Pico de Aneto (3.404 m) - höchster Gipfel der Pyrenäen


Publiziert von panodirk , 5. September 2019 um 19:05.

Region: Welt » Spanien » Aragonien » Huesca
Tour Datum: 3 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zufahrt bis Benasque und weiter zu Vado de Hospital (nahe dem Hospital de Benasque) geschieht auf hervorragend ausgebauter Straße. In der Nebensaison geht es von hier aus asphaltiert weiter bis La Besurta; in der Hochsaison (Juli - Mitte September) fahren Busse auf dieser Strecke (5,40€ für Hin- und Rückfahrt); bergsteigerfreunlich verkehrt der erste Bus um 5:00 ab Vado de Hosptial (bzw. um 4:30 ab Benasque).
Unterkunftmöglichkeiten:Refugio La Renclusa (2.140 m)
Kartennummer:Editorial Alpina - Aneto/Maladeta (1:25.000)

VORBEMERKUNG
Der Pico de Aneto ist ein wunderschöner Gipfel, der aber auch sehr stark frequentiert wird (da gefühlt jeder Spanier mal dort oben stehen mag); dementsprechend gefährlich wird es. - Während ich vor 15 Jahren im Spätfrühling ohne jegliche Probleme auf diesen Gipfel getobt bin, stellen sich dieses Jahr im Spätsommer massive Probleme ein, die ein F/L nicht mehr rechtfertigen. Der Klimakrise geschuldet leidet der Glaciar de Aneto so stark, dass er immer steiler wird und Anfang September heikel und blank, was die Unfallrisiken verstärkt (ähnliches durfte ich dieses Jahr auch am Rheinwaldhorn erleben).
Wir suchten eine eisfreie Route im Abstieg und fanden diese (bis auf 30 harmlose und unvermeidliche Meter auf dem Gletscher).
Und was ist nun die Schwierigkeitsbewertung??
Bei guten frühsommerlichen Bedingen mag der Normalweg noch als F/L durchgehen, doch Anfang September gilt das nicht mehr.
Im Spätsommer geht man ohne Seil, also als Solotour auf der Wanderskala ein T5? Ja, gewiss - und das sowohl auf dem Normalweg wie auch auf der gletscherfreien Umgehung. - Also, ein T5 mit Ausrufezeichen!

