Kurzbericht 

Fallbachkartürme - Home of Brösel


Publiziert von Toni83 , 21. Februar 2020 um 17:51.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:14 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 2200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Eingang Halltal

Wie viele Jahre hat es gebraucht, bis ich die richtige Mischung aus Mut und Selbstbewusstsein für mich finden konnte, um die Runde über die Fallbachkartürme zu machen? Wann soll ich erledigen, was ich mir selber auferlegt habe? Dass ich die Tour irgendwann angehen werde müssen, ist indessen klar. Lange habe ich mich gesträubt – und heute ist genauso gut wie gestern oder morgen. Also dann, schaugn ma mal, wer der Bösere von uns zwoa isch! Aber i glaub, bei deinem Ruf brauch i auf koane Geschenke hoffn.

 

Mit einer Portion Fatalismus mache ich mich an diesem kühlen Septembermorgen auf den Weg. Als erstes steht obligatorisch die Hüttenspitze am Programm. Ein unscheinbarer Berg, der im Kleinen mit allem aufwartet, was auch eine große Bergfahrt ausmacht. Auf halbem Wege dorthin durchbreche ich die Nebeldecke und über mir ist nur noch Blau. Und Grau, aber das schöne Grau des Karwendelsfelsens.

Nach dem Abstieg von der Hüttenspitze in die Wechselscharte führt der Weiterweg kurz klettersteigmäßig weiter, und geht dann in die spannende Rinne hinauf zur kleinen Wechselspitze über. Von hier hat man einen sensationell schönen Blick ins Fallbachkar und dessen steinernen Umrahmung – die Fallbachkartürme.

Aber der Einstieg ins Kletterabenteuer ist damit nicht erreicht. Erst geht es noch mehrere Hundert Höhenmeter bis fast zur Hohen Fürleg hinauf. Und das nicht sonderlich bequem. Zuerst steht ein Schuttschinder an, dann geht es an den Fels, der einen zarten Vorgeschmack an das Folgende gibt.

 

1.800 Höhenmeter nach meinem Start im Halltal stehe ich vor dem Walderkampturm. Hier am Einstieg für die Überschreitung der Fallbachkartürme treffe ich etwas überraschend auf zwei Gleichgesinnte, mit denen ich für den Rest des Tages eine lässige Gruppe bilden werde.

Der erste Aufschwung gilt gleich als echter Härtetest, und das aus zweierlei Hinsicht. Zum einen ist das Hinaufkommen schon einmal nicht geschenkt (wobei ich den im alten AVF angegebenen IV-Grat als zu hoch einschätzen würde). Zum Zweiten ist da dann noch der Abstieg auf der gegenüberliegenden Seite. Und der hat es echt in sich. Hier ist im schwierigen und gnadenlos ausgesetzten Gelände wo man auch hin greift alles locker. Klammert man sich hier an den falschen Stein, kommt man erst im Vomper Loch wieder zum stehen.

Ist der Walderkampturm, mit gehörigen Ansteigen des Stresslevels, gemeistert, verläuft der Weg zwar erheblich leichter, aber nicht ungefährlich über die Fallbachkartürme drüber. Hier tauchen immer mal wieder Steinmanndln auf. Auch wenn nach wie vor alles sagenhaft bröselt, lässt das Gelände hier auch ein bisschen Genuss zu. Soviel Genuss sogar, dass man sich frei nach Zarathustra fragen kann: Und ist es auch eine Torheit was ich hier oben will und treibe. Besser noch Dies, als dass ich da unten feierlich würde vor Warten und grün und gelb. Oder nach eigenen Worten und weniger philosophisch: Ich bin hier für die Geilheit, an so einem Tag, in so einer Kulisse zu stehen.

So geht es dahin, immer auf den Bettelwurf zu, und zugleich auf die zweite Schlüsselstelle die sich kurz davor befindet. Diesmal in Gestalt einer Wand, über die man in drei Stufen in eine brüchige (was sonst?) Rinne einsteigen kann. Noch einmal ist volle Aufmerksamkeit gefragt, im Wissen, dass es danach nur noch leichter wird.
So steht man schließlich am Ansatzpunkt zum Großen Bettelwurf über dessen Ostflanke es mäßig schwierig hinauf auf den Gipfel geht.

Eine der besten Aussichtslogen des Karwendels ist damit erreicht. Da ich aber einen noch schöneren Platz weiß, und dieser nicht mehr billiger zu haben ist, nehme ich den Kleinen Bettelwurf auch noch mit. Ein immer wieder urtümlich schöner Gipfel.


Tourengänger: Toni83


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