Schräge Pfade in den Schrammsteinen: Sandreiße, Schwedenhütte, Drohne
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Schon länger stand mir die ominöse Schwedenhütte, irgendwo östlich unter dem Mittleren Torstein gelegen, im Sinn -- doch nie hatte ich sie bislang gefunden! Es handelt sich um einen Aussichtshorst in den Ostabstürzen der Torsteine, im 19. Jh offenbar ein gern genutztes Ausflugsziel. Ob der Name gerechtfertigt ist und auch schon früher jemand dort oben vor den Schweden Schutz suchte, ist wohl nicht belegt... Heute scheint der Ort mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Im Netz fand ich bislang nichts darüber. So habe ich mir extra ein Stiegenbüchlein aus dem Heimatbuchverlag des Lokalexperten Michael Bellmann zugelegt (ISBN: 978-3-937537-45-0)... Im Nachhinein kann ich tatsächlich sagen: Ohne entsprechende Hinweise (Kriechgang) hätte ich dieses Versteck noch lange suchen können :)
Ausgangspunkt zur Schwedenhütte ist der zauberhafte Frühstücksplatz in den Torsteinen. Hierhin führt von der überbevölkerten Schrammsteinaussicht ein wunderbar abwechslungsreicher Wander- und Kraxelweg (u.a. auch auf Hikr beschrieben). Heute wollen wir allerdings einen alternativen Zustieg von Norden erkunden, die berüchtigte Sandreiße. Im Netz sind darüber bislang kaum Auskünfte zu erhalten -- ein Glück, dass besagtes Stiegenbüchlein auch diesen Weg im Portfolio führt!
Der Zustieg zur Sandreiße erfolgt vom breiten Wanderweg (dem Vorderwinkel), welcher nördlich an den Schrammsteinen vorbeizieht. Nachdem wir die Torsteine rechterhand passiert haben, holt der Weg zu einer südlichen Schleife aus. Am südlichsten Punkt, bevor sich der Weg wieder nach Norden wendet, findet sich rechterhand und gut sichtbar der Abzweig zu einem Kletterzustieg. Dieser führt uns hinauf an die Felsen, wo wir einen Querweg passieren. Wir steigen geradeaus noch weiter aufwärts und in eine Felsspalte hinein. Nach wenigen Metern in der Schlucht weist ein Pfeil nach links hinauf in eine Querspalte, und die Kletterei beginnt: Zunächst geht es anspruchsvolle 2m auf einen Absatz in die Querspalte hinein (UIAA II+). Die Spalte führt dann zunächst wieder leicht abwärts. Am Ende ist sie gegenwärtig mit dem (angesichts der übrigen Schwierigkeiten etwas ironisch anmutenden) Komfort einer kurzen Holzleiter geziert, und wir blicken geradeaus etwas luftig direkt zurück ins Tal. Mit diesem Tiefblick queren wir leicht aufwärts nach rechts und gelangen unter einen Absatz, wiederum rechterhand. Dessen Erreichen über eine relativ ausgesetzte, auf Reibung zu erkletternde Rinne (II) stellt wohl die Schlüsselstelle des Aufstiegs dar. Evtl. geht es etwas leichter über eine engere, besser gestufte Rinne weiter links, in die wir jedoch nur noch von oben Einblick erhalten. Die Wegfindung ist hier nicht ganz trivial -- generell gilt, sich eher links zu halten. Im Anschluss an die Rinne finden wir linkerhand ein paar verwaschene Tritte auf einer Felsrippe und eine weitere kurze, tief eingeschnittenen Rinne, die etwas unhandlich zu ersteigen ist. An deren Ende laufen Trittspuren am Grund einer großen Felsspalte geradeaus in ein Loch (Sackgasse!) -- stattdessen sollte vorher wenige Meter auf schmalem Trittband nach links gequert werden. Dieses stellt zugleich das Ende der Hauptschwierigkeiten dar. Nun nach rechts wesentlich leichter zum Ausstieg und -- Pfadspuren folgend im Zickzack -- auf den von der Schrammsteinaussicht herführenden Pfad. Wir folgen ihm nach rechts, wo der Weg uns am fingerartig-markanten Klettergipfel der Tante vorbei zum Frühstücksplatz führt. Hier legen wir erst mal eine gebührende Pause ein, inhalieren die spektakulären Nah- und Fernblicke.
