Schräge Pfade in den Schrammsteinen: Sandreiße, Schwedenhütte, Drohne


Publiziert von rele , 2. Juni 2020 um 17:11.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:22 Mai 2020
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 

Schon länger stand mir die ominöse Schwedenhütte, irgendwo östlich unter dem Mittleren Torstein gelegen, im Sinn -- doch nie hatte ich sie bislang gefunden! Es handelt sich um einen Aussichtshorst in den Ostabstürzen der Torsteine, im 19. Jh offenbar ein gern genutztes Ausflugsziel. Ob der Name gerechtfertigt ist und auch schon früher jemand dort oben vor den Schweden Schutz suchte, ist wohl nicht belegt... Heute scheint der Ort mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Im Netz fand ich bislang nichts darüber. So habe ich mir extra ein Stiegenbüchlein aus dem Heimatbuchverlag des Lokalexperten Michael Bellmann zugelegt (ISBN: 978-3-937537-45-0)... Im Nachhinein kann ich tatsächlich sagen: Ohne entsprechende Hinweise (Kriechgang) hätte ich dieses Versteck noch lange suchen können :)

Ausgangspunkt zur Schwedenhütte ist der zauberhafte Frühstücksplatz in den Torsteinen. Hierhin führt von der überbevölkerten Schrammsteinaussicht ein wunderbar abwechslungsreicher Wander- und Kraxelweg (u.a. auch auf Hikr beschrieben). Heute wollen wir allerdings einen alternativen Zustieg von Norden erkunden, die berüchtigte Sandreiße. Im Netz sind darüber bislang kaum Auskünfte zu erhalten -- ein Glück, dass besagtes Stiegenbüchlein auch diesen Weg im Portfolio führt!

Der Zustieg zur Sandreiße erfolgt vom breiten Wanderweg (dem Vorderwinkel), welcher nördlich an den Schrammsteinen vorbeizieht. Nachdem wir die Torsteine rechterhand passiert haben, holt der Weg zu einer südlichen Schleife aus. Am südlichsten Punkt, bevor sich der Weg wieder nach Norden wendet, findet sich rechterhand und gut sichtbar der Abzweig zu einem Kletterzustieg. Dieser führt uns hinauf an die Felsen, wo wir einen Querweg passieren. Wir steigen geradeaus noch weiter aufwärts und in eine Felsspalte hinein. Nach wenigen Metern in der Schlucht weist ein Pfeil nach links hinauf in eine Querspalte, und die Kletterei beginnt: Zunächst geht es anspruchsvolle 2m auf einen Absatz in die Querspalte hinein (UIAA II+). Die Spalte führt dann zunächst wieder leicht abwärts. Am Ende ist sie gegenwärtig mit dem (angesichts der übrigen Schwierigkeiten etwas ironisch anmutenden) Komfort einer kurzen Holzleiter geziert, und wir blicken geradeaus etwas luftig direkt zurück ins Tal. Mit diesem Tiefblick queren wir leicht aufwärts nach rechts und gelangen unter einen Absatz, wiederum rechterhand. Dessen Erreichen über eine relativ ausgesetzte, auf Reibung zu erkletternde Rinne (II) stellt wohl die Schlüsselstelle des Aufstiegs dar. Evtl. geht es etwas leichter über eine engere, besser gestufte Rinne weiter links, in die wir jedoch nur noch von oben Einblick erhalten. Die Wegfindung ist hier nicht ganz trivial -- generell gilt, sich eher links zu halten. Im Anschluss an die Rinne finden wir linkerhand ein paar verwaschene Tritte auf einer Felsrippe und eine weitere kurze, tief eingeschnittenen Rinne, die etwas unhandlich zu ersteigen ist. An deren Ende laufen Trittspuren am Grund einer großen Felsspalte geradeaus in ein Loch (Sackgasse!) -- stattdessen sollte vorher wenige Meter auf schmalem Trittband nach links gequert werden. Dieses stellt zugleich das Ende der Hauptschwierigkeiten dar. Nun nach rechts wesentlich leichter zum Ausstieg und -- Pfadspuren folgend im Zickzack -- auf den von der Schrammsteinaussicht herführenden Pfad. Wir folgen ihm nach rechts, wo der Weg uns am fingerartig-markanten Klettergipfel der Tante vorbei zum Frühstücksplatz führt. Hier legen wir erst mal eine gebührende Pause ein, inhalieren die spektakulären Nah- und Fernblicke.

