Kurzbericht 

Roter Turm 2553m - Abkürzung mit Verlängerung


Publiziert von georgb , 30. Oktober 2019 um 09:27.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:20 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pragser Tal-Brückele
Kartennummer:tabacco Pragser Dolomiten

Der Rote Turm ist nur von Norden und Osten ein Turm, von Süden ist er eine Wiese mit viel Geröll drumherum und einfach zu erreichen. Will man ihn allerdings von Prags aus besteigen, braucht es einen langen Umweg. So hat man ihn auch von dieser Seite schneller erreichbar gemacht und ein Stahlseil eingehängt, als Abkürzung gewissermaßen.
Ich habe von dieser Abkürzung gehört und natürlich zieht es mich dahin. Der Weg zur Rossalm ist inzwischen verwaist, die Hütte ist geschlossen und die Steige menschenleer. Nur zwei weitere Wanderer sind mit mir unterwegs, bald haben sie mich überholt und legen ein enormes Tempo vor. Sie werden doch nicht? Tatsächlich sichte ich sie genau auf meiner Route zum Roten Turm ansteigen. Kaum hängt ein Seil, rennen sie alle auf den Roten Turm, so wie ich ;-)
Meine Hoffnung auf Wildtiersichtung schwindet, aber zumindest zeigen sie mir den Weg. Doch auch ohne die Vorgänger ist er nicht zu verfehlen, man hat ihn mit roten Punkten markiert. Schon von weitem ist die auffällige Rinne links des Roten Turms erkennbar, ich halte direkt darauf zu und bald kommt das Stahlseil in Sicht. Das Gelände übersteigt den 2. Grad nicht, doch der schattige Fels ist unangenehm glitschig und ich greife dankbar zu. So komme ich ohne Schwierigkeit zum Gipfelaufbau und über besagte Wiese bis zum relativ neuen Gipfelkreuz.
Die zwei Kollegen sind schon enteilt und ich sehe sie gerade noch Richtung Fosses Riedl absteigen. Mein Tag ist noch lang und das Wetter stabil, so nehme ich den kurzen Abstecher zur Roten Wand mit und quere im einfachen Gehgelände hinüber. Natürlich bin ich hellwach und meine Augen spähen in alle Richtungen, vor Jahren bin ich hier zwei kapitalen Steinböcken begegnet, könnte ja sein!?
Aber diesmal ist keine Spur von ihnen zu sehen!? Ich werfe einen Blick auf die Geröllwüste unter der Kleinen Gaisl und tatsächlich, weit oben döst eine Horde vor sich hin. Also wird aus meiner Abkürzung doch noch eine Verlängerung, denn die Steinböcke kann ich mir nicht entgehen lassen.
Ich nehme mir Zeit und steige ihnen gemächlich entgegen, Steinböcke bewegen sich nicht gern vom Fleck, wenn sie einmal ein bequemes Plätzchen zum Käuen gefunden haben, ich weiß, wovon ich rede ;-) So empfangen sie mich mit gelangweiltem, leicht genervten Blick und lassen mich hahe heran, so wie auch ich es tun würde. Ich bin beeindruckt, knipse wie ein Irrer und sauge die Energie dieser faszinierenden Tiere auf.
Natürlich muss ich weiter bis zum Gipfel und verlasse meine tierischen Kollegen. Ich schiebe mich über den endlosen Geröllhaufen zum Gipfelkreuz und lasse mich müde nieder. Die Kleine Gaisl ist alpinistisch keine Herausforderung, aber sie bietet eine gewaltiges Panorama, nebenan strotzt ihre Hohe ungleich schwieriger zu erreichende Schwester und der Blick reicht weit darüber hinaus, gewaltig.
Ein paar Dohlen gesellen sich zu mir, ich teile meinen Apfel mit ihnen und verabschiede mich wieder. Über die Steinwüste schleiche ich mich abwärts, grüße kurz die Steinböcke, wackle auf die Rote Wand zu und überlege. Der Abstieg zum Fosses Riedl wäre landschaftlich interessanter, aber dafür bräuchte es einen Umweg mit Gegenanstieg und dafür reicht meine Motivation nicht mehr. So nutze ich die Abkürzung ein zweites Mal und schleiche mich dem Drahtseil wieder entgegen. Vorsichtig lasse ich mich hinab und folge den Trittspuren zur Rossalm. Die herbstlichen Farben leuchten, ich genieße die Ruhe und trabe glückselig zum Parkplatz. Spät ist es geworden, die geplante Abkürzung hat länger gedauert, aber ich habe keine Minute davon bereut.

Tourengänger: georgb


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