Hütteltalkopf 2.962m


Publiziert von Baob , 17. September 2020 um 16:51.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:15 September 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:16km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über B165 Gerlospassstraße zu den Parkplätzen der Krimmler Wasserfälle
Kartennummer:AV Zillertaler Alpen Ost 35/3

Gestartet sind wir bei traumhaft herbstlichen Wetter in Unterkrimml in der Nähe vom Fernwärmewerk. Wir fanden zu dieser Tour leider nur ganz wenig Auskunft und wanderten dementsprechend einfach drauf los. Anfangs gingen wir ein kurzes Stück den Tauernradweg Richtung Wald im Pinzgau entlang. Laut Karte müsste kurz vor der neu errichteten Wildbachverbauung rechts ein Jägersteig weggehen. Markiert war nix, doch bei genauen hinschauen erkannte man schon kleine Trittspuren. Wir folgten diesen und merkten, dass hier wohl nicht sonderlich viel Leute unterwegs sind. Nach kurzer Zeit kamen wir zu einem Hochsitz und ab da war nur noch die reinste Vegetation. Kein Weg mehr zu erkennen. Wir checkten die Karte und wussten, dass wir hier querfeldein in Kürze den Forstweg der Jäger erreichen werden. Also diretissima rauf. Dort angelangt sahen wir ein kleines aber gut erkennbares Schild "Rinderkarsee 4 Std". Ab hier ist der Steig auch wieder gut erkennbar und mehr oder weniger gut markiert. Hierher verirren sich aber auch nur noch Leute die öfter wandern. Ab jetzt wurde es richtig steil. Durch dichten Wald steigt man immer höher, bis man auf 1660m zur Jägerhütte kommt und zum ersten Mal seit einer Stunde Gehzeit das Gelände kurzzeitig etwas abflacht.

Der Wald wird etwas alpiner, sprich weniger Fichten mehr Zirben und Lärchen. Bis jetzt haben wir heute nur den Jäger gesehen. Ein idyllischer Bergmorgen. Traumhaft. Die nächsten 600hm bis zum Rinderkarsee sind wie die ersten 600hm, einfach nur brutal steil ohne viel Verschnaufpausen. Jetzt kommt auch noch dazu, dass ab kurz nach der Jägerhütte der Wald lichter wird und die Sonne gnadenlos runterheizt. Am See stärken wir uns kurz und beraten uns über die Spurwahl zur ab hier weglosen Seekarscharte. Diese ergibt sich aber während des Gehens von alleine. Einfach der durchs Gelände vorgegeben logischen Linie folgen. Ab dem See geht das Gelände von mit Almrosen bewachsenen Hängen in grobes Blockgestein über.

An der Seekarscharte hat man das erste Mal so richtig Einblick in den NO-Grat des Hütteltalkopfs. Dieser wirkt sehr brüchig und !Überraschung! steil. Nach kurzen Zweifeln und Überlegen erschreckt uns ein Herr der vom Seebach aus aufgestiegen ist. Er hat genauso wenig wie wir mit anderen Menschen hier oben gerechnet. Nach kurzen Gespräch mit ihm entscheiden wir uns den Gipfel gemeinsam zumindest zu versuchen. Anfangs alles noch unerwartet "flach", relativ breit und fest wird es auf einen Schlag sehr steil und brüchig. Jedoch ist die Wegfindung in dieser Flanke/auf dem Grat einfacher als von der Scharte aus vermutet. Die letzten 100hm steilt es nochmals ordentlich auf und nun ist es mehr Sand als Gestein. Hier schert man kurzzeitig in die Ostflanke aus. Die mittelgroßen Blöcke rutschen alle bei Belastung weg, dementsprechend muss man manchmal schon ein oder zweimal einen Block "antesten". Hier ist wirklich höchste Konzentration, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit gefordert. Kurz vorm Gipfel ist man wieder direkt auf dem Grat und es ist eine reine Genusskraxelei über schöne feste Granitblöcke. Ein relativ neues kleines Gipfelkreuz markiert den höchsten Punkt. Hier oben hat man heute bei klarsten Herbstwetter wunderschöne Aus- und Tiefblicke. Seit Jahren schau ich von zuhause in Königsleiten auf den Gipfel und träumte davon hier oben zu sein. Hart erarbeitet war es endlich soweit. 

Nach kurzem ausrasten geht's über den gleichen Weg wieder retour. Bis zur Seekarscharte ist wieder höchste Fokussierung notwendig. Von hier aus hat man drei Abstiegsmöglichkeiten. Über den Seebachsee zum Hopffeldboden, über das Sulzauer Rinderkar (bis kurz unterm Rabenköpfl weglos) oder über unseren Aufstiegsweg übers Krimmler Rinderkar. Wir entschieden uns für Bekanntes und uns bangte es schon ein wenig vor der Steilheit und der Höhenmeter die wir nun abwärts vor uns hatten. Mit mehreren kurzen Pausen und etwas Jammerei kommen wir zum Forstweg zurück und entschließen uns nun dem Weg Richtung Vorderkrimmler Bahnhof zu folgen um dann über den Tauernradweg zum Auto zurückzukommen. Nach einer guten Stunde sind wir dann endlich wieder am Ausgangspunkt angelangt.

Fazit zu einer traumhaften Tour: durchgehend steil, teilweise schwierige Wegfindung, trotz Sees wenig Wasserläufe und ab der Hälfte der Tour kein Schatten mehr. Ich glaube der Weg zum Rinderkarsee wird außer von Jägern sehr selten begangen. Es ist zwar eine Schinderei aber jedes Wehwechen wert.    

Tourengänger: Baob


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