Kurzbericht 

Zeitenwende - Kranzhorn, Rabenegg, Pasterkopf


Publiziert von ZvB , 25. November 2019 um 21:14.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Chiemgauer Alpen
Tour Datum:24 November 2019
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 820 m
Abstieg: 820 m
Strecke:13,8km
Kartennummer:AV By17

Meine Bergjahre beginnen immer schon am 1. Dezember und enden folglich am 30. November. Azyklische Zyklen haben eben ihre wiederkehrenden Vorteile. Es naht also die Zeit für einen persönlichen Bergjahresrückblick und das Ersinnen neuer Hirngespinste für das kommende Bergjahr. Für diese innere Abrechnung muss ich nach draußen, auf einen Berg. Ich habe heute einen kleinen Gipfel ausgesucht, den ich einem Freund im vergangenen Jahr leider falsch erklärt habe. Um das wieder gut zu machen besuche ich ihn, den Berg, den Kranzheuhornberg o.s.ä. …
 
Am Parkplatz gleich eine Überraschung. Alm geschlossen, Parken dafür kostenlos auf ansonsten gebührenpflichtigem Parkplatz. Nein, es gibt auch keinen Automaten mit von Kaugummi verklebten Münzeinwurf oder zugefrorener Wechselgeldklappe. Da kann man am grauen Morgen schon mal fröhlich und gelöst drauf loslaufen …

Die Wetterberichte haben mich im zurückliegenden Bergjahr oft getäuscht. Sechs Stunden Ungenauigkeit sind eigentlich schon recht gut für die Vorhersage eines so komplexen Phänomens wie dem Wetter. Dennoch entscheiden sechs Stunden oft zwischen Aufstehen vor dem Hühnerwecken oder Ausschlafen mit den Puppen.
Ja, und für die Ötztaler Schneeschuhdurchquerung habe ich auch die mieseste Woche des gesamten letzten Winters erwischt. Manchmal verlässt einen halt das Glück und dann kommt auch noch Pech dazu.
‚Eigentlich‘ beschreibt das vergangene Bergjahr eigentlich ganz zutreffend. Eigentlich wollte man dorthin und landet dann doch ganz woanders (z.B. GP anstatt Cevedale). Eigentlich hätte man heute Zeit, aber das Wetter hat heute eigentlich schon Feierabend (Ötztaler, Serles). Das Wetter ist eigentlich vorzüglich, aber eigentlich hat man kaum Lust (Kleine Klammsp.). Fast nüchtern - bisher gab’s nur eine Tasse Kaffee - betrachtet, lässt sich das letzte Bergjahr wie folgt zusammenfassen: Perfektes Wetter, verfügbare Freizeit und der innere Antrieb waren nicht immer miteinander zu vereinbaren.

Da stehe ich auch schon am vom Föhnsturm umtosten Gipfel des Kranzhorns und habe Schwierigkeiten an diesem menschenleeren Ort aufrecht zu stehen. Eine Windbö würde einen hier weit nach Norden tragen.

Was könnte man im kommenden Jahr besser machen? Das Wetter? Wohl kaum! Freie Freizeit wird auch nicht immer frei beeinflussbar sein. An der Motivation könnte man schrauben. Lust entsteht durch Mangel, die Not aus der Tugend, Durst aus dem Rausch, das Universum aus dem Nichts …

Diesen Gedanken kann ich leider nicht zu Ende führen. Ab der Spadau-Ottenalm ist der Weg recht weglos. Ein einziger blasser Punkt auf einem nichtssagenden Stein am Nichtwegesrand. Ein Stück Schlauch über dem Stacheldrahtzaun ist ein Hinweis, dass man noch auf dem rechten Weg ist bzw. sein könnte, auf dem Weg zur Pasteralm. Auch dort ist von dem in der AV-Karte vermerkten Weg nichts mehr zu sehen. Die OSM weiß da etwas mehr.

Ein Hauch von Ziehweg führt nach rechts weiter aufwärts. Der Ziehweg wird deutlicher und dort wo er am deutlichsten ist, in einer Rechtskurve, verlässt man ihn auch schon wieder. Auf undeutlicher Spur erreicht man das Rabeneck, so steht es in der OSM. Der AV-Karte fällt dazu weniger ein. Der gesamte Komplex wird zu Rabenegg erklärt. Rabeneck oder Rabenegg, hin oder her, der Weg führt schmal und steil weiter auf den, hmm, Pasterkopf, der aber auch Rabenegg heißen könnte, oder?

Ab hier wird es wieder leichter und es geht bergab. Man kann den Gedanken nachhängen. Wie lässt sich das magische Dreieck aus Lust, Wetter und Freizeit nun auf einen Flächeninhalt von Null reduzieren? Das magische Dreieck des Bergprojektmanagements … Agiles Vorgehen anstatt Wasserfallmodell … Rapid Prototyping anstatt Lastenheft … Aufstieg anstatt Abstieg?

Ach, egal. Ich wünsch mir einfach besseres Wetter und der Rest wird schon werden!
Der Gipfelwunschzettel 2020 ist auch schon geschrieben. Mehr Hochtouren sollen es werden, weil ich befürchten muss, doch noch deutlich länger zu leben als die Gletscher der Alpen.

Weniger Denken und mehr Berggehen, basta.

Tourengänger: ZvB


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