Dann folgt das Finale Furioso zur Schwedenhütte: Zwischen dem Mittleren Torstein und dem Klettergipfel Drohne geht es durch ein Felsentor auf die Ostseite des Massivs mit eindrucksvollem Tiefblick. Ein schmaler Pfad quert nach links, vorbei an einer kleinen Felsnische, und endet wenig später vor einem scheinbar unpassierbaren Abrund. Doch hier heißt es: runter auf den Bauch, und einige wenige Meter hindurchgerobbt! Keine Ahnung, wie dies in der T-Skala zu fassen sei -- in der Kriech-Skala ist er jedenfalls schon recht schwierig, denn ein Rucksack passt nicht mehr auf den Rücken (und müsste ggf. vorneweg geschoben werden)! Schon stehen wir auf der anderen Seite in einer geschützten Höhlung inmitten der Torstein-Ostwände, versehen mit allerlei Inschriften aus über 150 Jahren... Das Mysterium ist gelüftet ;) Wir lassen uns Zeit zu staunen, bevor wir den Kriechgang retour robben.
Wer es bis zum Frühstücksplatz geschafft hat, kann sich mit einem der vielen möglichen Gipfelanstiege belohnen. Überaus empfehlenswert z.B. die Bergfahrt über den Alten Weg auf den Mittleren Torstein. Heute wollen wir uns hingegen am für uns noch unbekannten Westweg (Sachsen-II, UIAA III) auf die Drohne versuchen. Die kurze Kletterei entlang der Westkante ist fast gänzlich von unten einzusehen: Zunächst eine kleine Stufe mit anschließenden Kamin hinauf und weiter schräg nach oben in eine kleine Höhlung. Hier senkrecht nach oben in einen weiteren kurzen Kamin mit gutmütigem Ausstieg, und es bleibt nur noch ein kurzer Spaziergang auf dem Gipfeldach nach rechts bis zum Gipfelbuch. Die Aussicht ist fantastisch und beinahe so umfassend wie vom Mittleren Torstein. Der Abstieg erfolgt auf dem Anstiegsweg, dank der moderaten Ausgesetztheit in den Kaminen recht gut machbar. Wer ein Seil mitführt, kann stattdessen die Abseilöse in die Scharte zum Mittleren Torstein nutzen.
Nun geht es an den Rückweg: Die Sandreiße im Abstieg ist ohne Seil gar nicht zu empfehlen. So ignorieren wir deren Abzweig und folgen dem anregenden Pfad geradeaus, unterhalb der Schrammsteinaussicht vorbei bis zur Touristenautobahn mit einer Fülle an Möglichkeiten, von dort wieder ins Tal zu gelangen...
Fazit: Ungewöhnliche, über vergleichsweise lange Strecken einsame "Wanderung" für Experimentierfreudige in einem stark frequentierten Gebiet. Die Sandreiße ist von der Schwierigkeit evtl. vergleichbar mit der Fluchtwandstiege -- von mir hier mit T5, UIAA II+ eingeschätzt; u.a. ausgesetzte Reibungskletterei, empfehlenswert nur im Aufstieg, nicht bei Nässe; Sicherungsseil anzuraten für Kinder oder Unerfahrene. Wer einen entspannten Zustieg zum Frühstücksplatz sucht oder mit größerem Gepäck unterwegs ist, wird den Zugang von der Schrammsteinaussicht bevorzugen. Die Schwedenhütte ist vom Frühstücksplatz ein kurzes, tolles Abenteuer! Die Drohne verlangt Kaminklettern im III. Schwierigkeitsgrad UIAA -- keinesfalls unlohnend, doch bietet der Mittlere Torstein eine technisch einfachere und lohnendere (allerdings bzgl. Wegsuche anspruchsvollere und längere) Alternative.
