Sonnenstrahlen. Am Nantillons-Gletscher ging dann die Sonne unter und es wurde stockdunkel. Umso schwieriger stellte sich daher das Abseilen über den mitten im Gletscher liegenden Felsen Rognon dar. Nur mit viel Glück gelang es, die Abseilstellen in der Nacht zu finden und so den unteren Teil des wild zerrissenen Gletschers zu erreichen. Umso beängstigender war es hier nun also in völliger Dunkelheit während rund um uns die Gletscherbrüche ächzten und krachten und in undefinierbarer Ferne wieder und wieder Eistrümmer in die Tiefe stürzten. Doch bald war der letzte Gletscher überwunden und vor uns standen „nur mehr“ 1600 Höhenmeter Abstieg nach Chamonix. Um 3 Uhr früh fielen wir todmüde aber überglücklich ins Bett.
ZUSTIEG: Vom Refuge d'Envers über die Leiter aufwärts, den Weg verlassen und aufwärts in die enge Scharte 2 Minuten ober der Hütte. Jenseits (Fixseil) hinab auf den Gletscher. Diesen schräg aufwärts queren und je nach Schneelage zum Einstieg am obersten Felsband. (30-90 Minuten, je nach Randkluft)
ROUTE: Siehe Topo im Buch von Michel Piola. Das Finden der Abseilstelle stellt wirklich ein Problem dar. Da wir den im Topo beschriebenen Felskopf nicht zweifelsfrei identifizieren konnten hier unsere Beschreibung: Nachdem man den Kessel (Abzweigung Republique) erreicht, klettert man an seinem linken Rand über 3er Gelände aufwärts. Ein runder Felskopf mit rötlicher Färbung und etwa 15 Meter Breite mit dahinter liegendem Spalt wird passiert. Man klettert nun an der Kante und erreicht bald einen 1m großen markanten Block direkt am Grat (Gratzacken), guter Rastplatz und Stand. Hier sieht man bereits gut in die zu überquerende Schlucht. Nun eine Länge durch eine Platte mit Rissen aufwärts und etwas rechts ausholend bis auf Höhe eines kleinen roten Turms (ca. 1m hoch, 50cm breit), hier nach links queren in eine Seitenschlucht, dort einen Block im Schluchtgrund übersteigen, 3m schräg durch einen Riss abklettern und um eine Kante nach links. Ein Band leitet zu einem Stand an dessen Ende (ca. 50m). Dies ist in Anbetracht der Felssteilheit auf der jenseitigen Schluchtseite die logischste und einfachste Stelle um die Schlucht zu überqueren. 7m Abseilen und dann linkshaltend weiterklettern.
Weiters ist der Aufstieg zur Niche des Amis und weiter bis aufs Querband deutlich verkürzt im Piola skizziert und beschrieben (grob 8-10 SL ohne viel Material).
ABSTIEG: Vom Gipfel zurück zum letzten Stand abseilen (25m). Aus der Scharte nach Westen 2-3x 25m abseilen und queren bis zum markanten Turm (die Stände sind gut sichtbar). Vom markanten Turm entweder am Fußabstieg gerade an der Kante weiter oder Abseilweg: Vom markanten Turm in Falllinie nach Süden mit 50er Halbseilen mehrfach durch die Südwestwand abseilen, klappt sehr gut, ganz zuletzt auf den Gletscher abseilen. Am Gletscher nun steil hinab und linkshaltend auf die Felsinsel des Rognon (je nach Zustand bis 35° und viele Spalten). Am Rognon nach Westen (Steinmänner) und etwa 10 Minuten abklettern (I-II). Abseilstand an der Kante (Steigspuren, Stand 3m anklettern I+, expo!). Nun 6x 30m abseilen, von oben gesehen am Beginn 2x etwas rechtshaltend, dann ziemlich in Falllinie runter zum Gletscher. Diesen nun nach links teils steil, teils schottrig queren bis auf die Moräne. Hier hat man es geschafft, die 1300HM nach Chamonix sind dann nur mehr halb so wild!
SCHWIERIGKEIT: 5c (5c obl.). Lange, herausragende Kletterei in allen Formen! Sensationelle Route!
ABSICHERUNG: +/++++, Alpin, keine Bohrhaken. Absicherung mit mobilen Sicherungsmitteln großteils gut möglich. Aufgrund der Länge der Tour muss man aber aus Zeitgründen bei der Absicherung Kompromisse eingehen.
Abseilpiste gut eingerichtet!
Abseilpiste gut eingerichtet!
WETTER: Traumtagerl
MIT WAR: Karin, Tanja
Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Mountaineering
Hike partners:
Matthias Pilz

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