Klipperen zur Firnzeit

Als ich am Mittwoch die Rosswies am Frühlingsanfang bestieg, hatte ich im Hinterkopf, ob es am Sonntag wohl mit einer Firntour klappen könnte. Wenn dann klappt das im Frühling und wenn das Wetter prächtig ist. Und so kam es auch. Da ich im Rheintal eine recht hochreichende Ausaperung sehen konnte, überlegte ich eine Weile wohin es gut gehen könnte.

Letzlich wurde es die Klipperen (2066 m) oberhalb von Damüls, der hohe Ausgangspunkt und die südseitige Exposition als Firn-Versicherung gaben den Ausschlag. Vor recht genau neun Jahren war ich mal mit Schneeschuhen hier oben, seitdem war der Gipfel etwas aus dem Blickfeld geraten. Die Klipperen sei ein beliebter Winter-Gipfel liest man immer wieder, was die Dokumentation auf gängigen Plattformen angeht, ist die Frequentierung eher mäßig. Hier bei Hikr war der letzte Bericht 2015, als im März innerhalb von acht Tagen sechs Hikr dort oben standen. Bin gespannt ob sich jetzt eine ähnliche Serie anschließt.

Die Route ist damit natürlich auch schon gut dokumentiert, verlaufen ist auch Dank der Infotafel kurz nach dem Parkplatz schwierig möglich. Diese versteckt sich zwar hinter der ersten Hütte am Weg und ist der Aufstiegsrichtung abgewandt, dafür weist ein roter Pfeil "Skiroute" eindeutig die Richtung. Und zwar geht es direkt eine breite Schneise im Wald hinauf. danach geht es gemütlicher bis zur Mittleren Argenalpe (1688 m), welche aber etwas links liegen bleiben kann. Danach gehts unter den drohenden Gungern-Flanken zum westseitigen Durchstieg aufs Klipperen Gipfeldach. Der Durchstieg ist kurz etwas steiler, stellte aber auch bei harten Verhältnissen kein Problem dar.  Das Gipfeldach geht es dann wieder gemächlicher bis zum Gipfel, dort ist es nochmal etwas steiler.

Schon der Aufstieg bietet schöne Ausblicke, doch das sich immer mehr weitende Panorama macht deutlich, was für eine tolle Aussichtskanzel die Klipperen ist. Beeindruckend bleibt trotz diverser Infrastruktur auch der lange Nordabbruch bis zum Hochblanken.

Da die Tour vom Parkplatz nicht ganz so viele Höhenmeter hat war mein Plan, das Gipfeldach zwei Mal zu befahren, damit sich die Anreise auch lohnt. Auch hierfür eignet sich die Klipperen gut, da das Gipfeldach eine eher SO-geneigte und eine eher SW-geneigte Seite hat. Somit fuhr ich zunächst südöstlicher ab und hatte bis auf den noch harten Durchlass eine tolle Firnabfahrt bis etwas oberhalb der Mittleren Argenalpe. Dann gings nochmal hoch und auf der südwestlichen Seite zum Durchlass und hier deutlich direkter in perfektem Sulz hinunter. Durch den Wiederaufstieg war natürlich alles was nun unterhalb folgte an Abfahrsqualität eher mittelmäßig. Dort wo der Schatten an den Waldrändern morgens noch länger hielt ließ es sich noch passabel fahren, der Rest war tief und saugend. Die Waldschneise dann nochmal eine Spur schlechter, aber hier ist es so zerfahren, dass es auch bei gutem Firn wohl kaum Spaß gemacht hätte. Insofern war das gut zu verschmerzen.

Anmerkung erster Teil: Die Wildruhezonen auf dem Schild zu Beginn der Tour (siehe Bild XX) werden anders dargestellt als  im Vorarlberg Atlas (Link -> Sport & Freizeit -> Schutzgebiete einblenden). Sie sind als "Respektiere deine Grenzen" ausgewiesen, es wird auf freiwillige Einhaltung gesetzt. Diese scheint zu funktionieren.

Anmerkung zweiter Teil: Grundsätzlich ist die Tour mit "L" zu bewerten. Sie ist auch durchaus für Anfänger geeignet. Die Nähe zur Gungern-Flanke und die Steilheit im Bereich des Durchlasses aufs Gipfeldach sowie die zunächst nicht ganz breite Einfahrt in die Waldschneise haben mich bewogen ein "WS-" zu vergeben. Dies stimmt für mich mit der textlichen Beschreibung der Schwierigkeiten besser überein.

Anmerkung dritter Teil: Es hat zwar schon einige Spuren im Gebiet gehabt, aber dafür das es ein wunderschöner Sonntag mit guten Verhältnissen war, traf ich recht wenige Menschen. Es dürften um die 15 andere Tourengänger gewesen sein.

Ausblick: Der aktuell fallende Neuschnee wird gerade im unteren Bereich vermutlich nicht ausreichen, den ruppigen Untergrund zu überdecken. Obenraus dürfte es ganz passable Verhältnisse geben. Insgesamt dürfte die Tour aber noch lange gut sein, bei zu starker Erwärmung könnte es am ehesten in der Waldpassage störend ausapern.