Update Herbst 2021: Achtung, die auf Reibung zu erkletternde Rinne (Schlüsselstelle Sandreiße) ist durch Erosion noch schwieriger geworden (UIAA III)! Momentan hilft eine lose heraushängende Wurzel noch bei der Ersteigung. Mögliche Alternative: Unter dem schwierigen Absatz nicht die Rinne rechts hinauf, sondern weiter in sanft ansteigendem Gelände geradeaus nach Osten queren und hinein in ein kleines Loch, welches sich zu einem Tunnel nach rechts oben erweitert. Zwar etwas eng und feucht, doch wird dadurch fast das gesamte Absturzgelände umgangen.
Ausgangspunkt zur Schwedenhütte ist der zauberhafte Frühstücksplatz in den Torsteinen. Hierhin führt von der überbevölkerten Schrammsteinaussicht ein wunderbar abwechslungsreicher Wander- und Kraxelweg (u.a. auch auf Hikr beschrieben). Heute wollen wir allerdings einen alternativen Zustieg von Norden erkunden, die berüchtigte Sandreiße. Im Netz sind darüber bislang kaum Auskünfte zu erhalten -- ein Glück, dass besagtes Stiegenbüchlein auch diesen Weg im Portfolio führt!
Der Zustieg zur Sandreiße erfolgt vom breiten Wanderweg (dem Vorderwinkel), welcher nördlich an den Schrammsteinen vorbeizieht. Nachdem wir die Torsteine rechterhand passiert haben, holt der Weg zu einer südlichen Schleife aus. Am südlichsten Punkt, bevor sich der Weg wieder nach Norden wendet, findet sich rechterhand und gut sichtbar der Abzweig zu einem Kletterzustieg. Dieser führt uns hinauf an die Felsen, wo wir einen Querweg passieren. Wir steigen geradeaus noch weiter aufwärts und in eine Felsspalte hinein. Nach wenigen Metern in der Schlucht weist ein Pfeil nach links hinauf in eine Querspalte, und die Kletterei beginnt: Zunächst geht es anspruchsvolle 2m auf einen Absatz in die Querspalte hinein (UIAA II+). Die Spalte führt dann zunächst wieder leicht abwärts. Am Ende ist sie gegenwärtig mit dem (angesichts der übrigen Schwierigkeiten etwas ironisch anmutenden) Komfort einer kurzen Holzleiter geziert, und wir blicken geradeaus etwas luftig direkt zurück ins Tal. Mit diesem Tiefblick queren wir leicht aufwärts nach rechts und gelangen unter einen Absatz, wiederum rechterhand. Dessen Erreichen über eine relativ ausgesetzte, auf Reibung zu erkletternde Rinne (II) stellt wohl die Schlüsselstelle des Aufstiegs dar. Evtl. geht es etwas leichter über eine engere, besser gestufte Rinne weiter links, in die wir jedoch nur noch von oben Einblick erhalten. Die Wegfindung ist hier nicht ganz trivial -- generell gilt, sich eher links zu halten. Im Anschluss an die Rinne finden wir linkerhand ein paar verwaschene Tritte auf einer Felsrippe und eine weitere kurze, tief eingeschnittenen Rinne, die etwas unhandlich zu ersteigen ist. An deren Ende laufen Trittspuren am Grund einer großen Felsspalte geradeaus in ein Loch (Sackgasse!) -- stattdessen sollte vorher wenige Meter auf schmalem Trittband nach links gequert werden. Dieses stellt zugleich das Ende der Hauptschwierigkeiten dar. Nun nach rechts wesentlich leichter zum Ausstieg und -- Pfadspuren folgend im Zickzack -- auf den von der Schrammsteinaussicht herführenden Pfad. Wir folgen ihm nach rechts, wo der Weg uns am fingerartig-markanten Klettergipfel der Tante vorbei zum Frühstücksplatz führt. Hier legen wir erst mal eine gebührende Pause ein, inhalieren die spektakulären Nah- und Fernblicke.