Dann folgt das Finale Furioso zur Schwedenhütte: Zwischen dem Mittleren Torstein und dem Klettergipfel Drohne geht es durch ein Felsentor auf die Ostseite des Massivs mit eindrucksvollem Tiefblick. Ein schmaler Pfad quert nach links, vorbei an einer kleinen Felsnische, und endet wenig später vor einem scheinbar unpassierbaren Abrund. Doch hier heißt es: runter auf den Bauch, und einige wenige Meter hindurchgerobbt! Keine Ahnung, wie dies in der T-Skala zu fassen sei -- in der Kriech-Skala ist er jedenfalls schon recht schwierig, denn ein Rucksack passt nicht mehr auf den Rücken (und müsste ggf. vorneweg geschoben werden)! Schon stehen wir auf der anderen Seite in einer geschützten Höhlung inmitten der Torstein-Ostwände, versehen mit allerlei Inschriften aus über 150 Jahren... Das Mysterium ist gelüftet ;) Wir lassen uns Zeit zu staunen, bevor wir den Kriechgang retour robben.

Wer es bis zum Frühstücksplatz geschafft hat, kann sich mit einem der vielen möglichen Gipfelanstiege belohnen. Überaus empfehlenswert z.B. die Bergfahrt über den Alten Weg auf den Mittleren Torstein. Heute wollen wir uns hingegen am für uns noch unbekannten Westweg (Sachsen-II, UIAA III) auf die Drohne versuchen. Die kurze Kletterei entlang der Westkante ist fast gänzlich von unten einzusehen: Zunächst eine kleine Stufe mit anschließenden Kamin hinauf und weiter schräg nach oben in eine kleine Höhlung. Hier senkrecht nach oben in einen weiteren kurzen Kamin mit gutmütigem Ausstieg, und es bleibt nur noch ein kurzer Spaziergang auf dem Gipfeldach nach rechts bis zum Gipfelbuch. Die Aussicht ist fantastisch und beinahe so umfassend wie vom Mittleren Torstein. Der Abstieg erfolgt auf dem Anstiegsweg, dank der moderaten Ausgesetztheit in den Kaminen recht gut machbar. Wer ein Seil mitführt, kann stattdessen die Abseilöse in die Scharte zum Mittleren Torstein nutzen.

Nun geht es an den Rückweg: Die Sandreiße im Abstieg ist ohne Seil gar nicht zu empfehlen. So ignorieren wir deren Abzweig und folgen dem anregenden Pfad geradeaus, unterhalb der Schrammsteinaussicht vorbei bis zur Touristenautobahn mit einer Fülle an Möglichkeiten, von dort wieder ins Tal zu gelangen...

Fazit: Ungewöhnliche, über vergleichsweise lange Strecken einsame "Wanderung" für Experimentierfreudige in einem stark frequentierten Gebiet. Die Sandreiße ist von der Schwierigkeit evtl. vergleichbar mit der Fluchtwandstiege -- von mir hier mit T5, UIAA II+ eingeschätzt; u.a. ausgesetzte Reibungskletterei, empfehlenswert nur im Aufstieg, nicht bei Nässe; Sicherungsseil anzuraten für Kinder oder Unerfahrene. Wer einen entspannten Zustieg zum Frühstücksplatz sucht oder mit größerem Gepäck unterwegs ist, wird den Zugang von der Schrammsteinaussicht bevorzugen. Die Schwedenhütte ist vom Frühstücksplatz ein kurzes, tolles Abenteuer! Die Drohne verlangt Kaminklettern im III. Schwierigkeitsgrad UIAA -- keinesfalls unlohnend, doch bietet der Mittlere Torstein eine technisch einfachere und lohnendere (allerdings bzgl. Wegsuche anspruchsvollere und längere) Alternative.

Update Herbst 2021: Achtung, die auf Reibung zu erkletternde Rinne (Schlüsselstelle Sandreiße) ist durch Erosion noch schwieriger geworden (UIAA III)! Momentan hilft eine lose heraushängende Wurzel noch bei der Ersteigung. Mögliche Alternative: Unter dem schwierigen Absatz nicht die Rinne rechts hinauf, sondern weiter in sanft ansteigendem Gelände geradeaus nach Osten queren und hinein in ein kleines Loch, welches sich zu einem Tunnel nach rechts oben erweitert. Zwar etwas eng und feucht, doch wird dadurch fast das gesamte Absturzgelände umgangen.