DIE TOUR
Nicht zu spät, um 5:10 wirft der Bus die Aspiranten in La Besurta (1.898 m) aus. Stirnlampen an und in 40 m Minuten auf das Refugio de la Renclusa (2.140 m). Die Hütte ist sehr gut geführt, aber für eine Aneto-Tour nicht wirklich nötig, da einen die Busse zu einem frühen Aufbruch zwingen (40 Minuten, T3).
Nun kommt der anspruchsvolle Teil der Wegsuche durch durchwegs ruppiges Gelände zum Portillión Superior (2.890 m); im Dunkeln ist das nicht wirklich einfach und dass ich als Deutscher einen Tatzelwurm von 10 Spaniern hinter mehr herziehe, führe ich auf meine Gebietskenntnis zurück. Doch ist die Route stets mit Steinmännern bestens markiert (teilweise auch mit roten Punkten), zieht sich zunächst den Hang in Richtung Maladeta hoch und weicht auf ca. 2500 Metern in die linke Flanke aus. Wichtig ist, bis zum Portillón Superior auf 2.890 m durchzuhalten und keinesfalls früher auf die östliche Seite wechseln (2 Stunden, T3).
Ein kurzer Abstieg in die Sonne (Frühstückspause!) und man erkennt den weiteren Weg über die drei verbliebenen Gletscherlappen des Glaciar de Aneto. Bis dahin dauert es aber erst einmal eine weitere Stunde und man hat Steinmännern folgend teilweise Kleinwagen-große Felsblöcke zu umgehen; sehr nervtötend und langwierig (1 Stunde, T4+).
Auf dem rechten Gletscherlappen steigt man harmlos und schnell an bis zum Übergang auf den mittleren Gletscherlappen. Dieser weist ein wunderschönes Windloch auf vor den Felsen der Coronas. Doch wenn man das Windloch, sieht, ist man noch viel zu hoch. Abenteurer bleiben auf dieser Höhe und steigen durch brandgefährliches Gelände in den Collado de Coronas ab (erfreulichereweise geht das oft ohne Unfall ab); Sicherheitsfanatiker dürfen auf dem zweiten Gletscherlappen auch in weniger steiles Gelände absteigen, um dann unterhalb des Collado de Coronas wieder in Richtung dem Grat zur Punta Oliveras Arenas aufzusteigen (auch hier ist der Ausstieg zum Grat ziemlich heikel bei Blankeis, doch zum Glück handelt es sich um gerade mal 10 kritische Meter (bei richtiger Routenwahl 1 Stunde, T4-5/L+).
Nun geht es den Grat hoch bis unterhalb der Punta Oliveras Arenas ein letztes Schneefeld (bei Blankeis sicher auch heikel) erscheint (3.250 - 3.280 m), das man in guter Spur überquert. Nun steiht man auf guter Spur auf zum Vorgipfel und darf dann endlich an der Schlüsselstelle, der Puente de Mahoma, die Hände an den Fels legen: es sind nur 10 Meter, teilweise arg ausgesetzt, doch stets mit sehr guten Griffen und Tritten (hier gibt es wohl immer wieder Unfälle) - und sofort danach steht man auf dem Dach der Pyrenäen (45 Minuten, T5).
Die Aussicht ist atemberaubend und trotz all der Mühen kann ich eine Exkursion hierher nur wärmstens empfehlen! Es ist wirklich wunderbar dort oben!
Im Abstieg versuchten wir den Gletscher zu umgehen - und siehe da! - es gelang! Natürlich bis auf die 30 Höhenmeter, die ich oben beschrieben habe und die die nächsten 5 Jahren noch überleben werden. Die Schwierigkeiten auf dieser Route sind erstaunlich gering, doch ist schon die Wegfindung von oben problematisch, wird sie von unten kaum machbar sein. Ich beschreibe es trotzdem und mit GPS-Gerät und den Alpina-Karten mag das dann auch gelingen (unser Abstiegsweg ist dort eingetragen).
Vom Gipfel zurück über die Puente de Mahoma (im Abstieg geht das schon flüssiger als im Aufstieg!) und weiter zum kleinen Gletscherrest, den man zu queren hat und den Grat hinab. Man sieht schon das Plattengelände, auf dem man recht elegant herabgehen kann, doch halte man sich weit rechts! Auf ca. 2.800 m gelangt man auf eine Moräne mit erstaunlich gutem Weg, doch ab .2550 m verliert sich dieser wieder vollkommen und man darf sich herabwurschteln, bis man auf 2.350 m den GR11.5 (Barrancs) erreicht (2,5 Stunden, T5).
Nun geht es auf sehr rustikalem GR-Wanderweg in ewigem Block-Gehangel hinab zum reizvollen Forau d'Aigualluit (2.150 m, 40 Minuten, T3+). Hier kann man baden, Füße kühlen, Wasserräder bauen oder schnell die verbleibenden 55 Minuten (T2) nach La Besurta bewältigen. Wartet man dort auf den Bus, gibt es das eiskalte Bier in riesigen Plastikbechern - herrlich!

FAZIT
Der Aneto ist und bleibt natürlich der Klassiker in den Pyrenäen, doch beachte man die Jahreszeit. Was im Frühsommer ein einfacher Spaziergang ist, wird im Spätsommer zur Mutprobe oder zum Kraftakt. Vorsicht und korrekte Einschätzung der Tour und der eigenen Fähigkeiten sind dann vonnöten. Schön ist und bleibt es sowieso! :-)
Und Achtung: Die Tour ist viel länger, als man denkt: Sind die Verhältnisse ideal, ist man in 3,5-4 Stunden oben; sind sie es nicht, werden es locker 6-8 Stunden! - Und unter vier Stunden ist der Abstieg kaum zu haben!

EMPFOHLENE LITERATUR
Pirineos, guía de los 3000m (spanisch) - Luis Alejos - sua ediciones - ISBN 9788482162775

Tourengänger: panodirk


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