Wieder Flieger am Himmel oder die Polemik genau vor einem Jahr ...


Publiziert von Henrik , 10. Juli 2020 um 14:24.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum: 8 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI 
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 75 m
Abstieg: 335 m
Strecke:Wenn die Strasse von feuchtem Teer noch dampft!
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Unterkunftmöglichkeiten:Rodi - Hotel Baldi .... sehr gute Pizzen
Kartennummer:Eine Hommage an den Bericht genau vor einem Jahr

... wieder hat es Flieger am Himmel ... das Blau wird kunstgerecht durchschnitten... wie mit einem Skalpell ritzt der Kondensstreifen das Firmament... ich nehme die Kanten zwischen die Finger und entzweie den azurnen Stoff ... und bin erstaunt, dass das Dahinter sich nicht Schwarz eröffnet! Ich kann es nicht beschreiben, vielleicht hat es jemand hier, der das kann?
 
... die vorabendliche Konsultation des online-Fahrplans der SBB besagt eine Zugnummer 667, auf Reisezüge.ch ist das ein ICN. Damit würde ich allerdings entgegen der Gewohnheit schon zwei Stunden eher gebeten, aufzubrechen und wenn ich ICN lese, braucht es keinen Niemand, der mich anzustossen hätte, geschweige ein Stöckchen! An Gleis 8 steht aber ein Giruno! Das behagt mir gar nicht, immerhin habe ich dieses neue Paradepferd der SBB im Zeitraum Dezember 2019 bis zum 10. März 2020 mehrmals schon genutzt, mir wurde schlecht und ich hatte Schweissausbrüche, ich habe als Folge mich mit dem Kundendialog SBB in Bern beschwerend in Verbindung gesetzt – ich führte das auf den Kunststoff zurück, der diese Emissionen von sich gab, der Giruno ist fast vollständig ein Plastikteil. Es gab kein zurück...
 
... ich setzte mich in den hinteren Teil, Wagen 2, folgsam amtlich verordnet mit Mund- und Nasenmaske auf dem Gesicht, wie fast alle, die im Zug da mitfuhren. Die Auslastung entsprach nicht zwei roten Figürchen, sondern ich würde behaupten drei, mindestens bis Luzern. Und es roch nicht nach Kunststoff, mir wurde nicht schlecht und ich hatte keinen Schweissausbruch, zusätzlich zur Jungfernfahrt „maskiert“! Draussen bahnte sich ein Tropentag heran. Wäre Grund genug, das auch noch schuldig zu sprechen: ich bin ja auf Eis getrimmt. Und mag dicht gedrängte Räume, die Klaustrophobie aufkommen lassen ... könnten, gar nicht. Ich war ruhig, atmete wie sonst und der Zug fuhr schüttelfrei nach Luzern! Im Rucksack mit Chips, Schokolade, Nussmischung ausgestattet...
 
... die Passage zwischen Luzern und Arth-Goldau wird im Tempo einer Strassenbahn gefahren – wer nicht die NEAT wählt, muss umsteigen, den Basler- oder Zürcherzug, der IR nach Erstfeld. Genau ein Jahr her, habe ich eine solche Fahrt ab Arth-Goldau nach Erstfeld beschrieben, minutiös, vielleicht politisch nicht korrekt, beobachtend und schliesslich auch mit einer Portion Irritation und Nervigkeit!
 
... Gluscht nach Zmittag stellt sich ein – in der SBB-Kantine in Erstfeld gibt es heute Kabeljau mit Salzkartoffeln, Broccoli und Rüeblis. Zum Dessert eine Schaum-Schoko-Kugel, so bleibe ich politisch korrekt! Eine Stunde später, an Gleis vier steht der RE nach Airolo, dort steht der Kleinbus nach Dalpe für 13.31. Während der Mittagspause habe ich mich der Maske Nummer 1 entledigt, vollständig, und sie dem Abfall zugeführt, für Airolo bis Dalpe kommt Maske 2 auf’s Gesicht, auch wenn sie in Airolo weder auf der Toilette noch auf der Strasse die paar Minuten nötig wäre – man merkt es schon, hier wird narrativ auf das Maskentragen im ÖV eingegangen, dokumentiert und auch hinterfragt... mir fällt auf, dass in den ÖV-relevanten Berichten dazu noch nichts zu lesen war... kann das sein, damit eröffne ich die Debatte!

... im 117er nach Dalpe bin ich der einzige Fahrgast. Ich bin versucht, gegen das Amt zu verstossen, mich der Maske zu entledigen. Denn in der Blechhülse Postauto ist es stickig heiss, das Fahrzeug stand lediglich 12 Minuten in Airolo in der Sonne...
 