Tourengänger: rele


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Kommentare (8)


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Stefan_F hat gesagt:
Gesendet am 5. Juni 2020 um 07:28
Hallo rele,

die Schwedenhütte kannte ich auch noch nicht, oder ich wusste zumindest nicht, dass dieser kleine Horst so genannt wird.
Du setzt die Schwierigkeiten in deinem Bericht schon sehr hoch an. Zieht man da immer einen Grad ab, ist es realistischer. Bis IV unterscheidet sich die sächsische Skala auch nicht mehr nennenswert von der UIAA. Leider werden die sächs. Schwierigkeiten zunehmend verwässert.

beste Grüße
Stefan

rele hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Juni 2020 um 10:25
Servus Stefan,

danke Dir für Dein Feedback! Verstehe ich Dich richtig, dass Du mit dem "Verwässern" der sächsischen Schwierigkeiten die kürzlichen Hochstufungen einiger Wege meinst? Da würde mich interessieren, woran es Deiner Meinung nach liegt, dass diese Hochstufungen passieren.

Bzgl. Schwierigkeitsvergleich Sächsisch - UIAA war ich anfangs sehr verwirrt, da laut der meisten Vergleichstabellen die unteren Grade von UIAA offenbar mit denen der sächsischen Skala gleichgesetzt werden. Mit meinem alpinen Hintergrund (und neu im Elbsandstein) passte das einfach schwer zusammen. Das mochte freilich auch einfach an der Gewöhnung an die neue Felsart liegen... als ich meiner Verwunderung darüber in meiner Beschreibung des AW am Mittl. Torstein Ausdruck gab, war dann allerdings die Mehrzahl der Rückmeldungen derart, dass die Sächsische Skala I-III als durchweg schwerer empfunden wurde als ihr UIAA-Gegenpart. Mittlerweile fand ich dann auch andere Vergleichsskalen (z.B. beim DAV Chemnitz), wo ein Sachsen-Ier schlicht mit UIAA II gleichgesetzt wird. Laut Definition des UIAA-Grades I werden die Hände ja nur zum Unterstützen des Gleichgewichts benutzt -- das scheint mir bereits deutlich im Widerspruch zu einigen Sachsen-Einsern zu stehen. So kommen hier meine frechen Grenzüberschreitungen in diesem Bericht zu Stande, wo meine UIAA-Bewertung oft um eins höher liegt als die sächsische. Du bist ja auch öfter in den Alpen unterwegs -- kommt Dir da eine II technisch vergleichbar vor wie eine durchschnittliche Sachsen-II? Mir persönlich kamen einige alpine IIIer und auch IVer (z.B. Bietschhorn Nordgrat) technisch leichter vor als der Westweg auf die Drohne. Daher war ich sogar beinahe versucht, dort eine UIAA IV zu vergeben :)

Mich würde auch hier wieder die Meinung anderer Hikr interessieren! Gibt es noch mehr ähnliche Stimmen, werde ich die UIAA-Schwierigkeitsangaben einfach wieder entsprechend anpassen. Also meldet Euch :)

LG, rele

Stefan_F hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Juni 2020 um 10:55
Hallo Rele,

das Thema wird ja viel diskutiert und letztendlich läuft es auch simple Menschlichkeit raus. Die Leute gehen mit einer Erwartungshaltung zum sächsichen Fels, der auch aus den Vergleichstabellen her rührt. Dann werden sie mit den Eigenarten des Sandsteinklettern konfroniert und stehen vor Schwierigkeiten (Sicherungssituation, fehlende Gewöhnung an den Fels...) und meinen der Weg müsse höher eingestuft werden. So entstehen gerade in den ganz unteren Graden und oft auch um VIIa Wege die sehr modern, also hoch eingestuft sind, obwohl die älteren oder gar klassichen Wege im gleichen Grad deutlich schwerer sind. Natürlich will jeder möglichst schwer klettern und sich einen hohen Schwierigkeitsgrad ins Tourenbuch schreiben können. Interessant sind da die sehr klassichen und straffen Einstufungen z.B. an den Bussardtürmen. Da habe ich mich schon in einem IIer umgeschaut.

