Überschreitung Fleischbachspitze (3157m) - Ersatzziel wegen Neuschnee


Published by BigE17 , 16 July 2019, 21h45.

Region: World » Austria » Tirol » Rieserfernergruppe
Date of the hike:14 July 2019
Hiking grading: T6 - Difficult High-level Alpine hike
Mountaineering grading: PD
Climbing grading: II (UIAA Grading System)
Mountain-bike grading: F - Easy
Waypoints:
Geo-Tags: A 
Time: 7:15
Height gain: 1400 m 4592 ft.
Height loss: 1400 m 4592 ft.
Route:15 km
Access to start point:Von Mittersill über den Felbertauern oder von Lienz kommend nach Huben. Hier führt eine Straße nach Westen ins Defereggental. Man fährt bis Erlsbach, dann zweigt rechts die mautpflichtige Straße zum Alpengasthaus Oberhaus ab. Über diese erreicht man das Oberhaus, wo sich ein großer Parkplatz befindet.

An diesem Sonntag war die Wettervorhersage in Osttirol wie folgt: Am Alpenhauptkamm Regen, südlich davon bis 13:00 Sonnenschein. Da laut der Wetteranimation der ZAMG das Wetter in der Rieserfernergruppe am längsten halten würde, war klar, dass es dorthin gehen soll. Als Ziel wurden die Winkelspitze, die Muklaspitzen und die Mulle auserkoren. Doch daraus wurde nichts. Denn ich wusste noch nicht, dass es am Vorabend bis auf 2800m heruntergeschneit hatte.

Nichtsahnend fuhr ich mit einem Tourenpartner Lienz um 3:45 los und wir erreichten das Oberhaus in 1 Stunde. Wir brachen wegen der Wettervorhersage so früh auf. Doch schon beim Parkplatz fiel uns etwas auf: Das Wetter war keineswegs so schön wie gemeldet, die Wolken wirkten sehr bedrohlich. So starteten wir mit dem Mountainbike über den Schotterweg Richtung Jagdhausalm, bis wir die Seebachalm erreichten.

Hier stellten wir unsere Räder neben dem Weg ab und folgten dem Wegweiser in Richtung Barmer Hütte. Schon von Anfang an war der Steig sehr schlecht zu erkennen, aber gottseidank halfen neue Markierungen, ihn nicht zu verlieren. Während wir steil im Wald emporstiegen, lockerten die Wolken am Himmel zumindest ein wenig auf und stimmten uns zuversichtlich. Ein weniger gutes Zeichen war allerdings der viele Neuschnee gegenüber am Panargenkamm

Der Weg wurde schon bald flacher und so erreichten wir nach einigen Kuppen mit sumpfigem Gelände den Salzkopf. Hier sahen wir hoch zur Fleischbachspitze und erkannten, dass hier scheinbar weniger Schnee lag als am Panargenkamm - doch dieser Anblick täuschte... In angenehmer Steigung überwand der Weg östlich eines Felsgrates die ersten Blockfelder, bis wir auf 2650m einen Gletscherschliff erreichten. Hier führte der Steig nach einem Flachstück gut 30m abwärts zu einem kleinen Seelein. 

Nun verließen wir den Steig und stiegen zuerst über Schneefelder, doch schon bald durch steilen Schutt hoch auf einen Rücken. Und nun erkannten wir das tatsächliche Ausmaß an Neuschnee: Die Winkelspitze und die Muklaspitzen waren voller Neuschnee, genauso die Fleischbachspitze. Da die Fleischbachspitze jedoch deutlich leichter zu erreichen sein würde, disponierten wir auf diese um. Flach querten wir oberhalb des Kessels des nicht mehr existierenden Östlichen Fleischbachkeeses zur SO-Flanke der Fleischbachspitze, wobei wir bereits hier auf Neuschnee stießen. 

Bei der Flanke angekommen hielten wir uns stets in der Nähe des rechten Grates auf. Im Blockgelände mussten wir sehr vorsichtig sein, da der Schnee ziemlich rutschig war. Ca. 150 Höhenmeter unter dem Gipfel wurde das Gelände steiler, ab hier waren immer wieder Kletterstellen zu überwinden (I), der Neuschnee machte die Angelegenheit nicht gerade besser. Aber wir konnten trotzdem ohne große Schwierigkeiten den Gipfel erreichen. Doch eine Sache war da noch: Als wir uns weniger als 100 Hm unter dem Gipfel befanden, zog eine dicke Nebelbank zu uns und nahm uns jegliche Aussicht. So gab es kaum ein Panorama, lediglich kurz konnten wir hinunter zur Seebachalm und zum NO-Gipfel sehen. Und es wurde sehr kalt!