... es steigt in Ambri-Piotta eine junge Frau zu, mit einer Stoffmaske... das ist übrigens eine Überlegung, die mich auch noch umtreibt. Schon der Kosten wegen und des artifiziellen Geruchs der Luft, die man den Choanen zuführt... in weiten Serpentinen nähert sich das Poschti meinem Ausgangspunkt: Dalpe, Campiano. An der Haltestelle packe ich um, die mit einem Logo von Land Rover bestückte Schildmütze hervorgekramt, die Lumix hervorgezogen und endlich die Maske Nummer 2 in den Abfall, hier ein Kotsäckchensammler für die Hündeler. Ziel ist Rodi – Casa von Mentlen. Das dorthin ist Usus. Zuletzt war ich hier im Schnee, am 10. März, aber in Dalpe genächtigt habe ich am 17./18. Juni im Hotel des Alpes/Dalpe.
 
... bevor der Weg auch in weiten Serpentinen das Spazieren zum Genuss werden lässt, halte ich kurz inne: auf der gegenüberliegenden Talseite erhebt sich der Form sehr ähnlich dem Sosto in Olivone, der Pécian mit 2662 m und seinem gut sichtbaren Gipfelkreuz. Niemand kreuzt den Weg, in Prato/Leventina suche ich die Passage, die mir das Gehen auf der Strasse erleichtert, bei der Neuteerung, die im Gange ist,  sprichwörtlich heisser Teer kann ich orografisch links einen verwucherten Weg nehmen, der zur Haltestelle Casa Gendotti führt. Von hier sind es wenige Minuten bis zur Postautohaltestelle Rodi/Casa von Mentlen.
 
... Maske Nummer 3 folgt – der 191er nach Bellinzona ist gut belegt.  Ich reise bis nach Faido, sechs Minuten reichen für den Besuch der Stahltankversion Öffentliche Toilette. Der RegioExpress nach Erstfeld ist auch gut belegt, alle „maskiert“, die ich visuell erheische. In Göschenen wird Gleis 1 erneuert – wen wundert’s, hier steigen so viele zu, dass Stehen angesagt ist – und alle solidarisch die Maske im Gesicht haben. Würde man den Abstand mit Lineal/Band eruieren, man hätte seine Mühe mit den 150 cm! In Erstfeld „fliegen“ die Masken vom Gesicht, obgleich dieselben wieder das Gesicht zieren werden, denn für die Meisten ist eine Weiterfahrt angesagt. Das An- und Abziehen, das Trinken und Essen, das Glacé schlürfen geht nur, wenn die Maske unters Kinn gezogen wird oder man diese nasenwärts nach oben faltet... oder sich ihrer kurz entledigt und wieder anbringt... ob das BAG über dieses Handling erfreut ist, wohl kaum. Als gewesener/einstiger Intensivpflegefachmann füge hier an: so geht das korrekterweise natürlich nicht – jedes Mal müsste eine neue Maske aufs Gesicht!
 
... Maske vier kommt in Luzern auf mein Gesicht, da Maske 3 feucht geworden ist. Zudem möchte ich was trinken und ein paar Nüsse aus der Nussmischung mir zuführen.  Maske fünf (richtig) kommt in Basel zur Anwendung, noch kurz bei COOP Centralbahnplatz (mit C) eingekauft und für das Tram SBB via Aeschenplatz zum St. Jakobs-Denkmal (Tram 15).  Fünf Masken gebraucht, etwa fünf Franken verbraten und einige neue unbeantwortete Fragen kreiert. Das Tragen solidarisch ist eins, das sichtbare „Un“-Handling ein Anderes.
 
 
... was das Maskentragen auch impliziert, hier eine Übersicht, freie Auslegung:
 
·        Zahnpflege nicht ganz so einfach
 
·        Nasenbohren schwieriger
 
·        Mundgeruch-reduzierend
 
·        Phonation durch Sprechen verändert
 
·        weniger Handygebrauch, nicht nur der möglichen Kontamination wegen
 
·        massiv weniger Mimik erkennbar
 
·        Solidarität vorhanden, noch
 
·        Debattenausweitung Vermummungsverbot/-gebot


Tourengänger: Henrik
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Kommentare (4)


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Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 10. Juli 2020 um 15:44
Zwischen 1.5 und 28.6 gab es täglich bis 91 Ansteckungen, am 8.7.2020 wo du unterwegs waren es 85. Fazit: Es ging 2 Monate ohne staatlich verordeten Maulkorb im ÖV und die Fallzahlen gingen dennoch nicht hoch. Jetzt mit den gleichen hohen Fallzahlen soll man plötzlich einen Lappen im Gesicht tragen?!?! Nach den Fallzahlen macht das absolut keinen Sinn und möglichst jeder sollte die ÖV-Zwangsmassnahmen ignorieren, umgehen und zivil ungehorsam sein.

Henrik hat gesagt: ÖV-Zwangsmassnahmen ignorieren, umgehen und zivil ungehorsam sein.
Gesendet am 10. Juli 2020 um 16:21
Debatte eröffnet....

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 10. Juli 2020 um 16:40
:-)

mong hat gesagt:
Gesendet am 10. Juli 2020 um 18:13
Ich finde diese Masken doof.


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