Exklusive Skihochtour vom Glieshof im Matschertal zum Hochalt, Winterbesteigung seiner beiden Gipfel


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 9. März 2020 um 18:09.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 8 März 2020
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:15
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PKW von Laatsch zum Glieshof
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit PKW vom Glieshof über Mals, Reschenpass, Fernpass nach Garmisch

Kurz vor 07.00 Uhr begannen wir den Anstieg am Glieshof, der im schönen Matschertal liegt, über einen schneebedeckten Fahrweg ins Upiatal. Wir hatten eine Skitour zum Upi(a)kopf geplant. Mein Tourenkamerad war schneller unterwegs und wartete eine zeitlang an der noch im Schatten liegenden Upialm, an der ein Thermometer -12°C anzeigte.

Der weitere Anstieg erfolgt über den linken, mäßig steilen Hang. Man kann ihn im Verlauf nach rechts zum Bacheinschnitt zwischen Felsen hin verlassen, durch den auch der Sommerweg führt. Zwei Skitourengeher stiegen dort weiter auf. Allerdings lag dort kaum Schnee, der Anstieg wurde durch Steine u. Eis erschwert.

Wir gingen am Hang entlang weiter u. überschritten zwei flache Rücken. Zwei Frauen im Alter von über 50 kamen von hinten an. Hinter dem zweiten Rücken ging es oberhalb einer Mulde, durch die man alternativ gehen kann, nach links flach bergan. Die beiden Frauen waren sehr schnell unterwegs, sodass der Abstand zu ihnen bald gewaltig angewachsen war! Im Sommer haben mich Frauen dieser (meiner) Altersgruppe noch nie überholt!

Schließlich beginnt etwas unterhalb von 2700m Höhe der steile Südhang des Upi(a)kopfs. Rechts entdeckte ich Abfahrtsspuren, die abseits des Aufstiegshangs durch die Mulde führten. Da ich gern am selben Tag nicht nur den Upi(a)kopf, sondern auch den Hochalt besteigen wollte (nachdem ich mal bei "hikr" ein Foto gesehen hatte, das vom Upi(a)kopf Richtung Hochalt gemacht worden war, dachte ich, dass das möglich sei), weil ich nicht noch ein drittes mal in dieses Tal marschieren wollte (das erste mal ging es nach rechts ab zur Remsspitze, s. Bericht), konnte ich einfach nicht anders, als dieser Spur zu folgen. Weiter oben kamen sie von links, also vom Upi(a)kopf her. Ich verließ sie nach rechts in einen kurzen, etwas steileren Hang, der auf ein Plateau unter dem nach oben zur Felswand hin aufsteilenden Hang führt, in dem ich nach links (nordwärts) weiter aufstieg. Ich konnte weit oben ein steiles Kar, das südwestwärts hinaufführt, erahnen, das ich ansteuerte u. über das ich den Hochalt ersteigen zu können hoffte.

Als ich den 35°, weiter oben ca. 38° steilen Hang aufstieg, hatte ich schon ein wenig Angst, dass dieser Hang nicht ganz sicher sein könnte! Es handelt sich allerdings um einen Westnordwesthang. Ich steuerte weiter oben die den Hang rechts begrenzenden Felsen an, in deren Nähe ich mich sicherer fühlte. Weiter oben, direkt unter der Felswand wäre ein Aufstieg nach rechts zur zweiteiligen Mulde, die westlich unter dem Nordgipfel des Hochalts gelegen ist, im mindestens 40° steilen Schnee wohl möglich gewesen. Unter dem steilen, felsigen und verschneiten Steilaufschwung darunter nahm ich meine Skier ab. Bei zunächst 43-45° Neigung trug ich sie ein paar Meter hinauf, da nach der Karte zu urteilen weiter oben die Skier noch verwendet werden können, bekam aber plötzlich Zweifel, weswegen ich sie in den Schnee stieß u. doch ohne sie weiter aufstieg.

Über dem felsdurchsetzten Steilhang ging es im ca. 40° steilen Schnee, der mir aber sicher erschien, 30-40hm weiter aufwärts zur unteren Begrenzung der Mulde (eine Art Damm), in der in 3150m Höhe möglicherweise der zweithöchste See der Alpen liegt (der höchste dürfte der Matscher See sein), von dem im Winter der Schneebedeckung wegen nichts zu sehen ist.

Links führt ein steiler Felsrücken zum NNW-Grat des Hochaltes hinauf. Dort begann ich den Anstieg zum Nordgipfel. Man muss aufpassen, denn dort liegen lose Blöcke herum. Unerwarteterweise rutschte ein größerer Brocken unter meinem rechten Fuß ab, weswegen ich mich festhalten musste. Kleine Bereiche mit hartgefrorenem Schnee musste ich umgehen. Über Felsen hinaufzukraxeln war sicherer.