Zum Vergleich mit der UIAA:
Die UIAA beschreibt die Gesamtkomplexität einer Route. In Sachsen wird der klettertechnische Anspruch beschrieben. In der Realität kommt dann noch die Ausgesetztheit, Gesteinsqualität, Sicherungssituation usw. mit dazu. Schnell ist man da geneigt, ich kenne das natürlich auch von mir, auf einer sehr ausgesetzten Kante weit über der letzten Schlinge den Weg schwerer zu empfinden als er eigentlich ist. In den unteren Graden tritt das weniger auf. Daher die dort ähnliche Bewertung zwischen sächs. Skala und UIAA.
Das Steigen im Sandstein würde ich gar nicht mit den Alpen vergleichen. Diese Spielarten sind einfach zu grundverschieden. Bietschhorn Nordgrat kenne ich auch und mir fällt es schwer das ins Sächsische umzurechnen. Dazu ist der Westweg an der Drohne ja eher Kaminkletterei. Der Grad in UIAA sollte dort genannt werden, wo er relevant ist, also in den Alpen. In Sachsen gibt es aus Gründen diese eigene Skala und nach der geht es hier und sie sollte hier einzig genutzt werden. Beides anzugeben endet in Verwirrung, Frust und Streit.

Allgemein wäre ich sehr vorsichtig hier bei hikr und anderswo öffentlich Kletterzustiege (schwarzer Pfeil) als Wander- oder Kraxelweg anzupreisen und zu beschreiben. Das sind "Zustiege zu den Fels zur Ausübung des Klettersports" an den Felsen. Die Nationalparkverwaltung, die Bergsteiger und auch die Anwohner reagieren zunehmend allergisch auf Wanderer auf diesen Wegen. Höhere Boden- und Felserrosion, Unfälle, Menschenandrang, mehr Rettungseinsätze sind nur ein paar Gründe dafür. Es ist ein Luxus, dass wir im Nationalpark überhaupt klettern dürfen und das ist auch nicht in Stein gemeißelt. Wenn es so weiter geht wie derzeit, kann es gut sein, dass die NPV Befugnisse in ihrem Bereich neu definiert. Dann beginnt dein Bericht über den Drohne - Westweg mit "Früher durften wir mal..."

Viele Grüße
Stefan

rele hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Juni 2020 um 15:46
Servus Stefan,

ich stimme Dir zu, dass es natürlich angemesser wäre, in Sachsen die Sachsenskala zu benutzen, anstatt Übersetzungen in andere Skalen zu versuchen. Allerdings steht uns hier bei Hikr nur UIAA zur Verfügung, und so sehe ich zur Übersersetzung vorerst keine Alternative -- es sei denn, man ließe die UIAA-Schwierigkeitsbewertungen ganz weg, was dann die Einschätzung der Tour für Nachahmer noch unwägbarer machte. Oder man beschränkte sich auf die Sachsenskala im Text und ließe die Einsortierung der Tour ohne Schwierigkeitsbewertung... evtl. ein gangbarer Weg. Generell denke ich allerdings, dass Kletterschwierigkeiten auch schon von einer Route auf die andere sehr schwer übertragbar sein können und die Schwierigkeitsangabe durch eine einzelne Zahl u.U. auch im inneralpinen Vergleich nur bedingte Aussagekraft besitzt. Mit diesem Caveat könnte dann auch eine Übersetzung wieder ok sein.