Also machten wir uns gleich auf den Weg. Allerdings nicht auf dem Aufstiegsweg hinunter, sondern über die Nordflanke in Richtung NO-Gipfel. Der Fels war sehr brüchig, die Felsen befanden sich unter einer dünnen Schicht Neuschnee. Daher war große Vorsicht beim Abstieg durch die Flanke geboten, es ließ sich aber trotzdem nicht vermeiden, einige Felsen loszutreten. Unten angekommen stiegen wir zuerst flach, dann leicht ansteigend im Gehgelände auf den NO-Gipfel.

Hier lockerte der Nebel ein wenig auf und wir konnten zumindest hinunter ins Tal und zurück zum Hauptgipfel sehen. Als Abstiegsweg hatten wir den Ostgrat geplant. Der oberste Teil des Grates bricht jedoch fast senkrecht ab. Bei genauerem Hinsehen konnten wir aber zahlreiche Bänder erkennen, die sich links und rechts des Grates befanden. So begannen wir mit dem Abstieg über die mit Neuschnee "überzuckerten" Bänder. Mal links, mal rechts des Grates überwanden wir den Abbruch (I). Der Fels war auch hier sehr brüchig, also war Vorsicht geboten. Die Schlüsselstelle war ein kurzer, äußerst brüchiger Kamin (I-II). Diese Passage war sehr steinschlaganfällig, ein Stein so groß wie eine Mikrowelle flog nur knapp an uns vorbei! Gleich darunter erreichten wir die erste flache Stelle am Grat.

Und jetzt passierte uns ein nicht ungefährlicher Fehler. Ein Schneefeld südlich des Grates sah trügerisch flach aus, also wollten wir über dieses absteigen. Besser wäre es gewesen, noch kurz am Grat zu bleiben und dann südseitig über Blöcke abzusteigen. Wir beschlossen, das weiche Altschneefeld mit den Schneeketten abzusteigen. Doch das Feld war viel steiler, als es von oben ausgesehen hatte. Der obere Teil hatte locker 45°, in der Mitte war es sogar 50° steil. Wegen des weichen Schnees war es ganz wichtig, beide Stöcke zur Gänze in den Schnee zu stecken. Es ließ sich nicht vermeiden, das eine oder andere Mal mit den Füßen wegzurutschen. Und dann mussten die Stöcke natürlich das ganze Körpergewicht tragen. Das passierte mir sogar 3-mal!

Nach gut 100 Hm steilem Schnee erreichten wir feines Schuttgelände, hier lag bereits kein Neuschnee mehr. Über den Schutt konnten wir angenehm in ein Kar absteigen. In etwas gröberem Schutt stiegen wir danach über eine weitere Steilstufe ab. Nun querten wir zum schon von weitem sichtbaren Salzkopf, wo wir wieder auf den Aufstiegsweg trafen. Über diesen stiegen wir zur Seebachalm hinunter und fuhren mit dem Rad zurück zum Oberhaus, wo wir um 12:00 ankamen.

Erwähnenswertes:

1. Bei guten Bedingungen ist die Tour sicher in einer halben bis zu einer ganzen Stunde schneller zu schaffen. Dann ist die Tour auch leichter zu bewältigen (T5+ und WS-).

2. Ein Seil ist bei dieser Tour nicht notwendig, da es so gut wie keine ausgesetzten Stellen gibt. Ein Helm ist allerdings dringends anzuraten, da sowohl in der Nordflanke des Hauptgipfels als auch am Ostgrat des NO-Gipfels sehr große Steinschlaggefahr besteht.

3. Da diese Tour recht kurz ist, ist sie auch ohne Bedenken machbar, wenn am Nachmittag schlechtes Wetter gemeldet ist.

4. Eine Begehung der Tour in die Gegenrichtung ist eher zu empfehlen als unsere Richtung, da man dann die schwierigsten Stellen im Aufstieg überwinden muss.

5. Ab der Seebachalm befindet man sich in einer sehr einsamen Gegend. Außerdem waren wir 2019 erst die zweiten, die die Fleischbachspitze bestiegen.

6. Die Fleischbachspitze mit anderen Dreitausendern zu kombinieren ist keine gute Idee, da so mindestens 300 Hm Gegenanstieg zu bewältigen wären.

7. Vom Westlichen Fleischbachkees kann man über eine Steilstufe ebenfalls zum Sattel zwischen NO- und Hauptgipfel gelangen.

Hike partners: BigE17


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