Ich war froh, als ich auf dem Grat nahe des nördlichen Vorgipfels ankam . Am einfach zu begehenden Grat ging es im Gehgelände weiter zum 20m höheren Hauptgipfel. Ich trug mich an seinem Kreuz ins Buch ein, in dem der letzte Eintrag im September 2019 erfolgt war. Wegen der Kälte u. weil ich meinen (toleranten) Tourenkamerad nicht allzulange warten lassen wollte, vergass ich, im Buch nach Eintragungen der vergangenen Winter zu schauen. Dieser Berg wird in keinem Skitourenführer erwähnt u. auch im Internet ist nichts über eine Skitour zu ihm zu finden, weswegen im Winter wohl kaum jemand hinauffinden dürfte.

Am Grat musste ich aufpassen, möglichst nicht auf hart gefrorenen, glatten Schnee zu geraten.Ich musste einen schmalen Korridor benutzen, denn links drohten Wechten, rechts Abrutschgefahr.  Das Gehgelände endete an etwas schrofferen Felsen, weswegen ich den Grat verlassen musste. Über leichte Felsen u. im Schnee stieg ich in die Westflanke ein. Auch dort stieß ich auf einen Bereich mit hartem, glatten Schnee, der zu meiden war u. auf lose Felsbrocken. Ich empfand diese Passage oberhalb der Steilflanke daher als etwas heikel. An den Felsen war der Schnee aber weich, sodass ich an deren untersten entlang weiter südwärts gehen u. mich auch an ihnen festhalten konnte. Leider hatte ich keinen Pickel dabei u. das Anlegen von Steigeisen wäre auch sinnvoll gewesen. Der (schneebedeckte) Hang unter den Felsen wird dann flacher u. der Schnee war weich, sodass ich ohne Probleme die Mulde unter dem Südgipfel erreichen konnte. Ich steuerte links seinen Nordgrat an, auf dessen unterstem Teil der Schnee weggeblasen war u. über den ich leicht auf seinen höchsten Punkt gelangte. Das Panorama war fantastisch, aber ich wollte gleich wieder absteigen, weswegen ich mich mit ihm nicht ausführlich beschäftigte. Inzwischen hatte sich der Ortler jedenfalls eine Wolkenhaube aufgesetzt.

So stieg ich den Nordhang des Südgipfel im schönen Pulver ab, den ich natürlich lieber mit Skier abgefahren wäre.
Am nördlichen Ende der oberen Mulde geht es einige wenige Meter bergan. Dahinter liegt die zweite Mulde mit dem See, von dem nichts zu sehen war. Ich querte den linken Hang unterhalb des Grates. Ich musste aufpassen, denn es gab zwischen dem größeren Teil mit pulvriger Schneeauflage auch solche mit hartgefrorenem Schnee. Mit Skier hätte ich jedenfalls leichter u. schneller ans untere Ende der Mulde gelangen können.

Im steilen Schnee, zuletzt zwischen Felsen, wo ich ein wenig Schnee ins Rutschen brachte, ging es zurück zum Skidepot. Im steilen, mit herrlichem Pulverschnee bedeckten Hang hatte ich eine spannende Abfahrt!

Unter dem Steilhang angekommen, fühlte ich mich wieder in "Sicherheit". Bald erreichte ich die vom Upi(a)kopf herkommenden Abfahrtsspuren. Weiter unten fuhr ich in die Mulde links der Aufstiegsroute in jungfräulichen Schnee hinein. Dort musste ich allerdings mindestens 200m weit flach gehen u. zuletzt ca. 15hm aufsteigen, um dahinter weiter im schönen Pulver zur Upialm abfahren zu können. Im Wald gestaltete sich die Abfahrt etwas schwierig, da der Fahrweg teils steil ist u. auf sich auf ihm kleinere Lawinen abgelagert hatten.

Meinen Kamerad traf ich am Auto an. Er erzählte, als er mich im Steilhang hatte aufsteigen sehen, hätte er Befürchtungen gehabt. Andere Skitourengeher hätten sich nicht erklären können, was ich dort machte!

Fazit: wieder mal abseits der "normalen" Wege ein Abenteuer erlebt!

Empfehlung: (unerschrockene) Nachahmer (natürlich bei sicheren Verhältnissen) sollten die Skier mit hinaufnehmen, so weit ist es nämlich nicht zur Mulde, die mit Skier durchquert werden kann!

PS: ich habe festgestellt, dass das Hikr-Mitglied "Cubemaster" bei Wikipedia einen Artikel über den Hochalt veröffentlicht hat. Beim Anschauen des Fotos dieses zweigipfeligen Berges sah ich, dass es besser gewesen wäre, zuerst den Upi(a)kopf zu besteigen, am/unter seinem Südostgrat entlang bis unter die Felsen des Hochalts abzufahren u. direkt unter ihnen Richtung der Mulde aufzusteigen. Da ich erst einige Zeit nach meinem Kamerad am Upi(a)kopf angekommen wäre, hätte ich ihm dort mein Vorhaben verkaufen müssen, noch beide Gipfel des Hochalts besteigen zu wollen!
Den ausgelassenen Upi(a)kopf werde ich im Sommer nach Anstieg durch das Ramudeltal in Verbindung mit Ramudelkopf und Rappenspitze besteigen.



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