Dein zweiter Punkt scheint mir eine der zentralen "Gewissensfragen" hier auf Hikr zu berühren: Sollen wir überhaupt noch neue, unbeschriebene Routen einstellen, oder uns mit der siebenundfünfzigsten Beschreibung der Bastei oder einer Mont-Blanc-Besteigung begnügen? Für Letzteres sehe ich persönlich keine Veranlassung -- ich für meinen Teil stelle nur diejenigen meiner Touren hier rein, von deren Beschreibung ich glaube, dass dem Leser daraus ein informationeller Mehrwert entsteht.
Damit sind wir allerdings an der Crux des Ganzen: Denn jede Veröffentlichung mit informationellem Mehrwert bewirkt ja letztendlich einen verstärkten Publikumsverkehr in der entsprechenden Route. Das hat zum einen zur Folge, dass ruhige Geheimtipps weniger ruhig und geheim werden -- zum anderen auch eine ökologische Mehrbelastung des Gebiets. Daraus ziehen einige hier im Forum offenbar bereits die Konsequenz, auf Neubeschreibungen ganz zu verzichten und nur noch bereits bekannte Routen einzustellen, um ihr 'Revier' auf diese Weise zu schützen. Die Philosophie dahinter wäre dann in etwa (und so ähnlich interpretiere ich auch Deine Intention): Lasst die ökologisch sensiblen und einsamen Routen möglichst nur für eine kleine Elite der Eingeweihten und Locals bestehen, damit die Belastung des Gebiets sowie die entsprechenden offiziellen Restriktionen möglichst gering bleiben, und man eine Touristenschwemme (und in Folge evtl. einen drastischen Attraktivitätsverlust des Gebiets) verhindert. Während ich diesen Zweck (geringe ökologische Belastung und Erhaltung des Erholungsraumes) voll unterstütze, ist mir doch das Mittel unsympathisch... Ich habe selbst schon so oft von Beschreibungen hier auf hikr profitiert, die -- wenn überhaupt -- dann nur sehr schwer in der entsprechenden Führerliteratur zu finden gewesen wären. Ein Gleiches wünsche ich auch jedem Anderen. In diesem Sinne bin ich absolut überzeugter Anhänger der "Hikr"-Philosophie! Die Beschränkung eines Naturraumes sollte meiner Meinung nach nicht durch einen Mangel an Information erfolgen, sondern durch Transparenz. In diesem Fall wäre idealerweise jede/r in der Lage, an jedem Ort, wo er/sie sich gerade befindet, schnell und unkompliziert eine für ihn/sie passende Tour auszusuchen bzw. auch von ungeeigneten Touren Abstand zu nehmen. In dadurch beliebter werdenden, schönen Gebieten wird dies nun durchaus manchmal zur unangenehmen Konsequenz haben, dass zum Schutz des Naturraums stärkere Restriktionen erlassen werden müssen. Diese werden jedoch idealerweise im gesellschaftlichen Konsens verhandelt, sollten daher auch entsprechend das Wohl der Mehrheit im Blick haben und einen Kompromiss aus gesellschaftlichen und ökologischen Bedürfnissen darstellen. Natürlich ist es für mich persönlich super ärgerlich, wenn auf meiner einsamen Geheimroute plötzlich lauter Leute rumrennen, oder ich diese im Extremfall erst gar nicht mehr begehen könnte/dürfte! Daraus jedoch die egoistische Konsequenz abzuleiten, diesen Teil des Kuchens geheim zu halten, ist für mich keine gut gangbare Alternative.
Im Übrigen denke/hoffe ich, dass jede gute Beschreibung auch das entsprechende "Klientel" anlockt -- will sagen, dass Anhänger des lauten Massentourismus nicht in als "einsam" beworbene Routen einsteigen, und Sonntagspaziergänger nicht in Kletterzustiege (welche nebenbei bemerkt meines Wissens nach in der Randzone des Nationalparks ausdrücklich nicht nur Kletterern, sondern auch dem ambitionierten Wanderer offenstehen). Und so lange es sich bei den zusätzlichen Besuchern auf den von mir beschriebenen Wegen nur um ein paar wenige Gesinnungsgenossen handelt, habe ich eigentlich auch gar nichts gegen sie einzuwenden :)

So weit erst mal... sorry für den langen Sermon!

LG, rele

Ilpirata hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. März 2021 um 10:42
Hallo Rele
den zweiten Punkt sehe ich auch so. ich habe schon viele Familien oder Gruppen getroffen die an der Häntzschelstiege überfordert waren oder anderen bekannten Stiegen. Wie ich in einem anderen Kommentar geschrieben habe sind die Wege für Bergsteiger. Deine Beschreibung ist genau für diese Zielgruppe.
Ich kann bei intensiven Bemühen nicht erkennen, dass sich Kletterer oft umweltgerechter verhalten. Oft sogar das Gegenteil.
Gemäß der Verordnung und der Bekanntmachung der sächsischen Regierung dürfen in der Kernzone alle markierten Wege begangen werden außerhalb alle Wege. Hierzu gibt es auch Darstellungen von Mitarbeitern der Naturparkverwaltung die nicht rechtskonform sind.
Außerdem werden Verordnungen und Bekanntmachungen von der Landesregierung gemacht die Naturparkverwaltung sorgt für die Durchführung. Auch hier gilt die Gewaltenteilung.
Schöne Grüße von Carsten

F3ttmull hat gesagt:
Gesendet am 5. Mai 2022 um 12:40
Danke fürs Update der Sandreiße!

rele hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Mai 2022 um 21:22
Gerne! Bist Du kürzlich mal dort gewesen? Sieht es noch ähnlich aus?

F3ttmull hat gesagt: Update: 11/2023
Gesendet am 2. November 2023 um 22:50
Ich habe in Komoot im "Highlight" neue Fotos hinzugefügt. Darauf erkennt man neben der erodierten Rinne mehrere geteilte Baumstämme in der parallel verlaufenden Rinne, die wohl als Aufstiegshilfe dienen. Mir sah das aber nicht ganz stabil aus, wer es gerne austesten will, Feuer frei :D


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