Dann folgt das Finale Furioso zur Schwedenhütte: Zwischen dem Mittleren Torstein und dem Klettergipfel Drohne geht es durch ein Felsentor auf die Ostseite des Massivs mit eindrucksvollem Tiefblick. Ein schmaler Pfad quert nach links, vorbei an einer kleinen Felsnische, und endet wenig später vor einem scheinbar unpassierbaren Abrund. Doch hier heißt es: runter auf den Bauch, und einige wenige Meter hindurchgerobbt! Keine Ahnung, wie dies in der T-Skala zu fassen sei -- in der Kriech-Skala ist er jedenfalls schon recht schwierig, denn ein Rucksack passt nicht mehr auf den Rücken (und müsste ggf. vorneweg geschoben werden)! Schon stehen wir auf der anderen Seite in einer geschützten Höhlung inmitten der Torstein-Ostwände, versehen mit allerlei Inschriften aus über 150 Jahren... Das Mysterium ist gelüftet ;) Wir lassen uns Zeit zu staunen, bevor wir den Kriechgang retour robben.
Wer es bis zum Frühstücksplatz geschafft hat, kann sich mit einem der vielen möglichen Gipfelanstiege belohnen. Überaus empfehlenswert z.B. die Bergfahrt über den Alten Weg auf den Mittleren Torstein. Heute wollen wir uns hingegen am für uns noch unbekannten Westweg (Sachsen-II, UIAA III) auf die Drohne versuchen. Die kurze Kletterei entlang der Westkante ist fast gänzlich von unten einzusehen: Zunächst eine kleine Stufe mit anschließenden Kamin hinauf und weiter schräg nach oben in eine kleine Höhlung. Hier senkrecht nach oben in einen weiteren kurzen Kamin mit gutmütigem Ausstieg, und es bleibt nur noch ein kurzer Spaziergang auf dem Gipfeldach nach rechts bis zum Gipfelbuch. Die Aussicht ist fantastisch und beinahe so umfassend wie vom Mittleren Torstein. Der Abstieg erfolgt auf dem Anstiegsweg, dank der moderaten Ausgesetztheit in den Kaminen recht gut machbar. Wer ein Seil mitführt, kann stattdessen die Abseilöse in die Scharte zum Mittleren Torstein nutzen.
Nun geht es an den Rückweg: Die Sandreiße im Abstieg ist ohne Seil gar nicht zu empfehlen. So ignorieren wir deren Abzweig und folgen dem anregenden Pfad geradeaus, unterhalb der Schrammsteinaussicht vorbei bis zur Touristenautobahn mit einer Fülle an Möglichkeiten, von dort wieder ins Tal zu gelangen...
Fazit: Ungewöhnliche, über vergleichsweise lange Strecken einsame "Wanderung" für Experimentierfreudige in einem stark frequentierten Gebiet. Die Sandreiße ist von der Schwierigkeit evtl. vergleichbar mit der Fluchtwandstiege -- von mir hier mit T5, UIAA II+ eingeschätzt; u.a. ausgesetzte Reibungskletterei, empfehlenswert nur im Aufstieg, nicht bei Nässe; Sicherungsseil anzuraten für Kinder oder Unerfahrene. Wer einen entspannten Zustieg zum Frühstücksplatz sucht oder mit größerem Gepäck unterwegs ist, wird den Zugang von der Schrammsteinaussicht bevorzugen. Die Schwedenhütte ist vom Frühstücksplatz ein kurzes, tolles Abenteuer! Die Drohne verlangt Kaminklettern im III. Schwierigkeitsgrad UIAA -- keinesfalls unlohnend, doch bietet der Mittlere Torstein eine technisch einfachere und lohnendere (allerdings bzgl. Wegsuche anspruchsvollere und längere) Alternative.
Update Herbst 2021: Achtung, die auf Reibung zu erkletternde Rinne (Schlüsselstelle Sandreiße) ist durch Erosion noch schwieriger geworden (UIAA III)! Momentan hilft eine lose heraushängende Wurzel noch bei der Ersteigung. Mögliche Alternative: Unter dem schwierigen Absatz nicht die Rinne rechts hinauf, sondern weiter in sanft ansteigendem Gelände geradeaus nach Osten queren und hinein in ein kleines Loch, welches sich zu einem Tunnel nach rechts oben erweitert. Zwar etwas eng und feucht, doch wird dadurch fast das gesamte Absturzgelände umgangen.
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